Bayern vs. Wolfsburg: Wenn leerer Akku auf volle Power trifft

16. Dezember 2020 | Vorschauen | BY Victor Catalina

Vorschau | Am Mittwochabend empfängt der FC Bayern den VfL Wolfsburg zum letzten Spiel in der Allianz Arena 2020. Während die Münchener nach einem mehr als turbulenten Jahr kräftetechnisch auf dem Zahnfleisch gehen, blüht der VfL Wolfsburg kurz vor Weihnachten unter Oliver Glasner in dieser Saison erstmals richtig auf – dank eines bestimmten Spielers.

Anpfiff der Partie ist am Mittwoch, 20:30 Uhr, Live bei Sky.

  • FC Bayern: Im Notstromaggregat über die Ziellinie
  • VfL Wolfsburg: Wout Weghorst (28) beflügelt den VfL
  • Duell der Comeback-Könige der Bundesliga

FC Bayern München: Batterie fast leer

Jeder, der ein Smartphone besitzt, kennt es. Wenn man nach einem langen Tag nach Hause kommt – oder in Zeiten des Homeoffice seinen Arbeitstag beendet hat – ploppt auf dem Bildschirm eine bestimmte Meldung auf: „Batterie fast leer“. Bei den modernen Modellen gibt es für diesen Fall einen Stromspar- oder Schnelllademodus.

Allein, der FC Bayern mag zwar modern sein, aber durch die Adern der Spieler fließt noch immer Blut und kein Strom. Leer ist ihre Batterie nach einem äußerst ereignisreichen Jahr trotzdem. Und das wurde gerade in den letzten Spielen mehr als deutlich. War das 0:0 gegen RB Leipzig Anfang Februar lange Zeit das einzige Unentschieden der Ära Flick, gab es nun wettbewerbsübergreifend deren drei in den letzten vier Spielen. Es ist als Kompliment an Hansi Flick (55) und sein Trainerteam zu verstehen, dass sie diese Phase so lange hinauszögern konnten.

(Photo by Clemens Bilan – Pool/Getty Images)

Am vergangenen Wochenende präsentierte sich der Rekordmeister an der alten Försterei trotzdem fahrig, streute wiederholt Fehler und Ungenauigkeiten, teilweise einfachster Natur ein und sprach so eine Einladung nach der anderen an giftige Unioner aus. Hätte Taiwo Awoniyi (23) im Abschluss einen besseren Tag erwischt, wären die Köpenicker mit einem 3:0 schon nach 22 Minuten hinter dem Horizont verschwunden. Zweimal durfte der von Liverpool ausgeliehene Nigerianer frei auf Manuel Neuer (34) zulaufen. Am Ende sorgte der Keeper dafür, dass Robert Lewandowski (32) nur ein Treffer zum Ausgleich genügte (1:1).

Bevor die Mannschaft über Weihnachten und Neujahr den Akku aufladen darf, stehen aber noch zwei hochbrisante Duelle an. Zuerst gegen den Tabellenvierten Wolfsburg und anschließend bei Tabellenführer Leverkusen. Gerade zu dieser Zeit mehren sich in München die Personalsorgen: Nachdem sich Tanguy Nianzou (18) aus einer langwierigen Verletzung zurückgekämpft hatte, zog er sich im Training einen Muskelbündelriss zu. Er wird genauso ausfallen wie Leon Goretzka (25) und Javi Martínez (32). Joshua Kimmich (25) hat zwar diese Woche das Mannschaftstraining wieder aufgenommen, das Spiel kommt für ihn jedoch noch zu früh.

VfL Wolfsburg: Wo ein Wout ist, ist auch ein Weg

Das Erfolgsrezept der Wölfe lässt sich kurz und treffend in vier Buchstaben zusammenfassen: W O U T. Der 1,97 Meter große Niederländer ist in bestechender Form, traf in elf Bundesligaspielen neunmal und in jeder seiner letzten fünf Partien. Nur Edin Dzeko (2008/09) und Andrzej Juskowiak (1998/99) haben im VfL-Dress eine noch längere Serie vorzuweisen. Eine, mit der Weghorst, sollte er in der Allianz Arena erneut treffen, gleichziehen kann. Nicht zuletzt dank ihm sind die Wolfsburger, neben Milan, Juventus und Bayer Leverkusen, eine von nur vier Mannschaften, die in Europas Topligen noch nicht verloren haben.

„Wout ist ein ganz wichtiger Spieler“, so sein Trainer Oliver Glasner (46) im Kicker, „nicht nur wegen seiner Tore, die er unvergleichlich erzielt.“ Der Österreicher hebt besonders Weghorsts Mentalität hervor, „wie er immer wieder für die Mannschaft arbeitet. Er ist sich für keinen Meter zu schade.“

(Photo by Oliver Hardt/Getty Images)

Der VfL hat sich im Laufe der Saison enorm gesteigert. Waren sie an den ersten Spieltagen noch die Remis-Könige, gewannen sie vier ihrer letzten fünf Bundesligapartien. Dabei kommt ihnen natürlich auch zugute, dass für sie die europäische Belastung wegfällt. Anfang Oktober verloren sie in den Europa-League-Playoffs 1:2 gegen AEK Athen. Auch ein Zwischenfall, als Oliver Glasner öffentlich Kritik an Mannschaft und Transferpolitik äußerte, wurde intern professionell wegmoderiert. Nun ziehen Team und Trainer seit Wochen wieder an einem Strang, punkten konstant – und können mit einem Sieg den FC Bayern punktetechnisch einholen.

Verzichten muss der VfL in München auf William (25/positiver COVID-19-Test), Renato Steffen (29) und Admir Mehmedi (29). Ob John Anthony Brooks (27/Prellung) mitwirken kann, ist noch offen.

Prognose

Bayern und Wolfsburg sind die Comeback-Könige der Bundesliga. Die Wölfe holten nach Rückstand in dieser Saison zehn Punkte, der Rekordmeister neun. An den letzten fünf Spieltagen kassierten die Münchener jeweils das 0:1. Genau diese Nachlässigkeiten, die Union Berlin nicht vollumfänglich bestrafte, gilt es für Wolfsburg auszunutzen. Denn die Angebote werden kommen. Anstelle von Leon Goretzka wird wahrscheinlich Corentin Tolisso (26) auflaufen, der bislang als Sechser kaum überzeugen konnte und Anfälligkeiten im Pressing zeigt. Man darf ein wildes Spiel erwarten. Es bleibt zu sehen, für wieviele Punkte die Kraft der Bayern diesmal noch reicht.

Mögliche Aufstellungen:

FC Bayern München: Neuer – Pavard, Boateng, Alaba, L. Hernández – Tolisso – Gnabry, Musiala, Müller, Coman – Lewandowski

VfL Wolfsburg: Casteels – Mbabu, Lacroix, Pongracic, Rousillon – X. Schlager, Arnold – R. Baku, Philipp, Brekalo – Weghorst

(Photo by Clemens Bilan – Pool/Getty Images)

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Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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