Kampf um den letzen Strohhalm – Barça empfängt Osasuna

16. Juli 2020 | Vorschau | BY Christoph Albers

Vorschau | Zwei Spieltage vor dem Ende hat der FC Barcelona vier Punkt Rückstand auf Tabellenführer Real Madrid. Mit anderen Worten: Barça muss beide Spiele gewinnen und die „Königlichen“ dürfen höchstens noch einen Punkt holen. Die Rest-Chance auf die Meisterschaft ist demnach minimal, doch solange sie noch existiert, darf gehofft und muss gewonnen werden. Für Osasuna geht es unterdessen um gar nichts mehr.

Anpfiff der Partie ist am Donnerstag, 21:00 Uhr, Live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

  • Barça hat nur noch eine theoretische Chance auf die Meisterschaft
  • Osasuna steht im gesicherten Mittelfeld und kann befreit aufspielen
  • Griezmann fällt verletzt aus, die Hoffnungen ruhen auf den Youngstern

FC Barcelona

Wenn Real Madrid am Donnerstag im Parallelspiel gegen den FC Villarreal gewinnt, ist der Traum von der erneuten Titelverteidigung gestorben. Dessen ist sich der FC Barcelona mit Sicherheit bewusst, doch Villarreal, dass Real Madrid im Hinspiel ein 2:2-Unentschieden abringen konnte, lässt trotzdem ein Fünkchen Hoffnung zu. Zumindest die Hoffnung, die Entscheidung auf den letzten Spieltag zu vertagen. Grundvoraussetzung dafür ist allerdings ein eigener Sieg im Heimspiel gegen Osasuna.

Defensiv anfällig, offensiv schwerfällig

Im eigenen Stadion ist Barça bekanntermaßen eine Macht. Mit 50 Punkten aus 18 Heimspielen sind die Katalanen eindeutig die stärkste Heimmannschaft der Liga. Zuletzt taten sie sich aber sowohl Zuhause als auch in der Fremde schwer. Die letzten beiden Spiele gegen Espanyol und Valladolid wurden zwar jeweils mit 1:0 gewonnen, doch die Leistungen waren absolut enttäuschend. Defensiv offenbarte die Mannschaft ein ums andere Mal große Probleme und offensiv konnte sie sich kaum gute Torchancen herausspielen. Die xG-Statisiken beider Spiele untermauern diesen Eindruck: 0,9xG (Expected Goals for) zu 0,83xGA (Expected Goals Against) gegen Espanyol und 1,02xG zu 0,85xGA gegen Valladolid.

Trainer Quique Setién (61) probierte zuletzt einiges aus, er veränderte das Personal und die Grundordnung, doch nichts half so richtig. Der Spielaufbau blieb zumeist tempoarm und berechenbar, im Angriffsspiel fehlte zumeist die nötige Breite und die Abhängigkeit von den magischen Momenten von Lionel Messi (33) nahm eher zu als ab, doch selbst er scheint den Anforderungen, die seine Mannschaft an ihn stellt, kaum noch gerecht werden zu können. Ein formschwacher und kaum eingebundener Antoine Griezmann (29), der nun auch noch verletzt ausfällt, und ein unglücklich agierender und wenig fit wirkender Luis Suarez (33) sind dabei ebenfalls nur wenig hilfreich.

Die Youngster als letzte Hoffnung?

Die Hoffnungen der Mannschaft ruhen daher, neben Messi, vor allem auf den beiden Youngstern, Ansu Fati (17) und Riqui Puig (20). Sie stehen symbolisch für den Mut, den Hunger und die Kreativität, die ansonsten völlig fehlen. Die Verantwortung komplett auf sie abzuwälzen wäre aber weder fair, noch besonders sachdienlich. Trotzdem ist es äußerst vorteilhaft, dass Fati nach seiner Rot-Sperre in die Mannschaft zurückkehren könnte, vor allem weil Griezmann, Ousmane Dembele (23), Arthur (23) und Samuel Umtiti (26) verletzt fehlen werden. Ob Fati aber direkt in die Startelf zurückkehren wird, ist noch offen und dürfte insbesondere von der Grundordnung abhängen, die Setién für dieses Spiel wählt. Setzt er auf Außenstürmer, stehen die Chancen gut, dass er auf der linken Offensivseite beginnen darf. Ansonsten dürfte er wohl erst als Joker kommen.

Unabhängig vom Personal, ist zu erwarten, dass Setién das Spiel vor allem als Chance sieht, um nach Lösungen zu suchen, die vielleicht später in der Champions League noch hilfreich sein könnten. Die „Königsklasse“ ist das große Ziel der Katalanen, wie auch Suarez jüngst zugab, der die Meisterschaft scheinbar schon abgeschrieben hatte.

(Photo by LLUIS GENE/AFP via Getty Images)

CA Osasuna

Osasuna ist derzeit Elfter der La Liga-Tabelle und blickt auf eine ziemlich sorgenfreie Saison zurück. Der Klub aus Pamplona stand zu keinem Zeitpunkt der Saison schlechter dar als auf Platz 13, aber auch nie besser dar als Platz 6. Seit mittlerweile 15 (!) Spieltagen steht man zudem auf Platz 11 oder 12, seit sechs Spieltagen ununterbrochen auf Platz 11. Die Mannschaft von Trainer Jagoba Arrasate (42) ist also gewissermaßen der Inbegriff des soliden Mittelfeld-Klubs, was für einen Aufsteiger definitiv als Erfolg zu werten ist.

Mittelmaß als Erfolg

Passend dazu weist Osasuna auch ein vollkommen ausgeglichene Bilanz auf: zwölf Siege, zwölf Unentschieden und zwölf Niederlagen. Mit 42 erzielten Toren stellen sie zudem die 12.-beste Offensive, während sie mit 51 Gegentoren die 14.-beste Defensive stellen. Wenn man so will, gibt es derzeit im Grunde nichts, was die Mannschaft besonders macht – im Positiven, aber auch im Negativen.

Das liegt aber u.a. auch daran, dass Osasunas X-Faktor, Stürmer Chimy Ávila (26), bereits seit Ende Januar mit einem Kreuzbandriss verletzt ausfällt. Zuvor gelangen ihm starke neun Tore und drei Assists in 20 Ligaspielen, was ihn auch beim FC Barcelona auf den Radar brachte. Die Katalanen waren angeblich an einer Verpflichtung interessiert, bevor ihn seine Verletzung stoppte, was letztendlich dazu führte, dass sie Martin Braithwaite (29) von Leganes verpflichteten. Mit neun Toren ist er im Übrigen immer noch der beste Torschütze Osasunas.

Die gefährlichsten Fallen aus

Trotzdem kann man nicht sagen, dass die Mannschaft ohne ihn nicht zurecht kommt. Osasuna gewann vier seiner letzten sechs Ligaspiele und entledigte sich dabei aller Rest-Sorgen. Sie können also vollkommen befreit aufspielen, zumal sie schon vier Punkte Vorsprung auf Platz 12 haben und auch nach vorne nicht mehr allzu viel möglich ist. Das 2:2-Unentschieden, das man Barça im Hinspiel abringen konnte, macht zusätzlich Hoffnung.

Allerdings hat Osasuna derzeit einige Verletzungssorgen. Neben Top-Torjäger Ávila, droht nämlich auch der zweitbeste Torschütze, Mittelfeldspieler Ruben Garcia (27/acht Tore, zwei Assists), mit muskulären Problemen auszufallen. Das erhöht den Druck auf Osasunas Top-Scorer Roberto Torres (31), der bisher schon sechs Tore erzielen und sieben weitere auflegen konnte. Der Schuh dürfte also vor allem in der Offensive drücken.

(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

Prognose

Der FC Barcelona geht natürlich als Favorit ins Spiel, auch weil er gewinnen muss, um seine letzten Chancen auf den Titel aufrechterhalten zu können, auch wenn er es nicht mehr in der eigenen Hand hat. Für Osasuna geht es im Grunde nur noch darum, die Saison vernünftig zu beenden und den prominenten Gegner etwas zu ärgern – an ihrem Dasein im Tabellenmittelfeld wird das aber nichts mehr ändern. Für Osasunas liegt darin eine große Chance, während der Gastgeber vor allem eine gute Leistung liefern muss, um die zunehmende Kritik im eigenen Umfeld ein wenig zu dämpfen.

Mögliche Aufstellungen:

FC Barcelona: Ter Stegen – Nelson Semedo, Pique, Lenglet, Jordi Alba – Busquets – Vidal, Sergi Roberto – Riqui Puig – Messi, Suarez

CA Osasuna: Sergio Herrera – Nacho Vidal, Aridane Hernandez, David Garcia, Estupinan – Brasanac, Oier – Roberto Torres, Adrian Lopez, Arnaiz – Enric Gallego

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(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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