Spotlight

Trainerwechsel in der Bundesliga: Nicht alle hatten den gewünschten Effekt

29. März 2023 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Spotlight | Auch in dieser Saison hinken einige Klubs in der Bundesliga ihren Zielen hinterher und mussten ihre Trainer entlassen. Doch welcher Wechsel auf dem Posten des Cheftrainers hat etwas gebracht? Hier erfahrt ihr es.

Die sechs Trainerwechsel in der Bundesliga – was haben sie gebracht?

Die Halbwertszeit eines Trainers Bundesliga betrug auf die letzten elf Spielzeiten gerechnet 1,2 Jahre. Auch in dieser Saison wechselten bereits sechs Klubs ihren Trainer. Bei dem ein oder anderen war der Wechsel umstrittener als anderswo. Welcher Trainer hat den Verein zum Aufwind geführt, welcher ist ein Fehlgriff? Wir blicken hier auf die Trainerwechsel in der aktuellen Bundesligasaison.



RB Leipzig: Marco Rose folgt auf Pokalsieger Tedesco (ab 6. Spieltag)

Den ersten Trainerwechsel der Saison hat es etwas überraschend in Leipzig gegeben. Domenico Tedesco, der RB Leipzig in der vergangenen Saison noch in die Champions League und zum ersten Titelgewinn der Vereinsgeschichte geführt hatte, wurde nach einer 1:4-Niederlage in der Königsklasse gegen Schachtar Donezk entlassen. Seine Bilanz in der Bundesliga: Fünf Spiele, 6:9 Tore und nur fünf Punkte.

Für ihn übernahm der gebürtige Leipziger Marco Rose, der bereits RB Salzburg trainiert hatte. Unter Rose ging es für die Leipziger deutlich bergauf, unter anderem blieben sie 18 Spiele lang ungeschlagen. Rose führte die Mannschaft ins Achtelfinale der Königklasse und auch die Titelverteidigung im DFB-Pokal ist noch möglich. Dank 40 Punkten aus 20 Spielen sind die Leipziger wieder mittendrin im Rennen um die Champions-League-Plätze der Bundesliga.

RB wurde unter Marco Rose auch taktisch weiterentwickelt. Domenico Tedesco hielt meist starr an seinem 3-5-2 fest und so konnten sich gegnerische Trainer schnell auf das Spiel der Leipziger einstellen. Mit Rose als Trainer presst das Team nicht nur wieder deutlich höher, sondern ist auch schwieriger einzuschätzen. Meistens setzt Rose auf ein 4-2-3-1, allerdings wird je nach Gegner auch mit einem 4-4-2 oder einer Dreierkette gespielt.

Leipzig hat auf der Trainerposition ein deutliches Upgrade bekommen. Die Ergebnisse stimmen und auch die taktische Entwicklung passt.

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

VfL Bochum: Thomas Letsch beerbt Aufstiegscoach Thomas Reis (ab. 8 Spieltag)

Aufstiegstrainer Thomas Reis musste den VfL Bochum nach nur sieben Bundesligaspieltagen verlassen. Die Schreckensbilanz der sieben Spiele war eine Tordifferenz von -14 und nur ein Punkt. Kurios: Er verlor seinen Job, als der VfL gegen seinen neuen Arbeitgeber Schalke, mit denen er auch im Sommer schon in Verbindung gebracht wurde, verloren hatte.

Für ihn übernahm Thomas Letsch, der zuvor Vitesse Arnheim coachte und in Deutschland noch ein relativ unbeschriebenes Blatt war. Dank einer starken Heimspielserie mit fünf Siegen in Folge sprechen die von einigen bereits abgeschriebenen Bochumer wieder ein deutliches Wörtchen im Abstiegskampf mit. In 18 Spielen holte Letsch mit dem VfL 24 Punkte und sorgte dafür, dass die Bochumer mit vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz auf Rang 14 liegen.

Mehr News und Storys rund um die Bundesliga

Von der Grundausrichtung haben sich die Bochumer unter Thomas Letsch nicht deutlich verändert. Ähnlich wie unter Reis agiert die Mannschaft zumeist im 4-2-3-1, spielt phasenweise allerdings auch ein offensives 4-3-3. Die Balance zwischen Offensive und Defensive hat sich seit dem Trainerwechsel deutlich verbessert.

Thomas Letsch hat dem VfL Bochum neues Leben eingehaucht. Die Bochumer wurden von vielen bereits abgeschrieben und haben nun eine aussichtsreiche Ausgangssituation für den Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Xabi Alonso folgt auf Gerardo Seoane (ab 9. Spieltag)

Bayer Leverkusen hat in dieser Saison den schlechtesten Saisonstart seit Einführung der drei-Punkte-Regel hingelegt. Deshalb musste Gerardo Seoane, unter dem die Leverkusener in der letzten Saison attraktiven Offensivfußball geboten hatten, den Klub nach nur acht Spieltagen verlassen. Die schwache Bilanz: fünf Punkte in der Liga und ein Pokal-Aus in der ersten Runde bei Drittliga-Aufsteiger Elversberg.

Der Spanier Xabi Alonso übernahm Bayer auf dem 17. Tabellenplatz. Nach anfänglichen Probleme brachte der ehemalige Bayern-Profi, für den Leverkusen die erste Trainerstation auf Top-Level ist, die Werkself wieder in die Spur. In 17 Bundesligaspielen holte Alonso mit der Mannschaft 32 Punkte. Bayer ist nun wieder in Schlagdistanz zu den europäischen Rängen. Außerdem steht das Team im Viertelfinale der Europa League.

Mit Alonso kam eine neue taktische Flexibilität nach Leverkusen. Der Spanier vertraut zumeist auf ein 3-4-3, welches besonders Jeremie Frimpong aufblühen lässt. Allerdings schreckt er auch nicht davor zurück, andere Formationen auszuprobieren. Seoane spielte meist im 4-2-3-1, welches nach der Zeit entschlüsselt wurde. Vor allem der Offensive gab das neue System einen deutlichen Schub.

Xabi Alonso war der dritte Trainerwechsel in der Saison, der für nachhaltige Verbesserung sorgte. Mit ihm hoffen die Leverkusener auf einen Europapokalplatz. Und vielleicht auch auf einen internationalen Titel.

(Photo by Chris Ricco/Getty Images)

VfB Stuttgart: Bruno Labbadia wird statt Michael Wimmer Nachfolger von Pellegrino Matarazzo (ab 16. Spieltag)

Der VfB Stuttgart konnte im vergangenen Jahr in letzter Sekunde die Relegation abwenden und wollte unbedingt an Pellegrino Matarazzo festhalten. Nach nur neun Spieltagen war dann in dieser Saison Schluss für den Übungsleiter. Die Bilanz bis dahin: fünf Punkte und kein Sieg.

Bevor Bruno Labbadia seine zweite Amtszeit beim VfB Stuttgart startete, übernahm Michael Wimmer und holte in sechs Spielen immerhin neun Punkte. Unter Labbadia wartet der VfB weiterhin auf den Aufschwung. Die Bilanz für den ehemaligen Stürmer ist erschreckend. In zehn Spielen holten die Schwaben nur sechs Punkte und stecken mittendrin im Abstiegskampf.

Taktisch wich Labbadia von Matarazzos bevorzugtem 3-5-2 ab und setzte fortan auf ein 4-3-3. Offensiv fehlt nach wie vor die Durchschlagskraft, was allerdings auch mit der Verletzung von Serhou Guirassy zusammenhängt.

In Stuttgart wird man sich sicherlich des Öfteren die Frage stellen, ob man nicht an Michael Wimmer hätte festhalten sollen. Unter Labbadia blieb der Trainereffekt aus und es machte sich keine Verbesserung bemerkbar, was womöglich ein Zittern bis zum Ende zur Folge haben könnte.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

FC Schalke 04: Reis löst destruktiven Kramer ab (ab 12. Spieltag)

Die Verpflichtung von Frank Kramer sorgte schon von Beginn an für Bauchschmerzen im Schalker Umfeld. Wie die meisten schon befürchteten, entpuppte sich der ehemaliger Bielefelder als ein Missverständnis und wurde nach dem Absturz auf Platz 18 am 11. Bundesligaspieltag entlassen.

Auf Kramer folgte mit Thomas Reis ein Trainer, der bereits zu Saisonbeginn bei den Königsblauen gehandelt wurde. Unter Reis hatten die Schalker mit deutlichen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen, allerdings zeigt man sich in der Rückrunde deutlich verbessert. Neben Borussia Dortmund ist Schalke das einzige ungeschlagene Team in der Rückrunde und hat den Anschluss ans rettende Ufer zurückgewonnen.

Reis übernahm das taktische Grundgerüst von Kramer, änderte allerdings einiges an der Ausrichtung. Zum einen verbesserte sich die Defensive extrem, obwohl Kramer einen eher defensiveren Ansatz wählte. Unter Kramer hagelte es im Schnitt 2,36 Gegentore pro Partie. Reis konnte diesen Wert auf 1,35 verringern.

Ähnlich wie der VfL Bochum war auch Schalke von vielen schon abgeschrieben worden. Unter Reis folgte nach einiger Anlaufschwierigkeit eine Stabilisierung, welche die Schalker zurück in den Kampf um den Klassenerhalt gebracht hat.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Pellegrino Matarazzo folgt auf Andre Breitenreiter (ab 20. Spieltag)

André Breitenreiter kam vor der Saison als frischgebackener Schweizer Meister in den Kraichgau. Zu Beginn der Saison lief es gut und die Mannschaft fand sich in den Top fünf wieder. Allerdings folgte danach eine Negativserie von nur einem Sieg in 13 Spielen, welche dem Trainer am 19. Spieltag seinen Job kostete.

Für ihn übernahm mit Pellegrino Matarazzo ein Trainer, der den Verein bereits aus seiner Tätigkeit als Jugendtrainer kennt. Der Start hätte schlechter nicht verlaufen können. Die TSG verlor die ersten fünf Spiele unter dem neuen Übungsleiter allesamt und rutschte auf den 18. Tabellenplatz ab. Am Wochenende gelang ihnen im richtungsweisenden Spiel gegen Hertha der erste Sieg seit Mitte Oktober.

Systemtechnisch ähneln sich Ausrichtungen der beiden Coaches. Allerdings gibt es Unterschiede bei den Problemen der TSG. Während André Breitenreiter mit Problemen in der Defensive zu kämpfen hatte, hakt es unter Matarazzo in der Offensive. Ganze fünf Tore konnte die Mannschaft in sechs Bundesligaspielen erzielen, drei davon am vergangenen Wochenende.

Bei Matarazzo blieb der erhoffte Trainereffekt aus, im Gegenteil. Nach Einstellung des Amerikaners verschlimmerte sich die Situation der TSG deutlich. Abzuwarten bleibt, ob ein langfristiger Effekt eintritt.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


Ähnliche Artikel