La Liga Vorschau | „El Gran Derbi“ – FC Sevilla vs. Real Betis

13. April 2019 | Vorschau | BY Christoph Albers

Vorschau | „El Gran Derbi“ – Das große Derby. Der Name sagt schon fast alles, es geht um viel, um die fußballerische Vorherrschaft in Sevilla. Derzeit hat sie wohl Real Betis inne, die Grün-Weißen gewannen das Hinspiel mit 1:0, haben keins der letzten drei direkten Duelle verloren und haben auch die letzte Saison vor dem FC Sevilla abgeschlossen. In der aktuellen Tabelle hat allerdings der FC Sevilla die Nase vorn und möchte nun auch im direkten Vergleich die Verhältnisse umkehren.

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 20:45 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

FC Sevilla

Zwischen tiefen Wunden und Königsklasse

Der letzte Sieg gegen Betis liegt, wie schon angeschnitten, bereits über zwei Jahre zurück. Damals setzte sich Sevilla mit 2:1 bei Real Betis durch, anschließend folgte aber die Flaute. Vor allem das bittere 3:5 im eigenen Stadion im Januar 2018 hinterließ tiefe Wunden, die noch darauf warten geschlossen zu werden.

Ein Sieg am Samstag wäre daher enorm wichtig, für das eigene Selbstverständnis. Doch nicht nur dafür, auch für die Tabelle und die Saisonziele ist ein Sieg nahezu unerlässlich. Der FC Sevilla steht derzeit auf Rang 5, mit einem Punkt Rückstand auf den FC Getafe und damit auf die Champions League. Der Einzug in die „Königsklasse“ ist das große Ziel und wäre nicht zuletzt wirtschaftlich von großer Wichtigkeit. Getafe trifft an diesem Spieltag auf Valladolid, eine vermeintlich leichte Aufgabe. Daher muss auch der FC Sevilla unbedingt gewinnen, um in Schlagdistanz zu bleiben.

Trainerwechsel-Effekt

Die aktuelle Form der Mannschaft macht dabei aber durchaus Hoffnung. Vier der letzten fünf Ligaspiele konnten gewonnen werden, zuletzt gelang ein 2:0-Sieg bei Valladolid. Zuvor verlor Sevilla drei Ligaspiele am Stück, was auch in dem Trainerwechsel, von Pablo Machin zu Joaquin Caparros, mündete. Dieser scheint, trotz des Ausscheidens in der Europa League, einen äußerst positiven Effekt auf die Mannschaft zu haben.

An dieser Stelle muss aber sicherlich auf ein trauriges Thema hingewiesen werden. Caparros erklärte, nach dem Valladolid-Spiel, dass er an einer chronischen Leukämie leide, trotzdem wolle er weiterhin seinen Job machen, es gehe ihm gut. Man kann nur hoffen, dass es so bleibt und er von Rückschlägen verschont bleibt. Wir möchten aber ansonsten seinem Wunsch entsprechen und dieses Thema nicht weiter vertiefen.

Ein starkes Trio und ein bitterer Ausfall

Also zurück zum Spiel. Die Schlüsselspieler auf Seiten Sevillas dürften Banega, Sarabia und Ben Yedder sein. Banega als tiefer Spielmacher, der das Spiel aus der Tiefe aufzieht und die Bälle verteilt, Top-Scorer Sarabia (11 Tore und 10 Assists in der Liga), der das Offensivspiel ganz wesentlich prägt, und Top-Torjäger Ben Yedder (16 Ligatore), als Vollstrecker.

Auf der anderen Seite fällt mit Stammtorwart Tomas Vaclik ein ganz entscheidender Spieler aus. An seiner Stelle wird wohl Juan Soriano zwischen den Pfosten stehen. Ohne Zweifel eine Schwächung. Abgesehen von Vaclik fallen mit Maxi Wöber und Nolito zwei weitere gut Alternativen aus. Ansonsten kann Caparros aber auf alle Spieler zurückgreifen.

Alles in allem scheint der FC Sevilla aber gut gerüstet zu sein und geht als viertstärkstes Heimteam der Liga (hinter Barça, Atletico und Real Madrid) sicherlich auch als Favorit ins Spiel.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Real Betis Balompié

Wundertüte Betis

Real Betis ist in dieser Saison eine echte Wundertüte, von einer Glanzleistung, wie beim 4:3-Sieg über Barça, bis hin zu einer regelrechten Blamage, wie beim 0:3 gegen Leganés, scheint in wirklich jedem Spiel alles möglich zu sein. Die Mannschaft ist sehr gut besetzt, hochveranlagt, aber leider auch sehr, sehr wankelmütig.

Am vergangenen Wochenende besiegte Betis den Abstiegskandidaten Villarreal durch einen schönen Doppelpack des starken Giovani Lo Celso mit 2:1 und deutete zumindest an, wozu man in der Lage ist. Zuvor gelang in drei Ligasielen aber kein einziger Sieg. Die letzten 10 Ligaspiele bilden den Eindruck auch ganz gut ab: Vier Siege, zwei Remis, vier Niederlagen.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Für die eigenen Ansprüche ist das leider deutlich zu wenig. Der Vorjahres-Sechste wollte in dieser Saison eigentlich den nächsten Schritt machen und sich fest in der Gruppe hinter den „großen Drei“ etablieren. Das, so muss man es sagen, ist bisher nicht gelungen. Die erneute Qualifikation für die Europa League ist zwar noch mehr als nur möglich, der Rückstand auf Rang 6 beträgt nur drei Punkte, doch dafür müsste die Mannschaft konstanter auftreten und ordentlich Punkte sammeln. Am besten schon am Samstag im Ramon Sanchez Pizjuan.

Wenn Betis seine Qualitäten auf den Rasen bringt, dann ist das auch definitiv im Bereich des Möglichen, zumal man in den direkten Duellen zuletzt oft sehr gut aussahen. Auch in anderen Top-Spielen zeigte sich die Mannschaft regelmäßig von ihrer besten Seite, sodass man auch im Hinblick auf der Derby optimistisch sein darf.

Personell sieht es ebenfalls sehr gut aus, einzig der verletzte Francis Guerrero wird ausfallen. Ansonsten stehen alle Leistungsträger zur Verfügung. Grob darf man von einer ähnlichen Aufstellung wie zuletzt gegen Villarreal ausgehen, allerdings ist damit zu rechnen, dass Hinspiel-Torschütze und Klub-Legende Joaquin in die Startaufstellung rückt.

(Photo by CRISTINA QUICLER/AFP/Getty Images)

Prognose

Der FC Sevilla ist, ob des Heimvorteils, leicht favorisiert. Die Gastgeber sind, seit dem Trainerwechsel, in einer guten Verfassung und kommen langsam wieder auf ihr gewohntes Niveau. Real Betis steht dem Lokalrivalen an individueller Qualität in nichts nach, ist aber leider nicht immer verlässlich. An einem guten Tag sind sie, im Vergleich zum FC Sevilla, sicherlich die bessere Mannschaft, doch an einem schlechten Tag ganz bestimmt nicht. Es dürfte interessant zu sehen sein, wie der FC Sevilla der Betis´ zahlenmäßiger Überzahl im Zentrum begegnen wird, gleichzeitig wird es aber auch spannend, ob Betis dem gegnerischen Druck auf den Außenbahnen gewachsen sein wird. Der Vergleich zwischen 4-4-2 (wahrscheinlichste Formation Sevillas) und 3-4-2-1 ist also aus taktischer Sicht höchst interessant. Doch auch abgesehen davon werden die Brisanz und die Emotionen dieses Spiel wahrscheinlich äußerst sehenswert machen. Das Einschalten dürfte sich lohnen!

Mögliche Aufstellung

FC Sevilla: Juan Soriano – Jesus Navas, Mercado, Carrico, Escudero – Sarabia, Gonalons, Banega, Promes – Ben Yedder, Munir

Real Betis Balompie: Pau Lopez – Mandi, Bartra, Feddal – Barragan, William Carvalho, Guardado, Tello – Joaquin, Lo Celso – Jese Rodriguez

(Photo by CRISTINA QUICLER/AFP/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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