Europa League Vorschau – Gruppe C: FC Basel, Krasnodar, Getafe, Trabzonspor

9. September 2019 | Champions League | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Am 19. September startet die Gruppenphase der UEFA Europa League! 48 Mannschaften haben sich für diesen Wettbewerb qualifiziert, wieder einmal herrscht eine enorme Bandbreite, große Namen sind ebenso vertreten wie kleinere, unbekannte Teams, die den Reiz dieses Wettbewerbs ausmachen. Wir stellen alle 12 Gruppen detailliert vor!

Gruppe A: Sevilla, APOEL, Qarabag, Düdelingen

Gruppe B: Dynamo Kiew, Kopenhagen, Malmö, Lugano

Gruppe C: FC Basel, Krasnodar, Getafe, Trabzonspor

FC Basel

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Der FC Basel hat schwere Jahre hinter sich: Nach acht Meisterschaften in Folge hatten die Blau-Roten zuletzt zweimal das Nachsehen und wurden jeweils nur Vizemeister hinter den Young Boys aus Bern. In der letzten Saison lag der Rückstand auf den Meister bei sage und schreibe 20 Punkten. Das Aus in der Qualifikation zur Europa League tat sein Übriges, sodass auch der Pokalsieg nicht über die schwache Spielzeit hinwegtäuschen konnte. Nun hat Trainer Marcel Koller nochmal die Möglichkeit den FC Basel zu alter Stärke zurückzuführen, auch wenn die Qualifikation für die Champions League (Aus gegen LASK Linz in der dritten Runde, nachdem man zuvor bereits PSV Eindhoven ausschalten konnte) abermals misslang.

Zweite Chance für Koller

Doch so richtig Anlass zur Hoffnung, dass in dieser Saison alles viel besser werden würde, gab es zunächst nicht. Mit Marek Suchy, Eder Balanta und Albian Ajeti wurden abermals drei Stammspieler abgegeben, wobei vor allem der Abgang von Ajeti sehr schwer wiegt. Der 22-jährige Ex-Augsburg-Stürmer war mit 21 Pflichtspieltoren der beste Torschützer Basels, schloss sich aber für 8,7 Millionen Euro in diesem Sommer West Ham United an. Ein gleichwertiger Ersatz wurde, zumindest auf dem Papier, nicht verpflichtet, doch Kemal Ademi macht bis jetzt einen sehr guten Eindruck.

Ademi kam im Sommer ablösefrei von Xamax Neuchatel, wo er in der abgelaufenen Saison acht Ligatore in 26 Einsätzen erzielte, und schlug bisher voll ein. Fünf Ligatore in nur vier Einsätzen bisher sind eine eindrucksvolle Duftmarke und auch in der Champions League Qualifikation konnte die 1,98m-Kante bereits ein Tor beisteuern. Der im deutschen Villingen-Schwenningen geborene Angreifer ist also auf jeden Fall ein Spieler, auf den man achten sollte. Aber auch die anderen Neuzugänge, die beiden Innenverteidiger Omar Alderete (22) und Emil Bergström (26), sowie das große Mittelfeld-Talent Ramires (19) sind sehr interessante Spieler.

(Photo by FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)

Fast alles beim Alten

Ansonsten vertraut Trainer Marcel Koller vor allem auf die alteingesessenen Kräfte wie die Ex-Bundesligaspieler Fabian Frei, Valentin Stocker und Zdravko Kurzmanovic, Taulant Xhaka (Bruder von Granit), Luca Zuffi oder auch Silvan Widmer. Dazu kommen dann auch jüngere Kräfte wie Stammtorwart Tomas Omlin (25), Linksverteidiger Raoul Petretta (22), Innenverteidiger Eray Crömert (21) oder Noah Okafor (19). Die etablierten Spieler sollten dabei aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Mannschaft mit einem Altersschnitt von nur 23,7 Jahren verhältnismäßig jung ist, was gerade international auch ein Risiko darstellen könnte.

In der bisherigen Liga-Saison ist Basel damit aber sehr gut gefahren. Nach sechs Spielen steht die Mannschaft von Marcel Koller mit 15 Punkten auf Rang 1 und musste sich lediglich dem FC St. Gallen geschlagen geben, was sich aber vor allem auf die anstrengenden Spiele gegen Eindhoven zurückführen lässt. Der Start macht also definitiv Hoffnung, dass diese Saison deutlich besser werden könnte, als die letzte – national und international.

Taktisch gesehen hat sich allerdings nicht besonders viel geändert. Koller setzt im Grunde durchgängig auf ein 4-2-3-1-System mit offensiv ausgerichteten Außenverteidigern, zwei echten „Sechsern“, flexiblen offensiven Mittelfeldspielern und einem Zielspieler im Sturm, wobei Ademi, im Vergleich zu Ajeti oder dem verletzungsanfälligen van Wolfswinkel, der noch da ist, ein anderer Stürmertyp ist. Aber tendenziell weiß man also, was von Basel zu erwarten ist.

Im Fokus: Noah Okafor

Der 19-jährige Schweizer mit den nigerianischen Wurzeln ist das derzeit wohl größte Talent des FC Basels und vielleicht sogar der gesamten Schweizer Super League. Okafor bringt alles mit, was einen guten Flügelspieler ausmacht: Er ist schnell (vor allem schnelle Füße), wendig, stark im Dribbling, sehr trickreich (manchmal werden die Übersteiger aber auch etwas zu viel) und beidfüßig stark. Er sucht gerne selbst den Abschluss, spielt aber auch durchaus gute Flanken, weshalb er problemlos auf beiden Seiten eingesetzt werden kann. Dieses Profil macht ihn in seinen jungen Jahren zu einem sehr gefragten Mann. Okafor war bereits bei einigen Top-Teams im Gespräch, auch der BVB soll sich nach ihm erkundigt haben und das, obwohl er erst eine richtige Profi-Saison (24 Ligaspiele, drei Tore, zwei Assists) hinter sich hat. Er dürfte eine spannende Zukunft vor sich haben und in der kommenden Saison könnt ihr ihn womöglich schon in der Europa League genauer unter die Lupe nehmen!

(Photo by Robert Hradil/Getty Images)

Prognose:

Der FC Basel ist womöglich der größte Name in der Gruppe C, doch in dieser Saison gehen die Schweizer eher als Außenseiter ins Rennen. Nach zwei schwierigen Saisons ist Basel aber gut aus den Startlöchern gekommen und wirkt, im Vergleich zu den Vorjahren, verbessert. Dennoch ist die Mannschaft nominell wohl eher schwächer besetzt als jene der Konkurrenten, für Basel spricht jedoch, dass die Liga eher weniger fordernd ist. Das Weiterkommen ist zwar durchaus im Bereich des Möglichen, doch eine Selbstverständlichkeit ist es keineswegs. Von Platz 2 bis 4 ist alles möglich, vor allem weil diese Gruppe relativ ausgeglichen ist.

Christoph Albers

FK Krasnodar

(Letzte Saison: Achtelfinale EL)

Der FK Krasnodar setzte sich in der Vorsaison mit zwölf Punkten in der Gruppe J gegen Standard Lüttich und Akhisarspor durch und qualifizierte sich hinter dem FC Sevilla für die KO.-Runde in der Europa League. Dort  bezwang man Bayer 04 Leverkusen (0:0, 1:1), ehe im Achtelfinale (1:1, 1:2) gegen den FC Valencia Schluss war. Die Ergebnisse zeigen: Der FK Krasnodar ist ein sehr, sehr unangenehmer Gegner, vor allem für die größeren Klubs.

Wieder die Europa League

Krasnodar hatte in diesem Sommer ein großes Ziel. Man wollte sich for die Champions League qualifizieren und in der dritten Qualifikationsrunde setzten die Russen ein richtig deftiges Zeichen: Der FC Porto wurde aus dem Wettbewerb gekegelt, dabei gewann Krasnodar sogar das Auswärtsspiel in Portugal. Mit viel Euphorie ging man anschließend in die Playoff-Spiele gegen Olympiakos, es folgte aber der Dämpfer. Mit 0:4 verlor man in Griechenland das Hinspiel, auch das Rückspiel (1:2) war nicht erfolgreich. So muss man also wieder einmal mit der Europa League Vorlieb nehmen. 

(Photo by Epsilon/Getty Images)

In der heimischen Liga startete Krasnodar sehr ordentlich in die Saison. Mit 17 Punkten aus acht Spielen ist man gemeinsam mit Zenit, Rostov und ZSKA Bestandteil einer großen Spitzengruppe. Trainer Murad Musaev hat die Basis der Vorsaison noch einmal verfeinert und die Mannschaft scheint sich schon jetzt auf einem sehr ordentlichen Niveau zu befinden, auch wenn die Spiele gegen Olympiakos eine Enttäuschung bedeuteten. 

Der Transfersommer wurde genutzt, um einige Positionen im Kader besser zu besetzen. Mit Andrei Ivan (22), Roman Shishkin (32), Charles Kabore (31), Mauricio Pereyra (29) und Christian Cueva (28) wurden zwar einige Spieler abgegeben, die in der Vergangenheit eine mehr oder weniger große Rolle spielten, aber Krasnodar konnte auch nachlegen. 

Mehr Breite, mehr Variabilität

Neben dem ein oder anderen Spieler aus der zweiten Mannschaft wurden zwei erfahrene Spieler ablösefrei verpflichtet. Angreifer Marcus Berg (32) kam von Al-Ain, Manuel Fernandes (33) von Lokomotiv Moskau. Für Ruslan Kambolov  (29, Rubin Kasan) überwies man 400.000 Euro, Younes Namli (25, Zwolle) kam für 2 Millionen Euro. Etwas tiefer in die Tasche greifen musste man für Kaio (23, Santa Clara, 3 Mio. Euro), der das Mittelfeldzentrum in der Defensive verstärken soll. Tonny Vilhena (24, 9 Mio., Feyenoord) und Remy Cabella (29, 12 Mio., Saint-Etienne) sind als Königstransfers zu bezeichen. Leider hat sich Cabella schwer am Knie verletzt und wird 2020 erst wieder eingreifen können.

Mit nun 26 Spielern verfügt der FK Krasnodar über eine sehr gute Kadergröße. Und die Qualität in der Breite wurde verstärkt, sodass man diesen Transfersommer als sehr gelungen bezeichnen kann. Murad Musaev (35) lässt seine Mannschaft überwiegend in einem 4-1-4-1-System spielen, mit Vilhena und Cabella wurde die fußballerische Komponente im Zentrum deutlich angehoben. Dass man mit Wanderson (24) und Claesson (27) über zwei hervorragende Flügelspieler verfügt, ist ohnehin klar. Auch Suleymanov (19), der als großes Talent gilt, kann auf der Außenbahn spielen. 

Die Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Talenten, die in dieser Saison einen entscheidenden Schritt nach vorne machen können, macht Krasnodar so spannend. Schon auf der Torhüterposition steht der erste Youngster ihm Aufgebot: Matvey Safonov ist das wohl größte Nachwuchstalent auf dieser Position in Russland, in der Defensive steht mit Dmitri Skopintsev (22) ein weiterer hochspannender Spieler im Kader. Daniil Utkin (19) im zentralen Mittelfeld, der angesprochene Shapi Suleymanov (19) und Stürmer Ivan Ignatjev (20) komplettieren den Talente-Pool der Russen. Schafft man es die vorhandene Qualität auch entsprechend auf den Platz zu bringen, dann könnte national wie international viel möglich sein.

Im Fokus: Tonny Vilhena

(Photo by Epsilon/Getty Images)

Der Neuzugang hat es zuletzt nicht geschafft sein Potenzial vollends abzurufen. Für Vilhena war der Wechsel nach Russland also auch eine Art persönlicher Neuanfang. Und da mit Claesson und Cabella gleich zwei kreative Spieler länger ausfallen, rückt Vilhena noch mehr in den Fokus. Wie wichtig Vilhena sein kann, zeigte er bereits zu Saisonbeginn: 12 Pflichtspiele, zwei Tore, zwei Vorlagen. Doch nicht nur die Scorerpunkte sind entscheidend, auch seine Einbindung in das Spiel. Der Mittelfeldspieler besticht durch Dynamik, ist außerdem mit dem Ball stark und kann Angriffe seines Klubs initiieren. Wenn Cabella und Claesson in der Rückrunde eingreifen und Krasnodar noch im Wettbewerb ist, könnte dieses Trio sehr gut funktionieren. 

Prognose

Der FK Krasnodar wurde in eine sehr spannende Gruppe in der Europa League gelost! Die Qualität ist hoch, die Verletzungssorgen aber zumindest in der Gruppenphase existent. Getafe, Basel und auch Trabzonspor sind allesamt sehr unangenehme Gegner, Krasnodar wird alles herausholen müssen. Aber: Die Qualität sollte ausreichen, um in die K.O.-Runde einzuziehen.

Manuel Behlert

FC Getafe

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Der FC Getafe war DIE Überraschungsmannschaft der abgelaufenen La Liga-Saison. Der Klub aus der Madrider Vorstadt erreichte, in der zweiten Saison nach dem Wiederaufstieg, einen sensationellen fünften Platz und verpasste nur um Haaresbreite den Einzug in die Champions League. Doch auch die Europa League wird ein tolles Erlebnis für die „Azulones“ sein, schließlich ist es erst die dritte Europapokal-Teilnahme in der Vereinsgeschichte. Vor mittlerweile zwölf Jahren sorgte man bei der damals ersten Teilnahme (mit Trainer Bernd Schuster) aber immerhin für mächtig Furore. Zu der Zeit nannte sich der Wettbewerb noch UEFA Cup und Getafe scheiterte erst in einer dramatischen Verlängerung im Rückspiel des Viertelfinales am FC Bayern: Obwohl Getafe in der Verlängerung mit 3:1 in Führung gehen konnte, stellte Luca Toni das Spiel noch mit zwei Toren zum 3:3 auf den Kopf und ließ die Spanier geschlagen zurück. Ob die kommende Europa League Saison für Getafe ähnlich brisant wird?

Gewohnter Pragmatismus

Diese Frage lässt sich im Vorfeld zwar immer schwer beantworten, doch wenn man sich das Getafe der letzten Saison mal etwas genauer ansieht, ist Brisanz nicht unbedingt die passende Umschreibung. Die Mannschaft von Erfolgs-Trainer Pepe Bordalas steht nämlich in erster Linie für einen sehr pragmatischen Ansatz, der bisweilen stark an Atletico Madrid unter Diego Simeone erinnert.

Getafe spielt fast immer in einem klassischen 4-4-2-System mit zwei eher defensiv-orientierten zentralen Mittelfeldspielern. Kompaktheit ist dabei das oberste Gebot, die Reihen stehen eng und verschieben geduldig, bis der Gegner das mittlere Drittel oder die Hälfte Getafes betritt. Anschließend sucht Getafe gnadenlos die Zweikämpfe und schreckt auch keineswegs vor einer härteren Gangart zurück, was sich auch dementsprechend in der Karten-Statistik niederschlägt. Offensiv setzen die „Azulones“ dagegen auf ein schnelles Umschaltspiel/überfallartige Konter über die beiden Stürmer und die Außenspieler und auf Standards. Ein alles in allem sehr konservativer Ansatz, der in La Liga aber hervorragend funktioniert und auch in Europa, gerade gegen vermeintlich „größere“ Vereine, vielversprechend (wenn auch nicht attraktiv) ist.

(Photo by OSCAR DEL POZO/AFP/Getty Images)

Neue Herausforderungen

Damit man, neben den nationalen Wettbewerben, auch auf der internationalen Bühne bestehen kann, haben die Verantwortlichen den Kader ordentlich aufgerüstet. Mit Xabi Etxeita, Allan Nyom, Marc Cucurella, Raul Garcia, David Timor, Faycal Fajr, Kenedy, Jason und Enric Gallejo wurden gleich neun gestandene Spieler verpflichtet, während kein einziger wirklich relevanter Spieler hinsichtlich abgegeben werden musste.

Die Tatsache, dass trotz der starken Vorsaison kein Leistungsträger abgegeben werden musste, lässt sich unterdessen darauf zurückführen, dass die Mannschaft vor allem durch die Geschlossenheit zu überzeugen wusste und, dass die Leistungsträger verhältnismäßig alt (u.a. Molina (37), Mata (30), Angel (32)) und deshalb wenig attraktiv sind. Ohnehin ist die Mannschaft mit einem Altersdurchschnitt von 28,6 Jahren (Ligadurchschnitt 27,0) recht alt, was aber nicht negativ sein muss.

Allerdings ist es trotzdem fraglich, ob Getafe allen drei Wettbewerben gleichzeitig gerecht werden und alle drei Tage auf dem gewohnten Niveau performen kann. Die Eingespieltheit war nämlich ein großes Plus in den letzten beiden Jahren, wird aber in der kommenden Spielzeit sicherlich nicht in der Form gewährleistet werden können. Außerdem muss Bordalas mit deutlich weniger Zeit auf dem Trainingsplatz auskommen, was ebenfalls problematisch werden könnte. Getafe ist also schwerst gefordert den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Gerade im Vergleich zu den anderen Teams der Gruppe (Basel, Trabzonspor und FK Krasnodar) ist man dabei sicherlich im Nachteil, weil diese Teams zum einen mehr Erfahrung damit haben und, zum anderen in weniger anspruchsvollen Ligen spielen.

Nichtsdestotrotz ist es Trainer Bordalas definitiv zuzutrauen, dass er damit umgehen und erfolgreich sein können. Seit er in Getafe ist, hat er schließlich immer die nötigen Lösungen gefunden.

Im Fokus: Marc Cucurella

Mit Marc Cucurella konnte der FC Getafe einen äußerst umworbenen (auch mehrere Bundesliga-Vereine sollen an ihm dran gewesen sein) Spieler für sich gewinnen. Der 21-jährige Spanier wurde beim FC Barcelona ausgebildet und schaffte den Durchbruch in der abgelaufenen Saison, wo er auf Leihbasis für Eibar aktiv war. Cucurella kann auf allen Positionen auf dem linken Flügel spielen und überzeugt dort vor allem mit Tempo und Dynamik. Als „La Masia-Absolvent“ verfügt er aber natürlich auch über eine sehr gute Technik und weiß auch im Passspiel und bei Flanken vollauf zu überzeugen. In der laufenden Spielzeit kommt er so auch schon auf zwei Torvorlagen in drei Spielen. Er könnte also, als perfekter Zulieferer für die kopfballstarken Stürmer, eine großartige Verstärkung werden. In diesem Fall wird Getafe wohl keine Sekunde zögern und ihn mithilfe der Kaufoption (lediglich sechs Millionen Euro) auch über den kommenden Sommer hinaus fest vom FC Barcelona verpflichten.

(Photo by ANDER GILLENEA/AFP/Getty Images)

Prognose

Der FC Getafe ist für jede Mannschaft ein enorm unangenehmer Gegner und hat durch seine Spielweise jede Möglichkeit auch in der Europa League sehr weit zu kommen. Die durchaus schwere und ausgeglichene Gruppe muss dabei kein Nachteil, da Getafe so seltener gezwungen ist, selbst das Spiel zu machen, was nämlich nicht unbedingt zu den eigenen Stärken zählt. Die fehlende Erfahrung auf internationalem Niveau, sowie die ungewohnten Herausforderungen, die eine Teilnahme an der Europa League mit sich bringt, könnten sich aber als echte Probleme herausstellen. Aus diesen Gründen ist es auch sehr schwer zu prognostizieren, wie Getafes Chancen in der Europa League stehen. Vom Aus in der Gruppenphase bis hin zum Einzug ins Viertel – der sogar Halbfinale scheint alles möglich zu sein.

Christoph Albers

Trabzonspor

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Trabzonspor hat sich in der Vorsaison nicht für die Europa League qualifizieren können, allerdings war die Spielzeit 2018/19 durchaus positiv. Der vierte Platz in der Liga sorgte für eine entsprechende Zufriedenheit, 63 Punkte waren eine sehr gute Ausbeute. In den Playoff-Spielen zur Europa League setzte man sich gegen AEK Athen (3:1, 0:2) durch, nachdem zuvor bereits Sparta Prag aus dem Weg geräumt wurde.  

Karaman und die Fortschritte

Ein Architekt des Erfolgs ist Trainer Ünal Karaman (53), der das Amt des Cheftrainers im Sommer 2018 übernommen hat. Unter ihm entwickelte sich die Mannschaft positiv, die taktische Flexibilität wurde sukzessive größer und der ein oder andere junge Spieler wurde eingebunden. Der Saisonstart verlief mit fünf Punkten in drei Spielen durchaus ordentlich, vor allem das 1:1 bei Fenerbahce sorgte durchaus für positive Gefühle bei Trabzonspor. Auch in dieser Saison visiert man in der Liga wieder einen der Top-5-Plätze an, die Basis dafür scheint geschaffen. 

Auf dem Transfermarkt herrschte in Sommer rege Bewegung, doch allzu viel Geld wurde nicht ausgegeben. Yusuf Yazici (22) wechselte für 16,5 Millionen Euro zum OSC Lille, ansonsten wurden überwiegend Ergänzungsspieler abgegeben, die meisten davon ablösefrei, einige auf Leihbasis. Auf der Zugangsseite wurden einige Spieler aus der eigenen Jugend hochgezogen, Donis Avdijaj (22), der zuletzt vereinslos war, verstärkt die Mannschaft in der Offensive. 

Zudem kam der erfahrene John Obi Mikel (32) aus Middlesbrough, Edgar Ie (25) wechselte aus Lille zu Trabzonspor, zudem kamen unter anderem Daniel Sturridge (29, zuletzt Liverpool), Yusuf Sari (20, Marseille) oder Alexander Sorloth (23, Crystal Palace). Die Breite im Kader ist also durchaus vorhanden, 26 Spieler stehen derzeit im Kader von Trabzonspor.

(Photo by George Wood/Getty Images)

Es muss sich noch einiges einspielen

Viel Bewegung im Kader sorgt natürlich einerseits für frische Impulse, andererseits müssen sich die Dinge erst einmal einspielen. Die Automatismen und typischen Laufwege müssen einstudiert werden, insbesondere in der Offensive ist fast alles neu. Sturridge hat noch mit einem kleinen Rückstand zu kämpfen, Avdijaj ist natürlich auch noch nicht auf absolutem Topniveau. Und Abdülkadir Ömür (20), der mit Yazici zum Tafelsilber des Teams gehörte, fehlte aufgrund einer Knieverletzung zu Saisonbeginn. 

Trabzonspor spielt oft in einer Art 4-1-4-1-System, auch ein 4-4-2 wurde in der Qualifikation zur Europa League bereits gespielt. Die Flexibilität ist dabei vor allem im offensiven Bereich vorhanden. Im Mittelfeldzentrum ist José Sosa (34), der Kapitän der Mannschaft, ein wichtiger Faktor. Er soll die Offensive strukturieren und als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff fungieren.

Und in dieser Offensive steht viel individuelle Klasse im Kader. Sörloth ist ein sehr präsenter Stürmer, Ekuban (25) kann aus der Tiefe agieren und den Ball nach vorne treiben, Avdijaj (23) und Nwakaeme (30) sind Antreiber über die Außen. Und wenn Daniel Sturridge endgültig bei 100 % ist, dürfte die Offensivabteilung noch einmal enorm belebt werden. Schwachstellen gibt es aber durchaus auch, denn die Außenverteidigung um den erfahrenen Joao Pereira (35) fällt etwas ab.

Im Fokus: Daniel Sturridge

Der 30-jährige Angreifer hat beim FC Liverpool in der letzten Saison nur eine Nebenrolle gespielt. In 27 Pflichtspielen war er an sechs Toren beteiligt, trat also nur als Joker in Erscheinung. Die Qualität, die Sturridge besitzt, ist aber dennoch enorm hoch. Das zeigte der Engländer vor allem dann, wenn er über einen längeren Zeitraum fit war. 107 Torbeteiligungen in 218 Spielen in der Premier League sprechen dabei eine klare Sprache. Sturridge ist vor dem Tor sehr stark, bewegt sich instinktiv gut im offensiven Drittel und ist nicht nur Abschluss-, sondern auch Kombinationsspieler.

(Photo by OLI SCARFF/AFP/Getty Images)

Prognose

Die Gruppe C in der Europa League ist sehr eng, Trabzonspor hat sich aber zu Saisonbeginn schon sehr ordentlich präsentiert und verfügt über viel individuelle Qualität. Das Weiterkommen ist damit natürlich noch nicht gesichert, weil in dieser Gruppe alles möglich ist, aber die Chancen sind definitiv vorhanden.

Manuel Behlert


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