Vorschau EM 2021: Gruppe F mit Deutschland, Portugal, Frankreich und Ungarn

10. Juni 2021 | Global News | BY Victor Catalina

Vorschau | Es ist die Hammergruppe der diesjährigen EM! In Gruppe F trifft Weltmeister Frankreich auf seinen Vorgänger Deutschland, Titelverteidiger Portugal sowie Ungarn.

  • Deutschland: Ist Löws neues System reif für den Härtetest?
  • Frankreich: Der große Favorit, die EM wird aber kein Selbstläufer
  • Portugal: Offensiv brillant, defensiv bisweilen nachlässig

Der Spielplan der Gruppe F

  • 15.06.2021, 18:00 Uhr: Ungarn-Portugal (Budapest)
  • 15.06.2021, 21:00 Uhr: Frankreich-Deutschland (München)
  • 19.06.2021, 15:00 Uhr: Ungarn-Frankreich (Budapest)
  • 19.06.2021, 18:00 Uhr: Portugal-Deutschland (München)
  • 23.06.2021, 21:00 Uhr: Portugal-Frankreich (Budapest)
  • 23.06.2021, 21:00 Uhr: Deutschland-Ungarn (München)

Deutschland: Viele Fragezeichen zum ungünstigsten Zeitpunkt

Wo genau steht die DFB-Elf? In der FIFA-Weltrangliste jedenfalls auf Platz 12. Und das ist ein ziemlich gutes Spiegelbild der jüngsten Leistungen. Bei der WM 2018 schied die Mannschaft von Joachim Löw (61) sang- und klanglos als Gruppenletzter aus. In der Premierenausgabe der Nations League reichte es erneut nur zur roten Laterne. Wenn sich die Gremien der UEFA nicht dazu entschieden hätten, die Anzahl der Gruppenteilnehmer von drei auf vier aufzustocken, hätte das den Abstieg von den A- in die B-Gruppen bedeutet.

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Besser lief es für Deutschland hingegen in der EM-Qualifikation. Die gestaltete man weitestgehend souverän. Gleich zum Auftakt gab es ein 3:2 in Amsterdam. Von acht Spielen gewann Deutschland sieben. Die einzige Niederlage – ein 2:4 in Hamburg gegen die Niederlande – hätte eine teure sein können, da man dadurch den direkten Vergleich aus der Hand gab. Doch Oranje machte sich den Gruppensieg mit einem 0:0 in Belfast am 5. Spieltag noch selbst kaputt, sodass Deutschland durch Erfolge gegen Belarus (4:0) sowie Nordirland (6:1) noch Platz 1 eroberte.

Das änderte aber nichts daran, dass sich die fragwürdigen Auftritte wie ein roter Faden durch jede Länderspielpause zogen. Die zweite Staffel der Nations League schloss man zwar vor der Ukraine und der Schweiz auf Platz 2 ab. Doch in Sevilla handelte sich Deutschland die höchste Niederlage seit 90 Jahren ein. 0:6. Ein Unentschieden hätte schon zur Qualifikation für das Final Four gereicht. Auch die letzten Länderspielpausen machen nur bedingt Hoffnung auf Besserung. Immerhin konnte man beim 7:1 gegen Lettland wieder sporadisch Spielfreude sowie die enorme individuelle Qualität des Kaders sehen.

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Deutschland: Löw nimmt sich die Kritik zu Herzen

Der ist einmal mehr mit großen Namen sowie vielen Talenten gespickt und hält nicht für Ausreden her. Was man Joachim Löw bei aller berechtigten Kritik zugutehalten muss, ist, dass er sich bei der Zusammenstellung des Kaders genau die Dinge zu Herzen genommen hat, die ihm in der jüngeren und ferneren Vergangenheit vermehrt vorgeworfen wurden. Vor seinem siebten und letzten großen Turnier als Bundestrainer ist Löw über seinen eigenen Schatten gesprungen und hat Mats Hummels (32) sowie Thomas Müller zurück in die Nationalmannschaft geholt. Hummels hat eine eigentlich dann doch relativ erfolgreiche Saison mit Borussia Dortmund hinter sich, den DFB-Pokal gewonnen sowie Platz 3 in der Bundesliga gesichert und kann – im Zusammenspiel mit dem formstarken Antonio Rüdiger (28) – der bisweilen kopflos agierenden Defensive Erfahrung und Stabilität verleihen.

Thomas Müller ist nach wie vor das unberechenbare Element für den FC Bayern gewesen. Acht Toren und 21 Assists 2019/20 ließ er nun elf Treffer und 18 Vorlagen folgen. Dazu ist Müller als Führungsspieler gefragt. Auf dem Platz, wenn er das Pressing koordiniert sowie daneben, als Ansprechpartner und verlängerter Arm des Trainers.

Besonders fällt aber auf, dass Löw – entgegen der letzten Länderspielpausen – im EM-Kader explizit Spieler aufgrund zu geringer Einsatzzeiten im Verein gestrichen hat. Julian Draxler (27) beispielsweise fehlt genauso wie auch Nico Schulz (28) oder Julian Brandt (25). Alle 26 Spieler sind auf Klubebene entweder gesetzt oder gehören zum erweiterten Stamm. Besonders im Mittelfeld und im Angriff hat Deutschland enorm viel individuelle Qualität aufzubieten. Wenn es ihnen gelingt, diese abzurufen, muss nicht zwingend erneut nach der Vorrunde Schluss sein.

Deutsches 3-4-2-1 reif für den Härtetest?

Ob Deutschland aus dieser individuellen Qualität auch Kapital schlagen kann, hängt nicht zuletzt auch von der Taktik ab. Bei der EM scheint Löw eine Dreier-/Fünferkette in einem 3-4-3/3-4-2-1 zu bevorzugen, mit Rüdiger, Hummels und Matthias Ginter (27) in der Innenverteidigung. Robin Gosens (26) und Joshua Kimmich sollen die Wingbacks geben. Im Mittelfeld werden Toni Kroos und Ilkay Gündogan die Fäden ziehen, auch Thomas Müller und Serge Gnabry (25) scheinen gesetzt, sodass Leroy Sané (25), Kai Havertz und Timo Werner (25) den verbleibenden Startelfplatz unter sich ausmachen.

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Trotzdem wirkt diese Taktik noch nicht kohärent genug. Eine wirkliche Mannschaft muss sich aus den einzelnen Akteuren erst noch herauskristallisieren. Es braucht – analog zur U21 – Führungspersönlichkeiten in allen Mannschaftsteilen, ein wetterfestes System, zu dem die individuelle Qualität der Einzelspieler dazukommt. Die Tatsache, dass Joachim Löw genau das noch nicht gelungen ist, obwohl er die Gruppe schon seit längerer Zeit beisammen hat, ist so kurz vor Turnierbeginn fatal. Für Deutschland wird es daher ein Blindflug in dieser Gruppe werden, bei dem viel auf das erste Spiel gegen Frankreich ankommt. Wenn sie dieses erfolgreich gestalten, und sich eine positive Grundstimmung einstellt, kann es weit gehen. Sollte Frankreich seinen Positivtrend jedoch fortsetzen und der deutschen Mannschaft eine klare Niederlage zufügen, ist auch das nächste Vorrundenaus bei Weitem keine Utopie.

Frankreich: Der Topfavorit

Der große Favorit dieses Turniers. Weltranglistenzweiter hinter Belgien, Weltmeister 2018. In der Premierenausgabe der Nations League musste die Mannschaft von Didier Deschamps (52) noch der Niederlande den Vortritt lassen. Zuletzt aber gelang ihnen die Qualifikation für das Halbfinale, vor Titelverteidiger Portugal, Kroatien sowie Schweden.

In der EM-Qualifikation wurde Frankreich allerdings nur Zweiter. Nicht zuletzt, weil sie einer 0:2-Auftaktniederlage in Konya hinterherlaufen mussten. Auch im Stade de France holte die Türkei beim 1:1 einen Punkt und damit den Gruppensieg. Die restlichen acht Spiele gegen Andorra (4:0, 3:0), Albanien (4:1, 2:0), Moldawien (4:1, 2:1) und Island (4:0, 1:0) gewann Frankreich allesamt mal mehr, mal weniger souverän.

Auch die Form seit dem Jahreswechsel stimmt. Von fünf Spielen gewann Frankreich vier, das 1:1 gegen die Ukraine war die einzige Ausnahme. Zuletzt gab es zwei 3:0-Testspielsiege gegen Wales und Bulgarien.

Frankreich: Noch vielseitiger, als bei der letzten EM

Eigentlich könnte Frankreich drei Mannschaften ins Turnier schicken, die allesamt das Potential haben, bis ins Halbfinale zu kommen. Bei dieser EM hat Deschamps mit Raphael Varane (28) und Presnel Kimpembe (25) auf etwas mehr Spielstärke im Zentrum gesetzt, als noch 2016 mit Laurent Koscielny und Samuel Umtiti. Dazu stehen in Lucas Digne (27) und Léo Dubois (26) sowie den beiden Münchenern Lucas Hernández (25) und Benjamin Pavard (25) je ein offensiv und ein defensiv orientiertes Außenverteidigerpärchen zur Verfügung. Das allein spricht schon Bände über die Kaderbreite, beziehungsweise -tiefe.

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Im Mittelfeld gilt es für N’Golo Kanté (30) nun endgültig nachzuweisen, dass hinter den jüngsten Ballon D’Or-Forderungen mehr Substanz als PR steckt. Neben ihm dürfte Paul Pogba (28) seinen Stammplatz sicher haben. Zudem scheint Corentin Tolisso (26)  – beim WM-Titel 2018 noch Reservist – mit seinen letzten Auftritten in der Rangordnung an Adrien Rabiot (26) vorbeigezogen zu sein.

Und vorne hat Deschamps nicht nur einen Supersportwagen zur Verfügung, sondern gleich einen ganzen Fuhrpark: Antoine Griezmann (30), Karim Benzema (33), Kylian Mbappé (22), Wissam Ben Yedder (30), Ousmane Dembélé (24), Olivier Giroud (34) sowie den Gladbacher Marcus Thuram (23).

Das besondere an diesem Kader: Er verfügt über soviel individuelle Qualität, dass man nicht einen Spieler als besonders unverzichtbar herausstellen kann. Es ist die Gesamtheit, die den Unterschied macht: Kanté, der für fünf Spieler läuft und grätscht, Pogba mit seinen großen, raumgreifenden Schritten, die Kreativität und Torgefahr von Griezmann und Benzema sowie Mbappés Tempo, Wucht und Geradlinigkeit. Das alles trägt im Kollektiv zum Erfolg bei. Und genau da ist Frankreich Deutschland den entscheidenden Schritt noch voraus.

Griezmann, Benzema, Mbappé: Frankreichs fluide Offensive

Wie Löw hat auch Didier Deschamps einen seiner Spieler begnadigt und zugunsten des mannschaftlichen Erfolgs wieder berufen: Karim Benzema. Bislang setzte Frankreich meistens auf ein flaches 4-4-2 oder ein 4-2-3-1. Ersteres hat durch Benzemas Rückkehr ein Upgrade zu einem 4-3-1-2 erfahren. Auf den Außen ist das defensivere Pärchen aus Hernández und Pavard gesetzt, das Mittelfeld mit Kanté, Pogba und Tolisso scheint ebenfalls zu stehen und vorne gibt Antoine Griezmann die hängende Spitze, vor Benzema und Mbappé.

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Das besondere an dieser Offensive: sie ist fluid. Die drei Spitzen verfügen allesamt über enorme Kreativität und können untereinander rotieren, ohne dass der offensive Punch auch nur im Geringsten abhandenkommt. 2012 hat Deschamps von Laurent Blanc (55) übernommen, mit der Aufgabe, Frankreich wieder an die Spitze zu führen. Den WM-Titel hat er schon geholt und dazu die Mannschaft individuell sowie taktisch auf ein neues Level gehoben. Ein Selbstläufer wird dieses Turnier für Frankreich nicht, aber die Vorzeichen sprechen klar für sie.

Portugal: Mannschaftliche Geschlossenheit statt „Sporting Cristiano“

Man sagt, jedes Turnier bekommt den Sieger, den es verdient. Bei der EM 2016 war genau das der Fall. Portugal wurde in einer Gruppe mit Island, Ungarn sowie Österreich nach drei Unentschieden lediglich Dritter. Nach dem alten Reglement hätte das die Heimreise bedeutet. Aber da sie zu den vier besten Gruppendritten gehörten, lösten sie das Ticket fürs Achtelfinale – und gewannen gleich den gesamten Wettbewerb. 2018 hingegen war nach einem 1:2 gegen Uruguay schon in eben jener Runde Schluss. Portugals Reaktion darauf? Der zweite Titel der Verbandsgeschichte, die Nations League 2019.

In der EM-Qualifikation wurde der Titelverteidiger – wie auch schon Weltmeister Frankreich – lediglich Zweiter. Bei ihnen war es die Ukraine, die ihnen vier Punkte abnahm (0:0, 1:2). Ansonsten wusste Portugal vor allem offensiv zu überzeugen. Mit Ausnahme des 1:1 gegen Serbien gewannen sie alle Spiele. Wobei in der Gruppe mit Luxemburg (3:0, 2:0) und Litauen (5:1, 6:0) zwei Mannschaften waren, die sie nicht allzu sehr herausfordern konnten.

2021 ist Portugal noch ungeschlagen. In vier Spielen gab es zwei Siege und zwei Unentschieden, zuletzt ein 0:0 gegen Spanien.

Portugal: Anstieg der individuellen Klasse vor allem hinter dem Angriff

Es ist kein Geheimnis, dass sich Portugals Kader über den Angriff definiert. Neben Cristiano Ronaldo (36) stehen mit Bernardo Silva (26), João Félix (21), Bruno Fernandes (26), Diogo Jota (24) und dem Frankfurter André Silva (25) fünf Spieler im Kader, die sich in und um die Weltklasse herum bewegen.

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Es wäre nicht das erste Mal, dass das bei den Portugiesen der Fall ist. Schon in der Vergangenheit hatten sie Spieler wie Luis Figo, Deco, Pauleta, Maniche oder Ricardo Quaresma. Doch in den sieben Jahren, in denen Fernando Santos (66) mittlerweile im Amt ist, hat er ein Grundgerüst entwickelt, dass die Mannschaft weg von herben Enttäuschungen, hin zu einem ernst- und dauerhaften Titelkandidaten befördert.

Nicht zuletzt, weil die individuelle Qualität über die letzten Jahre enorm gestiegen ist. In Raphael Guerreiro (27) und João Cancelo (27) stehen zwei extrem spielstarke Außenverteidiger im Kader, die beide immer wieder ins Mittelfeld ziehen. Dort können sie unter anderem Renato Sanches (23) aufbieten, der diese Saison mit Lille die Ligue 1 gewinnen konnte. Dazu noch die geballte Erfahrung mit João Moutinho (34), der dieses Jahr seine vierte Europameisterschaft spielen wird oder Bruno Fernandes. Was er um Old Trafford herum bewegen konnte, seit seiner Ankunft im Frühjahr 2020, sollte hinlänglich bekannt sein.

Portugals Defensive offenbart bisweilen Schwächen

Taktisch bewegt sich Portugal in einem 4-3-3. Das bedeutet, dass von den sechs Hochbegabten die Hälfte auf der Bank sitzen wird. CR7 als Stammspieler, sollte keine allzu große Überraschung sein. Er wird flankiert von Bernardo Silva zu seiner rechten und Diogo Jota zu seiner linken, der im Moment die Nase knapp vor João Félix hat, da er sowohl für Liverpool, als auch in der Nationalmannschaft zuverlässig(er) trifft. Beim 2:2 in Belgrad traf er doppelt und den 3:1-Sieg in Luxemburg leitete Jota mit seinem Ausgleichstreffer ein.

 

 

 

Im Mittelfeld praktiziert Portugal mit Renato Sanches, Danilo Pereira sowie Sérgio Oliveira ein bisweilen wildes Pressing, sodass beim mannorientierten Verteidigen der ballferne Halbraum offen bleibt. Was das in dieser starken Gruppe bedeuten kann, sollte klar sein.

Die Innenverteidigung ist mit Rúben Dias (24), der jüngst zum Premier-League-Spieler der Saison gewählt wurde, Pepe (38) sowie José Fonte (37) namentlich optimal aufgestellt. Trotzdem neigt sie manchmal dazu, etwas zu tief zu stehen und dem Gegner dadurch Räume zu ermöglichen.

Ungarn: Der große Außenseiter

Der große Außenseiter der Gruppe F. In der Nations League auf C-Level gestartet, allerdings inzwischen zweimal aufgestiegen und daher in der kommenden Ausgabe auf A-Level unterwegs. Die EM-Qualifikation verlief in einer Gruppe mit Kroatien (2:1, 0:3), Wales (1:0, 0:2), der Slowakei (0:2, 1:2) und Azerbaijan (3:1, 1:0) mit vier Siegen und ebenso vielen Niederlagen gemischt. Das bedeutete, dass sie durch die Playoffs mussten. Nachdem sich Ungarn gegen Bulgarien 3:1 durchgesetzt hat, galt es den Europameister der Herzen von 2016 zu eliminieren: Island. Nach einem frühen Rückstand drehte Ungarn gegen Ende nochmal auf: Loic Négo (30) sowie Dominik Szoboszlai (20) drehten das Spiel in den Schlussminuten und besiegelten so den zweiten EM-Einzug nacheinander.

2016 gewannen sie unter Bernd Storck (58) ihre Gruppe mit Portugal, Island und Österreich, schieden aber im Achtelfinale gegen Belgien sang- und klanglos 0:4 aus. 2021 ist Ungarn noch ungeschlagen. Von fünf Spielen gewannen sie drei und spielten zweimal unentschieden

Ungarn: Wie ersetzt man den, der nicht zu ersetzen ist?

Lange bestand die leise Hoffnung, dass Dominik Szoboszlai doch noch fit werden möge. Die hat sich nicht erfüllt. Der Mittelfeldspieler, der im Winter von Salzburg nach Leipzig wechselte, wird die EM verletzt verpassen. Und das ist für Ungarn der härtestmögliche Schlag. Denn er ist der Spieler, der auch gegen die großen Gegner den Unterschied machen kann. Vom Dribbling her Typ Straßenfußballer, aber auch mit einer phänomenalen Schusstechnik ausgestattet, sodass er Standards nicht nur servieren, sondern auch selbst verwandeln kann. Gerade für ein Team wie Ungarn, dass sich in dieser Gruppe genau darüber und durch schnelle Gegenzüge definiert, ist das ein praktisch nicht zu ersetzender Ausfall.

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Ungarn muss versuchen – soweit möglich – ihn im Kollektiv aufzufangen. Mit Ádam Nagy (25), Laszlo Kleinheisler (27) oder Gergö Lovrencsics (32) stünden drei Spieler bereit, die zumindest Spielstärke und Torgefahr bieten. Dazu wird die Rolle des Mainzers Ádam Szalai (33) noch wichtiger. Er muss vorne mit seinen 1,93 Metern die Bälle festmachen und auf den Freiburger Roland Sallai (24) weiterleiten, der dann mit Tempo aufs Tor ziehen soll.

Ungarn: Marco Rossi muss das Feintuning im Pressing finden.

Taktisch spielt Ungarn in einem 3-5-2. Bei der Herangehensweise gilt es für Marco Rossi (56) allerdings noch, am Feintuning zu arbeiten. Es kommt nicht selten vor, dass die ungarischen Mittelfeldspieler ihre Gegner bis in die Kabine verfolgen, sodass sie sich nicht aufdrehen und mit Tempo auf die Fünferkette zulaufen können. Die Gefahr hierbei ist allerdings, dass sie von der enormen individuellen Qualität der drei Großen gnadenlos ausgespielt werden. Sollte sich Ungarn für ein defensiveres Pressing entscheiden, drohen sie müde gespielt zu werden. Und erneut geht zwangsläufig die Tür auf. Besonders hier hätte Szoboszlai mit seiner individuellen Qualität für Entlastung sorgen können.

Prognose

Ungarn ist der große Außenseiter. Natürlich bedeutet das, dass sie in Ermangelung von Erwartungen befreit aufspielen können. Aber man darf davon ausgehen, dass aufgrund der mangelnden individuellen Qualität letztlich nicht mehr als Platz 4 drin sein wird. Alles andere wäre irgendwo zwischen Überraschung und Sensation zu verbuchen und für die Mannschaft(en), die hinter ihnen landet – oder landen – eine herbe Enttäuschung. Bei Deutschland stehen von den Topmannschaften noch die meisten Fragezeichen, sodass man wohl hoffen muss, unter die besten Gruppendritten zu kommen. Portugal tendiert dazu, in der Offensive fahrig zu agieren, ihr Angriff ist aber trotzdem gut genug, um Platz 2 zu sichern. Und Frankreich ist das Komplettpaket der Gruppe – und wird sie gewinnen.

 

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Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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