Setién-Premiere im Camp Nou – Barcelona empfängt Granada

19. Januar 2020 | Vorschau | BY Christoph Albers

Vorschau | Barcelonas neuer Trainer, Quique Setién, feiert am Sonntag sein Debüt. Mit dem FC Granada kommt allerdings ein recht unangenehmer Gast, der die „Einstandsparty“ wohl nur allzu gerne stören würde…

Anpfiff der Partie ist am Sonntag, 21 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

FC Barcelona

Mit einem 1:1-Unentschieden im Stadtderby und der 2:3-Niederlage gegen Atlético Madrid im Halbfinale der Supercopa de España, ist der FC Barcelona denkbar schlecht ins neue Jahr gestartet. Doch das zählt jetzt wohl nicht mehr so richtig, denn am Montagabend kam die Nachricht, auf die viele Barça-Fans wohl schon seit Monaten gewartet haben: Barça verkündet die sofortige Trennung von Trainer Ernesto Valverde und benennt nur wenige später den Nachfolger.

Dieser Nachfolger hört allerdings nicht auf den Namen Xavi Hernández oder Ronald Koeman, nein, er trägt den Namen Quique Setién und ist bereits 61 Jahre alt, hat aber noch keinerlei Erfahrung mit einem echten Top-Team. Dass dieser Setién trotzdem eine gewisse Euphorie entfacht hat, liegt vor allem an zwei Dinge: 1. Er ist nicht Ernesto Valverde und 2. Mit ihm wurde ein Versprechen verpflichtet, dass Barça zu seinem ureigenen Stil zurückfindet und wieder vermehrt auf den eigenen Nachwuchs setzt.

Das Versprechen Setién

Stellt man nun die Frage, ob er diese Versprechen einhalten kann, so dürfte die Antwort wohl „ja“ heißen. Bei seinen bisherigen Jobs implementierte er stets ein sehr Ballbesitz-orientiertes Spiel, mit einer hohen Pressinglinie, einer hohen Passfrequenz, einer extrem hochstehenden Verteidigung und mit viel Geduld. Kurz gesagt: Er orientierte sich stark an den Idealen, die einst Johan Cruyff prägte – dazu bekannte er sich auch öffentlich.

Leider waren seine Teams damit nicht immer erfolgreich. Gerade bei Kontern waren sie oftmals sehr anfällig und im eigenen Ballbesitz mitunter etwas unkreativ. Oftmals waren die Kritikpunkte allerdings auch auf die mangelnde individuelle Qualität der Spieler zurückzuführen, was nun beim FC Barcelona wohl weniger problematisch werden dürften.

Im ersten Spiel darf man natürlich noch keine Wunderdinge oder eine komplette Kehrtwende erwarten, aber man dürfte klar erkennen, was Setién von den Spielern fordert.

Mit Puig und Fati in die neue Ära?

Den anderen Teil des Versprechens könnte man dagegen schon direkt am Sonntag sehen, die Integration der Nachwuchskräfte. Bereits unter der Woche waren stets einige Spieler der B-Mannschaft und der Jugend beim Training dabei, um sich zu zeigen. Für das Spiel am Sonntag haben unterdessen insbesondere Riqui Puig und Ansu Fati durchaus gute Chancen auf einen Platz in der ersten Elf.

(Photo by CHARLY TRIBALLEAU/AFP via Getty Images)

Setién dürfte, obwohl er bei seinen letzten Stationen mit Vorliebe auf eine 3-5-2- oder eine 3-4-2-1-Grundordnung setzte, weiter auf die gewohnte 4-3-3-Grundordnung setzen. Was die Besetzung der Positionen angeht, sind ebenfalls bereits erste Tendenzen zu erkennen: Im Tor ist Marc-Andre Ter Stegen, der wohl wieder einsatzfähig ist, gesetzt. In der Innenverteidigung scheinen Piqué und Lenglet weiterhin die Nase vorn zu haben, während Jordi Alba auf links, trotz der Tatsache, dass Setién ein großer Förderer Junior Firpos ist, unangefochten sein dürfte. Auf der rechten Seite ist es wohl eine enge Entscheidung zwischen Sergi Roberto, der mehr Ballkontrolle verspricht, und Nelson Semedo, der für mehr Tempo steht.

Ohne de Jong und Suarez

Im Mittelfeld scheint vorerst nur Sergio Busquets, den Setién bekanntermaßen sehr schätzt, seinen Platz sicher haben. Frenkie de Jong fehlt, nach seinem Platzverweis gegen Espanyol, gesperrt, während Arthur, nach seiner Verletzung, wohl ebenfalls (noch) keine Option für die Startelf ist. Bleiben noch Vidal, Rakitic, ggf. Roberto (falls er nicht hinten rechts beginnt) und Riqui Puig, der im Training einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben soll. Er könnte als spielerisches Gegengewicht zu einem eher energischen Spielertypen, wie Vidal oder Rakitic, aufgeboten werden.

Im Angriff ist im Grunde nur ein Platz vakant. Messi und Griezmann, der im Zentrum beginnen dürfte, sind natürlich gesetzt. Da Suarez und Dembele bekanntermaßen verletzt fehlen, verbleiben nur Ansu Fati und Carles Perez, die um den Platz kämpfen. Hier dürfte Fati die besseren Chancen besitzen.

Doch egal, wen Setién am Ende aufbietet, es dürfte eines der interessantes Spiele des FC Barcelona der vergangenen Monate werden.

FC Granada

Doch allem Trubel um den Trainerwechsel beim FC Barcelona zum Trotz, geht es am Sonntag in erster Linie um drei wichtige Punkte und diese wird Aufsteiger Granada keineswegs bereitwillig an den Gastgeber abtreten.

Die Andalusier sind mit zwei 1:0-Siegen (gegen Mallorca in der Liga und gegen Tamaraceite im Pokal) ins neue Jahr gestartet und wollen nun den dritten Sieg im dritten Spiel einfahren, bevor sie am Mittwoch im Pokal beim FC Badalona antreten müssen.

Sensationssieg im Hinspiel

Und nicht nur die Form macht Hoffnung, denn auch das Hinspiel, in dem der FC Granada den FC Barcelona sensationell mit 2:0-besiegte, dürfte die Mannschaft ermutigen. Damals ging der Außenseiter bereits in der 2. Spielminute durch einen Kopfball-Treffer von Ramon Azeez in Führung, bevor Vadillo per Elfmeter alles klar macht. Barça spielte über weite Strecken völlig uninspiriert und biss sich die Zähne an Granadas guter Defensive aus.

Ohnehin ist die gute Defensive Granadas Schlüssel zum Erfolg. Der Aufsteiger kassierte bisher erst 25 Gegentore (nur zwei mehr als Barça) und blieb schon achtmal ganz ohne Gegentor. Dies liegt vor allem an der großen mannschaftlichen Geschlossenheit und einem guten Torhüter. Rui Silva hat bereits 60 Paraden auf seinem Konto und wird in dieser Hinsicht nur von Aitor Fernandez (Levante, 29 Gegentore) und Manuel Reina (Mallorca, 33 Gegentore) überboten. Auf ihn wird es am Sonntag im Camp Nou mit Sicherheit auch besonders ankommen.

(Photo by Aitor Alcalde/Getty Images)

Die Chance liegt in den Standards

Aber auch Offensiv bewegt sich Granada, für einen Aufsteiger, auf einem sehr anständigen Niveau. 25 Tore bedeuten im Ranking Platz 10. Positiv ist dabei vor allem, dass die Mannschaft nicht von einem einigen Spieler abhängig ist. Antonio Puertas ist mit vier Toren zwar der beste Torschütze, doch im Kader befinden sich insgesamt neun Spieler, die bisher zwei oder mehr Tore erzielen konnten.

Granadas größte Stärke liegt allerdings klar in den Standardsituationen. Granada erzielte 11 ihrer 25 Tore durch/nach Standardsituationen (Elfmeter eingerechnet) und ist in dieser Hinsicht Spitzenreiter. Der FC Barcelona kassierte dagegen sieben ihrer 23 Gegentore durch Standardsituationen und gehört damit zu den anfälligeren Teams La Ligas. Darin liegt am Sonntag sicherlich Granadas große Chance, wie schon das Hinspiel zeigte.

Prognose

Der FC Barcelona ist natürlich klarer Favorit und sollte das Spiel unter normalen Umständen auch für sich entscheiden. Von normalen Umständen ist hier aber sicherlich nicht auszugehen, wobei der Trainerwechsel mutmaßlich einen positiven Effekt auf die Mannschaft haben könnte.

Granada ist ein unangenehmer Gegner, der Barça mit großer Sicherheit sehr fordern und ihre Geduld immer wieder auf die Probe stellen wird. Ihre Mittel dürften aber nicht ausreichen, um etwas Zählbares aus dem Camp Nou, das auch in dieser Saison eine echte Festung ist, mitzunehmen.

Mögliche Aufstellungen:

FC Barcelona: Ter Stegen – Sergi Roberto, Piqué, Lenglet, Jordi Alba – Rakitic, Sergio Busquets, Riqui Puig – Messi, Griezmann, Ansu Fati

FC Granada: Rui Silva – Duarte, Germán Sánchez, Martínez – Víctor Díaz, Yangel Herrera, Gonalons, Carlos Neva – Puertas, Soldado, Machís

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(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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