EM 2021 | Deutschland vor Duell mit Portugal: DAS Schlüsselspiel

19. Juni 2021 | Global News | BY Manuel Behlert

Die deutsche Mannschaft trifft im zweiten Gruppenspiel bei der EM 2021 in München auf Portugal. Das erste Spiel gegen Frankreich verlor die Löw-Elf mit 0:1. Nun herrscht Druck. Das Spiel gegen die Portugiesen ist der Inbegriff des Schlüsselspiels. 

  • Deutschland muss mindestens einen Punkt holen
  • Portugal: Gefährlich, auch außerhalb von Ronaldo
  • Die offenen Fragen für Trainer Löw

Es war kein sehr schlechtes Spiel, das Deutschland gegen Weltmeister Frankreich absolvierte. Die 0:1-Niederlage beantwortete allerdings auch wenige Fragen. Joshua Kimmich (25) war auf rechts nicht ideal eingebunden, die Offensive glänzte nicht gerade mit Ideen im Minutentakt. Das dichte Zentrum der Franzosen wurde nicht umgangen, sondern häufig angespielt. Die Folge: Chancen waren Mangelware. Die Dreierkette als Stilmittel von Joachim Löw (61) wirkt nicht ausgereift, für ein System mit einer Viererkette fehlt es aber ebenfalls hier und da an den idealen Spielertypen. Kurzum: Es ist kompliziert.

Deutschland: Ein offensiver Plan muss her

In der Defensive, in Sachen Einstellung und bei der Arbeit gegen den Ball kann man der DFB-Elf im ersten Spiel keinen allzu großen Vorwurf machen. Natürlich hatte Frankreich einige Chancen, aber das lässt sich gegen einen Gegner auf diesem Niveau auch kaum verhindern. Viel entscheidender ist die Frage nach dem Offensivplan. Kai Havertz (22), Serge Gnabry (25) und Thomas Müller (31) starteten in der ersten Partie. Havertz wirkte in vielen Phasen behäbig, Müller fehlte die Unterstützung, weswegen er im Pressing häufig wirkungslos blieb und die Einbindung von Gnabry als eine Art fluide Sturmspitze ohne die ganz großen Räume und vor allem ohne Möglichkeiten zur Kombination schlug fehl.

EM 2021 Deutschland

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Leroy Sane (25), Leon Goretzka (26), Timo Werner (25) & co. stehen zur Verfügung, könnten frische Impulse bringen. Doch bleibt Löw bei seiner Dreierkette, werden auch gegen Portugal wieder „nur“ drei Offensivspieler auf dem Platz stehen. Nominell. Entscheidend ist, wie die Einbindung von Kimmich, der wohl wieder rechts spielt, und auch Robin Gosens (27) gelingt. Es war zuweilen frustrierend zu sehen, wie oft Gosens auf links einen Weg angeboten hat, aber doch der Steckpass durch das Zentrum gespielt wurde. Das muss sich ändern, um gegen Portugal zu bestehen. Und das ist wichtig, damit es für Deutschland bei der EM 2021 weitergeht.

EM 2021: Deutschland vor Portugal-Spiel: Auf die Balance kommt es an

Nach dem Spiel gegen Frankreich waren sich die Spieler einig. So schlecht war die Partie nicht, aber in der zweiten Halbzeit hätte das Risiko erhöht werden müssen. Das ist ein Element, das gegen Portugal auch eine Rolle spielen muss: Risiko. Aber in einem erträglichen Maße. Denn die Portugiesen nutzen Räume, wenn sie sich bieten. Bernardo Silva, Cristiano Ronaldo, Diogo Jota: Die Offensivakteure der Südeuropäer warten nur darauf, dass sie Platz bekommen und kombinieren können. Nach dem 3:0 gegen Ungarn kann es sich Portugal zudem leisten, zunächst einmal etwas kompakter zu stehen und zu lauern. Das ist der Vorteil des Spielplans.

Deutschland benötigt also eine Mischung aus mehr offensivem Risiko, einer besseren Einbindung der Wingbacks und einer guten Balance. Die Rückwärtsbewegung muss stimmen, die Dreierkette muss unterstützt werden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass im Hochsommer in München heute sehr viel gelaufen werden muss. Setzt die DFB-Elf aber um, was eigentlich in ihr steckt, dann muss auch Portugal sehr viel laufen. Idealerweise dem Ball hinterher.

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Deutschland gegen Portugal: Schlüsselspielcharakter am 2. Spieltag

Und trotzdem ist dieses Spiel ein sehr schweres. Denn die DFB-Elf weiß, dass eine Niederlage, die gegen einen solch hochkarätigen Gegner immer vorstellbar ist, sehr wahrscheinlich das Aus bedeutet. Portugal indes reicht schon ein Punkt, um sich in einer sehr guten Lage zu befinden. Dieser zweite Gruppenspieltag könnte also schon ein sehr entscheidender sein. Gewinnt Deutschland nämlich, dann könnte sich die Mannschaft, die noch einige offene Fragen zu beantworten hat, im Turnierverlauf zusammenfinden und von diesem positiven Resultat profitieren. Es wäre nicht das erste Mal, dass während eines Turniers eine Mannschaft, bei der nicht alles stimmt, einen derartigen Zusammenhalt entwickelt, dass sie im weiteren Turnierverlauf davon profitiert.

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Klar ist aber auch: Gewinnt Portugal oder spielt die DFB-Auswahl nur Remis ohne eine gute Leistung zu zeigen, dann muss noch mehr hinterfragt werden, als es jetzt schon der Fall ist. Der Ausgang des zweiten Spieltags und auch die Art und Weise der Leistung auf dem Platz werden ein entscheidender Indikator, was den weiteren Verlauf des Turniers angeht. Ist die EM 2021 für Deutschland schnell beendet oder kann tatsächlich von einem langen Verbleib im Wettbewerb geträumt werden? Heute ab 18 Uhr wird diese Frage vermutlich beantwortet. 

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Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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