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Stöger und Nouri: Krisentrainer vor dem direkten Duell

16. Oktober 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Werder Bremen und der 1. FC Köln haben einen schwachen Saisonstart hingelegt, stehen auf den Plätzen 17 und 18 und haben 4 respektive 1 Zähler auf dem Konto. Während Bremen phasenweise sehr ordentlich spielte, sich aber zu selten belohnte, hat der „Effzeh“ auch fußballerisch seine Schwierigkeiten und die Verunsicherung macht sich auf dem Platz bemerkbar. Hinzu kommt hier auch noch die Doppelbelastung durch den Europapokal. 

Erstaunlich: Beide Trainer stehen öffentlich nicht in der Kritik. Vor dem direkten Duell am kommenden Sonntag ist aber klar, dass beide unbedingt ein gutes Ergebnis benötigen, um nicht vor dem Aus zu stehen. Noch ist es ruhig. Bei beiden Teams. Noch ist Zeit, um entgegenzusteuern.

Die Situation in Köln

Nach der Europapokalqualifikation und dem Verlust von Modeste war man sich beim 1. FC Köln einig, dass diese Saison zumindest eine durchwachsene, auf jeden Fall aber eine anspruchsvolle werden wird. Doch mit so einem Saisonstart hat man nicht gerechnet. Einige Spieler laufen ihrer Form hinterher, Verletzungen wie die von Hector sind nur schwer zu ersetzen und die Neuzugänge haben Probleme mit der Akklimatisierung, weil der Rhythmus in der Mannschaft nicht vorhanden ist, die Automatismen nicht stimmen. Stöger versucht viel und traut sich immer wieder an neue Ansätze heran, bisher bleibt der Erfolg aber aus.

(Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Jörg Schmadtke betonte, dass er Peter Stöger weiterhin vertraut und der Trainer nicht zur Diskussion steht. Die Kaderzusammenstellung von Schmadtke und Stöger war vielleicht nicht ideal, aber es kommen insgesamt einfach sehr viele Faktoren zusammen, die im Moment für diese Negativentwicklung verantwortlich sind. Innerhalb des Vereins herrscht Ruhe, die auch nach außen so kommuniziert wird. Klar ist aber auch, dass es nun definitiv Ergebnisse braucht, damit man nicht permanent mit unangenehmen Fragen konfrontiert wird und konzentriert weiterarbeiten kann.

Die Situation in Bremen

Gegen Hoffenheim, Schalke und Bayern spielte Bremen jeweils mindestens über gewisse Strecken sehr ordentlich, belohnte sich aber nicht oder hatte, wie in Hoffenheim, etwas Pech. Auch gegen den HSV beim Punktgewinn kämpfte man, zeigte ordentliche Ansätze, aber auch hier fehlte der letzte Punch. Junuzovic war längerfristig außer Gefecht, Delaney ist nicht so effizient wie in der Rückrunde und der wohl noch bis Ende Oktober anhaltende Ausfall von Kruse, der in der vergangenen Saison in überragender Form war, schmerzt extrem. Dazu hat der neue Stürmer Belfodil noch keinen großen Einfluss auf das Spiel.

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Doch was kann man machen, wenn die Leistungen teilweise sogar gut waren? Neue Akzente zu setzen hat bisher noch nicht funktioniert, Trainer Nouri kann sich nicht viel vorwerfen. Lediglich die bisherige Nichteinbindung von Offensivspieler Eggestein, der mit seiner Unbekümmertheit sicher hätte weiterhelfen können, kann kritisch beäugt werden. Frank Baumann hat nach der 0:2-Niederlage gegen Gladbach klargestellt, dass Nouri gegen Köln definitiv auf der Bank sitzen wird. Danach? Das wird davon abhängen, welche Resultate in den kommenden Spielen eingefahren werden.

Tendenzen bei beiden Klubs

Der 1. FC Köln spielt am Donnerstag in der Europa League bei BATE Borisov. Gegen die Weißrussen könnte man sich mit Selbstvertrauen ausstatten, um am Wochenende gegen Bremen mit etwas Rückenwind ins Spiel gehen. Auch wenn Peter Stöger das Vertrauen genießt, weiß er, dass Resultate benötigt werden. Die Defensive muss stabil stehen, die Offensive mehr Gefahr als in den vergangenen Spielen entwickeln, dabei das Tor unbedingt treffen. Nach dem Spiel gegen Bremen geht es im Pokal zur Hertha, dann im nächsten Bundesligaspiel nach Leverkusen. Eine Kehrtwende muss jetzt langsam auf den Weg gebracht werden, ehe eine Trainerdiskussion auch intern unvermeidbar ist.

Werder hat den Vorteil, dass man in der gesamten Woche in Ruhe arbeiten kann und nicht noch ein Spiel im Europapokal absolvieren muss. Die Kräfte, aber auch die akribische Vorbereitung sollten eher für Werder sprechen. Alexander Nouri dürfte im Spiel gegen Köln auf den eher formschwachen Bargfrede verzichten und mit Maximilian Eggestein einen neuen Impuls bringen. Auch in der Offensive könnte man, diesmal von Beginn an, über einen Eggestein nachdenken, nämlich über Johannes, der gegen Gladbach eingewechselt wurde. Positiv: Bremen konnte auswärts bisher dreimal Remis spielen, verlor nur in Hoffenheim. Nach dem „Schicksalsspiel“ geht es im Pokal gegen Hoffenheim, dann kommt der FC Augsburg ins Weserstadion. Eines dieser Spiele muss Nouri zwingend gewinnen, sonst wird es auch für ihn eng.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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