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„Schalke ist der HSV des Westens“ – Warum bei beiden Teams der Wurm drin steckt

30. Januar 2017 | Spotlight | BY Jannik Schluter

NDR-Reporter Lars Pegelow verglich im Doppelpass Schalke 04 mit dem Hamburger SV. Beide Vereine verloren an diesem Spieltag gegen direkte Konkurrenten. Ist an der Aussage etwas dran?

HSV- Harmlos, Schwach, Verunsichert – so beschrieb Sky-Kommentator Holger Pfandt die Leistung von Hamburg gestern im Spiel gegen Ingolstadt. Auch Sportdirektor Jens Todt findet deutliche Worte:

„Die erste Stunde des Spiels war eine der schlechtesten Leistungen von uns in dieser Saison“ [Sky]

Die 3:1-Niederlage in so einem wichtigen Spiel im Abstiegskampf spiegelt die aktuelle Situation des Bundesliga-Dinos wieder. Nach einer zuletzt guten Phase vor der Winterpause wurden die letzten beiden Spiele wieder verloren.

(Photo by Marc Mueller/Bongarts/Getty Images)

Viele Experten sehen Hamburg bald in die zweiten Liga, zwei Mal stand man in der Relegation in den letzten Jahren kurz vor dem Fall. Die vergangene Saison machte hingegen ein wenig Hoffnung, der zehnte Platz war durchaus als Erfolg zu erachten. Nun steht die Mannschaft aus dem Norden auf Platz 17. Das einzig Positive an der aktuelle Tabellensituation ist die ebenfalls schwache Konkurrenz, die ähnlich miserabel punktet. Darmstadt 98 ist bereits jetzt ziemlich abgeschlagen, Ingolstadt und Bremen sind hingegen in Reichweite. Jedoch ist bei den Schanzern und Werder in der letzten Wochen ein positiver Trend zu beobachten. Bremen hat die vergangenen beiden Spiele zwar verloren, die aber nur knapp gegen die Spitzenteams Dortmund und Bayern. Ingolstadt hat mit Mike Walpurgis jetzt anscheinend einen passenden Trainer gefunden, so wurde am Wochenende überraschend beim VfL Wolfsburg gewonnen. Selbst das Erreichen des für die Hamburger schon fast „obligatorischen“ Relegationsplatzes wird angesichts der momentanen Leistungen eine echte Herausforderung.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Schlecht sieht es zur Zeit auch bei Schalke 04 aus. Der aktuell zehnte Platz wäre für Hamburg eine Wunschvorstellung, für die Königsblauen ist dies dagegen fast eine Blamage. Mit großen Hoffnungen wagte S04 in dieser Saison einen Umbruch – neuer Sportdirektor, neuer Trainer. Die Anfangseuphorie um Heidel und Weinzierl ist jedoch bereits verflogen. Nach der Niederlagenserie zu Beginn schien Schalke zwischenzeitlich zum Aspiranten um die internationalen Plätze zu werden, dann gab es wieder Rückschläge. Die 0:1 Pleite gegen Frankfurt markiert zur Zeit den negativen Höhepunkt, die Fans pfiffen die Mannschaft nach dem Spiel gnadenlos aus. Um noch in die Europa League zu kommen, müssen unbedingt Siege her. Am nächsten Spieltag wird dies ein durchaus schwieriges Unterfangen, es geht nach München zum Tabellenführer. Sollte Schalke auch am Ende der Saison in der zweiten Tabellenhälfte stehen, wird eine Diskussion um Weinzierl und Heidel unvermeidlich sein. Der ein oder andere Schalke-Fan hat in den sozialen Netzwerken gar schon Sehnsucht nach dem vor wenigen Monaten geschassten Manager Horst Heldt, unter welchem Schalke zumindest international spielte.

Für beide Teams geht es in Ruhe zu arbeiten, Punkte zu holen und Konstanz herzustellen – schon die Umsetzung des ersten Faktors bereitet enorme Probleme. Stattdessen gibt es konstante Unruhe. Aus dem Umfeld sickern seit Jahren dauerhaft irgendwelche internen Geschichten an die Presse. Aktuell dominiert die Klage von Emir Spahic die nichtsportlichen Schlagzeilen beim HSV. Bei beiden Teams gibt es zudem eine dauerhaft anhaltende Trainerfrage. Weinzierl und Gisdol wurden dabei noch weitestgehend verschont, allerdings schlägt bei keinen anderen Bundesliga-Vereinen das Pendel in Krisenzeiten so schnell um.

Damit der Dino weiterhin der Dino der Liga bleibt und Schalke die Saison noch retten kann, muss die sportliche Wende zeitnah geschafft werden. Denn mit jeder Niederlage steigt die Unruhe und umso größer die Unruhe, desto schwieriger wird es, Punkte zu holen. Das direkte Duell der beiden Brandherde gibt es übrigens am vorletzten Spieltag. Nicht auszuschließen, dass es dann immer noch heißt: der HSV gegen seine Kopie aus dem Westen.


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