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Weißt du noch? 13. August 2005: Als Bayern die Werkself zu Saisonbeginn eiskalt bestrafte

29. November 2019 | Weißt du noch...? | BY Manuel Behlert

Schon am zweiten Spieltag der Saison 2005/06 stand ein absolutes Spitzenspiel auf dem Programm. Der FC Bayern München musste zur Werkself nach Leverkusen reisen, der Meister war also zu Gast beim Tabellensechsten des Vorjahres, der es in der BayArena nicht selten schaffte, dem großen FC Bayern ein Bein zu stellen.

Vorzeichen: Keine Transferoffensive!

Mit dem sechsten Platz war man bei Bayer 04 Leverkusen im Sommer nicht allzu zufrieden und die Werkself wollte wieder einen Schritt nach vorne machen. Besonders angriffslustig agierte man auf dem Transfermarkt aber nicht. Mit Ponte, Cha, Schwegler (frisch aus Luzern verpflichtet), Pogatetz, Franca, Bierofka, Placente, Öztürk und Jones wurden einige Spieler abgegeben, teure Neuzugänge gab es nicht.

Für den Sturm sicherte man sich die Dienste von Danko Lazovic, der per Leihe von Feyenoord verpflichtet wurde. Ebenfalls den Angriff verstärken sollte Josip Tadic, der 17-jährige, den die Scoutingabteilung in Kroatien entdeckte. Innenverteidiger Madouni, ablösefrei aus Dortmund gekommen, sollte den Kader ergänzen. Zudem verpflichtete man Simon Rolfes aus Aachen, auch Allrounder Athirson, der von Cruzeiro verpflichtet wurde, stieß neu zum Team. Die Gesamtausgaben beliefen sich auf rund 2 Millionen Euro. 

Am ersten Spieltag hatte es Bayer 04 Leverkusen mit Eintracht Frankfurt zu tun, musste in die hessische Metropole und löste die Aufgabe souverän. Nach Toren von Berbatov, Voronin, Schneider und Krzynowek wurde die SGE souverän mit 4:1 besiegt, die Leverkusener konnten also mit breiter Brust in das Topapiel gegen den FC Bayern gehen.

(Photo by Alexander Heimann/Bongarts/Getty Images)

Nach dem Doublegewinn mit Felix Magath in der Saison 2004/05 entschloss man sich beim FC Bayern es im Sommer auf dem Transfermarkt verhältnismäßig ruhig angehen zu lassen. Mit Valerien Ismael wurde ein starker Verteidiger aus Bremen verpflichtet, der fast neun Millionen Euro kostete. Das blieb aber die einzige große Investition.

(Photo by Vladimir Rys/Bongarts/Getty Images)

Philipp Lahm kehrte von der Leihe aus Stuttgart zurück, Andreas Ottl wurde in die erste Mannschaft befördert und der offensivstarke Iraner Ali Karimi kam ablösefrei aus den Emiraten. Die Missverständnisse Frings (ging nach Bremen) und Hashemian (schloss sich Hannover an) wurden beendet, auch Tobias Rau, sowie die erfahrenen Zickler, Linke, Robert Kovac und Kuffour verließen den Rekordmeister.

Am ersten Spieltag eröffnete der FC Bayern die neue Spielzeit – und zwar zuhause gegen Borussia Mönchengladbach. In der neu errichteten Allianz Arena erzielte Owen Hargreaves mit einem schönen Schuss das erste Tor, gegen Spielende schlug Roy Makaay zweimal eiskalt zu, das Spiel endete 3:0. Der Rekordmeister spielte wie so häufig unter Magath: Defensiv kompakt, nicht besonders mitreißend, aber in der Offensive effizient.

Aufstellungen & Torfolge

Klaus Augenthaler vertrauter seiner Elf, die am ersten Spieltag Eintracht Frankfurt souverän bezwingen konnte und wechselte überhaupt nicht. Allerdings waren die Alternativen auf der Bank relativ rar gesät, die Werkself hatte insgesamt nur sechs Spieler auf der Bank zur Verfügung. Der Gast aus München rotierte indes zweimal, Lizarazu ersetzte den gesperrten Ismael und Karimi sollte für Deisler im Mittelfeld wirbeln.

Bayer 04: Butt – Castro, Juan, Roque Junior (74. Madouni), Athirson – Ramelow, Schneider (76. Babic), Krzynowek, Freier (65. Barnetta) – Berbatov, Voronin

Bank: Starke, Rolfes, Schnitzler

Trainer: Klaus Augenthaler

FC Bayern: Kahn – Sagnol, Lucio, Demichelis, Lizarazu – Hargreaves. Salihamidzic (46. Ottl), Karimi (58. Ze Roberto), Ballack – Santa Cruz (79. Deisler), Makaay

Bank: Rensing, Jeremies, Guerrero, Pizarro

Trainer: Felix Magath

Torfolge: 0:1 Ballack (3.), 0:2 Makaay (11.), 1:2 Berbatov (32., FE), 1:3 Karimi (35.), 1:4 Makaay (57.), 1:5 Makaay (60.), 2:5 Babic (82.)

Bayern von Beginn an tonangebend

Leverkusen wollte den FC Bayern ärgern und wie häufig in der heimischen BayArena furios starten. Doch das Gegenteil war der Fall, der Rekordmeister übernahm schnell die Kontrolle und schloss schon in der ersten Minute zum ersten Mal ab. Ballack prüfte Butt, das Erfolgserlebnis ließ aber noch auf sich warten. Allerdings nicht lange, denn schon in der dritten Minute war es erneut Ballack, der sich in eine gute Abschlussposition brachte. Nach einem schönen Zusammenspiel mit Hasan Salihamidzic traf der Nationalspieler in die rechte untere Ecke, Butt war erstmals geschlagen.

(Photo by Vladimir Rys/Bongarts/Getty Images)

Der frühe Rückstand sorgte bei Bayer 04 für Kopfzerbrechen, die Leverkusener fanden überhaupt kein Mittel. Und der Gast aus München, der unter Magath nicht selten etwas lethargisch wirkte, nutzte die Räume, die sich boten. Und das waren, auch begünstigt durch Leverkusener Fehler, einige. Sinnbildlich dafür war die Entstehung des 0:2. Bernd Schneider spielte einen kurzen Freistoß nahezu unbedrängt zu Ali Karimi. Der Iraner handelte blitzschnell, schickte Roy Makaay auf die Reise und der Niederländer machte das, was er vor dem gegnerischen Tor meistens machte. Makaay ließ Roque Junior aussteigen und schob den Ball lässig aus gut zehn Metern ein. 

Leverkusen hoffnungslos überfordert

Die Werkself war zu Beginn des Spiels absolut überfordert, der FC Bayern spielte sich in einen Rausch, dominierte, ließ Leverkusen laufen, demonstrierte die Überlegenheit. Die Gastgeber schafften es in dieser Phase nicht einmal wirklich in die Zweikämpfe zu kommen, hatten riesengroße Probleme. Ali Karimi und dessen Hereinnahme wirkten sich positiv aus, der Iraner entlastete Ballack, sorgte für Kreativmomente und hatte einige sehr gute Ideen. Nach einer knappen halben Stunde aber wachte Bayer plötzlich auf. Ramelow schoss aus gut 16 Metern an die Latte, in der Folge entschied Schiedsrichter Merk nach einem Zweikampf zwischen Lizarazu und Voronin auf Elfmeter. 

 (Photo by Vladimir Rys/Bongarts/Getty Images)

Berbatov trat an und verwandelte, auch wenn Oliver Kahn den Ball fast noch hätte erreichen können. Und mitten in die erste – und auch einzige – Drangphase von Bayer 04 Leverkusen erhöhte der FC Bayern wieder.  Ein Freistoß von Roy Makaay wurde von Demichelis klug in die Mitte geköpft, wo Ali Karimi goldrichtig stand, seine gute Leistung krönte und Volley abschloss. Mit dem 3:1 beruhigte der FC Bayern das Spiel wieder, Leverkusen fand erneut keine Mittel. Allerdings war der Spielrausch des Gastes zumindest etwas gedämpft, bis zum Pausenpfiff kontrollierte man die Partie nur noch. 

Wieder einmal Roy Makaay

Nach der Pause sah es so aus, als würde Bayer 04 Leverkusen zumindest langsam in die Partie finden. Bayern verwaltete, nahm das Tempo heraus und Leverkusen erspielte sich dadurch ein optisches Übergewicht. Berbatov hatte in der 53. Minute eine Chance, doch sein Flachschuss war im Endeffekt kein Problem für Oliver Kahn. Leverkusen schaffte es nicht, hochkarätige Torchancen zu kreieren und die Folge war, dass der FC Bayern sich sukzessive wieder mehr in das Spiel einschaltete.

Die Folge: Makaay köpfte nach 56 Minuten eine Flanke von Willy Sagnol ein, erhöhte somit auf 1:4. Die Hintermannschaft der Gastgeber hatte keinen Zugriff, die Flanke konnte nicht verhindert werden und Makaay war wieder einmal eiskalt. Doch es kam noch schlimmer für Leverkusen. Nur wenige Minuten nach dem Treffer zum 1:4 nutzte Makaay einen schlimmen Fehler von Athirson, der den Ball klären wollte, aber an selbigem vorbeitrat. Im zweiten Spiel der Saison erzielte Makaay also nun schon seinen fünften Saisontreffer, den Fans der Gastgeber konnte durchaus Angst und Bange werden, wie hoch das Ergebnis noch geschraubt wird.

(Photo by Vladimir Rys/Bongarts/Getty Images)

Nach dem 1:5 ließ es der amtierende deutsche Meister dann aber ruhiger angehen. Leverkusen konnte sich noch die ein oder andere Gelegenheit erarbeiten, treffen konnte aber nur noch Marko Babic knapp 10 Minuten vor dem Ende – auf Vorlage von Berbatov. Für Leverkusen war dieses Spiel eine herbe Enttäuschung, der Gast aus München lag auf Kurs.

Die restliche Saison

Der Trend, der sich schon früh in der Saison abzeichnete, bestätigte sich auch im Saisonverlauf. Der FC Bayern war, wenn er sein Potenzial ausschöpfte, kaum zu stoppen und wurde am Ende auch erneut Deutscher Meister.

Am Ende der Saison waren es 75 Punkte, die der Rekordmeister einfuhr. Das reichte, um fünf Punkte vor Werder Bremen und acht Punkte vor dem starken Hamburger SV den Titel einzufahren. Allerdings zeigen sich zwischenzeitlich kleinere Schwächephasen, auch international lief es nicht wie geplant. Bezeichnend: Der FC Bayern stellt in der Bundesliga weder die beste Offensive, noch die beste Defensive, hatte am Ende auch nicht die beste Tordifferenz. Für den Titel reichte es aber.

Bayer 04 Leverkusen wollte zwar in die Champions League, musste aber zumindest was diese Avancen angeht eine Enttäuschung hinnehmen. Die Werkself trudelte am Ende 23 Punkte hinter dem FC Bayern im Ziel ein, profitierte aber davon, dass Mannschaften wie Hertha, Dortmund oder  Stuttgart einige Konstanzdellen aufzuweisen hatten. Hinter Schalke 04 landete Bayer Leverkusen am Ende der Saison auf Platz 5 und qualifizierte sich für den internationalen Wettbewerb. 

 (Photo by Vladimir Rys/Bongarts/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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