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EM 2024 | Vorschau Gruppe F: Portugal titelreif? Ambivalente Türkei und Neuling Georgien

13. Juni 2024 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Die EM 2024 startet in Kürze und im Rahmen unserer Vorschau folgt zu guter Letzt die Gruppe F. In dieser spielen Portugal, die Türkei, Tschechien und Georgien um den Einzug ins Achtelfinale. Doch wer wird sich am Ende durchsetzen?

Gruppe F: Gelingt Portugal bei der EM 2024 der nächste Coup?

In zwei Tagen startet die Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Nachdem wir im Rahmen unserer Berichterstattung bereits die anderen fünf Gruppen vorgestellt haben, folgt nun die Gruppe F. In dieser treffen Portugal, die Türkei, Tschechien und Georgien aufeinander. Die Portugiesen möchten nach 2016 zum zweiten Mal zur Krone Europas greifen und Altmeister Cristiano Ronaldo will es noch einmal wissen. Aber auch die türkischen Fans haben hohe Erwartungen in ihre Mannschaft. Von Tschechien, aber vor allem Georgien, die bei EM 2024 zum ersten Mal dabei sind, wird wenig erwartet. Können sie dennoch überraschen?

EM 2024: Der Spielplan der Gruppe F

Dienstag, 18. Juni, 18 Uhr: Türkei vs. Georgien (Dortmund)
Dienstag, 18. Juni, 21 Uhr: Portugal vs. Tschechien (Leipzig)

Samstag, 22. Juni, 15 Uhr: Georgien vs. Tschechien (Hamburg)
Samstag, 22. Juni, 18 Uhr: Türkei vs. Portugal (Dortmund)

Mittwoch, 26. Juni, 21 Uhr: Tschechien vs. Türkei (Hamburg)
Mittwoch, 26. Juni, 21 Uhr: Georgien vs. Portugal (Gelsenkirchen)

Die Kader der Gruppe F findet ihr hier.



Portugal: Bereit für den nächsten Titel?

Es ist ein Drehbuch wie gemalt für Portugal. Die EM 2024 ist vermutlich das letzte große Turnier von Cristiano Ronaldo, dem wohl größten portugiesischen Fußballer aller Zeiten. Als man 2016 den Titel holte, überzeugte man unter Fernando Santos so gut wie gar nicht, kam jedoch jedes Mal knapp eine Runde weiter und schlug am Ende Frankreich im Finale. In diesem Jahr kann Portugal auf jeden Fall vorab auch spielerisch zum Favoritenkreis gezählt werden. Denn neben der geballten individuellen Klasse ist es Roberto Martinez gelungen, eine Einheit zu formen. Belohnt sich Portugal also zum Ronaldo-Abschied mit dem Titel?

Im Januar 2023, nach der Weltmeisterschaft in Katar, übernahm Ex-Belgien-Coach Martinez die Selecao. Die ersten elf Spiele als Nationaltrainer Portugals hatte der Spanier allesamt gewonnen und qualifizierte sich mit zehn Siegen aus zehn Spielen für die EM 2024. In diesen zehn Spielen spielten sie sage und schreibe neunmal zu Null und erzielten 36 Treffer. Sicherlich waren die Slowakei, Bosnien-Herzegowina, Luxemburg, Island und Liechtenstein nicht die Gradmesser, doch es ist Martinez gelungen, in seinem 4-2-3-1 einen gesunden Mix aus Offensive und Defensive zu finden.

Im Kader befinden sich zahlreiche Ausnahmespieler in allen Mannschaftsteilen wie Rúben Dias, Bernardo Silva, Bruno Fernandes oder eben Cristiano Ronaldo. Martinez hat dementsprechend die Qual der Wahl und der Konkurrenzkampf ist groß. Die Form war zuletzt leicht absteigend, jedoch fing sich die Mannschaft wieder. Auf einen 4:2-Sieg gegen Finnland folgte eine 1:2-Pleite gegen Kroatien. In der Generalprobe gegen Irland siegte man durch einen Doppelpack von Cristiano Ronaldo mit 3:0. Die Gruppe sollte für Portugal kein Hindernis darstellen, allerdings gab es in der Ära Martinez noch kein Kräftemessen mit einer Top-Nation. Will man den Titel bei der EM 2024 holen, dann müssen sie jedoch auch gegen Top-Gegner bestehen.

Ein letzter großer Titel bei der EM 2024 für CR7 und Pepe?

(Photo by PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP via Getty Images)

Türkei: Viel Potenzial, aber eine Wundertüte

Die Türkei und die türkischen Fans freuen sich besonders auf die EM 2024. „Für die türkischen Fans, die hier leben, ist das etwas ganz Besonderes, die Nationalmannschaft hier vor Ort und so nah bei sich zu haben“, erklärte BVB-Mittelfeldspieler Salih Özcan vor dem Turnier. Und diesen vermeintlichen Heimvorteil möchte die Türkei nutzen, um in eine erfolgreichere Zukunft zu gehen. Die Mannschaft von Vincenzo Montella, der im September vergangenen Jahres von Stefan Kuntz übernommen hatte, gehört zu den jüngsten im Turnier. Die Qualität im türkischen Kader ist allemal vorhanden, allerdings sind die Vorzeichen aktuell nicht die besten.

Bereits im März präsentierte sich die Türkei formschwach und verlor unter anderem mit 1:6 gegen Österreich. In der Vorbereitung auf das Turnier gab es mit einem 0:0 gegen Europameister Italien zwar einen Achtungserfolg, allerdings ging die Generalprobe mit einer 1:2-Niederlage gegen Polen in die Hose. Nachdem Montella von Kuntz übernommen hatte, schien sich das Blatt gewendet zu haben, denn die türkische Auswahl qualifizierte sich mit sieben Punkten aus den letzten drei Spielen doch noch für die EM 2024 und konnte zudem Deutschland im November schlagen. Seitdem hat die Montella-Elf jedoch große Probleme.

Dabei hat die Türkei auf dem Papier einen starken Kader zusammen. Mit Hakan Calhanoglu, Orkan Kökcü, Merih Demiral oder Ferdi Kardioglu verfügt Montella über eine Auswahl an Spielern von internationalem Format. Zudem befinden sich mit Arda Güler und Kenan Yildiz vielversprechende Talente im Kader. Allerdings hat Montella die Bestbesetzung für sein 4-2-3-1 noch nicht gefunden, sodass nur wenige Spieler gesetzt sind. Die Mannschaft ist dynamisch und hungrig, besitzt auch viele Spieler mit Erfahrung. Eigentlich eine gute Mischung für das Turnier, allerdings haben Topstars wie Calhanoglu Probleme ihre guten Leistungen aus dem Verein in die Nationalmannschaft zu übertragen. Die Türkei ist eine Wundertüte.

EM 2024: Wie weit geht es für die Türkei?

(Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

Tschechien: Chancen auf die K.-o.-Runde?

Vor 20 Jahren war der tschechische Fußball am Höhepunkt angekommen. Das Starensemble um Milan Baros, Pavel Nedved und Petr Cech erreichte das Halbfinale bei der EM 2004 in Portugal, musste sich dann jedoch etwas überraschend mit 0:1 in der Verlängerung gegen den späteren Europameister Griechenland verabschieden. Bei der vergangenen Europameisterschaft erreichte man das Viertelfinale. In diesem Jahr stehen die Chancen für Tschechien nicht besonders gut, denn in den während der Qualifikation und in den Monaten danach hatte es viel Unruhe gegeben.

Während der Qualifikation für die EM 2024 hatte die Mannschaft um Leverkusens Patrik Schick große Probleme. Eine 0:3-Niederlage gegen Albanien sorgte für den vorzeitigen Negativ-Höhepunkt der Tschechen. Am Ende qualifizierte man sich dennoch für das Turnier, verlor im Anschluss allerdings seinen Nationaltrainer Jaroslav Silhavy, dem der Druck zu groß geworden war. Ihn beerbte im Januar Ivan Hasek, der das Team nun zu einer erfolgreichen Europameisterschaft coachen soll. Die beiden Testspiele gegen Gibraltar (7:1) und Nordmazedonien (2:1) konnten zwar gewonnen werden, allerdings waren sie auch keine wirklichen Gradmesser.

In einem 3-4-3-System setzt Hasek auf defensive Stabilität, wie auch sein Vorgänger Silhavy. In acht Spielen in der EM-Qualifikation gab es nur sechs Gegentore. Diese Stabilität ging jedoch auch auf Kosten der Offensive, denn diese konnte ohne den Langzeitverletzten Patrick Schick nur zwölf Treffer erzielen. Neben dem Leverkusener sind Tomas Soucek und Ladislav Krejci die Spieler, auf die es zu achten gilt. Sollte es Tschechien aus der Gruppe schaffen, würde jedoch spätestens im Achtelfinale Schluss sein.

EM 2024: Patrick Schick ist der Hoffnungsträger von Tschechien.

(Photo by MICHAL CIZEK/AFP via Getty Images)

Georgien: Der Newcomer mit dem Superstar

Der Jubel war groß im März in Tiflis. Im Playoff der Nations League konnte Georgien Griechenland im Elfmeterschießen schlagen und sich erstmals für eine Europameisterschaft qualifizieren. Bei der EM 2024 in Deutschland kann die georgische Nationalmannschaft auf große Unterstützung ihrer Landsleute hoffen. Dabei ist die Mannschaft der wohl größte Außenseiter: Platz 75 in der Weltrangliste und in der EM-Qualifikation mit nur acht Punkten gescheitert. Ist die Gruppenphase bei der Europameisterschaft das höchste der Gefühle oder kann die Mannschaft von Bayern-Legende Willy Sagnol bei dem Turnier überraschen?

Ein Vorteil ist es auf jeden Fall, dass das Team die bedingungslose Unterstützung aus der Heimat bekommt. Alle sind froh, bei der EM 2024 dabei zu sein und kaum jemand erwartet etwas von der Mannschaft um Superstar Kvicha Kvaratskhelia. Dabei gibt es den ein oder anderen spannenden Spieler im Kader der Georgier. Giorgi Mamardashvilli sorgte mit seinen Paraden im Elfmeterschießen für die Teilnahme und mit Georges Mikautadze befindet sich ein talentierter Stürmer im Kader. Abgesehen von den drei Spielern ist das Niveau im Kader jedoch überschaubar. Mit einem 3-5-2-System, bei dem Kvaratskhelia im Sturm agiert, möchte Sagnol seine Mannschaft ins Achtelfinale führen. Wieso sollte eine Überraschung nicht gelingen?

EM 2024: Georgien ist zum ersten Mal dabei.

(Photo by Filip Filipovic/Getty Images)

Die 90PLUS-Prognose: Portugal klarer Favorit, was passiert mit der Türkei?

Portugal ist der klare Favorit in der Gruppe F bei der EM 2024. Wenn die Mannschaft von Roberto Martinez nicht allzu viel falsch macht, wird sie sich als Gruppensieger für das Achtelfinale qualifizieren und den Grundstein für ein erfolgreiches Turnier legen. Dahinter ist die Türkei Favorit auf Platz zwei in der Gruppe, da sie individuell deutlich besser besetzt sind, als Tschechien und Georgien. Allerdings spricht die Form nicht unbedingt für die Türken, sodass sie auch enttäuschen könnten. Im Normalfall sollte jedoch die Türkei zusammen mit Portugal ins Achtelfinale des Turniers einziehen.

Im Kampf um Platz drei, der sich zwischen Georgien und Tschechien entscheiden wird, ist alles möglich. Während die Tschechen nach dem Trainerwechsel zu Beginn des Jahres und der schwachen Qualifikation noch in der Findungsphase sind, kann Georgien mit dem Rückwind der ersten Teilnahme durchaus überraschen. Unser Tipp: Georgien landet auf Platz drei und darf auf das Achtelfinale hoffen, während Tschechien als Vierter ausscheidet.

(Photo by Octavio Passos/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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