Spotlight

EM 2021 | Youri Tielemans im Porträt: Im Mittelpunkt

14. Juni 2021 | Trending | BY Julius Eid

Spotlight | Belgien gilt als einer der Titelfavoriten der EM. Youri Tielemans steht dabei selten in der Öffentlichkeit, aber immer im Mittelpunkt.

Youri Tielemans: Begehrt in Anderlecht

Youri Tielemans gilt bei seinem Verein Leicester City in allen Bereichen als Vorbild. Seine Teamkameraden sollen die Arbeitsmoral und das Spielverständnis des Mittelfeldmannes bewundern. Sein Trainer Brendan Rodgers sieht den Belgier als seinen verlängerten Arm auf dem Feld. Unter dem Coach hat er in den letzten zwei Jahren nur ein einziges Ligaspiel verpasst. Der Belgier ist unverzichtbarer Teil einer Mannschaft geworden, die sich gerade in der Spitze der englischen Liga etabliert. Der Belgier galt schon früh als großes Talent. Doch erst der Weg nach England bedeutete den endgültigen Durchbruch. Es ist die Geschichte eines Spielers, der neben dem notwendigen Talent auch den nötigen Fließ besitzt. 

Das war schon der Fall, als Tielemans für den RSC Anderlecht die Schuhe schnürte und bereits mit 16 Jahren als kommender Star der Fußballwelt eingeschätzt wurde. Genau in diesem Alter debütiert er für die Profimannschaft seines Jugendklubs. Kurz darauf spielte er auch zum ersten Mal in der Champions League, die Interessenten standen Schlange. Doch der Mittelfeldspieler übereilte seine Zukunftsplanung nicht. Er blieb vier Jahre lang Teil der Profimannschaft von Anderlecht und gewann in diesem Zeitraum zwei Mal die belgische Meisterschaft. Erst 2017/2018 ging es dann in eine größere Liga – und zwar in die Ligue 1. 

Monaco als Ausrutscher

Die AS Monaco wurde der erste Klub außerhalb seines Heimatlandes. Das Fürstentum sollte eigentlich der Ort des Durchbruchs werden. Doch der Hochbegabte tat sich vor allem zu Beginn schwerer als erwartet. Die Monegassen setzen seit Jahren auf junge Spieler, die mit finanziellem Gewinn weiterverkauft werden könnten. Die Mannschaft befand sich nach dem Gewinn der Meisterschaft in einem extremen Umbruch, was sich auch auf die Resultate auswirkte. Tielemans war zwar meist gesetzt, blieb aber meist blass. Er konnte dem Team nicht seinen Stempel aufdrücken und schien das erste Mal in seiner Karriere auf seiner Position in der Zentrale etwas verloren. Trotz einer durchwachsenen Spielzeit gab es dann aber im Sommer 2018 die Nominierung für die WM. Seitdem ist der Mittelfeldmann fester Bestandteil des belgischen Aufgebotes. Der ganz große Entwicklungssprung sollte allerdings erst noch kommen. 

Es wirkt fast befremdlich, dass Tielemans in Monaco nicht wirklich glücklich wurde. Denn sein Wechsel in eine Top-Liga war von langer Hand geplant, der Belgier ging bei seiner Karriereplanung immer sehr bedacht vor. Trotz der Zeit des Reifens, die er und sein Umfeld sich in Anderlecht gewährten, schien sein Stern zu sinken bevor er überhaupt so richtig angefangen hatte zu scheinen. Doch schon in seiner zweiten Saison in der französischen Liga zeigte sich Tielemans verbessert, absolvierte 20 Ligaspiele in denen er immerhin fünf Treffer beisteuern konnte. Im Januar 2019 kam dann das Angebot, welches sich im Nachhinein als ganz großer Glücksgriff herausstellen sollte.

Mehr News und Storys rund um den internationalen Fußball 

Photo by Matt Childs

Tielemans bei Leicester unangefochten

Leicester City klopfte an, Tielemans erwiderte den Ruf – und Monaco erteilte die Erlaubnis dazu. So zog es den Belgier zu den Foxes. Erst per Leihe, bald daraufhin auf permanenter Basis. Ohne großen Anlauf wurde der Belgier direkt zum Stammspieler, absolvierte schon in der Rückrunde 2019 13 Premier-League-Spiele. Nach gelungener Probephase war man sich im King Power Stadium sicher, dass man Tielemans unbedingt halten will und legte 45 Millionen Euro auf den Tisch. Das Kapitel Monaco war somit recht schnell erledigt und erfüllte doch noch den gewünschten Zweck als Sprungbrett in Europas beste Ligen.

Seit seiner festen Verpflichtung wird der zentrale Mittelfeldspieler stetig besser, erfüllt alle Versprechen aus seiner Anderlechter Zeit. Die ganze Art des Spielers, auf und neben dem Platz, lässt die Beobachter manchmal glauben, man habe einen deutlich erfahreneren Fußballer vor sich.  Youri Tielemans strahlt eine fast provokante Ruhe mit dem Ball aus, ist Dreh- und Angelpunkt seines Teams. Obwohl noch viele Jahre in seiner Karriere vor ihm liegen, arbeitet der 24-Jährige nebenbei schon an einer Trainerlaufbahn, ist weit über das Training hinaus vom Fußball besessen. Talent und harte Arbeit zahlen sich aus, der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung dürfte sein Siegtreffer im FA-Cup-Finale 2021 gewesen sein. 

Belgischer Mittelpunkt

In der belgischen Nationalmannschaft ist Tielemans ebenso gesetzt wie in Leicester. Und ähnlich wie bei den Foxes spielt er im zentralen Mittelfeld vor einer Dreier-Kette, gemeinsam mit einem weiteren, zentralen Spieler. Es ist immer ein Luxus, wenn sich Spieler taktisch nicht großartig verändern müssen, sondern viele Abläufe aus der täglichen Arbeit im Verein gewohnt sind. Auch wenn Tielemans ein Spiel aus der Zentrale lenken kann, profitiert er von einem Nebenmann, was ihm mehr Freiheiten gibt, die er zu nutzen weiß wie wenig andere Spieler auf seiner Position. Er kann ebenso defensiv agieren, wie die den Weg nach vorne suchen. Zweikampfhärte, Passspiel, aber eben auch Torabschluss zählen zu den Qualitäten des Spielers.

Auch im ersten Spiel der Belgier, welches am Ende 3:0 gegen Russland gewonnen werden konnte, lieferte Tielemans eine starke Partie ab. Die Russen konnten über weite Strecken der Partie im Mittelfeld keinen ordentlichen Spielaufbau betreiben, scheiterten immer wieder auch an den cleveren Laufwegen des 24-Jährigen. Über die letzten beiden Jahr ist der Mittelfeldmann noch einmal leistungstechnisch explodiert, hat das Versprechen seines Potentials erfüllt. Und nun steht ein Turnier auf dem Programm. Und auch wenn Youri Tielemans neben dem Platz eher schüchtern wirkt. Er wird im Mittelpunkt stehen. 

Photo by Dirk Waem

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


Ähnliche Artikel