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U20-WM: Mit Adli, Florentino und Lee: Player to Watch, Teil II

23. Mai 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Spotlight | Vom 23. Mai bis zum 16. Juni findet in Polen die U20-Weltmeisterschaft statt. 24 Teams kämpfen um den Titel, zahlreiche spannende junge Talente nehmen an diesem Turnier teil. Spieler wie Gedson Fernandes, Diogo Dalot, Dan-Axel Zagadou oder Evan N’Dicka sind bereit bekannt, andere hingegen weniger oder hierzulande noch nicht bei jedem Fußballfan auf dem Radar. Wir stellen einige spannende Spieler dieses Turniers kurz vor!

Teil 1, unter anderem mit William Saliba, Timothy Weah und Agustin Almendra, findet ihr hier!

Yacine Adli (18, Mittelfeld, Frankreich)

Mit dem FC Bayern und dem FC Arsenal wurde er in Verbindung gebracht, als er noch bei Paris Saint Germain spielte. Yacine Adli, der bei PSG vor allem mit beeindruckenden Auftritten in der UEFA Youth League auf sich aufmerksam machen konnte, wechselte zur Rückrunde zur Girondins nach Bordeaux und erhoffte sich dort den sofortigen Durchbruch. Doch auch ein Spieler seiner Klasse und mit seinem Talent muss Geduld haben. 6 Einsätze konnte Adli in der Rückrunde verzeichnen, die ersten wichtigen Schritte in der Ligue 1 sind für ihn also gegangen. Nun darf er sich auf einer großen Bühne zeigen!

Wie angesprochen zeigte Adli bei PSG vor allem in der Youth League sehr gute Leistungen, dominierte viele Spiele durch seine beeindruckende Physis. Dieser physische Vorteil besteht bei den Profis nicht mehr in dieser Ausprägung, trotzdem zeigt sich Adli auf dem Platz stets mit einer breiten Brust. Zu seinem Spiel im Mittelfeld gehört es einen guten Überblick über das Geschehen auf dem Platz zu haben, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Adli kann den Ball gut abschirmen, ist sehr dynamisch und treibt die Kugel mit schnellen, großen Schritten nach vorne. Im Offensivdrittel versucht er häufig kreativ zu werden, den letzten Pass zu spielen, was ihm aber noch nicht immer gelingt. Auch muss er noch häufiger abspielen anstatt im Mittelfeld ins Dribbling zu gehen. Bei der U20-Weltmeisterschaft könnte Adli – wie früher im Jugendbereich – als Freigeist agieren und somit eine sehr gute Rolle spielen.

Andriy Lunin (20, Torhüter, Ukraine)

Dass sich die Ukraine durchaus Hoffnungen auf die K.O.-Runde machen darf, liegt auch an ihrem stabilen Torhüter Andriy Lunin. Der 20-jährige stammt aus der Jugend von Dnipro Dnipropetrovsk, spielte später für Zorya Luhansk, ehe es ihn zu Real Madrid zog. Die „Königlichen“ sicherten sich im Sommer 2018 die Dienste des Torhüters, verliehen ihn aber prompt innerhalb der Liga, zu Leganes. Seine Premierensaison in Spanien verlief nicht gerade ideal, insgesamt absolvierte Lunin nur 7 Pflichtspiele, kassierte dabei 7 Gegentore.

Seine Leistungen bei der WM in Polen werden aber auch deswegen doppelt spannend zu verfolgen sein. Denn Lunin will sich nun auf der großen Bühne zeigen und seine Qualitäten unter Beweis stellen. Nach einem nicht unbedingt verlorenen, aber doch nicht idealen Jahr, kann er sich für ein mögliches weiteres Leihgeschäft empfehlen und potenzielle Interessenten auf sich aufmerksam machen. Lunin ist generell als sehr agiler Torhüter zu charakterisieren, der sich im Strafraum viel bewegt, der mitspielen will. Das bringt Vorteile mit sich, aber auch eine gewisse Fehleranfälligkeit, wenn er das Spiel schnell machen will. So sieht man mitunter Probleme in der Strafraumbeherrschung, die guten Anlagen und das Gesamtpaket sind aber eigentlich vorhanden. Man darf gespannt sein, in welcher Verfassung Lunin sich präsentiert!

Florentino (19, Mittelfeld, Portugal)

Er ist 19 Jahre alt, hat bisher noch keine allzu großen Einsatzzeiten bei den Profis von SL Benfica auf dem Konto, wird aber schon mit Vereinen wie Manchester City in Verbindung gebracht: Florentino. Der Mittelfeldspieler stammt aus der starken Jugendabteilung von Benfica und gehört seit dem Winter erst regelmäßig zur Profimannschaft des Klubs. Sein Vertrag läuft bis 2023, seine Ausstiegsklausel liegt bei 60 Millionen Euro und seit Januar 2017 spielt er in der U20-Nationalmannschaft Portugals. All das ist kein Zufall.

(Photo by PATRICIA DE MELO MOREIRA / AFP)

Florentino ist kein typischer, portugiesischer Mittelfeldspieler, der vor allem aufgrund der technischen Qualitäten im Mittelpunkt steht. Er ist vielmehr ein Arbeiter, der vor allem die Aufgabe hat dem gegnerischen Mittelfeld das Leben so schwer wie möglich zu machen. Und das gelingt ihm auch. Florentino verfügt über eine gute Antizipation und Physis, geht weite Wege und führt viele Zweikämpfe. Er ist ein enorm unangenehmer Gegenspieler, der nie müde zu werden scheint. Seine Tacklings sind geprägt von einem guten Timing, notfalls greift Florentino zu einem Foul. Und: Auch wenn er nicht gerade mit seiner Technik auffällt, so ist er doch ein solider Aufbauspieler, der gerade lange Bälle auf die Außenbahnen mit einer guten Präzision schlagen kann. Nach Ballgewinnen kann man von ihm aber keine Kabinettstückchen oder Schlüsselpässe erwarten, er liefert die Kugel „nach getaner Arbeit“ lieber beim nächstbesten Mitspieler ab.

Ezequiel Barco (20, Flügelspieler, Argentinien)

Ein 20-jähriger, hochtalentierter argentinischer Youngster, der zurzeit in der MLS spielt? Das klingt nicht gerade sehr wahrscheinlich, trifft auf Ezequiel Barco aber zu. Seit Januar 2018 spielt er bei Atlanta United, wechselte damals von Independiente zum MLS-Klub. Dort gehört er zu den Topspielern, kam auch in dieser MLS-Saison schon wieder auf 5 Scorerpunkte in 8 Spielen. Bei Atlanta kann er in Ruhe reifen, Dinge ausprobieren, auch einmal Fehler machen ohne seinen Stammplatz zu verlieren. Der Schritt in die USA mag zwar also ungewöhnlich erscheinen, bisher lohnte er sich für Barco aber vollends, denn aus dem Dunstkreis der U20 verschwand er nicht – im Gegenteil.

Was man seinem Spiel auf jeden Fall anmerkt: Barco strotz nur so vor Selbstvertrauen. Er hat eine extrem breite Brust, traut sich selbst viel zu und weiß persönlich einfach, wie gut er ist. Zuhause ist er auf dem Flügel, aber Barco dribbelt häufig in die Mitte, sucht den Doppelpass mit seinen Mitspielern und selbst immer wieder den Weg zum Tor. Sein Abschluss ist gut, sein Auge für die Mitspieler ebenfalls und seine Ballführung ist sehr eng, er behält auch unter Drucksituationen stets die Nerven, trifft richtige Entscheidungen. Ein Faktor ist natürlich, dass er „nur“ in der MLS spielt, der nächste Karriereschritt nicht in allzu weiter Ferne liegen sollte. Mit einer guten Weltmeisterschaft könnte er den nächsten Schritt möglicherweise schon im Sommer gehen.

Bruno Mendez (20, Verteidiger, Uruguay)

Innenverteidiger Bruno Mendez zählt zu den absoluten Topspielern der U20-Nationalmannschaft Uruguays. Mendez wurde in Uruguay ausgebildet, wechselte aber im Februar dieses Jahres zu den Corinthians nach Brasilien. Etwas mehr als 3 Millionen Euro investierte der Klub für die Dienste des 20-jährigen – und das dürfte sich auszahlen. Denn Mendez bringt alle Qualitäten mit um als Führungsspieler durchzustarten.

Mendez ist nicht nur physisch stark und besitzt ein sehr gutes Timing im Zweikampf, er spielt für sein Alter auch bereits extrem vorausschauend, verfügt über eine hervorragende Antizipation. Er ist er absolute Anführer der U20-Nationalmannschaft, debütierte sogar bereits in der A-Nationalmannschaft. Natürlich ist es zu früh ihn mit einer Legende wie Diego Godin zu vergleichen, aber es sind schon einige Parallelen erkennbar. Abgesehen von den physischen Elementen ist Mendez auch im Spielaufbau engagiert, versucht viel und will sich permanent weiterentwickeln. In Polen könnte er der Schlüssel zum Erfolg für die Mannschaft Uruguays sein.

Kang-in Lee (18, Mittelfeld, Südkorea)

Kang-in Lee ist einer der größten Hoffnungsträger der südkoreanischen Juniorennationalmanschaften. Der offensive Mittelfeldspieler wechselte schon 2011 aus Südkorea in die Jugendabteilung des FC Valencia und ging dort die nächsten Schritte in seiner Karriere. Im Sommer 2018 verlängerte Lee seinen Vertrag in Valencia bis 2022, in der Saison 2018/19 durfte er zudem einige Male bei den Profis hereinschnuppern. Immerhin 11 Pflichtspieleinsätze sammelte der 18-jährige, der, wenn er weiter hart an sich arbeitet, eine große Zukunft vor sich hat.

(Photo by BENJAMIN CREMEL / AFP)

Doch was macht den Südkoreaner aus, welche Qualitäten bringt er mit? Die Anlagen des Kreativspielers sind nahezu verrückt. Es ist nicht nur die enge Ballführung, es sind nicht nur die schnellen Haken oder das enorme Raumverständnis, das Lee auszeichnet. Er bewegt sich im 10er-Raum – und das ist beeindruckend – instinktiv richtig, erkennt, wann er mit Tempo auf die Abwehr zulaufen muss, wann er das Tempo herausnehmen muss und wann sich möglicherweise lukrative Kombinationen ergeben. Lee dribbelt häufig, versucht seine Mitspieler in Szene zu setzen und den bestmöglichen Pass zu spielen. Überdies ist Lee extrem laufstark, schaltet sich häufig auch in die Defensive ein und ist ein wertvolles Mitglied des gesamten Defensivkonstrukts.

Ebenfalls zu beachten: Sebastian Walukiewicz (Verteidiger, Polen), Moussa Diaby (Flügelspieler, Frankreich), Ibrahima Niane (Stürmer, Senegal), Luis Sinisterra (Flügelspieler, Kolumbien), Trincao (Angreifer, Portugal), Vladyslav Supriaha (Ukraine).

(Photo by NICOLAS TUCAT / AFP) 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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