Invincible Liverpool? Arteta-Effekt bei Arsenal, und Oldschool Mourinho

3. Januar 2020 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Die Premier League startet mit viel Gesprächsstoff ins neue Jahr. Am 21. Spieltag sprechen wir über Liverpool auf Invincibles-Kurs, Arsenal und der Arteta-Effekt sowie Oldschool-Mourinho.

„Invincibles?“ – Award: FC Liverpool

In England wird der Begriff „The Invincibles“ (Die Unsterblichen) mit lediglich zwei Mannschaften in Verbindung gebracht: Dem Preston North End FC, der die Saison 1888/1889 ohne eine einzige Niederlage als Meister beendete und dem Arsenal FC, dem das gleiche Kunststück 2003/2004 das einzige Mal in der Premier-League-Ära gelang.

Seitdem kratzten einige Mannschaft an der makellosen Saison, zuletzt Manchester City 2017/2018. Doch trotz Rekordpunktzahl verlor selbst das Überteam von Pep Guardiola zwei Mal in der dominanten Spielzeit. 2019/2020 kommt ein Team den Invincibles gefährlich nahe, der FC Liverpool.

Am Donnerstag gewannen die Reds souverän mit 2:0 gegen Aufsteiger Sheffield und feiern damit ein ganzes Jahr ohne eine einzige Niederlage in der Liga.

Aufgrund der unglaublichen Konstanz und der Effizienz des Tabellenführers scheint eine Saison ohne Pleite gar nicht mal so unwahrscheinlich. Nach 20 Spielen steht die Mannschaft von Jürgen Klopp bei 19 Siegen und einem Unentschieden…

„Arteta-Effekt“ – Award: Mikel Arteta

Der FC Arsenal erlebte beim 2:0 über Manchester United den optimalen Start in das Jahr 2020. Anders als in den letzten Monaten war das Emirates Stadium zum Schlusspfiff nicht leergefegt, das Argument der schlechten Verkehrssituation zog an diesem Tag nicht. Die Fans blieben, um eine sichtlich revitalisierte Mannschaft zu feiern, die soeben über 90 Minuten mit viel Esprit, Spielfreude, Leidenschaft, Einsatz und Routine den Gegner über 90 Minuten kontrollierte.

Es ist keine Übertreibung, dies alleine dem Arteta-Effekt zuzuschreiben. Der Spanier hat binnen kürzester Zeit einer zuvor kopflosen und blutleeren Mannschaft neues Leben und einen Plan eingehaucht. Die Philosophie, über viel Einsatz, Pressing, Ballbesitz und kurzpassorientiertes Offensivspiel zum Erfolg zu kommen, ist jedes Spiel deutlicher zu erkennen.

Die unter Emery so anfällige Defensive wirkt unter der lautstarken Regie von David Luiz plötzlich deutlich gefestigter und geordneter. Der als Rechtsverteidiger umfunktionierte Ainsley Maitland-Niles hat sich von einer Schwachstelle in eine offensivhungrige Waffe verwandelt. Der unter Emery absurderweise als Zehner eingesetzte Lucas Torreira terrorisiert auf „seiner“ Sechs mit Aggressivität die gegnerischen Schaltzentralen. Ein fast aussortierter Mesut Özil blüht spielerisch auf und besticht zudem durch Laufarbeit und gezieltes Pressing. Pierre-Emerick Aubameyang strahlt wie gewohnt Torgefahr aus und beteiligt sich zudem auffällig viel an der Defensivarbeit.

Arsenal spielt unter Arteta wieder mitreißenden Fußball und hat sich nach dem bitteren 1:2 gegen Chelsea nun auch erstmals dafür belohnt. Nach dem Spiel sagte Torschütze Sokratis: „Jeder Spieler mag, wie wir jetzt spielen, der Spaß ist zurück.“ Nicht nur in der Mannschaft, sondern auch auf den Rängen.

„Zero to Hero“ – Award: Alireza Jahanbakhsh

Im Sommer 2018 präsentierte Brighton & Hove Albion seinen Rekordneuzugang Alireza Jahanbakhsh.

Der 20 Millionen Euro teure Iraner sollte die Offensive beleben und die Seagulls mit seinen Toren endgültig in der Premier League etablieren. Letzteres passierte zwar, doch das hatte weniger mit Jahanbakhsh zu tun. Der Angreifer hatte massive Probleme, sich an Umfeld, Liga und Verein zu gewöhnen. Nach 19 Liga-Einsätzen 2018/2019 und keinem einzigen Pflichtspieltreffer wurde der 26-Jährige von vielen als Fehleinkauf abgestempelt.

Auch unter dem neuen Trainer Graham Potter war Jahanbakhsh zumeist außen vor. Am 20. Spieltag sollte sich das ändern. In der hektischen Phase des Spielplans erhielt der Angreifer erstmals unter Potter eine Chance von Anfang an und brachte Brighton gegen Bournemouth (2:0) mit seinem ersten Treffer für den Klub auf die Siegerstraße.

Am 21. Spieltag folgte der Höhepunkt seiner Brighton-Karriere. Mit einem spektakulären Fallrückzieher zum 1:1 sicherte der eingewechselte Jahanbakhsh den Seagulls gegen den FC Chelsea einen hoch verdienten Punkt. From Zero to Hero binnen zwei Spielen.

„Oldschool Mourinho“ – Award: José Mourinho

Wie so oft am Anfang einer Amtszeit präsentierte sich José Mourinho auch bei Tottenham zunächst sehr sanft und harmonisch. Doch die Ergebnisse, vor allem aber die Leistungen der Spurs führen den Portugiesen zurück zu die Art Handlungen, die ihn so polarisieren lassen.

Bei der verdienten 0:1-Auswärtsniederlage gegen Southampton kamen diese deutlich zum Vorschein. Während des Spiels erhielt Mourinho eine Gelbe Karte dafür, dass er seine Coachingzone verließ und Saints-Torwarttrainer Andrew Sparkes offenbar in die Notizen schaute. Das war allerdings nur der Anfang. Nach dem Spiel sagte Mourinho: „Die Gelbe Karte ist fair, da ich unfreundlich war, aber ich war unfreundlich zu einem Idioten.“

Anschließend beschwerte sich der 56-Jährige noch darüber, dass die Balljungen im St. Marys dazu animiert wurden, das Zeitspiel der Hausherren voranzutreiben und, dass der „Video Assistent Referee“ in Video Referee umbenannt werden sollte, da die Schiedsrichter auf dem Platz nur noch Assistenten seien.

Wir reden über Mourinho, seine Ausraster und Ausreden. Und damit hat er den Fokus mal wieder erfolgreich von der schlechten Leistung seiner Mannschaft abgelenkt. Old School Mourinho eben.

„Überlebensversicherung“ – Award: Danny Ings

Das Siegtor für Southampton schoss gegen Tottenham natürlich Danny Ings. Wer sonst?

Seit seinem Wechsel vom FC Liverpool hat sich der Engländer zur absoluten Überlebensversicherung der Saints entwickelt. In der laufenden Saison kommt Ings in 21 Spielen auf stolze 13 Treffer.

Damit hat der 27-Jährige unglaubliche 52% der Gesamtausbeute Southamptons zu verantworten – kein Spieler der Premier League hat einen größeren Anteil vorzuweisen.

Ohne Ings‘ Tore wäre die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl wohl kaum fünf Punkte von der Abstiegszone entfernt.

„Wiederbelebt“ – Award: Nigel Pearson

Zugegeben, auf den ersten Blick versprühte die Entscheidung Watfords, den Trainerposten durch Nigel Pearson zu besetzen, nicht gerade Optimismus und Begeisterung.

Die Hornets wirkten tot und wurden von vielen als erster Absteiger abgestempelt. Es bestanden erhebliche Zweifel daran, ob der ehemalige Trainer von Leicester City das ändern können würde.

Doch genau das hat Pearson nun getan. Watford agiert plötzlich selbstbewusst und positiv. Beim 2:1-Sieg über Wolverhampton verteidigte das Team 20 Minuten lang aufopferungsvoll und trotz Unterzahl die knappe Führung.

Als Pearson übernahm, stand Watford ohne Heimsieg und mit sechs Punkten Rückstand auf das rettende Ufer auf dem letzten Platz. Seit der 56-Jährige im Amt ist, hat sein Team alle drei Heimspiele gewonnen, die rote Laterne abgegeben, den Rückstand auf zwei Zähler verkürzt und vor allem: neues Leben.

„Bescheidener Debütant“ – Award: David Moyes

Am Mittwoch stand David Moyes nach eineinhalb Jahren erstmals wieder an der Seitenlinie von West Ham United.

Der Schotte trainierte die Hammers bereits in der Rückrunde 2017/2018. Im Sommer 2018 wurde er durch Manuel Pellegrini abgelöst, da sich die Londoner und Moyes nicht über eine weitere Zusammenarbeit einig werden konnten.

Nachdem Pellegrini die erhofften Ergebnisse nicht beisteuern konnte, kehrte Moyes am 29.12.2019 zurück und feierte direkt einen überzeugenden 4:0-Sieg über Bournemouth zum Einstand.

Die Anerkennung für die beste Leistung der letzten Wochen, vielleicht sogar Monate, wollte der Rückkehrer aber nicht annehmen: „Das gebührt den Spielern“, erklärte der 56-Jährige nach dem Spiel und betonte: „Ich glaube ich hatte nicht genug Zeit, um mit den Spielern zu arbeiten, daher ist es schwer hier die Anerkennung anzunehmen.“

Chris McCarthy

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(Main Photo by Paul ELLIS / AFP)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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