Das große Duell der Rekord-Pokalsieger – Athletic Club empfängt Barça

6. Februar 2020 | Vorschau | BY Christoph Albers

Vorschau | Am Donnerstagabend treffen, wenn man so will, 24 Copa-Titel (Athletic Club) auf 30 Copa-Titel (Barça) – kein anderes Team konnte den Wettbewerb so oft gewinnen, wie diese zwei. Zudem ist es u.a. auch noch eine Neuauflage des Endspiels von 2009, 2012 und 2015. Dieses Duell trieft also geradezu vor Pokal-Historie, weshalb es mit Sicherheit kein ganz gewöhnliches Viertelfinale ist.

Anpfiff der Partie ist am Donnerstag, 21 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Athletic Club

Nachdem einleitend die glorreiche Pokal-Historie beider Teams herangezogen wurde, muss sicherlich ergänzt werden, dass die ruhmreichen Tage der Basken schon ein wenig länger her sind. Der letzte Pokaltriumph gelang in der Saison 1983/84, in der Bilbao auch die spanische Meisterschaft gewinnen konnte. Seither kam keine weitere Trophäe mehr hinzu. Allerdings war es oftmals ziemlich knapp, wie die vier verlorenen Endspiele seitdem belegen. In drei dieser vor Fälle war es bezeichnenderweise der FC Barcelona, der ihnen diese bittere Niederlage beibrachte.

Ohnehin ist der FC Barcelona in der Copa del Rey so etwas wie die Nemesis für die stolzen Basken. 2017 wurden sie von den Katalanen im Achtelfinale ausgeschaltet, 2016 im Viertelfinale, 2011 abermals im Achtelfinale und in den bereits erwähnten Jahren jeweils im Finale. Ein eigener Triumph gelang in der gesamten jüngeren Geschichte nicht.

Erst sechs Gegentore in Heimspielen

In der Liga sieht es dagegen etwas anders aus, dort ist Bilbao gewissermaßen Barcelonas Angstgegner, zumindest im heimischen San Mamés. Beispielsweise am ersten Spieltag dieser Saison gelang ein 1:0-Sieg durch ein spätes Traum-Tor von Sturm-Legende Aduriz. Und auch in der letzten Saison kam Barça ebenfalls nicht über ein 0:0 hinaus. Es gibt also, trotz der deprimierenden Pokal-Historie, definitiv Anlass zur Hoffnung.

Die beiden jüngsten Ergebnisse sagen zudem aber auch einiges über die Mannschaft aus. Mit nur 17 Gegentoren verfügt Bilbao über die drittbeste Defensive der Liga und hat ganze neun Gegentore weniger kassiert als Barça. In ihren 11 Heimspielen haben sie sogar nur sechs Gegentore kassiert, ein Wert, den sonst nur Atlético Madrid erreicht. Die Qualitäten der Mannschaft von Trainer Gaizka Garitano liegen also definitiv in der Defensive.

Schwächen vorne – Und hinten auch?

Offensiv hapert es dagegen ziemlich. Mit 22 Toren in 22 Ligaspielen ist man deutlich zu harmlos, um im Kampf um Europa ein echtes Wörtchen mitsprechen zu können. Und auch im Pokal hätte sich diese Schwäche beinahe gerächt. In den letzten beiden Runden, gegen die Zweitligisten Elche und Teneriffa, musste Athletic jeweils bis ins Elfmeterschießen, weil sie nicht in der Lage waren das Spiel vorher zu entscheiden. Im Showdown zeigten sich die Spieler dafür aber immerhin nervenstark.

Trotz all des Lobes für die Defensive, muss an dieser Stelle aber auch gesagt werden, dass sie gegen Teneriffa auch defensiv sehr anfällig waren und in 120 drei Gegentore hinnehmen mussten. Und auch der gute Wert in der Liga muss ein wenig eingeordnet werden: Nach xGA (Expected Goals against) hätte man nämlich mit 25,05 Gegentoren rechnen müssen – eine Differenz von gut acht Gegentoren. Bilbaos Defensive lässt also doch einige Chancen zu, was sich gegen Barça und einen gewissen Lionel Messi mit Sicherheit böse rächen könnte.

Massive Formschwäche

Abgesehen davon, befindet sich Athletic derzeit in einer eher bescheidenen Form. Der letzte Sieg in der Liga gelang am 1. Dezember (2:0 gegen Granada), seitdem spielte Garitanos Mannschaft fünfmal Remis und verlor zwei weitere Spiele – zuletzt am Wochenende mit 0:2 Zuhause gegen Getafe. In der Tabelle fiel man in der Folge von Rang 5 auf Rang 9 zurück. Nicht gerade eine ideale Ausgangssituation, um den großen FC Barcelona zu schlagen.

Fast ideal ist dagegen die Personallage. Abgesehen von Oscar de Marcos, der von muskulären Problemen geplagt wird, sind alle Spieler fit. Mit Iago Herrerín, der im Pokal rot-gesperrt ist, fehlt ansonsten nur der Ersatztorwart, sodass Stammkeeper Unai Simón nun wohl auch im Pokal ran muss/darf. Eine Schwächung sieht anders aus. Zudem ist Abwehrchef Iñigo Martínez für das Ligaspiel am Wochenende gesperrt, sodass er seinen Fokus voll auf das Pokalspiel legen kann. Garitano sollte also seine beste Mannschaft aufbieten können.

(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

FC Barcelona

Anders als Bilbao, war der FC Barcelona in den letzten Jahren eine Macht im Pokal. Zwischen 2015 und 2018 gewannen die Katalanen den „Königspokal“ gleich viermal in Folge und auch in der letzten Saison drangen sie bis in Pokalfinale vor, in dem sich allerdings der FC Valencia durchsetzen konnte. In dieser Saison soll diese Niederlage nun aber vergessen gemacht werden, mit dem 31. Copa-Sieg ihrer Geschichte.

Dass dieser Weg allerdings durchaus beschwerlich werden könnte, offenbarte sich in der dritten Runde. Da tat sich Barça gegen den Drittligisten Ibiza enorm schwer und das Spiel erst durch einen späten Doppelpack von Antoine Griezmann mit 2:1 für sich entscheiden. Das Achtelfinale gegen CD Leganés war dagegen eher ein lockerer Spaziergang, beim 5:0-Sieg im heimischen Camp Nou ließ die Mannschaft von Quique Setién mal so gar nichts anbrennen.

Beständig unbeständig

Diese beiden Leistungen stehen aber durchaus bezeichnend für den FC Barcelona in dieser Saison: Im eigenen Stadion stark wie eh und je und auswärts äußerst inkonstant und verwundbar. Leistungen wie auf Ibiza oder wie beim 0:2 in Valencia am 21. Spieltag wechseln sich ab mit Gala-Vorstellungen wie beim 5:0 gegen Leganés.

Gemäß dieser „Regel“ dürfte nun, im San Mamés, wieder mal ein schwacher Auftritt folgen. Das bereits erwähnte 0:1 am ersten Spieltag der Liga-Saison gibt einen Fingerzeig, wie es aussehen könnte. In diesem Spiel zeigten sich die Katalanen äußerst uninspiriert und behäbig und wurden im Endeffekt geradezu folgerichtig von Aduriz bestraft. Allerdings sollte man sich ex-post auch nicht vom Resultat blenden lassen. Mit einem xG-Verhältnis von 1,04:0,46 zu Gunsten des FC Barcelona, hätte der Favorit trotzdem gewinnen sollen, zumal Bilbao keinen Abschluss mit einem xG-Wert von mehr als 0,11 hervorbracht hat und letztendlich ein Ausnahme-Tor von Aduriz brauchte, um zu gewinnen.

Schlagen Fati und Messi wieder zu?

Trotzdem sollte Setién diese Partie als Warnung verstehen und seine Lehren daraus ziehen. Barça sollte kontrolliert spielen, versuchen Athletics Konter über die schnellen Iñaki Williams und Iker Muniain zu unterbinden und sie müssen Bilbaos Defensive in Bewegung bringen, um Räume zu kreieren. Vor allem Letzteres gelang dem FC Barcelona unter Setién nur bedingt, wobei Messi und Ansu Fati im Spiel gegen Levante am Wochenende zumindest gute Ansätze zeigten.

Mit Fati und Messi ist auch am Donnerstagabend fest zu rechnen, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass Barça kaum noch Optionen zur Rotation hat. Suarez ist verletzt, Dembele hat in seiner Rehabilitationsphase einen Rückschlag erlitten und Carles Pérez wurde kurz vor dem Ende der Transferphase noch abgegeben. Damit bleiben im Grunde nur diese beiden und Griezmann. Alex Collado, der zuletzt aus der zweiten Mannschaft hochgezogen wurden, dürfte unterdessen keine echte Alternative für die Startelf sein.

Ter Stegen im Tor

Ansonsten kann Setién aber auch nahezu alle Spieler zurückgreifen. Die einzige Ausnahme bildet Ersatzkeeper Neto, der normalerweise in der Copa del Rey zum Einsatz kommt. Er fällt weiterhin verletzt aus, sodass Ter Stegen auch in diesem Spiel zwischen den Pfosten stehen dürfte. Eine ähnliche Situation wie bei Athletic. Der zuletzt angeschlagene Arturo Vidal dürfte unterdessen rechtzeitig fit werden. Er könnte eine gute, offensive Option werden, gerade als Joker. Abgesehen davon ist auch noch zu berücksichtigen, dass Piqué am Wochenende gelb-gesperrt fehlen wird und somit nicht geschont werden wird. Von einer großen Rotation ist in diesem, so wichtigen Spiel ohnehin nicht auszugehen.

(Photo by LLUIS GENE/AFP via Getty Images)

Prognose

An sich ist Barça in diesem Spiel klar zu favorisieren. Die aktuelle Form, die individuelle Qualität und die Pokalhistorie spricht klar für sie. Auswärts haben sie allerdings oftmals große Probleme und das San Mamés ist womöglich eine der schwerste Aufgaben überhaupt, wodurch sich das Kräfteverhältnis etwas verschiebt. Zudem ist ein Pokalspiel, vor allem eins ohne Rückspiel, immer eine ganz besondere Aufgabe. Ein Sieg der Gäste ist also keineswegs garantiert. Es könnte ein richtig enges Spiel werden.

Mögliche Aufstellungen:

Athletic Club: Simón – Capa, Unai Núñez, Ìñigo Martínez, Yuri Berchiche – Unai López, Dani García – Williams, Raúl García, Muniain – Aduriz

FC Barcelona: Ter Stegen – Sergi Roberto, Piqué, Umtiti, Jordi Alba – Frenkie de Jong, Busquets, Arthur Melo – Ansu Fati, Messi, Griezmann

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(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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