La Liga Vorschau | Spitzenspiel der Gegensätze – Barça zu Gast bei Atletico

1. Dezember 2019 | Vorschau | BY Christoph Albers

Vorschau | Wenn Atletico Madrid am Sonntagabend auf den FC Barcelona trifft, treffen begegnen sich zwei sehr gegensätzliche Teams. Atletico besticht mit der besten Defensive der Liga (erst neun Gegentore), hat aber offensiv große Probleme (erst 16 Tore) und tut sich in dieser Saison vor allem Zuhause ungewohnt schwer (drei Remis in sieben Heimspielen). Der FC Barcelona stellt unterdessen die beste Offensive der Liga (35 Tore), hat aber defensiv große Probleme (16 Gegentore) und tut sich in der bisherigen Spielzeit  vor allem auswärts sehr schwer (nur 10 Punkte aus sieben Auswärtsspielen). Eine Konstellation, die diesem Spitzenspiel eine besondere Note gibt.

Anpfiff der Partie ist am Sonntag, 21:00 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Atletico Madrid

Mit Felix gegen die offensive Harmlosigkeit

Atletico Madrid ist, trotz des großen Umbruchs im Sommer, sehr gut in die Saison gestartet und stand am dritten Spieltag ohne Punktverlust auf Platz 1 in der Liga. In den darauffolgenden elf gelangen allerdings nur drei weitere Siege, dafür spielte man aber gleich siebenmal unentschieden. Folgerichtig fiel Atletico auf den vierten Rang zurück und droht den Anschluss an die Tabellenspitze zu verlieren (noch sind es nur drei Punkte, doch Barcelona und Real Madrid haben noch ein Spiel, El Clasico, in der Hinterhand).

Der Hauptgrund dafür ist vor allem die schwache Offensive. In den letzten elf Ligaspielen erzielten die „Colchoneros“ nur elf Tore und blieben gleich viermal ohne eigenen Treffer. Die Verletzungen von wichtigen Spielern, wie z.B. Diego Costa oder auch Top-Neuzugang Joao Felix, der inzwischen wieder fit ist, sind sicherlich ein Grund dafür, jedoch nicht der einzige. Viel mehr fehlt der Mannschaft ein kohärentes Offensiv-Konzept. Ein solches zu entwickeln braucht Zeit, vor allem nach dem umfangreichen Umbruch im Sommer, doch auch abgesehen davon ist Trainer Simeone den Beweis noch schuldig, dass er das nachhaltig implementieren kann.

Seit 18 Spielen gegen Barça sieglos

Simeones Atletico lässt seit Jahren zu viele Punkte gegen schwächere Gegner liegen, weil sie zu selten offensive Lösungen finden, während sie in Spielen gegen Top-Teams stets ein extrem unangenehmer Gegner sind. Das Spiel gegen Barca dürfte ihnen daher ja eigentlich ganz gelegen kommen. Doch gerade gegen die Katalanen tut sich Atletico immer sehr schwer – sie konnten keines der letzten 18 (!) Ligaspiele gegen Barcelona gewinnen. Im eigenen Stadion trennte man sich zuletzt aber zweimal in Folge immerhin mit 1:1.

Ein Remis wäre für Atletico wohl auch an diesem Sonntag ein akzeptables Ergebnis, vor allem weil man auch nur eins der letzten sechs Pflichtspiele gewinnen konnte. Die Form spricht also ebenso wenig für die Gastgeber. Das Einzige, was den Gastgebern wirklich Hoffnung machen kann ist, dass fast alle Spieler verfügbar sind. 

Abgesehen von den beiden Innenverteidigern Gimenez und Savic, die von Hermoso und Felipe exzellent vertreten werden, und dem langzeitverletzten Diego Costa, sind nämlich alle fit. Vor allem die Rückkehr von Joao Felix, der wieder in die Startelf rücken dürfte und somit auf seinen Vorgänger, Antoine Griezmann, treffen könnte, ist dabei eine sehr gute Nachricht. 

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

FC Barcelona

Der FC Barcelona ist, im Gegensatz zu Atletico, sehr gut in Form – zumindest was die Ergebnisse anbelangt. Barca konnte elf der letzten 15 Pflichtspiele gewinnen und steht sowohl an der Spitze der La Liga Tabelle, als auch als sicherer Gruppensieger im Achtelfinale der Champions League. Man sollte also meinen, dass rund ums Camp Nou große Zufriedenheit herrscht, doch dem ist nicht so.

Auswärts selten überzeugend

Der Hauptgrund für die Unzufriedenheit sind die vielen recht uninspirierten Auftritte der Mannschaft, die vor allem auswärts spielerisch zu oft enttäuscht. Ein perfektes Beispiel ist der 2:1-Sieg beim Tabellenschlusslicht am vergangenen Wochenende: Gegen einen klar unterlegenen Gegner konnte die Mannschaft kaum Torchancen herausspielen und musste sich letztlich sogar auf Standards verlassen, um den 0:1-Rückstand noch in einen Sieg zu verwandeln. Vor allem die fehlende defensive Stabilität ist dabei ein wesentlicher Faktor, warum die Mannschaft keine Sicherheit in ihrem Spiel findet.

Allerdings haben die Katalanen den großen Luxus über einen Spieler wie Lionel Messi zu verfügen, der die Kastanien immer wieder für sie aus dem Feuer holt, wie beim 4:1-Sieg über Vigo oder beim 3:1 über Borussia Dortmund am Mittwoch, bei dem der kleine Argentinier mit einem Tor und zwei Assists glänzen konnte. Nichtsdestotrotz kann er es auch nicht immer alleine richten, weshalb Barca gut damit beraten wäre sein Spiel nachhaltig zu verbessern.

Valverde weiter in der Kritik

An diesem Punkt kommt dann Trainer Ernesto Valverde ins Spiel, der nach wie vor schwer in der Kritik steht. Er ist gefordert dem Spiel der „Blaugrana“ wieder mehr „Barca-DNA“ zu verleihen, was ihm bisher noch nicht gelungen ist. Vielmehr scheint er sich mehr und mehr pragmatisch zu geben. Zudem konnte er bislang auch weder Frenkie de Jong, noch Antoine Griezmann so richtig ins Spiel integrieren. 

Der Franzose traf aber immerhin gegen Dortmund und dürfte nun versuchen diesen Schwung ins Spiel gegen seinen Ex-Klub mitzunehmen. Für ihn dürfte das Spiel ein ganz besonderes werden, schließlich ist es seine erste Rückkehr ins Wanda Metropolitano. Einen warmen Empfang sollte er dabei aber wohl nicht erwarten. Für ihn also auch ein gewisser Charaktertest.

Positiv zu bewerten ist unterdessen, dass Luis Suarez immer besser in Form kommt. In seinen letzten zehn Ligaspielen traf er siebenmal und auch in seinen letzten beiden Auftritten in der Champions League war er jeweils einmal erfolgreich. Das Zusammenspiel mit Lionel Messi wirkt wieder deutlich flüssiger und auch seine körperliche Verfassung scheint sich verbessert zu haben. Er könnte also auch am Sonntag zu einem wichtigen Faktor werden. 

Ohne Busquets, mit Piqué

Der Uruguayer wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an der Seite von Messi und Griezmann im Dreier-Sturm der Katalanen beginnen. Mit Ousmane Dembele fällt nämlich auch die erste Offensiv-Alternative aus. Im Mittelfeld muss Valverde unterdessen auf den gelb-gesperrten Sergio Busquets verzichten, was eine herbe Schwächung bedeuten dürfte. Für ihn könnte Frenkie de Jong die tiefe Position im Mittelfeld spielen. Arthur Melo und Arturo Vidal könnten seine Nebenleute sein, Ivan Rakitic hat Außenseiter-Chancen auf ein Startelf-Mandat. 

In der Abwehr dürfte Pique in die Innenverteidigung zurückkehren, nach seine Gelbsperre in der Königsklasse. Neben ihm wird wohl Lenglet anfangen. Die verletzten Alba und Semedo werden unterdessen wieder von Junior Firpo und Sergi Roberto vertreten. Ter Stegen im Tor steht außer Frage. Alles in allem sind also keine großen Überraschungen zu erwarten, wobei die Sperre für Busquets durchaus bitter ist.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Prognose

Der FC Barcelona geht, trotz seiner Auswärtsschwäche, als Favorit ins Spiel. Die bessere Form, die gute Bilanz gegen Atletico und natürlich Lionel Messi sprechen klar für sie. Nichtsdestotrotz ist Atletico, vor allem im eigenen Stadion, natürlich ein enorm unangenehmer Gegner, der in Top-Spielen immer einen großen Kampf bietet.

Es ist also vor allem ein höchst intensives Spiel zu erwarten, was womöglich durch Kleinigkeiten oder Einzelaktionen entschieden wird. Auch die brillanten Torhüter beider Teams (womöglich die beiden besten der Welt) könnten ein ganz entscheidender Faktor werden. Ein knapper Auswärtssieg oder ein Remis erscheinen realistisch.

Mögliche Aufstellungen

Atletico Madrid: Oblak – Arias, Felipe, Hermoso, Renan Lodi – Koke, Thomas, Herrera, Saul – Morata, Joao Felix

FC Barcelona: Ter Stegen – Sergi Roberto, Piqué, Lenglet, Firpo – Vidal, Frenkie de Jong, Arthur – Messi, Suarez, Griezmann

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

 

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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