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Serie A Vorschau 5/5 | Roma, Cagliari, Parma, Udinese Calcio

22. August 2019 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Mit der Serie A startet am kommenden Wochenende auch die letzte europäische Topliga in die neue Saison. Vorab werfen wir einen Blick auf alle 20 Mannschaften in Italiens Eliteklasse und beleuchten jeden Team umfassend!

Teil 1: AC Mailand, Atalanta, Fiorentina, Lecce

Teil 2: Juventus, Genoa, FC Turin, Hellas Verona

Teil 3: Lazio, Inter, Brescia, SPAL

Teil 4: SSC Neapel, Sampdoria, Sassuolo, Bologna

Teil 5: Roma, Cagliari, Parma, Udinese Calcio

AS Rom

(Letzte Saison: 6. Platz)

Probleme mit dem Transfersommer

In der vergangenen Saison belegten die Mannen aus der Hauptstadt Platz 6 in der Serie A – mit 66 Punkten. Aufgrund des Ausschlusses der „Rossoneri“ vom AC Mailand aus der Europa League konnte man sich direkt für die Gruppenphase eben jenes Wettbewerbs qualifizieren. Doch das entspricht nicht gerade den Vorstellungen bei der Roma, denn in der Saison 2017/18 spielte man noch im Halbfinale der Champions League, wollte infolge dessen auch in der Serie A für Furore sorgen.

Doch die Defensive war alles andere als sattelfest, Eusebio di Francesco fand keine Lösungen um die Probleme zu beheben und offensiv war man zu häufig ideenlos oder von individueller Klasse abhängig. Nach dem die stark kritisierte Vereinsführung um James Pallotta und Baldini nicht einmal der Legende Daniele De Rossi (36) einen neuen Vertrag angeboten hat, entschied sich kurz danach auch Francesco Totti dazu, dem Verein seines Herzens den Rücken zu kehren.

Transfers wie Robin Olsen (29), der im Tor den abgewanderten Alisson (26) ersetzen sollte, erzielten nicht ihre gewünschte Wirkung. Auch Steven N’Zonzi (30), der für viel Geld verpflichtet wurde, konnte nie an seine Topform aus Zeiten in La Liga anknüpfen. Etablierte Spieler fielen teilweise in ein Loch, Talente wie Justin Kluivert (20) benötigten Anlaufzeit. Einziger Lichtblick war über weite Strecken Nicolo Zaniolo (20), der zum Hoffnungsträger der Roma avancierte. Am Ende der Saison – nachdem Claudio Ranieri noch eine Zeitlang interimsweise als Trainer fungierte – installierte man mit Paulo Fonseca von Shakhtar Donezk einen Mann auf der Trainerbank, auf dem nun große Hoffnungen ruhen.

Der Kader muss umgebaut werden

Der Abgang von Konstantinos Manolas ist eine der wichtigsten Personalien im Sommer. Der griechische Abwehrchef wechselte zum SSC Neapel. Mit Gianluca Mancini (23) holte die Roma zwar einen Mann mit einer Menge Potential, aber er ist bei weitem noch nicht auf dem Level eines Manolas. Zustätzlich wurde Mert Cetin (22) von Genclerbirligi geholt, auch ihm sagt man eine Menge Potenzial nach.

In der Offensive musste der Klub aus der Hauptstadt ebenfalls einen herben Rückschlag hinnehmen. Stephan El Shaarawy (26), der Topscorer der abgelaufenen Saison, verließ den Verein in Richtung China. Im Mittelfeld musste man wie angesprochen den Verlust von Daniele de Rossi hinnehmen, der mittlerweile in Argentinien untergekommen ist. De Rossi ist nicht nur fußballerisch, sondern speziell als Führungsfigur nur schwer zu ersetzen. Mit Jordan Veretout (26, Fiorentina) und Amadou Diawara (22, SSC Neapel) wurden zwei vielversprechende Spieler verpflichtet um diese Lücke zumindest auf dem Platz zu schließen.

Auf der linken Defensivseite wurde die Mannschaft mit Leonardo Spinazzola (26, Juventus) verstärkt. Er soll Kolarov Druck machen, der in der vergangenen Saison einige eklatante Schwächen offenbarte. Im Tor sicherte sich die Roma Dienste von Pau Lopez – für stolze 23,5 Millionen Euro. Ein großes Thema war auch immer wieder Edin Dzeko, der lange von Inter umworben wurde. Am Ende verlängerte der Bosnien seinen Vertrag aber.

(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

In den Testspielen wusste die Roma durchaus zu überzeugen, das 2:2 gegen Real Madrid ist ebenso als Achtungserfolg zu verbuchen wie der 3:2-Sieg gegen den OSC Lille. Aber: Die Automatismen müssen erst einmal hergestellt werden, defensive Abläufe müssen trainiert werden. Erst dann wird die Roma in der Lage sein ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Im Fokus: Lorenzo Pellegrini

Der spielintelligente Mittelfeldspieler besticht durch eine starke Technik und die nötige Pressingresistenz, die im heutigen Fußball so gefragt ist. Seine Schlüsselpässe in die Spitze sind auffallend gut, so kann Pellegrini immer wieder gefährliche Szenen heraufbeschwören.

Pellegrini wird unter Fonseca eine große Aufgabe zukommen. Er muss im Mittelfeld die Fäden ziehen und in seinen jungen Jahren nun den nächsten Schritt machen, der bedeutet mehr Verantwortung zu übernehmen. Nach den Abgängen einiger wichtiger Leistungsträger ist es unumgänglich neue Führungskräfte zu finden und einer dieser wichtigen Spieler könnte eben Lorenzo Pellegrini sein.

Natürlich hat er nicht nur Stärken. Im Kopfballspiel und im Timing bei Tacklings muss er noch zulegen, an diesen Dingen wird der Stammspieler bei der Roma aber arbeiten.

Newcomer: Gianluca Mancini

Der Innenverteidiger, der gerade aus Bergamo in die Hauptstadt gewechselt ist, zeichnet sich durch ein sehr starkes Passspiel und seine Lufthoheit aus. Er ist dadurch in der Defensive und in der Offensive ein wichtiger Spieler, der durch Kopfballtore auch Spiele entscheiden kann. Ob er allerdings den griechischen Krieger, Konstantinos Manolas, ersetzen kann, darf doch angezweifelt werden, vielmehr muss Mancini peu a peu in diese Rolle hineinwachsen.

Talent ist zweifelsohne vorhanden, nicht umsonst spielt Mancini in der U21-Nationalmannschaft. Allerdings: Er wurde bei Atalanta Bergamo in der richtig heißen Phase zum Ende der Saison nur als Backup eingesetzt und kam auch im Pokalfinale nicht über die Rolle des Bankwärmers hinaus, weil er sich nicht in Topform präsentierte. Bei Mancini wird nun spannend zu verfolgen sein ob er seine Qualitäten bei der Roma abrufen kann.

Prognose

Eine schwere Aufgabe wartet auf den neuen Mann auf der Trainerbank. Paulo Fonseca, der die Nachfolge von Di Fransceco antreten darf, muss viele gestandene Spieler ersetzen. Die Neuankömmlinge haben allerdings durchaus Potential und können den jetzigen Kader in der Breite verbessern, sieht man sich allerdings die Konkurrenz genauer an, wird es für den AS Rom nur schwer machbar sein in die CL einzuziehen. Ein Platz in der Europa League und eine adäquate fußballerische Weiterentwicklung sollte allerdings gelingen.

Rene Steinhuber

Cagliari Calcio

(Letzte Saison: 15. Platz)

Drinbleiben als wichtigstes Ziel

In der vergangenen Saison erreichte der Klub aus Sardinien den 15. Rang in der Serie A. Dafür war ein starke Phase während des Frühlings ausschlaggebend als man in acht Spielen fünf Siege feiern konnte. Mit dem Abstieg hatte Cagliari Calcio von da an nichts mehr zu tun. Im kommenden Sommer feiert der Verein seinen hundertsten Geburtstag. Das maßgebliche Saisonziel dürfte daher erneut sein, auch zu diesem Zeitpunkt als Erstligist bezeichnet zu werden. Im optimalen Fall soll dies in der Spielzeit 2019/20 noch souveräner erreicht werden, als im Vorjahr. Dafür hat Präsident Tommaso Giulini (42) in diesem Sommer den Geldbeutel ein wenig eher geöffnet, um seinem Trainer Rolando Maran (56) eine starke Truppe zusammen zustellen.

Zuerst muss hier allerdings auf den Abgang von Kapitän, Eigengewächs und „Herzstück“ Nicolo Barella (22) zu Inter eingegangen werden. Man wusste schon während der kompletten vergangenen Saison, dass Barella nicht zu halten sein würde, letztendlich schmerzt der Abgang des besten Spielers im Verein dann doch enorm, vor allem weil der italienische Nationalspieler selbst Sarde ist und sich wie kaum ein anderer mit dem Klub identifizierte. Für Barella erhielt Cagliari eine Leihgebühr von 12 Millionen Euro, im nächsten Sommer folgt dann noch eine größere Summe aus Mailand.

(Photo by ROSLAN RAHMAN/AFP/Getty Images)

Ein Spieler mit solchen Merkmalen ist durchaus schwierig zu ersetzen, doch gerade diese Hürde wurde auf den ersten Blick gut genommen. Denn die Position Barellas wird in der nächsten Saison niemand anderes als der „verlorene Sohn“ Radja Nainggolan (31) einnehmen. Der Belgier hatte bei Inter keine Zukunft mehr, so konnte sich Cagliari seinen ehemaligen Spieler ohne Gebühr ausleihen, während die „Nerazzurri“ weiter einen großen Teil des üppigen Gehalts bezahlen. Nainggolan spielte bereits von 2010 bis 2014 für den Verein auf Sardinien.

Ein weitere, auf den ersten Blick fantastische Verstärkung ist Nahitan Nández (23, Boca Juniors). Der Nationalspieler Uruguays kostete 18 Millionen Euro an Ablöse und dürfte mit Nainggolan ein ziemlich starkes Duo im Mittelfeld bilden. Daneben kamen mit Marko Rog (24, SSC Napoli, 2 Millionen Euro Leihgebühr) und Cristian Oliva (23, Club Nacional, 5 Millionen Euro Ablöse) noch zwei andere, äußerst interessante junge Spieler für diese Mannschaftsteil. Da Maran dort bevorzugt mit einer Raute agiert, stehen damit einige neue Alternativen zur Verfügung.

(Photo by Marcelo Endelli/Getty Images)

Mit Luca Pellegrini (20, Juventus) kehrt nach Nainggolan ein weiterer Ex-Spieler für ein Jahr nach Cagliari zurück. Der italienische U20-Nationalspieler war bereits in der vergangenen Rückrunde an die Sarden ausgeliehen und verhalf als Stammspieler zu dem Klassenerhalt. Im Angriff kommt mit Alberto Cerri (23, Juventus) eine Ergänzung zu Torjäger Leonardo Pavoletti (30, 16 Treffer) für 9 Millionen Euro. Dessen Erhalt war im Sommer genau so elementar wie jener von Stammkeeper Alessio Cragnan (25), beide wurden aufgrund ihrer jüngsten Leistungen gar erstmals für die Nationalmannschaft nominiert.

Im Vergleich zu den zahlreichen Verstärkungen hat der Verein neben dem Barella-Abschied lediglich die Abgänge von Routinier Darijo Srna (37, Karriereende) und Diego Farias (29, US Lecce, Leihe) hinnehmen, ansonsten verließ kein Spieler, welcher sich im Dunstkreis der kommenden Stammelf befinden könnte, den Klub in diesem Sommer. Cagliari Calcio geht auf jeden Fall mit einem verbesserten Kader in diese Saison 2019/20, zudem sollten jegliche Maßnahmen von Trainer Maran in seinem zweiten Jahr bei dem Verein besser sitzen.

Im Fokus: Radja Nainggolan

In den letzten zehn Jahren gehört der belgische Mittelfeldspieler fraglos dauerhaft zu den besten Akteuren auf dieser Position in der ganzen Liga. Dennoch begleitet Nainggolan in der öffentlichen Wahrnehmung ein negativer Ruf. Der 31-Jährige wurde jetzt innerhalb von zwölf Monaten mehr oder weniger bei zwei Spitzenvereinen vom Hof gejagt, obwohl sich seine Statistiken bei diesen Aufenthalten hervorragend lesen und er unumstrittener Stammspieler war. Doch die Roma wie auch Inter konnten es gar nicht abwarten, den ehemaligen belgischen Nationalspieler von der Gehaltsliste zu haben.

(Photo by Enrico Locci/Getty Images)

Gerüchte über einen unprofessionellen Lebenswandel hängen Nainggolan nun schon seit mehreren Jahren nach, sollte es jemals stillschweigend hingenommen worden sein, so sind diese Zeiten nun vorüber. Der Spieler selbst bezeichnete seine jüngsten Abgang gegenüber der „Gazzetta Dello Sport“ als „gezwungene Entscheidung“. Womöglich ist seine Rückkehr zu der prägenden Station in seiner Karriere genau der richtige Schritt. Nainggolan hatte demnach durchaus lukrativere Offerten, als aber dann das Angebot aus Cagliari kam, fiel die Auswahl „nicht schwer“.

Newcomer: Luca Pellegrini

Der italienische U20-Nationalspieler wurde erst vor wenigen Wochen von Meister Juventus für 22 Millionen Euro Ablöse verpflichtet. Diese Summe war ein Teil des Wechsels von Leonardo Spinazzola von der „Alten Dame“ zur AS Roma und wurde entsprechend verrechnet. Da der Kader des amtierenden Meisters durchaus aufgebläht ist, mussten noch einige Mitglieder davon den Klub (zumindest temporär) noch verlassen. Um dem Youngster adäquate Einsatzminuten einzuräumen, wurde auch ihm ein solcher Schritt nahegelegt.

So kehrt der 20-Jährige dahin zurück, wo er bereits in der vergangenen Rückrunde von der AS Roma ausgeliehen war. Pellegrini etablierte sich damals zügig als Stammspieler auf der linken Seite in der 4er-Kette und hatte einen maßgeblichen Anteil an dem frühzeitig Erreichen des Klassenerhalts. Daher ist die erneute Leihe als absolute Win-Win-Situation für beiden Parteien einzustufen. Der Klub kann sich sicher sein, dass der Abwehrspieler keine Eingewöhnung benötigt und mit Abläufen vertraut ist, während Pellegrini weitere Erfahrungen in der Serie A sammeln kann.

(Photo by Marco Luzzani/Getty Images)

Das kommende Jahr wird ebenso entscheidend sein, wie rasant (und ob überhaupt) Juventus dem Youngster zutraut, das eine größere Rolle in Turin zu übernehmen. Pellegrini steht vor einer wegweisenden Saison in seiner jungen Laufbahn – und besitzt alle Anlagen diese Spielzeit zu seinem Vorteil zu gestalten.

Prognose

Die Sarden können auf ein äußerst solides Fenster zurückschauen. Man hat den Kader an zahlreichen Ecken und Enden qualitativ deutlich aufgewertet. Der Abgang von Barella schmerzt zwar enorm, dennoch steht der Klub im Vergleich zum letzten Sommer personell deutlich besser dar, was unter diesen Umständen keinesfalls derart zu erwarten war. Somit steigen allerdings auch die Erwartungen an Trainer Maran und seine Mannschaft. Auf die europäischen Plätze kann und sollte Cagliari nicht schielen, können Verletzungen vermieden werden, so dürfte – falls die Neuzugänge schnell integriert werden können – eine einstellige Platzierung durchaus realistisch sein. Zumindest sollte das Team in dieser Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben.

Marius Merck

Parma Calcio

(Letzte Saison: 14. Platz)

Die Klasse gehalten!

Der Traditionsverein aus der Emilia-Romagna feierte letzte Saison nach drei Jahre Abstinenz seine Rückkehr in Italiens Beletage. Vater des Erfolgs sicherlich Trainer Roberto D’Aversa. Der gebürtige Stuttgarter übernahm „i Crociati“ in der Saison 2016/17 und führte sie innerhalb von zwei Jahren in die Serie A.

Der Aufsteiger startete perfekt in die Liga und ärgerte hin und wieder sogar die Großen, wie beim 1:0-Auswärtserfolg gegen Inter Mailand. Zur Ende der Hinrunde durften D’Aversas Mannen gar an den EL-Plätzen schnuppern, jedoch konnte man das Niveau in der Rückrunde nicht mehr halten. Am Ende war der FC Parma abgesehen von den drei Absteigern das Team, welches mit 61 Gegentreffern die schlechteste Abwehr der Liga stellte.

Das Saisonziel Klassenerhalt wurde dennoch erreicht und nun arbeiten die Verantwortlichen der „Gialloblu“ mit Hochdruck daran, den Verein in Italiens höchster Spielklasse zu etablieren.

Die Leistungsträger gehalten

Daher verpflichtete man das ausgeliehene Napoli-Trio um Torhüter Luigi Sepe (28), Mittelfeldmann Alberto Grassi (24) und Mittelstürmer Roberto Inglese (27) fest und darf sich nun langfristig an den Diensten der drei Akteuren erfreuen. Vor allem die Verpflichtung Ingleses war dem Tabellenvierzehnten ganze 18 Millionen Euro wert und darf nach dessen elf Scorerpunkten in nur 25 Spielen als Königstransfer bewertet werden.

(Photo by Alessandro Sabattini/Getty Images)

Als weiterer Coup dürfte der Transfer von Yann Karamoh (21) gelten. Denn der französische U21-Nationalspieler besitzt ein enormes Potenzial, welches er im Trikot seines alten Arbeitgebers Inter Mailand nicht abrufen konnte. Die verwaiste rechte Außenbahn könnte somit durch das Talent signifikant aufgewertet werden, denn letzte Saison waren es nur „Oldie“ Gervinho (32) und eben Inglese (27) die vorne regelmäßig für Gefahr sorgten und ganze 20 der 41 Treffer beisteuerten.

Mit den Verpflichtungen von Hernani (25, Zenit St. Petersburg) und Gaston Brugman (26, Pescara) sorgten die „Ducali“ für mehr Kreativität und Torgefahr aus dem Mittelfeld. Während der ehemalige Zenit-Akteur den Part des schussstarken Allrounders geben soll, wird Brugman als tiefliegender Spielmacher dem Angriffsspiel mehr Struktur verleihen. Besonders für das schnelle Umschaltspiel D’Aversas scheint der Uruguayer mit seiner Übersicht und seinen langen tödlichen Pässen der ideale Mann vor der Abwehr zu sein.

Zudem konnte mit Andrea Adorante (19) ein aufregendes Talent von Inter Mailand losgeeist werden, welches zwar aufgrund eines erlittenen Kreuzbandrisses noch bis Mitte September ausfällt, aber langfristig zu einer echten Alternative hinter Inglese heranreifen könnte. Der Mittelstürmer erzielte vor seiner schweren Verletzung für Inters Primavera 13 Scorerpunkte in nur 19 Spielen und wies somit nach, dass er eine Menge Entwicklungspotenzial besitzt.

Im Fokus: Gervinho

Trotz all der vielversprechenden Neuzugängen, bleibt „Altmeister“ Gervinho (32) der wichtigste Mann beim Traditionsclub aus der Emilia-Romagna. Mit elf Toren und drei Vorlagen bewies der ivorische Linksaußen letzte Saison, dass der zu den besten Flügelstürmern der italienischen Beletage gehört.

Trotz seines fortgeschrittenen Alters absolvierte der Dribbelkönig 30 von 38 Ligapartien und demonstrierte, dass dieser physisch immer noch in einem sehr beeindruckenden Zustand ist. Kurz gesagt, Gervinho ist der absolute Leistungsträger des ehemaligen „Parmalat-Vereins“ und für das Spiel D’Aversas unentbehrlich. Somit wird auch diese Saison vieles von der Form des ehemaligen Arsenal-Akteurs abhängen.

Newcomer: Dejan Kulusevski

Neben Yann Karamoh (21) sollten sich die „Tifosi“ den Namen von Neuzugang Dejan Kulusevski (19) merken. Dieser wurde wie Mittelstürmer Andreas Cornelius (26) von Atalanta Bergamo verpflichtet, jedoch im Gegensatz zum Dänen lediglich per einjähriger Leihe. Denn die Verantwortlichen der „Bergamasci“ halten große Stücke auf das gerade mal 19-jährige Talent und planen fest mit ihm.

Kulusevski markierte wettbewerbsübergreifend in 21 Primavera-Einsätzen für „la Dea“ 22 Scorerpunkte, und das als offensiver Mittelfeldspieler! Der Schwede mit mazedonischen Wurzeln ist physisch stark, besitzt durch seine frühere Futsal-Zeit eine herausragende Technik, Passspiel und die nötige Zielstrebigkeit um zu einem Topspieler zu reifen.

Prognose

Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass Parma Calcio keinen Leistungsträger abgeben musste und den Kader punktuell und in der Tiefe verstärken konnte. Besonders das Mittelfeld und der rechte Flügel wurden ernorm aufgewertet und somit die Schwachstellen wie fehlende Kreativität und Flexibilität beseitigt. Dass Trainer D’Aversa ein Team weiterentwicklen kann, bewies dieser in den letzten Jahren beeindruckend. Daher ist davon auszugehen, dass der letztjährige Aufsteiger in der kommenden Saison nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben wird. Das Saisonziel sich in der Liga zu etablieren scheint absolut realistisch, selbst ein einstelliger Tabellenplatz sollte nicht ausgeschlossen werden.

Sascha Baharian

Udinese Calcio

(Letzte Saison: 12. Platz)

Mittelmaß in Udine

Die vergangene Saison verlief relativ unspektakulär für Udinese Calcio. Platz 12 und 43 Punkte bedeuteten Mittelmaß auf allen Ebenen. Mit 39 erzielten Toren galt der Angriff insgesamt als „Sorgenkind“, aber auch in der Defensive funktionierte nicht alles. Seit März diesen Jahres ist Igor Tudor der Cheftrainer von Udinese Calcio, mit ihm will man sich in der kommenden Spielzeit nun stabilisieren.

In der Coppa Italia feierte Udinese Calcio bereits einen Auftaktsieg, gegen den AC Mailand zum Saisonauftakt wird aber ein anderer Wind wehen. Auf dem Transfermarkt tat sich im Sommer einiges. Danilo (35) wechselte nach Bologna, Ali Adnan (25) zog es zu Vancouver, Valon Behrami (34) kehrte in die Schweiz zurück und spielt nun für den FC Sion. Molla Wague (28) wechselte für 1,5 Millionen Euro zum FC Nantes, Orestis Karnezis (33, 2,5 Mio. €) wurde ebenso wie Alex Meret (22, 22 Mio. €) vom SSC Neapel fest verpflichtet. Auch Jakob Jankto (23, 14,5 Mio. €,  Sampdoria) wechselt auf permanenter Basis, Darwin Machs (26, Granada) steht ebenfalls nicht mehr im Kader. 

Wenn Spieler den Verein verlassen, dann müssen natürlich auch Spieler verpflichtet werden. Und genau hier liegt bisher das Problem in diesem Sommer. Zwar wurden einige Neuzugänge verpflichtet, diese sind allerdings nicht besonders prominent  – zumindest weitgehend. Viele Leihspieler kehrten nach Udine zurück, was bedeutet, dass der Kader schon früh relativ aufgebläht war. 

Der Kader ist nicht ausgewogen

Abgesehen von den Rückkehrern wurde Torhüter Nicolas (31, Hellas) verpflichtet, zudem kamen Ilija Nestorovski (29) und Ex-Kölner Mato Jajalo (31) von Palermo. Sebastien de Maio (32) verstärkt die Innenverteidigung ebenso wie Rodrigo Becao (23), zudem wurde Cristo (21) aus der zweiten Mannschaft von Real Madrid verpflichtet, gleiches gilt für Walace (24), der aus Hannover kam. 

Unter Igor Tudor spielt Udinese Calcio in der Regel in einem 3-5-2-System. In der Innenverteidigung steht vor allem in der Breite genügend Material zur Verfügung, ob Neuzugang Becao aber die nötige Stabilität herstellen kann, bleibt abzuwarten. Auf ihn sind jedenfalls alle Augen gerichtet. Für die Außenpositionen vor der Defensive stehen mehrere Optionen zur Verfügung. Jens Stryger Larsen (29) und Giuseppe Pezzella (21) wären die defensiveren Lösungen, Rodrigo de Paul (25) oder Ignacio Pussetto (23) offensivere Varianten.

(Photo by Bruna Prado/Getty Images)

Auf der Außenbahn ist man also ausreichend besetzt, das Mittelfeldzentrum um Neuzugang Walace, Antonin Barak (24) und Seko Fofana (24) kann sich ebenfalls sehen lassen. Hier fehlt es aber gleich doppelt. Einerseits ist der Qualitätsabfall in der Breite immens, andererseits fehlt ein wirklich kreatives Element im Spiel  von Udinese Calcio. Vieles hängt von den Flügelspielern ab, die anschieben und gleichzeitig auf die Balance achten müssen. Auch im Sturmzentrum sind abgesehen von Kapitän Kevin Lasagna (27) viele Fragen offen, sodass der eben angesprochene de Paul häufig als zweiter Stürmer agiert. Er interpretiert diese Position sehr frei, lässt sich in das Mittelfeld zurückfallen und treibt den Ball nach vorne.  

Die erste Elf ist also – abgesehen von der Innenverteidigung, in der es noch Fragezeichen gibt – nicht schlecht besetzt. In der Breite stehen aber viele Spieler zur Verfügung, die nicht das Niveau der Stammkräfte haben.

Im Fokus: Rodrigo de Paul

Am 25-jährigen Argentinier hängt im offensiven Bereich fast alles. Spielt de Paul auf der Außenbahn, dann ist er in diesem System fast schon verschenkt. Vielmehr muss er als eine Art hängende Spitze fungieren und die Kreativitätselemente einbringen, die das Mittelfeld eben nicht herstellen kann.

Fällt de Paul aus, dann hat Udinese Calcio ein großes Problem. Deswegen ist der Offensivspieler der absolute Schlüsselspieler, der nach jetzigem Stand und bei der jetzigen Kaderzusammenstellung nicht zu ersetzen ist.

Newcomer: Nicholas Opoku

Der 21-jährige Innenverteidiger aus Ghana wurde erst im vergangenen Sommer vom Club Africain aus Tunesien verpflichtet. Der 1,90m große Opoku spielte in der vergangenen Saison lediglich zwölfmal, muss sich erst einmal in der italienischen Serie A etablieren. 

Opoku zeichnet sich vor allem durch seine Robustheit aus und bringt enormes Talent mit. Doch zeitweise ist er zu ungestüm, holte sich in den 12 Spielen der Vorsaison gleich fünf gelbe Karten ab. Wenn er lernt etwas cleverer zu verteidigen und individuelle Fehler abstellt, könnte er zu einer wichtigen Figur werden. 

Prognose

Udinese Calcio war in der letzten Saison ein Mittelfeldteam mit einigen soliden Ansätzen unter Igor Tudor. Der Kader wurde im Sommer nicht signifikant verstärkt, lediglich einige kleine Impulse wurden gesetzt. Ein großer Sprung ist trotz einer guten ersten Elf nicht denkbar, der frühzeitige Klassenerhalt sollte das Ziel sein.

Manuel Behlert

(Photo by Paolo Bruno/Getty Images)


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