EM 2021: Von Experten bis UEFA: 3 Tops, 3 Flops

13. Juli 2021 | Global News | BY Julius Eid

Spotlight | Die EM 2021 ist beendet, Zeit für einen kleinen Rückblick. Gerade auf dem Feld konnte das Turnier am Ende doch überzeugen, neben dem Rasen gab es allerdings auch viel Negatives.

EM 2021: Drei Tops

Mad Monday – Spektakel im Achtelfinale

Diese Europameisterschaft sorgte für den vielleicht berauschendsten Fußballtag den ein internationales Turnier je zu bieten hatte. Und das am Ende einer kräftezehrenden Saison. Im ersten Achtelfinale am Montag, dem 28.6., bot sich schon ein berauschendes Spektakel zwischen Spanien und Kroatien. Der Vizeweltmeister rettete sich mit zwei späten Toren in die Verlängerung, dort machte Spanien dann doch noch den Sack zu. Späte Tore, ein 5:3, Verlängerung. Was braucht das Fanherz mehr? Vielleicht noch eine kleine Sensation, schien sich der Fußball zu denken und lieferte diese im zweiten K.O.-Spiel einfach nach. In einem fast identischen Spielverlauf erkämpfte sich die Schweiz mit einem Last-Minute-Treffer doch noch das 3:3 gegen den Turnierfavoriten Frankreich. Mit einem beeindruckenden Abnutzungskampf und einem überragenden Yann Sommer (32) schaffte es die „Nati“ tatsächlich ins Elfmeterschießen – und errang dort einen historischen Sieg. So schön kann Fußball sein. 

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Schult, Kramer, Wagner – Eine neue Experten-Garde

Auch in der deutschen Berichterstattung zum Turnier gilt es eine positive Entwicklung hervorzuheben. Zwar gab es immer noch das ein oder andere Floskelfest rund um das Turnier, doch einige frische Expertengesichter konnten überzeugen. Torhüterin Almuth Schult (30) stahl mit ihrer lockeren und unkonventionellen Art mehr als nur ein Herz. Auch Gladbachs Christoph Kramer (30) konnte im EM-Studio immer wieder mit seinem Fachwissen, aber auch seiner Art glänzen. Noch vor dem Finale lieferte er sich eine freundschaftliche, ehrliche und unprätentiöse Diskussion mit dem Weltmeisterkollegen Per Mertesacker (36), ob und wie weit guter Teamgeist vom Erfolg abhänge. Auch Sandro Wagner (33) konnte als Co-Kommentator erneut überzeugen. Gerade der direkte Vergleich mit bekannten Expertengesichtern wie Bastian Schweinsteiger (36) und Michael Ballack (44) machte deutlich, wie gut eine neue Garde Expert*Innen der Berichterstattung tut. 

Die Essenz des Spiels

Der schon angesprochene Mad Monday, die Geschichte Dänemarks im Turnier nach dem schrecklichen Vorfall mit Christian Eriksen (29), das generelle Mitfiebern bei einem Turnier welches zurecht massiv in der Kritik steht. Trotz allem hat es der Fußball auf dem Platz wieder einmal geschafft zu emotionalisieren und zu begeistern. Das Herz, die Essenz dieses besonderen Spieles ist weiterhin intakt, egal wie viele unschöne Umstände daran rütteln mögen. Auch dies konnte die EM 2021 erneut beweisen. Fußball ist mehr als nur ein Sport und mehr als gierige Funktionäre und Verbände

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EM 2021: Drei Flops

UEFA – Gier, Doppelmoral, Ignoranz

Die UEFA ließ kaum eine Chance ungenutzt, um das eigene Bild in der Öffentlichkeit weiter zu beschädigen. Schon vor dem Turnier hielt man nicht nur an der europaweiten Austragung fest, sondern übte Druck auf die Veranstaltungsorte aus, um Fans in den Stadien zu garantieren. Inmitten steigender Infektionszahlen durch die grassierende Delta-Variante plante man in England mit immer mehr Zuschauern. Verantwortung für mögliche Infektionen will man dabei natürlich nicht übernehmen. Auch die Posse um Regenbogenfarben zur Solidarisierung mit der LGBTQ+-Community legte schonungslos die Doppelmoral des Verbandes offen. Sei es bei der geplanten Erleichtung der Münchner Allianz Arena oder bei regenbogenfarbenen Werbebanden, die UEFA intervenierte nur um dann im Nachhinein ein Statement abzugeben in dem man Loyalität bekundete. Leere Worte. 

David Klein Sportimage

Frankreich – Weltmeister ohne Ideen

Einige Mannschaften, darunter auch die deutsche Nationalmannschaft, der letzte Europameister aus Portugal und die Niederlande mussten sich trotz großer Namen früh aus dem Turnier verabschieden. Der größte sportliche Flop bleibt aber der Weltmeister aus Frankreich. Mit einer schier unglaublichen Kaderqualität gesegnet, schaffte es Didier Deschamps (52) nicht, eine mindestens konsistente Spielidee auf den Rasen zu bringen. Die Abwehr sollte irgendwie halten und dann würde es schon die individuelle Qualität der Offensive richten. So lieferten die Franzosen einen deprimierend einfallslosen Fußball und mussten schon im Achtelfinale die Koffer packen. Gemessen an dem Potential, das dieser Mannschaft innewohnt, ist das ein bemerkenswert schlechtes Ergebnis. So wird es auch mit der Titelverteidigung in Katar nichts werden. 

Die Spaltung 

Fußball ist ein Volkssport. Und so sehen wir, gerade bei einem europaweiten Turnier immer auch aktuelle gesellschaftliche und politische Strömungen im Umfeld der Spiele abgebildet. Die Spaltung innerhalb der Gesellschaft wurde auch auf den Rängen immer wieder schmerzhaft sichtbar und der Zuckerguss einer Großveranstaltung kann diese nicht mehr verbergen. Homofeindliche Rufe der ungarischen Fans, das Ausbuhen vom Niederknien aus Solidarität mit Black Lives Matter, am Ende die widerlichen, rassistischen Ausschreitungen rund um die englische Finalniederlage. Das verbindende Element, dass dieser Sport sein kann verliert in Angesicht all des Hasses mehr und mehr an Kraft. Im besten Falle wird dies als Warnung wahrgenommen. 

Photo by: Andrea Staccioli Insidefoto/Imago

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


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