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Vor dem Borussen-Duell: Raffael als Faktor X

22. September 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Dass Raffael ein eminent wichtiger Spieler für Borussia Mönchengladbach ist, ist kein Geheimnis. Dass der durchwachsene Saisonstart auch ein wenig mit ihm und seiner Form zu tun hatte, ebenfalls nicht. Das Spiel am Dienstag in der englischen Woche gegen den VfB Stuttgart könnte dem Offensivspieler der Gladbacher sehr gut getan haben. Er erzielte zwei Treffer und führte die Borussia damit zum Sieg. 

Nun steht Gladbach nach 5 Spielen mit 8 Punkten auf Platz 7 in der Tabelle. In dieser Region will man sich auch am Ende befinden, doch dafür benötigt man Konstanz in den eigenen Leistungen. In den vergangenen Jahren sah Mönchengladbach in Dortmund häufig überhaupt nicht gut aus, diesem Trend will man am morgigen Samstag im Topspiel entgegenwirken.

Heim- und Defensivstarker BVB

Doch Gladbach tritt beim derzeitigen Tabellenführer an. Dortmund steht bei 13:0 Toren und 13 Punkten, verfügt also über die beste Defensive und gleichzeitig die beste Offensive der Liga, ist traditionell ein heimstarker Klub, der trotz einigen Ausfällen bereits sehr gut unter Trainer Peter Bosz funktioniert. Allerdings ist auch beim BVB nicht alles Gold, was glänzt. Bei laufstarken und disziplinierten Freiburgern spielte Dortmund zu umständlich und kam zu wenig hochprozentigen Chancen, in der Königsklasse verlor der Klub bei Tottenham.

(Photo by ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images)

Borussia Dortmund steht unter Peter Bosz sehr hoch, legt im 4-3-3 viel wert auf ein aggressives und konsequentes Pressing durch den Dreiersturm. Der BVB betreibt einen hohen Aufwand, die 8er schalten sich häufig in die Offensive ein, was gewisse Risiken mit sich bringt. Das Spiel wird sehr breit gemacht, was im eigenen Ballbesitz Vorteile hat. Allerdings sind die Abstände zwischen den Spielern hoch und gerade die tendenziell wenigen Absicherungen haben zur Folge, dass das gegnerische Konterspiel zur Gefahr werden kann. Die Spurs nutzten diese Räume gut, die Mannschaften in der Bundesliga bisher nicht, auch weil Dortmund aufmerksam verteidigte.

Viel zu tun für die „Fohlen“

Also, was müssen die Gäste unternehmen, um in Dortmund eine reelle Chance auf einen Punktgewinn zu haben? Zunächst einmal muss Gladbach selbst gut und aufmerksam verteidigen. Dortmund besitzt Tempo, spielerische Klasse und gerade bei ruhenden Bällen eine gewisse Wucht durch kopfballstarke Spieler. Der Variantenreichtum in der Offensive ist also groß, entsprechend intensiv wird das Spiel für die Verteidiger der Gladbacher. Jeder Spieler muss sich in die Defensive einschalten, Lücken reißen und versuchen, das Spiel des BVB lahmzulegen.

Freiburg gelang dies, indem man sehr tief stand, gerade nach dem Platzverweis. Eine gute Verteidigung, wenig Räume und gleichzeitig auch ein nicht idealer Tag des BVB waren am Ende für das 0:0 verantwortlich. Mönchengladbach wird in manchen Situationen das nötige Glück benötigen, Vestergaard und Ginter dürfen sich keine Fehler erlauben, das eigene Aufbauspiel muss entsprechend dem Pressing des BVB angepasst werden. Auch ein langer Schlag zur Befreiung ist keine Schande, Gladbach ist der Außenseiter und spielt zudem auswärts.

Schlüsselspieler Raffael

Auch wenn Dortmund in den letzten Jahren viele positive Erinnerungen an Heimspiele gegen Gladbach hat, ist der Respekt vorhanden. Das 2:2 in Leipzig und insbesondere die 2. Halbzeit haben gezeigt, zu was Gladbach fähig sein kann und welche Anpassungen Hecking vornehmen kann. Die angesprochene defensive Wachsamkeit der Fohlen wird aber wohl noch nicht reichen um im Signal Iduna Park etwas mitzunehmen. Gleichermaßen muss Dieter Hecking ein Konzept entwickeln, wie man selbst Tore schießen will.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Ein Faktor wird Raffael sein. Der Brasilianer könnte sich mit dem Doppelpack gegen Stuttgart aus der „Formkrise“ geschossen haben, wird gewiss mit mehr Selbstvertrauen auf dem Platz stehen. Seine Aufgabe wird es vor allem sein, als Verbindungsspieler zu agieren, die Räume im zentralen Mittelfeld zu nutzen, indem er sich anbietet, fallen lässt und die schnellen Angriffe der Gladbacher initiiert. Wer auf dem Flügel auflaufen wird, bleibt abzuwarten, aber in jedem Falle wird auch die Borussia aus Mönchengladbach einiges an Tempo aufbieten, um den hoch stehenden BVB auszukontern.

Ein funktionierender Raffael, der von Kramer (der wohl mit Maske spielen kann) und Zakaria den Rücken freigehalten bekommt und offensiv mit Stindl und den Flügelspielern wirbeln kann, hat das Potenzial, um die BVB-Defensive zu ärgern. In den letzten Jahren zeigte sich Raffael häufig als wichtiger Freigeist in der Offensive, der seine Position nicht stur hält, sondern taktisch klug agiert, Lücken reißt, selbst trifft und mit einem entscheidenden Pass auch ein Tor vorbereiten kann. Er ist wohl auch am Samstagabend der Faktor für die Gladbacher.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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