Champions League Vorschau – Gruppe F: FC Barcelona, Dortmund, Inter, Slavia Prag
14. September 2019 | Champions League | BY 90PLUS Redaktion
Vorschau | Die UEFA Champions League startet am 17. September in die Gruppenphase. Titelverteidiger ist der FC Liverpool, der in dieser Spielzeit von den restlichen Klubs gejagt wird. Vor dem Start der Gruppenspiele stellen wir alle Gruppen und alle Mannschaften ausführlich vor!
Gruppe A: PSG, Real Madrid, Club Brugge, Galatasaray
Gruppe B: FC Bayern, Tottenham, Olympiakos, Crvena Zvezda
Gruppe C: Man. City, Donezk, Zagreb, Atalanta
Gruppe D: Juventus, Atletico, Bayer Leverkusen, Lok. Moskau
Gruppe E: Liverpool FC, SSC Neapel, RB Salzburg, KRC Genk
Gruppe F: FC Barcelona, Bor. Dortmund, Inter Mailand, Slavia Prag
FC Barcelona
(Letzte Saison: Halbfinale CL)
Erneutes Scheitern in der Champions League
Die Katalanen haben vor der Saison die Champions League in den Fokus gerückt und man war lange Zeit auf Triple-Kurs. Doch dann wurde eine bis dato sehr gute Saison zu einer Katastrophe und nun wartet man in Barcelona weiterhin auf den ersten Champions-League-Titel seit 2015. Barça wurde zwar souverän Meister, aber das spielt in der öffentlichen Wahrnehmung aufgrund der erdrückenden Dominanz (sieben Titel in den letzten zehn Jahren) keine allzu große Rolle mehr. Dazu kommt eine Pleite im Pokalfinale gegen Valencia (1:2).
International blamierte sich Barça zuletzt. Ein Jahr nach der Blamage in Rom, folgte die nächste Katastrophe: Im Hinspiel des Halbfinales zerlegte man den FC Liverpool mit 3:0 im Camp Nou und in der darauffolgenden Woche verlor man mit 0:4 in Anfield. Wie im Rückspiel in Rom agierte die Valverde-Elf nicht mehr, sondern wurde zum Spielball des Gegners. Man spürte förmlich die Angst vor dem Scheitern. Im Mittelfeld fehlte komplett der Zugriff und der Zug zum Tor. Vergeblich wartete man auf einen magischen Moment von Lionel Messi (32) und andere Lösungen hatte man nicht parat. Zuletzt suchte man zu oft vergeblich nach der Barça-DNA im Spiel der Katalanen.
Startschwierigkeiten
Dies wird der Mannschaft seit der Ankunft von Trainer Ernesto Valverde immer öfter vorgeworfen. Dazu kommt noch sein zögerliches und defensives Coaching-Verhalten in kritischen Momenten, wie es sie in Rom und Liverpool gab. Nicht wenige wünschen sich, dass ein neuer Spielleiter übernimmt, aber noch hat Valverde die Rückendeckung der Klubführung und Messi.
Um endlich auch auf internationalem Parkett zum gewünschten Erfolg zurückzukehren, entschied man sich statt eines Trainerwechsels für eine punktuelle Transferoffensive: Mit Antoine Griezmann (28) für 120 Mio. Euro und Frenkie de Jong (22) für 75 Mio. Euro verpflichtete Barcelona zwei Spieler, welche die Qualität der Mannschaft direkt auf ein neues Level heben sollen. Der 22-Jährige Niederländer soll dem Mittelfeld wieder das geben, was insbesondere Ivan Rakitic (31) zuletzt nicht mehr beisteuern konnte: Mut zum Risiko und die nötige vertikale Ausrichtung im Aufbauspiel. Mit Rakitic neigt das Spiel Barcelonas manchmal zu träge zu werden.
Viel Ballbesitz ohne dem Gegner wirklich gefährlich zu werden. Dies wurde im Rückspiel gegen Liverpool zum Verhängnis der Katalanen. Griezmann hingegen soll in der Offensive Alleinunterhalter Messi unterstützen. Ousmane Dembélé (22) ist immer noch keine zuverlässige Option in der Offensive, Luis Suárez (32) baut mit zunehmenden Alter doch etwas ab und Philippe Coutinho (27) zündete nie so richtig in Barcelona und wurde an den FC Bayern abgegeben.
Zum Saisonstart funktioniert beim FC Barcelona noch nicht allzu viel. Am ersten Spieltag verlor man in Bilbao, danach gab es einen 5:2-Sieg gegen Betis, um danach bei Aufsteiger Osasuna nur 2:2 zu spielen. Das 4-3-3 von Valverde zeigt altbekannte Schwächen und es wirkt teilweise viel zu statisch. Gegen Betis zeigte Barça, dass es, wenn es sich in einen Rausch spielt, wunderschönen Offensivfußball zeigen kann, aber oft passiert dies eben nicht.
Dazu kommt, dass mit Lionel Messi das Herz der Mannschaft aktuell verletzt fehlt. Mit Suárez und Dembélé fielen weitere wichtige Akteure aus. So ist es schwierig sich vernünftig einzuspielen und Griezmann hat offensichtlich noch Schwierigkeiten richtig im Spiel eingebunden zu sein. Bisheriges Highlight der Saison ist der 16-Jährige Ansu Fati, der den Fans mit seinem unbekümmerten Auftreten viel Spaß bereitet.
Riesiges Potenzial
Das richtige Barcelona hat man in dieser Saison noch nicht gesehen und es bleibt abzuwarten wie das Duo Messi-Griezmann miteinander harmonieren wird, da sich beide zentral gerne tiefer fallen lassen und man beim Franzosen noch abwarten muss, wie er sich im Sturmzentrum oder als klarer Flügelspieler bei den Katalanen schlägt.
Überwindet de Jong seine leichten Startschwierigkeiten, kann er zum wichtigen Puzzleteil eines technisch brillanten Mittelfeldes werden, das mit Sergio Busquets (31), Arthur (23), den schon erwähnten Rakitic und auch Sergi Roberto (27) viele spannende Optionen zur Verfügung stehen hat. Barça hat erneut das Potenzial das Triple zu holen. Valverde muss es nur schaffen die Leistung dieser Mannschaft wirklich komplett abzurufen. Die Saison darf nicht schon wieder zu einer reinen Messi-Show werden. Man muss auch Lösungen abseits seiner genialen Momente präsentieren können.
Im Fokus: Antoine Griezmann
Deshalb liegt der Fokus auch verstärkt auf Griezmann. Natürlich steht und fällt die Saison zu großen Teilen mit Messis Leistungen, aber der Weltmeister soll dafür sorgen, dass dieser in den entscheidenden Momenten nicht alleine bleibt. Der 28-Jährige soll nicht nur für Tore, sondern auch für mehr Kreativität und tolle Kombinationen sorgen. Gegen Betis hat er angedeutet was alles möglich ist. Davon soll und muss mehr kommen. Er hat bereits mehrfach bei Atlético bewiesen, dass er dies kann. Jetzt muss er es nur noch auch im Trikot der Katalanen zeigen.
Prognose
Der Verein lechzt nach dem ganz großen Coup und man ist auch in diesem Jahr einer der Mitfavoriten auf den Gewinn der Königsklasse. Die Gruppenphase wird ein hartes Stück Arbeit, aber mit einem Weiterkommen ist fest zu rechnen. Es gibt nur wenige Mannschaften, die Barcelona stoppen können. Insbesondere dann, wenn man das gesamte Potenzial dieses Kaders abruft.
Bor. Dortmund
(Letzte Saison: Achtelfinale CL)
Borussia Dortmund startet mit hohem Anspruch in diese Saison, sei es auf nationaler oder internationaler Ebene. Im zweiten Jahr unter Trainer Lucien Favre will die Borussia endlich den eigenen, etwas neueren Ansprüchen gerecht werden.
Alles verspielt
Ein Umbruch musste her: So lautete das harte, aber realistische Urteil nach der Saison 2017/18, in der man es unter Peter Stöger noch knapp in die Champions League geschafft hatte. Wunschtrainer Favre wurde im zweiten Anlauf verpflichtet und einiges auf dem Transfermarkt wie beispielsweise mit dem Verpflichtungen von Paco Alcacer (26) oder Axel Witsel (28) getan. Am Ende des letzten Kalenderjahres thronte man als Herbstmeister über dem Rest der Bundesliga.
Doch dann folgte der erneute Rückfall. Das Team schien dem Druck der Favoritenrolle nicht gewachsen zu sein. Auf die herausragende Hinrunde folgte eine enttäuschende Rückrunde, in der man sich weniger spielfreudig präsentierte. Unnötige Punktverluste auch gegen vermeintlich kleine Gegner erhöhten den Druck immer weiter. Im Nachhinein dürfte die vernichtende 5:0 Niederlage in München der letzte klare Hinweis gewesen sein: Alles ist verspielt.
Und auch in der Champions League zeigten sich andere Formen des selben Musters. Die Gruppenphase bestritt der BVB nicht nur souverän, sondern konnte mit dem Gruppensieg vor Atletico Madrid ein richtiges Ausrufezeichen setzen. Der 4:0-Sieg gegen die Madrilenen in Dortmund dürfte eines der besten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte gewesen sein. Doch in der KO-Runde präsentierte man sich erneut unreif.
Obwohl man gegen Tottenham in beiden Duellen nicht unbedingt unterlegen war, kassierte man vier Tore und erzielte keines. Die Kälte und Erbarmungslosigkeit der Spurs war zu viel für den jungen BVB. National und international ließ man also nach starkem Start deutlich nach. Das soll in diesem Jahr anders sein.
Wie flexibel ist Favre?
Rein systematisch gab es bis jetzt unter Favre wenig Überraschungen. Ein klassisches 4-2-3-1 bildet das Grundgerüst. Die Doppelsechs, im letzten Jahr noch vornehmlich durch Thomas Delaney (28) und eben Witsel besetzt wurde, nun ergänzt durch Julian Weigl (24), der die Rolle des Dänen einnimmt. Defensiv positionieren sich die Borussen dann in einem flachen 4-4-2. Stürmer Alcacer und Marco Reus (30) laufen etwas höher an, die restlichen Spieler lassen sich in zwei Viererketten fallen.
Die Idee dahinter: Den Gegner von den potentiell gefährlichsten Abschlusspositionen fern halten und eher zu Abschlüssen in ungefährlichen Momenten zu drängen. Das Problem im Moment? Potentiell ungefährliche Situationen sind reihenweise brandgefährlich. Ecken sind immer eine riesige Gefahr, zahlreiche individuelle Fehler der Verteidiger öffnen auf einmal Räume. Dortmund muss deutlich souveräner agieren um der Defensividee Favres gerecht zu werden. Auch Neuzugang Mats Hummels (30) brachte, trotz ordentlicher individueller Leistung, noch nicht die erhoffte Stabilität. Offensiv hingegen wird wohl oder übel die Flexibilität des Trainers gefragt sein.
Was schon in der letzten Rückrunde ersichtlich schien, bestätigte sich in den ersten Bundesligaspielen. Favres Doppelsechs ist von vielen Gegnern dekodiert worden. Das disziplinierte Zuschieben der Dortmunder Zentrale bereitet den Schwarzgelben zunehmend Probleme im Spielaufbau und hemmt die auf dem Papier so attraktiv besetzte Offensive.
Gerade nach der Pleite gegen Union Berlin kochte eine, für Favres Amtszeit besonders hitzige Diskussion, um diese Ausrichtung auf. Der Schweizer ist jetzt also gefragt, die Spieler um Reus (30) entsprechend einzusetzen, sodass die größte Stärke des Kaders zum Vorschein kommt, welche mit dem unglaublichen Jadon Sancho (19) und vor allem den Neuzugängen Julian Brandt (23) und Thorgan Hazard (26) ganz klar im Angriff liegt. Die Frage ist nur, ob Favre flexibel genug ist.
Spieler im Fokus: Marco Reus
Der Kader der Borussia bietet auf jeden Blick Spieler, die es verdient hätten an dieser Stelle zu stehen: Sancho mit seinem atemberaubenden Talent, Brandt mit dem Potential den endgültigen internationalen Durchbruch zu schaffen, Witsel mit seiner unglaublichen Sicherheit. Doch niemand ist für Borussia Dortmund so unverzichtbar wie der Kapitän.
Marco Reus ist Deutschlands amtierender Fußballer des Jahres und der absolute Schlüsselspieler. Auch wenn der 30-Jährige noch nicht zu seiner Topform gefunden hat, wird diese dringend benötigt, um in der Champions League zu bestehen. Das oft fast passive Verhalten der Dortmunder im Ballbesitz kann durch brilliante Momente der Nummer 11 Fahrt aufnehmen. Sein Tempo, seine Torgefahr und seine Führungsqualitäten sind immens notwendig für eine erfolgreiche Saison.
Prognose
Borussia Dortmund hat eine attraktive, aber schwierige Gruppe erwischt. Von den Namen her könnte es nach dem FC Barcelona auf ein Duell zwischen den Borussen und Inter hinauslaufen. Diese Duelle dürften sich auch aufgrund der Tagesform entscheiden. Dortmund hat den Kader und die Fähigkeiten auch international für Furore zu sorgen, aber eben nur, wenn man dies auch auf dem Platz zeigt.
Inter Mailand
(Letzte Saison: Achtelfinale EL)
2010 war Inter Mailand ganz oben angekommen: Das Triple, als erster italienischer Verein. Trotz bereits ruhmreicher Geschichte der unumstrittene Höhepunkt des Klubs! Doch mit Trainer Jose Mourinho verließen auch die Erfolge die Mailänder, es folgten Jahre der Ernüchterung. In diesem Jahr soll sich das endlich ändern.
Ambitionen höchster Stufe
Wenn man sich die vergangene Saison Inters anschaut, kann man eigentlich davon sprechen, dass alle Ziele erreicht wurden. Trainer Luciano Spalletti führte die Domstädter auf vierten Platz der Tabelle und damit in die Champions League. In einer Liga in der Juventus seit Jahren nach Belieben dominiert und sich der SSC Neapel als zweite Kraft etabliert hat, wirkt dies wie das augenscheinlich bestmögliche Ergebnis.
Doch die Ambitionen des stolzen Klubs enden nicht dort. Spalletti musste seinen Trainerposten für Antonio Conte (50) räumen. Die Gier nach Erfolg ist groß bei den „Nerazzurri“, gleich neun Saisonniederlagen aus dem Vorjahr ein zu hoher Wert – ganz im Gegensatz zu den 57 erzielten Toren. Nur einmal in den letzten zehn Jahren traf man weniger. Auch die ewige Unruhe um Skandalnudel und Ex-Kapitän Mauro Icardi (26) beschädigte Trainer und Mannschaft.
In Europa konnte man die Erwartungen sogar noch weniger erfüllen. In einer Champions League-Gruppe mit Barcelona und Tottenham blieb den Italienern am Ende nur der dritte Platz und damit der Gang in die Euro League. Auch wenn das Ausscheiden aus der Königsklasse denkbar dramatisch verlief, sollte dies ein weiteres Zeichen sein, wie weit die eigenen Ambitionen derzeit entfernt liegen. Dass es dann in der Euro League nicht über das Achtelfinale hinausging, setzte das I-Tüpfelchen auf eine gebrauchte Saison. Gegen die, als Underdog in den Ring gestiegene, Eintracht aus Frankfurt war Schluss mit internationalem Fußball 2018/2019
Alles anders, alles besser?
Dass es sich bei einem Viertplatzierten der Serie A generell um keinen Trümmertruppe handelt, dürfte klar sein. Doch das ordentliche Grundgerüst Inters erhielt in diesem Sommer wirklich auf allen Positionen ein Upgrade. Die vielleicht wichtigste Maßnahme könnte die Anstellung von Trainer Conte sein. Der Italiener gewann in seiner ersten Saison mit Chelsea die Premier League, unter anderem gegen einen gewissen Pep Guardiola. Nach der zweiten Saison an der Stamford Bridge ging er dann im Streit.
Seine Spielidee hat sich seitdem wenig verändert, scheint bei Inter und in der Serie A allerdings auch sehr gut aufgehoben. In einem 3-4-2-1 lässt der Coach offensiven, aber dennoch kontrollierten Fußball spielen. Schlüssel in seinem System sind unter anderem die beiden Außenverteidiger/äußeren Mittelfeldspieler, die extrem offensiv agieren und den Druck Inters auf den Gegner merklich erhöhen. Eine Ausrichtung wie gemacht für Spieler wie Danilo D’Ambrosio (31) und Kwadwo Asamoah (30). Neuzugang Valentino Lazaro (23) kam zwar in der Liga noch nicht zum Zug, könnte aber von den Anlagen her genau in dieses Spiel passen und sich auf Dauer etablieren.
Generell gibt es auf der Zugangsseite in diesem Sommer einiges zu nennen: Bei einem Transferminus von fast 100 Millionen Euro, bei denen die Leihe von Alexis Sanchez (30) noch nicht eingerechnet ist, kein Wunder. Neben dem Chilenen kam auch Romelu Lukaku (26) aus Manchester nach Mailand. Zwei große Namen, von denen vor allem der Belgier als sofortiger Stammspieler eingeplant ist und mit zwei Toren aus zwei Spielen bis jetzt den Erwartungen gerecht wird. Der eben schon angesprochene Lazaro kam aus Berlin, für 20 Millionen Euro wurde zudem Matteo Politano (25) von Sassuolo nach einer Leihe im Vorjahr nun fest verpflichtet.
Mit Nicolo Barella (22) kam das vielleicht größte Talent im italienischen Fußball aus Cagliari, dafür verlieh man Rajda Nainggolan (31) nach eben dahin. Weiter konnte man mit Diego Godin einen der besten Innenverteidiger Europas für das eigene Team gewinnen – ablösefrei! Auf der Abgangsseite sind neben Nainggolan noch die verliehenen Ivan Perisic (30) und natürlich vor allem der zweimalige Serie A-Torschützenkönig und ehemalige Publikumsliebling Icardi zu nennen. Damit wirkt Inter so gut aufgestellt, wie seit Ewigkeiten nicht mehr.
Spieler im Fokus: Diego Godin
Kaum vorstellbar, aber wahr: Diego Godin läuft nicht mehr für Atletico Madrid auf. Der Uruguayer ist eines der absoluten Aushängeschilder einer der gefürchtetsten Defensiven der Geschichte. Unter Diego Simeone avancierte Godin zu einem der besten Innenverteidiger seiner Zeit. Neben seiner großen physischen Präsenz und Zweikampfstärke bringt der Abwehrspieler fast alles mit.
Gefährlich im Offensiv- wie Defensivkopfball, Cleverness im Stellungspiel und, häufig vergessen, überdurchschnittlich gut im Aufbau. Auch mental dürfte ein Spieler wie Godin jeder Abwehr der Welt mehr Sicherheit geben. Im offensiv ausgerichteten Conte-Fußball dürfte dies ein wahrer Segen für Inter sein. Dass sich Godin gegen Ende seiner Karriere noch einmal für eine neue Herausforderung entschied, könnte für Mailand ein Meilenstein auf dem Weg zu hohen Zielen sein.
Prognose
Mit Barca und dem BVB kommen auf Inter schon in der Gruppenphase zwei Hochkaräter zu. Doch die Transferphase hat noch einmal unterstrichen, wo man hin- oder eher zurück möchte: An die Spitze. Mit einem starkem Kader und einem interessantem Trainer sind in diesem Jahr die Chancen hoch wie nie, dass man dieser endlich wieder näher kommt. Für packende Duelle in dieser Gruppe sollte es alle mal reichen.
Slavia Prag
(Letzte Saison: Viertelfinale EL)
In der Europa League beeindruckt
Der tschechische Doublesieger ist der krasse Außenseiter der Hammergruppe F. Nachdem man im vergangenen Jahr in der Champions-League-Quali an Dynamo Kiew scheiterte, hat man sich dieses Jahr zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte nach 2007/2008 einen Platz in der Gruppenphase der Königsklasse sichern können. Slavia bewies im letzten Jahr in der Europa, dass es sich bei der Mannschaft keinesfalls um einen angenehmen Gegner handelt.
In der Gruppe belegten die Tschechen den zweiten Rang hinter Zenit St. Petersburg und ließen Bordeaux und Kopenhagen hinter sich. Nachdem man in der Zwischenrunde Genk souverän bezwingen konnte, setzte die Mannschaft von Jindrich Trpisovsky ein riesiges Ausrufezeichen: In einer völlig verrückten Partie besiegte Prag vor heimischem Publikum den FC Sevilla mit 4:3 nach Verlängerung. Am Ende musste Slavia sogar noch zwei Tore erzielen, nachdem die Spanier in der Verlängerung in Führung gingen. In der 119. Minute erzwang man förmlich den Siegtreffer.
Im Viertelfinale lieferte man dem späteren Sieger Chelsea einen großen Kampf über zwei Partien, aber musste sich zweimal geschlagen geben (0:1 und 3:4). Trotzdem war diese Europa-League-Saison ein voller Erfolg für die Tschechen. Slavia zeigte teilweise wunderschönen Offensivfußball und stellte sich nie einfach nur hinten rein. Man wuchs über sich hinaus und konnte so einige Teams überraschen. Daran wird man versuchen in diesem Jahr anzuknüpfen.
Schmerzhafte Abgänge, aber guter Saisonstart
Nach der erfolgreichen Saison kam es wie es kommen musste und zahlreiche Leistungsträger verließen den Verein. Mittelfeldmotor Alex Kral (21, Spartak Moskau), Innenverteidiger Michael Ngadeu Ngadjui (28, KAA Gent) sowie die Offensivspieler Jaromir Zmhrhal (26, Brescia Calcio) und Miroslav Stoch (29, PAOK Saloniki) haben sich neuen Klubs angeschlossen. Insbesondere der Abgang Stochs tut weh, da er in der vergangenen Spielzeit Topscorer der Tschechen war.
In 49 Pflichtspielen kam er auf 14 Tore und 13 Vorlagen. Noch merkt man Prag an, dass es in der Offensive ein wenig hakt. Die Ordnung stimmt nicht immer, aber zumindest konnte Rekordneuzugang Nicolae Stanciu (26, kam für 4 Mio. Euro von Al-Ahli) schon vielversprechende Ansätze zeigen. Der Rumäne hatte einen ordentlichen Start und könnte eine tragende Rolle im Spiel der Tschechen einnehmen.
Sehr gut funktioniert hingegen die Defensive. In der Liga kassierte Slavia nach acht Spieltagen erst zwei Gegentreffer. Von möglichen 24 Punkten hat der Meister 20 holen können und befindet sich derzeit an der Tabellenspitze. In der Champions-League-Qualifikation bezwang die Trpisovsky-Elf Cluj zweimal mit 1:0. Das Weiterkommen war schon verdient, aber in den Partien zeigte sich, dass Prag definitiv verwundbar ist. Bedenkt man, dass in den beiden Spielen noch Kral mitwirkte, der für defensive Stabilität sorgte, wird es schon spannend zu beobachten sein, wie stabil die Mannschaft wirklich sein wird.
Unangenehmer Gegner
Prag läuft unter Trpisovsky immer in einem 4-2-3-1 auf und spielt es sehr intensiv aus. Der Fokus liegt eindeutig auf einem hohen Pressing und kein Spieler auf dem Platz darf sich dem entziehen. Physisch ist die Mannschaft enorm stark und wird Barça, Inter und den BVB damit nerven. Slavia jagt seinen Gegner förmlich über den Platz und zeigt sich dabei gut organisiert. Verliert man mal den Ball wird der Gegner sofort systematisch extrem stark gepresst. Dortmund Fans wird dies in der ein oder anderen Spielsituation an die Jahre unter Jürgen Klopp erinnern. Prag ist zwar der klare Underdog der Gruppe, aber Schützenfeste wird gegen sie eher nicht drin sein. Dafür zeigt sich die Mannschaft zu stabil.
Das größte Problem Prags ist, dass der Sturm nicht wirklich torgefährlich ist. Mittelfeldspieler wie Josef Husbauer (29), Tomas Soucek (24) oder Lukas Masopust (26) tragen die Offensive teilweise alleine. Das könnte in der Champions League zu größeren Schwierigkeiten als in der Liga führen. Ob sie gegen Gegner wie Barcelona genauso viel Zugriff auf das Spiel haben, wie gegen die Ligakonkurrenz darf angezweifelt werden.
Im Fokus: Tomas Soucek
Der wohl wichtigste Spieler im System Slavias ist Tomas Soucek, der in Abwesenheit von Milan Skoda (33) auch mit der Kapitänsbinde aufläuft, was im Endeffekt schon der Regelfall ist. Der 24-Jährige ist zweikampfstark und bestimmt das Tempo des Spielgeschehens. Er ist das Metronom der Mannschaft und besitzt eine hohe Spielintelligenz. Ihm den Ball zu geben, ist eigentlich nie eine schlechte Idee.
Soucek verteilt aus der Tiefe geschickt die Bälle, aber tritt vermehrt auch in der Offensive auf. Als Sechser am Ende der Saison auf 18 Tore und neun Vorlagen zu kommen, ist schlichtweg absurd. Dass man ihn halten und den Vertrag sogar bis 2024 verlängern konnte, grenzt nahezu an ein Wunder. Mit Köln und Werder sollen direkt zwei Bundesligisten am Tschechen interessiert gewesen sein. Es könnte durchaus sein, dass er nach der Saison das Interesse noch größerer Klubs wecken wird.
Prognose
Krasser Außenseiter, aber kein Fallobst: Prag wird in der Gruppenphase höchstwahrscheinlich ausscheiden, aber durchaus überraschen. Man wird sich akzeptabel schlagen und eventuell vor heimischem Publikum auch eine Sensation feiern können. Mehr wird jedoch nicht drin sein für die Tschechen.
(Photo by JOSEP LAGO/AFP/Getty Images)