Premier League | Was Leicester fehlte, eine ungekrönte Meisterleistung & Liverpools Konstante

27. Juli 2020 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Die Saison ist vorbei, die letzten Entscheidungen sind gefallen. Zum letzten Mal 2019/2020 verteilen wir unsere Awards: An Manchester United, Chelsea, Liverpool, Leicester und Co.

Der 38. Spieltag der Premier League im Überblick

„Am Ende setzen sich die Großen durch“ – Award: ManUtd und Chelsea

325-mal beendete Leicester City 2019/2020 einen Tag auf einem der ersten vier Plätze der Premier League. Am entscheidenden Tag, dem 38. und somit letzten Spieltag der Saison, war es Platz fünf. Die Foxes verloren mit 0:2 gegen Manchester United und verpassten die Champions League.

Trotz überragender Leistungen und den zweitmeisten Punkten der Hinrunde kommt es weniger überraschend, dass sich am Ende die Großen durchgesetzt haben. Dem feinen aber kleinen Kader von Brendan Rodgers ging die Luft aus. Das gab letztendlich den Ausschlag für Chelsea und ManUtd, zwei Klubs, die trotz vorhandener Defizite klare Vorteile in Sachen individueller Klasse und Kaderbreite haben.

  • Beide Teams haben Einzelspieler, die auch an schlechteren Tagen den Unterschied machen. So wie ManUtd-Neuzugang Bruno Fernandes, der seit seiner Ankunft die meisten Torbeteiligungen der Liga vorzuweisen hat und eine stockende Offensive wiederbelebte. Am Sonntag führte sein verwandelter Foulelfmeter Manchester United im entscheidenden Duell (auf Augenhöhe) mit Leicester letztendlich auf die Siegerstraße.
  • Beide Teams haben Routiniers mit jahrelanger Erfahrung auf dem höchsten Niveau in den Reihen, die im Ernstfall die Last tragen können. So wie der 33-jährige Olivier Giroud bei Chelsea, der passend zur Formkrise von Tammy Abraham in die Bresche sprang. Beim 2:0 über Wolverhampton schoss der Franzose sein sechstes Tor seit dem Restart und die Blues in die Königsklasse.

Leicester bleibt nach einer fantastischen Saison „nur“ die Europa League. Um sich in den Top-Four zu etablieren, gilt es auf und abseits des Platzes noch einiges aufzuholen.

„Wie guter Wein“ – Award: Jamie Vardy

Ein wesentlicher Faktor für die starke Runde von Leicester City war einmal mehr Jamie Vardy. Mit seinen 23 Saisontoren sicherte sich der Engländer vor Pierre-Emerick Aubameyang (Arsenal, 22) und Danny Ings (Southampton, 22) die Torjägerkanone. Und das mit nun 33 Jahren!

Damit ist Vardy der älteste Torschützenkönig in der Geschichte der Premier League. Betrachtet man sich seinen Werdegang, passt das zum Trend. Der weiterhin pfeilschnelle Vollstrecker gab mit 25 Jahren sein Zweitliga-Debüt, erst mit 27 folgte der Schritt in die Premier League und mit 28 machte er sein erstes Länderspiel. Vardy altert wie ein guter Wein.

„Ungekrönte Meisterleistung“ – Award: Kevin De Bruyne

Mit 18 Punkten Rückstand auf den FC Liverpool scheiterte für Manchester City die erneute Mission Titelverteidigung am Ende deutlich. Ein Spieler, dem dabei kein Vorwurf gemacht werden kann, ist Kevin De Bruyne.

Der Belgier spielte nach einer verletzungsgeplagten Saison 2018/2019 die statistisch gesehen beste Spielzeit seiner Karriere und erhielt dafür den offiziellen „Playmaker“-Award der Liga. Beim 5:0 über Norwich markierte De Bruyne seinen 13. Saisontreffer sowie seine Vorlagen 19 und 20.

Dadurch zog der 29-Jährige mit der Premier-League-Bestmarke für Vorlagen von Arsenal-Legende Thierry Henry gleich und beendete die Spielzeit mit der größten Anzahl an Torbeteiligungen für einen zentralen Mittelfeldspieler seit Frank Lampard (Chelsea 2009/2010, 22 Tore und 14 Vorlagen).

Einzig der fehlende Meistertitel verhinderte für De Bruyne wohl die Auszeichnung zum Spieler der Saison. Diese ging an Liverpools Kapitän und Antreiber Jordan Henderson.

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

„Personifizierte Konstanz“ – Award: Virgil Van Dijk

Die vielzitierten Gründe für den Gewinn der Meisterschaft des FC Liverpool sind vor allem gnadenlose Effizienz und unfassbare Konstanz. Personifiziert wurde Letzteres in dieser Spielzeit von Virgil Van Dijk.

Der Abwehrkoloss absolvierte auch beim 3:1-Auswärtssieg gegen Newcastle die vollen 90 Minuten und stand damit in dieser Saison jede einzelne Spielminute auf dem Platz. Laut Opta ist Van Dijk erst der fünfte Spieler, dem dieses Kunststück bei einem Meister gelang.

„Chelsea-Fans“ – Award: Wolverhampton Wanderers

Nach einer schier endlos langen Saison, die für die Wolverhampton Wanderers aufgrund der Qualifikation zur Europa League nun vor über einem Jahr begann, ging dem kleinen Kader etwas die Puste aus. Durch ein 0:2 am letzten Spieltag wurde die erneute Qualifikation für das internationale Geschäft knapp verpasst. Tottenham zog durch ein 1:1 bei Crystal Palace vorbei und sicherte Platz sechs.

Noch haben die Wolves aber Hoffnung, in Europa mitspielen zu können. Der Gewinn der diesjährigen Europa League, wo nach dem 1:1 im Hinspiel nun das Achtelfinalrückspiel gegen Olympiakos ansteht, würde sogar ein Ticket zur Champions League lösen. Hier hat das Team von Nuno Espirito Santo allerdings eher Außenseiterchancen.

Der Fokus gilt daher vor allem dem FA-Cup-Finale am 1. August zwischen Arsenal und Chelsea. Wem die Wolves hier kräftig die Daumen drücken werden, ist klar. Gewinnt Chelsea den Pokal, rückt Wolverhampton als Siebter in die Europa League nach. Gewinnt Arsenal, springen die achtplatzierten Gunners selbst auf den europäischen Zug auf und Wolverhampton stünde mit leeren Händen da.

„Überlebenswichtiger Schlussspurt“ – Award: Aston Villa

In den letzten Wochen haben wir genügend Worte zum Abstiegskampf der Premier League verloren. Die (eigens verschuldete) Implosion von Watford sowie eine unglückliche Saison des AFC Bournemouth lieferte Aston Villa am Ende die Vorlage.

Der Aufsteiger nutzte sie, holte beim 1:1 gegen West Ham den entscheidenden Punkt zum Klassenerhalt und vergoldete damit einen starken Schlussspurt. Aston Villa holte aus den letzten zwölf Punkten ganze zehn: Die beste Serie der Saison.

Watford, Bournemouth und Norwich (Null Punkte und ein Tor seit dem Restart) treten den bitteren Gang in die zweite Liga an.

„Time to say goodbye“ – Award: David Silva, Leighton Baines und Jan Vertonghen

Der 38. Spieltag bedeutet erfahrungsgemäß auch Abschied nehmen. Nicht nur von den drei Absteigern, sondern auch von einigen altgedienten Profis.

Am Sonntag liefen drei Vereinslegenden das letzte Mal für ihre Klubs auf: Leighton Baines (35) für Everton, David Silva (34) für Manchester City und Jan Vertonghen (33) für Tottenham.

Baines beendet mit 35 Jahren seine aktive Karriere, absolvierte 348 seiner 420 Spiele für die Toffees und hält mit 53 Vorlagen den Rekord für die meisten Assists eines Verteidigers in der Premier League. David Silva hat seine Karriereende noch nicht verkündet, verlässt allerdings Manchester City nach zehn Jahren, vier Meistertiteln und unzähligen magischen Momenten auf dem Platz. Jan Vertonghen war acht Jahre für die Tottenham Hotspur eine Bank in der Verteidigung und ein Gesicht des Aufschwungs der Spurs.

Insgesamt brachte es das Trio auf 961 Einsätze in Englands oberster Spielklase.

(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

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(Photo: Imago)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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