Aston Villa vs Derby County – Das Finale um die Premier League

27. Mai 2019 | Vorschau | BY Piet Bosse

Vorschau |Am Montagabend steht das Playoff-Finale zum Aufstieg in die Premier League an, 80.000 Zuschauer werden im Wembley Stadion dabei sein. Für Aston Villa und Derby County geht es nicht nur um den Aufstieg: Die Partie über Mehreinnahmen von 200 Millionen Euro. Beide Teams gehen mit besonderen Vorgeschichten in das lukrativste Spiel im Profifußball.

Anpfiff der Partie ist am Montag, 16:00 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Derby County – Einen besonderen Sieg im Rücken

Das Aufstiegsrennen der „Rams“ gleicht einer entschlossenen Aufholjagd – mit bemerkenswerter Moral: Nach einer 0:4-Niederlage bei Aston Villa im Februar, der drei weitere Pflichtspiel-Pleiten vorangegangen waren, fing sich das Team von Coach Frank Lampard auf beeindruckende Weise und verlor nur eines der folgenden zwölf Ligaspiele. Der Ex-Nationalspieler lässt einfachen, auf vermeintlichen englischen Tugenden basierenden Fußball spielen. Lampard spricht, wenn er von Fußball spricht, gerne von Zweikampfverhalten und Chancenverwertung.

Taktisch hat der 40-Jährige, seit der 0:4 Niederlage bei Aston Villa, seine Formation ganz offensichtlich gefunden. Derby spielt seitdem im 4-2-3-1 System und steht defensiv stabiler: In den letzten vierzehn Pflichtspielen kassierte man nur viermal mehr als ein Gegentor. Das besondere an der Situation der „Rams“ ist vor diesem Finale aber die Mentalität überraschender Wendungen: Durch die Serie, die nach der deutlichen Klatsche beim heutigen Finalgegner begann, ergatterte sich Derby mit Rang sechs in der Abschlusstabelle den letzten verbliebenden Play-Off-Rang.

In der Vorschlussrunde bekam man es mit Leeds United zu tun: Einem Team, was unter Coach Marcelo Bielsa durch enorme taktische Variabilität und sowohl schönen, als auch hochkomplexen Fußball auffiel. In der Liga war Derby Leeds zweimal unterlegen und beklagte zudem eine Spionage-Affäre als Leeds-Coach Bielsa sich unerlaubterweise Trainingsmaterial des Gegners verschaffte. Derby Countys Übungsleiter Frank Lampard reagierte im Vorfeld der Playoffspiele immer noch verstimmt auf das Verhalten seines einstigen Vorbildes Marcelo Bielsa und zahlte es ihm auf seine eigene Art heim: Nach einem 0:1 im Hinspiel, der dritten Pflichtspielniederlage gegen Leeds in dieser Saison, in dem man spielerisch klar unterlegen war, konterte man den Gegner auf fremdem Platz clever aus. Im Rückspiel ging die Heimelf in Führung und war so gut wie sicher im Finale, doch Derby verlor nicht die Nerven, wartete auf seine Chance und belohnte sich für den Aufwand. Letztlich gewann man, vor allem Dank Konterstärke und Effektivität im Abschluss, mit 4:2 in Leeds. Der Underdog Derby County dürfte also mit viel Selbstbewusstsein ins Finale gehen.

Aston Villa – Psychologische Herausforderung

Auch die „Villans“ sind aus der Außenseiterrolle heraus ins Finale gestürmt und haben einen noch beeindruckenderen Schlussspurt hingelegt: Zwölf Spiele vor Saisonende war Villa Tabellendreizehnter und hatte acht Punkte Rückstand auf einen Playoff Platz. Ein 4:0 Sieg über Derby County legte dann aber den Grundstein eines furiosen Saisonschlussspurts. Nachdem man auch die folgenden neun Partien allesamt gewann, in allen zehn Spielen nur fünf Gegentreffer kassierte und im Schnitt öfter als zweimal pro Spiel traf, standen die Jungs aus Birmingham am Ende auf Rang fünf. Von dieser Siegesserie abgesehen, spielte Aston Villa eine sehr durchwachsene Spielzeit und gewann in den anderen 36 Spielen nur 10 mal. Diese beeindruckende Serie gab aber schließlich Rückenwind für die Playoffs.

West Bromwich Albion war als Viertplatzierter der Abschlusstabelle der Favorit im Playoff-Halbfinale und hatte als Premier League Absteiger des Vorjahres den Anspruch, wiederaufzusteigen. Das Hinspiel im heimischen Villa Park ging der Außenseiter im 4-1-4-1-System offensiv an. Nachdem man bereits nach einer Viertelstunde in Rückstand geriet, spielte das Team von Coach Dean Smith weiter mutig nach vorne und hatte, auf 90 Minuten verteilt, fast dreimal so viele Torschüsse wie der Gegner.Der eingewechselte Conot Hourihane besorgte schließlich den späten Ausgleich, bevor Tammy Abraham aus elf Metern den 2:1 entstand erzielte. Elfmeter waren auch im Rückspiel der entscheidende Faktor, als Villa nach 90 Minuten mit 0:1 verlor und schließlich im Elfmeterschießen die Nerven behielt. Der Held des Abends war Villa-Keeper Jed Steer, er hielt die ersten beiden gegnerischen Elfmeter.

Taktisch stellte Dean Smith im Rückspiel von 4-1-4-1 auf 4-2-3-1 um, um mehr Kompaktheit zu erlangen. Die Umstellung ging letztlich auf Kosten der Torgefahr, war aber trotzdem diejenige welche, mit der Villa in neun der zehn siegreichen Spiele in Serie auflief. Im Hinblick auf den heutigen Nachmittag ist eher mit der defensiveren Variante zu rechnen, so gewann man auch mit 4:0 gegen Derby. Im Trainerstab der „Villans“ gibt es eine besondere Personalie: Co-Trainer von Dean Smith ist Chelsea-Legende John Terry, der auf seinen langjährigen Teamkollegen Frank Lampard treffen wird. Es wird nicht das erste Aufeinandertreffen der beiden in diesen Positionen sein, aber in einem Finale sicherlich das speziellste. Für Aston Villa kommt noch der psychologische Aspekt hinzu, dass man bereits im Vorjahr auf dem Rasen von Wembley stand und sich dem FC Fulham mit 0:1 geschlagen geben musste.

Prognose

Die Vorgeschichte beider Teams ist ähnlich: Beide haben sich durch eine Aufholjagd einen Playoff Platz erkämpft und sich im Halbfinale als Underdog spektakulär durchgesetzt. Die Vorjahreserfahrung Aston Villas kann ein Ballast sein, oder als Erfahrungswert helfen. Betrachtet man die beiden Aufeinandertreffen in dieser Saison ist Villa Favorit, Derby hat sich aber trotz zwei vorangegangener Niederlagen am Ende auch gegen Leeds durchgesetzt.

Mögliche Aufstellung

Derby County: Roos – Bogle, Tomori, Keogh, Cole – Marriott, Johnson – Wilson, Mount, Lawrence – Bennett

Aston Villa : Steer – Elmohamady, Tuanzebe, Mings, Taylor – Hourihane, McGinn – Green, Grealish, El Ghezy- Abraham

Piet Bosse

Fasziniert von diesem einen langen Pass in die Spitze. Hat eine Schwäche für deutschen und französischen Fußball. Seit 2019 bei 90PLUS.


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