Europa League Vorschau: 1. FC Köln

13. September 2017 | Champions League | BY Manuel Behlert

Nach sehr guten Leistungen in der Bundesliga hat sich der 1. FC Köln vollkommen zurecht für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert. Die Kölner mussten im Sommer den Abgang von Toptorjäger Anthony Modeste verkraften und tun sich zum Saisonauftakt noch schwer. Dennoch ist man optimistisch, dass die Saison eine gute werden wird, auch im Europapokal.

In ihrer Gruppe treffen die Kölner auf das englische Schwergewicht Arsenal, BATE Borisov aus Weißrussland und Roter Stern Belgrad aus Serbien. Vor allem Arsenal ist natürlich ein Traumlos für den „Effzeh“, der Auftakt findet bereits im Emirates Stadium statt.

„Nur“ Europa League – Arsenal

Die letzte Saison verlief für den Klub aus dem Norden Londons alles andere als ideal. Man verpasste erstmals in der Ära Wenger den Einzug in die Königsklasse und muss sich nun mit der Europa League beschäftigen. Auch der Start in die laufende Saison war nicht ideal, man verlor zwei der ersten beiden Saisonspiele, gewann die anderen beiden. Es wird erneut schwierig in die Champions League einzuziehen, zumindest über den Weg durch die Liga. Die Probleme haben in diesem Sommer eher zu- als abgenommen, auch wenn natürlich einige Altlasten aus dem Kader abgegeben wurden.

Hier kommt nun die Europa League ins Spiel. Manchester United hat in der letzten Saison gezeigt, dass man sich mit einem Sieg in der Europa League für die Königsklasse qualifizieren kann, wenn es national nicht optimal läuft. Das sollte der Anreiz für Arsenal sein um den Europapokal ernst anzugehen. Ob das allerdings schon in der Gruppenphase der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Hier könnte Arsene Wenger eher den Ergänzungsspielern ihre Chance geben, denn die Gruppe sollte Arsenal auch mit Rotation relativ problemlos überstehen.

Chance für die Jugend

Der Transfersommer verlief für Arsenal nicht gerade überragend. Mit Sead Kolasinac und Alexandre Lacazette wurden zwar zwei Neuverpflichtungen getätigt, die qualitativ hochwertig sind, allerdings hätte ein weiterer Innenverteidiger, ein zentraler Mittelfeldspieler und auch eine Offensivkraft dem Kader gut getan. Die Abgänge, unter anderem Gibbs, Gabriel, Sanogo und Oxlade-Chamberlain sind zu verkraften, der Kader wurde etwas ausgedünnt. Wie bereits erwähnt könnten in der Gruppenphase Ergänzungs- und Nachwuchsspieler auf ihre Einsätze kommen. Iwobi, Reine-Adelaide, Maitland-Niles, Nelson oder auch Wilshere und Chambers dürften eine Rolle spielen.

(Photo by Ryan Pierse/Getty Images)

Die Qualität dieser Spieler ist aber ebenfalls hoch, sodass gerade bei den Auswärtsreisen nach Serbien und Weißrussland auf die Spitzenspieler verzichtet werden kann. Natürlich will Arsenal den Wettbewerb gewinnen und ist wohl auch einer der Favoriten, aber gerade zur K.O.-Runde werden die Karten mit den „Absteigern“ aus der Champions League noch einmal neu gemischt. Dann werden wohl auch die Aufstellungen der „Gunners“ entsprechend angepasst. Zunächst muss Arsenal aber die Pflichtaufgabe erfüllen, in dieser Gruppe weiterkommen und dabei natürlich auch den Gruppensieg anbeilen.

Unangenehme Weißrussen – BATE Borisov

BATE ist der Rekordmeister in Weißrussland, vor Dinamo Minsk, und konnte auch in der vergangenen Saison den Titel in der heimischen Liga feiern. 1973 wurde der Klub als Werksmannschaft der BATE-Fabrik gegründet. 2008/09 spielte BATE erstmals in der Champions League, bei der dritten Teilnahme 2012 schlug man in der Gruppenphase unter anderem den FC Bayern zuhause und gewann in Lille, konnte sich mit platz 3 für die Europa League qualifizieren. Trainer des Klubs ist seit geraumer Zeit der Weißrusse Aleksandr Yermakovich, der in dieser Saison mit seinem Klub kleinere Schwierigkeiten hat.

In Weißrussland wird die Liga innerhalb eines Kalenderjahres gespielt, derzeit sind 21 Spiele absolviert. BATE steht, gemessen an den eigenen Ansprüchen, „nur“ auf Platz 3 in der Tabelle, 2 Punkte hinter Soligorsk und 4 Punkte hinter Dinamo Minsk. Der Kader von BATE ist auch verhältnismäßig klein, man hat nur 22 Profis zur Verfügung, das Durchschnittsalter ist mit 26,8 Jahren vollkommen in Ordnung. Wie die Weißrussen mit diesem kleinen Kader jetzt bei der Mehrfachbelastung zurechtkommen, bleibt abzuwarten.

Auf die Konter aufpassen

BATE zeigte sich bei seinen bisherigen internationalen Auftritten immer konterstark. Aus einer stabilen Defensive heraus sollen schnelle Angriffe vorgetragen werden, gerade die Offensivspieler Gordejchuk, Stasevich und der erfahrene Kapitän Rodionov im Sturm sind gefährlich. Neben Leihenden verpflichtete BATE in dieser Saison lediglich drei Spieler: Die Mittelfeldspieler Dmitri Saga und Stanislav Dragun kamen von Atromitos Athen und Orenburg, Innenverteidiger Jurica Buljat wurde aus Aserbaidschan verpflichtet. Große Transfers können nicht getätigt werden, wichtiger ist das Einbinden junger Spieler aus der eigenen Jugend.

Das gehört definitiv zum Konzept, der Kader besteht nur aus 6 Legionären, der Rest setzt sich aus heimischen Spielern zusammen. Mit Torhüter Shcherbitski (21), den Mittelfeldakteuren Yablonski (22) und Berezkin (21) sowie Stürmer Rusevic (20) stehen einige talentierte Spieler im Aufgebot. Die Ziele in der Europa League sind klar, BATE will es irgendwie in die K.O.-Runde schaffen und in der Gruppe überraschen. Ganz chancenlos sind die Weißrussen nicht, auch wenn sie wohl nicht mehr darauf hoffen können, dass man sie nach den Ergebnissen in den letzten Jahren noch unterschätzt.

Enthusiastische Serben – Roter Stern

Roter Stern Belgrad, gewöhnlich Crvena Zvezda genannt, ist ein traditionsreicher Verein aus Serbien, der in der letzten Saison den 2. Platz in der heimischen Liga erreichte. Das heimische Stadion „Marakana“ bietet Platz für über 55.000 Zuschauer und ist, besonders wenn es gut gefüllt ist, für seine Atmosphäre berüchtigt. Die enthusiastischen serbischen Fans sorgen traditionell für eine aufgeheizte Stimmung, die sich nicht selten auf das Spielfeld überträgt. Auswärtsspiele bei den Serben sind häufig sehr unangenehm. Trainer der Mannschaft ist seit diesem Sommer Vladan Milojevic, die Mannschaft steht nach 8 Spielen in der Liga auf Platz 1, vor Spartak und Rivale Partizan.

(Photo by Giuseppe Bellini/Getty Images)

In diesem Sommer war Roter Stern sehr aktiv auf dem Transfermarkt. Abgängen von Luka Ilic (18, Man. City), Mihailo Ristic (21, Krasnodar), Srdjan Plavsic (21, Sparta Prag), Filip Manojlovic (21, Getafe) stehen Zugänge von Aleksandar Pesic (25, Toulouse), Brando Jovicic (24, Perm), Milan Rodic (26, Samara) und Srdjan Babic (21, Real Sociedad) gegenüber. Zudem wurde das große Talent Luka Ilic, das bereits bei Manchester City unterschrieben hat, wieder ausgeliehen und wird mindestens in dieser Saison noch Spielpraxis in seiner Heimat sammeln.

Heimspiele als Faktor

Bekannte Namen im Kader sind Damien Le Tallec, der in der Vergangenheit für Borussia Dortmund spielte, der Ex-Löwe Filip Stojkovic und Angreifer Richmond Boakye, der 2012 für 4 Millionen Euro zu Juventus Turin wechselte, sich aber in der Serie A nicht nachhaltig durchsetzen konnte. Der Kader ist mit 28 Spielern verhältnismäßig groß, man verfügt über viele Optionen und sowohl erfahrene, als auch junge, talentierte Spieler. Der serbische Fußball ist in den letzten Jahren nicht für seine großen Erfolge auf internationaler Ebene bekannt, die Entwicklung von jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs rückt dafür aber mehr und mehr in den Fokus der Vereine.

Um in dieser Gruppe eine Chance zu haben, braucht Roter Stern Belgrad viele Punkte aus den drei Heimspielen, bestenfalls muss man sogar BATE Borisov gleich zweimal schlagen. In der Europa League sind kleine Überraschungen in der Gruppenphase nicht auszsuchließen, zumal ist die Rolle des 1. FC Köln noch nicht ganz klar. Die Serben sind auch gegen den „Effzeh“ nicht chancenlos, könnten also tatsächlich Platz 2 anvisieren, auch wenn es sehr schwer werden wird.

Die Aussichten des 1. FC Köln

Die Gruppe des 1. FC Köln ist interessant und machbar, das haben die Verantwortlichen der Kölner bereits nach der Auslosung so kommuniziert. Das Highlight ist natürlich Arsenal, aber überhaupt Europapokalspiele in Köln austragen zu können, ist ein wehrgewordener Traum des Vereins und seiner Anhänger. Nun ist es endlich soweit und die große Euphorie ist durch den schlechten Saisonstart etwas gewichen. Matthias Lehmann sagte nach der Niederlage am Wochenende in Augsburg, dass ihm die Europa League direkt nach dem Spiel erst einmal vollkommen egal sei. Und es wird nicht einfacher, nach dem Spiel zum Auftakt in London spielen die Kölner in der Bundesliga gleich mal bei Borussia Dortmund.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Ein Weiterkommen in der Gruppe sollte aber trotz der schwachen Form machbar sein. Arsenal wird viel rotieren und ist zumindest in Köln durchaus ein Gegner, dem man Punkte abnehmen kann, zudem werden auch die Spiele gegen Belgrad und Borisov von vielen erwartungsvollen Fans begleitet. Köln hat im Sommer in die Breite investiert, Cordoba, Mere, Queiros, Horn und Handwerker verpflichtet, nur wenige Spieler abgegeben. Die Mannschaft muss sich jetzt finden, Peter Stöger wird die richtigen Schlüsse aus den letzten Spielen ziehen und die taktische Ausrichtung gegebenenfalls etwas anpassen. Wenn es am Donnerstag in London losgeht, wird eine fokussierte Mannschaft auf dem Platz stehen, die das Ziel hat, auch in der Rückrunde noch international zu spielen.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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