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Reif für die Topklubs: Lyons Ferland Mendy im Porträt

6. März 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Außenverteidiger, denen man das Prädikat „Weltklasse“ verleihen kann, sind im Weltfußball traditionell rar gesät. Die besten Außenverteidiger der Welt spielen in der Regel auch bei den besten Teams der Welt, deswegen ist es umso wichtiger, dass die Topklubs erkennen, welche Spieler das Potenzial mitbringen um in die Weltklasse vorzustoßen. Einer von ihnen dürfte Ferland Mendy sein, der zurzeit bei Olympique Lyon unter Vertrag steht. Wir stellen ihn genauer vor!

In Le Havre gereift, in Lyon gewachsen

In seiner Jugend spielte Ferland Mendy für den AC Le Havre und debütierte dort in der Saison 2014/15 in der Ligue 2, spielte aber nur ein einziges Spiel. In der Folgesaison 2015/16 gehörte er schon häufiger zum Aufgebot der Profis, absolvierte mehr als 700 Pflichtspielminuten. Seinen wirklichen Durchbruch in der Ligue 2 und in Le Havre schaffte er im Sommer 2016. Dort reifte er zum Stammspieler und war aus der ersten Elf nicht mehr wegzudenken. Mendy stand in 35 Ligaspielen auf dem Platz, war an 7 Toren beteiligt und spielte sich in das Blickfeld einiger Teams in der Ligue 1. Da der Aufstieg mit Le Havre nicht gelang, war der Schritt für ihn der richtige.

 (Photo by Pascal PAVANI / AFP)

Olympique Lyon sicherte sich im Sommer 2017 die Dienste des jungen Franzosen und überwies rund 5 Millionen Euro nach Le Havre. OL ist dafür bekannt einerseits eine sehr gute Jugendabteilung zu haben, andererseits auch über ein gutes Scouting zu verfügen, das dafür sorgt, dass viele spannende, junge Spieler bereits verpflichtet werden, bevor sie bei anderen Topklubs auf der Liste standen. In den ersten Wochen und Monaten pendelte Mendy in Lyon etwas zwischen der Startelf und der Ersatzbank, fand sich aber schnell zurecht und ihm gelang der Sprung zum Stammspieler.

Rasante Entwicklung, konstant hohes Niveau

In der Rückrunde der Saison 2017/18 stand Mendy in fast jedem Ligaspiel von Beginn an auf dem Platz, sammelte insgesamt über 2500 Pflichtspielminuten und stellte sich schnell als Schnäppchen heraus. Mendy zeigte von Beginn an, dass er sehr lernfähig ist, ging das höhere Tempo in der Ligue 1 spielend leicht mit, hatte kaum Anpassungsschwierigkeiten. Bruno Genesio forderte und förderte Mendy, der seine Leistungen in der laufenden Saison nicht nur bestätigen, sondern auch noch verbessern konnte.

Der 23-jährige ist unangefochtener Stammspieler, sitzt nur ganz selten mal auf der Bank, absolvierte in der Champions League alle 7 Partien über die gesamte Spielzeit und wurde sowohl als linker Außenverteidiger als auch im linken Mittelfeld eingesetzt, als Genesio mehr Stabilität generieren wollte. Für Ferland Mendy war der Schritt nach Lyon ein voller Erfolg, hier kann er in der Champions League spielen, sich in der Ligue 1 beweisen. Zudem wurde Mendy zum Nationalspieler, debütierte im November 2018 gegen Uruguay und hat trotz starker Konkurrenz gute Chancen künftig weitere Einladungen zu erhalten und sich für die EM 2020 gut zu positionieren. Vielleicht gelingt das ja auch mit einem weiteren Vereinswechsel und dem nächsten Schritt in seiner Karriere.

(Photo by ROMAIN LAFABREGUE / AFP) 

Denn auch wenn die Zahlen nicht spektakulär klingen ist Mendy ein zuverlässiger, hart arbeitender Außenverteidiger, der nicht nur über Offensivqualitäten verfügt. 3 Tore und 3 Torvorlagen in 36 Einsätzen geben den Wert Mendys für die Offensive nur unzureichend wieder. Denn Mendy ist ein technisch starker Passspieler, der sich als Außenverteidiger viel im Aufbau beteiligt. Ihn kann man den Ball bedenkenlos zuspielen und er rennt nicht nur die Linie rauf und runter, sondern sorgt schon im Aufbau dafür, dass Struktur im Spiel herrscht, erkennt freie Räume und ist in der Lage präzise, lange Bälle über das gesamte Spielfeld zu schlagen. Auch im Gegenpressing ist Mendy wichtig, er kann sehr gut einschätzen wann es erfolgsvorsprechend ist nach dem Ballverlust aggressiv auf den ballführenden Spieler zu gehen, die Passwege konsequent zuzustellen. So erarbeitet sich OL oftmals zweite Chancen und hält den Druck aufrecht.

Ausbalanciert, schnell, klug – Mendy ist reif für einen Topklub

Auch im taktischen Bereich ist Mendy bereits sehr weit. Er spielt vorausschauend, kann das Risiko enorm gut abwägen und sorgt auf dem Platz für die Balance. Einen Außenverteidiger auf Topniveau zu finden, der offensiv und defensiv Qualitäten hat und insgesamt gut ausbalanciert ist, ist alles andere als einfach. Zudem ist Mendy extrem antritts- und sprintstark, seine Läufe sind häufig mit einem entsprechenden Raumgewinn verbunden. Seine Ballführung ist zudem sehr eng und er kann sich auch in komplizierten Drucksituationen befreien. Ferland Mendy bringt also alles mit um sein Niveau noch einmal zu erhöhen und bei einem Topklub den nächsten Schritt zu machen, auch wenn er noch das ein oder andere Defizit hat. Insgesamt muss er noch etwas effizienter in der Offensive werden und seine Geschwindigkeit und Übersicht konsequenter ausnutzen, zudem spielt er in der Defensive zwar stabil, ist vereinzelt aber noch etwas zu lässig. An diesen Dingen kann man – gerade in diesem Alter – noch arbeiten, das Gesamtpaket überzeugt.

Mit seinen Auftritten in dieser Saison, auch in der Champions League, als er mit Olympique unter anderem in beiden Spielen gegen Manchester City ungeschlagen blieb und zuhause gegen den FC Barcelona ein 0:0 einfuhr, hat er bewiesen, dass er das Niveau besitzt um den nächsten Schritt in seiner Karriere zu gehen. Sein Vertrag in Lyon läuft noch bis 2023 und das bedeutet für die potenziellen Interessenten, dass man viel Geld auf den Tisch legen muss um sich die Dienste des Spielers zu sichern. Doch wohin könnte es Mendy im Sommer ziehen, welcher Klub hat Bedarf? Nun, im Grunde: eigentlich fast jeder.

Der FC Barcelona soll Mendy laut spanischen Medien bereits mehrfach beobachtet haben, allerdings haben die Katalanen den Vertrag mit Jordi Alba langfristig verlängert. Alba wird als Stammspieler gesehen, die Backup-Rolle wäre für Mendys Ansprüche eigentlich zu wenig und warten, bis Alba aufhört, dauert zu lange. In Frankreich käme lediglich PSG als Kandidat in Frage, ansonsten könnte sich vor allem bei englischen Klubs etwas auf dieser Position tun. Manchester City hat bereits angekündigt, dass man auf der Linksverteidigerposition nach neuen Spielern Ausschau hält, hinsichtlich des Spielstils und des Potenzials würde Mendy durchaus zu den „Skyblues“ passen. Aber wer weiß, vielleicht spielt der 23-jährige vor der EM 2020 auch noch ein Jahr im gewohnten Umfeld in Lyon. Den nächsten Schritt wird er ohnehin irgendwann gehen (müssen).

(Photo by FRANCK FIFE / AFP)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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