Schalke vor dem Revierderby gegen den BVB: Die Chance auf den großen Schub

Neun Punkte aus 21 Spielen, nur ein Saisonsieg, neun Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Die Lage beim FC Schalke 04 ist prekär. Nun ist ausgerechnet das Derby gegen Borussia Dortmund der Grund für den letzten Glauben an einen großen Schub.
- Schalke 04 mit dem Mut der Verzweiflung
- Kann ein angeschlagener BVB bezwungen werden?
- Mehr Präzision in der Offensive gefordert
Schalke 04: Ohne Schlagzeilen geht es nicht
Dass der FC Schalke 04 regelmäßig Schlagzeilen schreibt, ist keine Neuigkeit. In dieser Saison legte man sich bei den Königsblauen aber mächtig ins Zeug. Auch unter der Woche gab es Neuigkeiten – und zwar Jochen Schneider (50) betreffend. Schalke 04 bestätigte, dass sich die Wege mit dem Vorstand Sport und Kommunikation am Saisonende trennen werden. Schneider ist nicht mehr in die Planungen für die kommende Saison involviert. Doch im Fokus steht vor allem die sportliche Situation.
Das 0:0 gegen Union Berlin am vergangenen Wochenende war ein Schritt nach vorne. Doch dieser Schritt war derart klein, dass er den Königsblauen auch nicht besonders weiterhelfen konnte. Zumal mit Mainz, Bielefeld und Hertha BSC drei der Konkurrenten ebenfalls einen Zähler einfahren konnten. Schalke tritt also auf der Stelle, gute Ansätze hin oder her. Christian Gross (66), der das Traineramt vor wenigen Wochen übernahm, sieht eine positive Entwicklung, aber die Zeit drängt.
Das Derby gegen den BVB als Hoffnungsschimmer
Nun steht das Derby gegen Borussia Dortmund auf dem Programm. Traditionell ist dieses Spiel – unabhängig der jeweiligen Ausgangslage – eines der wichtigsten Spiele der Saison. Die bedrohliche Lage bei Schalke 04 und die großen Konstanzdellen beim BVB machen dieses Spiel aber besonders interessant. Auf Schalke hat man die Hoffnung, nach dem Sieg gegen die TSG Hoffenheim (4:0) nun den zweiten Saisonsieg einzufahren.
Wenig spricht dafür, dass dies gelingt. Die Form ist nicht gut, der Unterschied in Sachen individueller Klasse ist immens. Doch es handelt sich noch immer um ein Derby. Und Derbys sind in den seltensten Fällen normal, das zeigte das 4:4 nach 0:4-Rückstand vor wenigen Jahren oder der 4:2-Sieg der Schalker, der dem BVB 2019 einen massiven Dämpfer im Titelkampf versetzte. Nun empfangen die Königsblauen ohne die Unterstützung der Fans den BVB im eigenen Stadion. Und wieder hofft die Mannschaft, hoffen die Verantwortlichen, dass die üblichen Regeln im Fußball an diesem Samstagabend nicht gelten.
Mögliche Ansätze für Schalke 04
Es waren die Neuzugänge im Winter, die Schalke 04 ein wenig Hoffnung gaben. Sead Kolasinac (27), der vor Mentalität nur so strotzt und sich für eine Rückkehr zu seinem Ex-Klub entschied, hatte sofort einen positiven Einfluss. Auch Shkodran Mustafi (28), der Kabak-Ersatz, zeigte gegen Union Berlin eine engagierte Leistung und machte kaum Fehler. William (25) ist eine Belebung auf der rechten Seite. Lediglich Stürmer Klaas-Jan Huntelaar (37) spielt noch keine Rolle, plagt sich mit Blessuren herum. Die Hoffnung, dass sein Torinstinkt die Offensive belebt, ist aber weiter vorhanden.
Die Ansatzpunkte gegen Borussia Dortmund liegen auf der Hand. Die Spieler der Königsblauen müssen sich auf dem Platz zerreißen und alles geben. Defensive Kompaktheit ist ein Schlüssel, nach vorne benötigt Schalke 04 mehr Präzision als zuletzt. Borussia Dortmund tut sich gegen kompakte Mannschaften, die die Räume eng machen und punktuell nach vorne spielen, häufig schwer. Patzer gegen Mannschaften wie Freiburg, Mainz, Union Berlin oder Köln sprechen eine klare Sprache. Die individuelle Überlegenheit reicht oftmals nicht, wenn der Gegner einen guten Plan hat und über sich hinaus wächst.
Die Fragezeichen in der Offensive
Positive Ansätze in den letzten Wochen sind bei Schalke zweifelsohne vorhanden, im Offensivbereich sieht man sich bei der Betrachtung der Spiele der Königsblauen aber mit Fragezeichen konfrontiert. Dortmund bietet zwar zuweilen etwas an und wirkt gegenwärtig nicht vollumfänglich sattelfest, im Minutentakt dürfte die Elf von Christian Gross aber auch nicht eingeladen werden. Präzision im letzten Drittel ist neben einem zielführenden Rausspielen aus der eigenen Defensive das A und O. Viele Angriffe in den letzten Spielen waren aber zum Haareraufen. An der Alten Försterei gegen Union waren schlampige Abspiele und das mehrfache Verpassen des richtigen Moments für den Steilpass ausschlaggebend für viele vergebene Konterchancen.
Der junge Matthew Hoppe (19), einer der Hoffnungsträger, ist zwar mit einem großen Selbstvertrauen ausgestattet, trifft aber logischerweise noch falsche Entscheidungen. Alleine die Option zu haben, Huntelaar nach 60 oder 70 Minuten für ihn bringen zu können, wäre wichtig. Er fällt allerdings weiter aus, das bestätigte S04 vor dem Derby. Wie es gehen kann, zeigte zuletzt Nabil Bentaleb (26), der nach seinem Comeback in Berlin zumindest bis zur 55./60. Minute sehr agil war und die Bälle in der Tiefe recht gut verteilte. Kommt aus dem Spielaufbau, also aus der eigenen Defensive, mehr Struktur in das Spiel, dann hat es die gesamte Mannschaft einfacher.
Das gilt auch für Amine Harit (23), der zuletzt sehr umtriebig war und viel versuchte. In einigen Szenen wirkte der Kreativspieler aber sehr unglücklich. Das lag an dem hohen Aufwand, der betrieben werden musste, damit Schalke zu guten Torchancen kam. Die Unzulänglichkeiten sorgen dafür, dass die Mannschaft wieder daran arbeiten muss, den Ball zurück zu erobern. Und das kostet Zeit und Kraft. Für das offensive Verhalten und die Durchschlagskraft, nicht nur gegen Dortmund, ist es also wichtig, dass die Zahnräder im Spiel ineinander greifen und Schalke gesamtmannschaftlich Fortschritte macht. Davon profitiert im Endeffekt jeder.
Der mögliche Derbysieg als große Chance
Ja, Schalke 04 hat sich in einigen Teilen des eigenen Spiels verbessert. Dennoch müssen viele Faktoren zusammen kommen, damit der Derbysieg für die Königsblauen realistisch wird. Sollte es tatsächlich dazu kommen und Schalke 04 schlägt Borussia Dortmund am Samstagabend, könnte das einen entscheidenden Schub geben und das Selbstvertrauen der Mannschaft steigern. Das ist dringend notwendig, denn mit einer weiteren Niederlage in die kommenden Wochen zu starten, wäre fatal.
Das Programm hat es nämlich in sich. Nach dem Derby stehen Duelle mit Stuttgart, Mainz, Wolfsburg, Gladbach und Leverkusen an. Angesichts des großen Rückstandes müssen Punkte her – und zwar so schnell wie möglich. Die Mannschaft und die Verantwortlichen glauben noch immer an den Klassenerhalt, kommunizieren das nach Außen. Nun stehen die wichtigsten 90 Minuten der bisherigen Saison an, die eine große Chance mit sich bringen. Womöglich gar die letzte.
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(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)
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