EL | Salzburg vs Frankfurt – Nur Formsache?

28. Februar 2020 | Champions League | BY Marius Merck

Vorschau | Eigentlich wurde in dieser Paarung ein Duell auf Augenhöhe erwartet, das Hinspiel geriet aber zu einer reinen Machtdemonstration. Mit einem 4:1 Vorsprung reist die SGE aus Frankfurt zum Rückspiel nach Salzburg. Wegen Unwetter-Warnungen in Österreich wurde die Partie kurzfristig nun auf den heutigen Freitag verlegt.

Anpfiff der Partie ist am Freitag, 18:00 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Salzburg – National am Wackeln

Schon in der Spielzeit 2017/18 machte RB Salzburg mit einem Lauf in der Europa League bis ins Halbfinale auf sich aufmerksam. Dort scheiterte der österreichische Dauermeister erst an Olympique Marseille. In der laufenden Saison sorgten die „jungen Wilden“ aus der Geburtsstadt Mozarts durch mehrere Offensivspektakel in der Vorrunde der Champions League abermals für internationales Aufsehen. Insofern traute man dem Team von Trainer Jesse Marsch trotz des Ausscheidens in der Königsklasse einiges in der „kleineren Variante“ davon zu.

Doch die gezeigten Leistungen sorgten für einen ungewollten Einschnitt: Salzburg verlor im Winter-Transferfenster mit Erling Braut Haaland (Borussia Dortmund), Takumi Minamino (FC Liverpool) und Marin Pongracic (VfL Wolfsburg) gleich drei Stammspieler. Aufgrund dieses personellen Aderlasses änderte Marsch zu Beginn der Rückrunde das für die RB-Vereine typische 4-4-2 zu einem 5-3-2 bzw. 3-5-2 (je nach Gegner) um. Der Mannschaft fällt die Anpassung bisher durchaus schwer. So verlor Salzburg kürzlich zum ersten Mal überhaupt in der Bundesliga gegen den ärgsten Konkurrenten LASK und büßte dadurch auch die Tabellenführung ein.

Die letzten Wochen liefen im Tagesgeschäfts sowieso nicht zufriedenstellend. Von den letzten sechs Spielen gewannen die „Bullen“ lediglich eine einzige Begegnung, gleich vier Mal teilte man sich die Punkte mit dem Gegner. Auch am letzten Wochenende konnte RB einmal mehr keinen Dreier einfahren und trennte sich nur 2:2 bei der Austria in Wien. Gleich sieben Treffer kassierte damit die neu formierte Defensive in den letzten drei Bundesliga-Spielen, hinzutreten hier noch die vier Gegentore in Frankfurt. Die Hoffnung Marschs die personellen Verluste auf diese Weise aufzufangen erweist sich bisher als absoluter Fehlschlag.

In dieser Hinsicht war es kaum verwunderlich, dass sich das Team mit der Wiederanwendung des alten Systems in der Vorwoche in Frankfurt extrem schwer tat. Die Salzburger überzeugten zwar gerade zu Beginn durch ein ansehnliches Aufbauspiel, insgesamt stand man in der Commerzbank-Arena aber keineswegs kompakt. Die Gastgeber schafften es stets Bälle durch die zahlreichen Schnittstellen zu spielen. Das 4:0 für die Hausherren nach nur einer Stunde war angesichts der Lücken keine Überraschung, die Gäste mussten froh sein, dass der Rückstand nicht höher ausfiel. Der Anschlusstreffer von Hee-chan Hwang kurz vor Schluss per Elfmeter bewahrte einen Schuss Resthoffnung.

Salzburg wird heute alles auf eine Karte setzen müssen und entsprechend offensiv auftreten. Dass das die nicht sattelfeste Defensive in gewissen Situationen in Bedrängnis bringen wird, ist zu erwarten, aber angesichts der Ausgangslage auch nicht zu vermeiden. Marsch muss heute auf Rasmus Kristensen und Philipp Köhn verzichten.

Frankfurt – Wieder das andere Gesicht?

Mit namhaften Gegner in der Europa League kennt die SGE aus Frankfurt durchaus aus: So spielte man in den letzten 18 Monaten unter anderem gegen Benfica, Chelsea, Inter, Lazio, Olympique Marseille oder Arsenal. Dabei sahen zahlreiche dieser Schwergewichte gegen die Eintracht nicht wirklich gut aus. Dass sich der Meister des Nachbarlandes so einfach in diese Liste einfügen würde, war vor dem Hinspiel aber nicht zu erwarten.

Nach der Vorrunde sprach nämlich nicht unbedingt viel für eine solchen Klassenunterschied. Im Spätjahr 2019 warteten die Frankfurter in der Bundesliga gleich sieben Spiele auf einen Sieg. Die Gruppenphase in der Europa League wurde zudem mit je drei Siegen sowie Niederlagen nur mit viel Mühe überstanden. Die Mannschaft von Trainer Adi Hütter stabilisierte sich zwar nach dem Jahreswechsel, wirklich solide wirkte sie nach dem 0:4 in Dortmund vor der ersten Partie allerdings nicht.

Solche Zweifel widerlegte die SGE dann vor allem in der ersten Stunde des Hinspiels vollends. Die Salzburger kamen mit dem schnellen Umschaltspiel der Hessen überhaupt nicht zurecht. Allen voran der momentan überragende Filip Kostic fand immer wieder die Lücken in der Salzburger Hintermannschaft und belohnte sich mit einem Treffer. Der Mann des Tages war jedoch Daichi Kamada, welcher mit drei Treffern herausstach.

Die Frankfurter mussten sich letzten Endes sogar darüber ärgern, nicht noch das fünfte oder sechste Tor gemacht zu haben. Es bestanden jedenfalls genug Chancen. Dass die Gäste kurz vor Schluss noch den (womöglich?) wichtigen Auswärtstreffer per Strafstoß erzielten, setzt der ansonsten fantastischen Vorstellungen einen Makel. Dennoch kann Hütter, welcher als Spieler und Trainer mit Salzburg die Meisterschaft feiern konnte, zufrieden auf die abgelieferte Performance in der Commerzbank Arena blicken.

Ein anderes Gesicht zeigten dann die Gäste am vergangenen Wochenende. Völlig unbekannt ist dieses aber nicht: Schon in der Saison 2018/19 hinterließen die zahlreichen Schlachten im Europapokal ihre Wirkung im Bundesliga-Alltag. So verspielte die Eintracht in der Schlussphase der vergangenen Runde jegliche Chancen auf eine Teilnahme in der Königsklasse, um welche man lange aussichtsreich gekämpft hatte. Die 1:2 Niederlage am Montag zuhause gegen Union Berlin enthielt gewisse Parallelen zu diesen Auftritten. Die dort gemachten Fehler werden vom heutigen Gegner noch in viel größerer Weise bestraft. Hütter hat heute keine Ausfälle zu beklagen, Djibril Sow erwartet bei seiner nächsten gelben Karte eine Sperre.

Prognose

Die Gastgeber werden im Gegensatz zur Vorwoche deutlich offensiver auftreten (müssen), wenn sie tatsächlich die minimale Chance auf ein Weiterkommen greifen wollen. Die Gäste können dank des Vorsprungs die Gegner zunächst das Spiel machen lassen. Die Chancen auf Konter werden allein schon wegen Ausgangslage aufscheinen, ergeben sich ähnlich große Lücken wie in der Vorwoche, dann wird das (wohl entscheidende) Auswärtstor fallen. Die Eintracht zieht daher in die nächste Runde ein.

Mögliche Aufstellungen:

Salzburg: Stankovic – Farkas, Onguené, Wöber, Ulmer – Junuzović, Mwepu, Okugawa, Szoboszlai – Daka, Hwang

Frankfurt: Trapp – Durm, Abraham, Hinteregger, N’Dicka – Kohr, Hasebe – Chandler, Kamada, Kostic – Paciencia

Weitere Vorschauen zur KO-Phase im Europapokal.

(Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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