Bayern vs. Tigres: Duell um die Krone der Welt
11. Februar 2021 | Vorschau | BY Victor Catalina
Vorschau | Im Finale der Klub-WM trifft der FC Bayern auf die Tigres. Während sich die Münchener fokussiert und selbstkritisch zeigen, ist der Gegner aus Mexiko derweil angriffslustig – und erinnert augenzwinkernd an die WM 2018.
Anpfiff der Partie ist am Donnerstag, 19:00 Uhr, Live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat) und bei Bild.de
- FC Bayern: Bessere Defensive, aber die Chancenverwertung lässt zu wünschen übrig
- UANL Tigres: Setzt sich die Universitätsmannschaft die Krone auf?
- Finalstatistik spricht klar für den FC Bayern
FC Bayern München: Um die Chance zu nutzen, muss man die Chancen nutzen
Ein Spiel trennt den FC Bayern noch vom ultimativen Erfolg im Vereinsfußball, einem makellosen Jahr. Bislang hat nur der FC Barcelona 2009 das „Sextuple“ gewinnen können. Die Münchener selbst waren 2013 nah dran, doch unterlagen im nationalen Supercup Borussia Dortmund 2:4.
Nun haben sie erneut die Chance, diesen Rekord zu egalisieren. Der Verein zeigt sich vor dem Endspiel der Klub-WM geschlossen, hochfokussiert und ehrgeizig. „In jedem Spiel und gerade im Finale ist es wichtig, dass wir von Anfang an mit der richtigen Einstellung ins Spiel gehen. Die Mannschaft hat über eine lange Zeit gezeigt, was sie kann. Wir müssen hellwach sein. Tigres ist im Spielaufbau sehr schnell und zielstrebig. Über die Flügel spielen sie gut nach vorne und haben im Zentrum Spieler, welche die Tore machen. Wir müssen von Anfang an voll da sein und wenn möglich dieses Mal auch unsere Chancen verwerten“, mahnte Hansi Flick (55) auf der Pressekonferenz.
Zwar gelang es dem FC Bayern, das Halbfinale gegen den afrikanischen Champions-League-Sieger Al-Ahly fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit zu entscheiden. Doch die Mannschaft tendiert in letzter Zeit dazu, dem Gegner trotz guter eigener Performance die Tür weit offen zu lassen: 2:1 gegen Freiburg, 1:0 in Augsburg. Trotz der beiden klaren Siege auf Schalke (4:0) und gegen Hoffenheim (4:1) verfielen sie mit dem Spiel in Berlin (1:0) vergangene Woche wieder in alte Muster.
Das kann gutgehen, wenn sich der Gegner selbst kulant in der Chancenverwertung zeigt, beziehungsweise das Aluminium rettet. Muss es aber nicht, wie man bei den Niederlagen in Mönchengladbach und Kiel sehen konnte. Zwar haben die Münchener seit jenem Pokalaus nur noch zwei weitere Gegentore kassiert. Doch scheint das im Moment zulasten der Offensive zu gehen. Es gelingt dem Rekordmeister noch zu selten, diese Stabilität mit Durchschlagskraft im Angriff zu paaren. Immer wieder schleichen sich Ungenauigkeiten und Missverständnisse ins Passspiel, sodass im Ansatz gute Möglichkeiten ungenutzt verpuffen. In der Folge steht es statt 3:0 oder sogar 4:0 weiterhin 1:0. Und so hat auch die Mannschaft einen höheren Kräfteverschleiß, weil sie sich mit einer knappen Führung konsequent auf rohen Eiern bewegt.
In ihrem vergangenen Klub-WM-Finale gegen Raja Casablanca (2:0) erzielte der FC Bayern beide Tore schon in der ersten halben Stunde. So oder so ähnlich dürfte auch Hansi Flicks Plan für Donnerstagabend aussehen. Planen muss er derweil ohne Jérôme Boateng (32), der aus persönlichen Gründen vorzeitig abreiste. Ansonsten steht Flick der komplette, zuvor berufene WM-Kader zur Verfügung.
UANL Tigres: Vom Uniteam zum Weltmeister?
Es ist der typische Aufbau vieler Hollywood-Filme. Tatort: High School oder Universität. Meistens ist diese sportlich noch in irgendeiner Form aktiv und zu den Protagonisten gehört ein Starspieler, der ein großes Finale vor sich hat. Dieses Endspiel ist der Übergang zwischen Höhepunkt und retardierendem Moment. Im besten Fall ist irgendwo noch eine Romanze eingebaut und der Streifen basiert auf einer wahren Begebenheit.
Der, dessen Höhepunkt mit einem Sieg gegen den FC Bayern erreicht werden könnte, beginnt 1967 in San Nicolás de los Garza, einer Stadt nördlich des mexikanischen Monterrey. Um genau zu sein, an der Universidad Autónoma de Nuevo León. Die Gründung der Tigres ist der zweite Versuch, sich im Profifußball festzubeißen. Trotz eines Stotterstarts stieg der Verein 1974 zum ersten Mal in die Primera División auf. Noch heute spielt die Mannschaft auf dem Universitätsgelände.
Nach je zwei Meisterschaften und Pokalsiegen wurden die Tigres 1996 aufgrund eines Korruptionsskandals wieder ins Unterhaus zwangsversetzt. Damit einher ging auch der Übergang der Schirmherrschaft von der UANL zur Sinergia Deportiva. Hierbei handelt es sich um einen Komplex aus CEMEX, einem Baustoffhersteller und der in Monterrey beheimateten Firma FEMSA. Unter der neuen Leitung gelang der direkte Wiederaufstieg sowie fünf Meistertitel und ein Pokalsieg. Dazu stand man 2015 im Finale der Copa Libertadores sowie dreimal im Champions-League-Finale der CONCACAF. Vergangenes Jahr gelang mit dem 2:1 über LAFC der erste Titelgewinn.
Maßgeblich daran beteiligt – in Form des Siegtreffers – war ihr Starspieler, André-Pierre Gignac (35). Der Franzose wechselte 2015 von Olympique Marseille zu den Tigres und schlägt meistens dann zu, wenn es am Wichtigsten wird. Bei der Klub-WM erzielte er alle drei Tore seiner Mannschaft. Seine Fähigkeiten haben sich durchaus bis München herumgesprochen: „Tigres hat mit Gignac einen gefährlichen Stürmer, der die Tore macht. Wir müssen ihn aus dem Strafraum raushalten und verhindern, dass sie Chancen bekommen“, so Manuel Neuer (34).
Bei den Tigres selbst zeigt man sich selbstbewusst. Trainer Ricardo Ferretti (66) und Kapitän Guido Pizarro (30) betonten auf der Pressekonferenz unisono, dass man mit Respekt, aber ohne Angst in dieses Spiel gehe und den Titel gewinnen wolle. Ferretti sagte mit einem Augenzwinkern: „Das letzte Spiel zwischen Deutschland und Mexiko war bei der letzten WM. Und wir wissen wie es ausging.“
Die Zutaten für ein hochklassiges Finale stehen damit.
Prognose
Die Statistik spricht klar für den FC Bayern. Seitdem Corinthians 2012 Chelsea im Finale 1:0 besiegte, setzte sich bei der Klub-WM immer der europäische Vertreter durch. Die Tigres haben mit Spielern wie Pizarro, dem Ex-Frankfurter Carlos Salcedo (27), Javier Aquino (30) oder eben Gignac einiges an individueller Qualität in der Mannschaft. Sollte es ihnen gelingen, das Spiel der Bayern im Mittelfeld zu stören, ist auch eine Verlängerung möglich. Am Ende hat aber der FC Bayern mehr Qualität, nutzt seine Chancen besser – und wird sich das Sextuple holen. Spielerisch darf man ein hochklassiges Finale erwarten, viele Tore werden allerdings nicht fallen.
Mögliche Aufstellungen:
FC Bayern München: Neuer – Pavard, Süle, Alaba, Davies – Goretzka, Kimmich – Gnabry, Müller, Coman – Lewandowski
UANL Tigres: Guzmán – Luis Rodríguez, Diego Reyes, C. Salcedo, Jesús Dueñas – J. Aquino, Carioca, G. Pizarro, Luis Quiñones – Carlos Gonzáles, Gignac
Bildquelle: imago
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Victor Catalina
Victor Catalina
Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.