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Barcelona gewinnt hitzigen Clásico in Madrid – Weißt du noch?

18. Dezember 2019 | Weißt du noch...? | BY Damian Ozako

Weißt du noch…? | Heute Abend findet der Clásico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona statt (Hier zur Vorschau). Um uns auf die Partie einzustimmen, beschäftigen wir uns mit einem der spektakulärsten Aufeinandertreffen der beiden Teams. Am 23.03.2014 sah man ein Spiel, das extrem viel zu bieten hatte.

Unzufriedenheit in Barcelona und Madrid

Die Saison 2012/13 wurde für beide Mannschaften letztendlich zu einer Enttäuschung. Barcelona konnte zwar die Meisterschaft souverän mit 100 Punkten einfahren, flog dann jedoch im Copa del Rey gegen Erzrivalen Real Madrid im Halbfinale raus. In der Champions League wurden die Katalanen vom späteren Sieger FC Bayern München gedemütigt. Nach beiden Halbfinalspielen unterlag man dem deutschen Rekordmeister insgesamt mit 0:7. Für Real Madrid lief es währenddessen nochmal schlechter. Man konnte gerade mal die Supercopa gegen Barcelona zu Beginn der Saison gewinnen, aber dann folgten nur noch Enttäuschungen. In der Liga landete man mit 15 Punkten Rückstand auf Platz zwei, im Pokalfinale verlor man gegen Stadtrivalen Atlético Madrid und im Halbfinale der Champions League unterlagen die Königlichen überraschend Borussia Dortmund.

Beide Teams waren unzufrieden mit dem Ausgang der Spielzeit und wollten sich vor der Saison 2013/14 verstärken. Beim FC Barcelona haben sich David Villa (Atlético Madrid), Eric Abidal (AS Monaco) und Thiago (FC Bayern München) verabschiedet. Gekommen ist das brasilianische Ausnahmetalent Neymar vom FC Santos. Trainer Tito Vilanova musste bedauerlicherweise vor der Saison aufgrund gesundheitlicher Probleme zurücktreten. Sein Nachfolger wurde Gerardo „Tata“ Martino. Der Argentinier kam vom argentinischen Klub Newell’s Old Boys.

(Photo by DORU YAMANAKA/AFP/Getty Images)

Real Madrid hat nach der letzten Saison José Mourinho entlassen und Carlo Ancelotti verpflichtet, der zuvor PSG trainierte. Auf dem Transfermarkt folgte ein Großangriff: Gareth Bale kam für rund 100 Mio. Euro von Tottenham, Asier Illarramendi kam für ca. 30 Mio. Euro aus Real Sociedad und Isco wurde für die gleiche Summe von Malaga verpflichtet. Dazu holte man für kleine einstellige Ablösebeträge Casemiro vom FC Sao Paulo und Eigengewächs Dani Carvajal aus Leverkusen zurück. Um diese Transfers zu finanzieren, verkauften die Madrilenen Mesut Özil für rund 50 Mio. Euro an Arsenal und Gonzalo Higuain für ca. 40 Mio. Euro an den SSC Neapel.

Barcelona und Madrid auf Titelkurs

Für beide Mannschaften lief die Saison zumindest ergebnistechnisch bis zum Clásico relativ gut. In allen Wettbewerben war man noch im Rennen. In der Champions League haben sich beide Teams für das Viertelfinale qualifiziert. Barça hat Manchester City rausgeworfen und Real Madrid konnte Schalke bezwingen. Im Pokal haben sich beide Vereine für das Finale qualifizieren können. Den Sieger sollten die Erzrivalen knapp drei Wochen nach dem Clásico in der Liga ausspielen. In der Liga herrschte währenddessen ein erbitterter Kampf um den Meistertitel. Real Madrid empfing den FC Barcelona am 28. Spieltag als Tabellenführer. Die Ancelotti-Elf hatte 70 Punkte auf dem Konto, während Barça 66 Punkte bis dato sammeln konnte. Die Katalanen waren lange Zeit an der Tabellenspitze, aber patzten in den Wochen zuvor zu häufig. Insebsondere die Niederlage bei Kellerkind Real Valladolid tat weh.

Ein Duell zwischen den beiden war die Meisterschaft allerdings nicht. Atlético Madrid spielte eine äußerst souveräne Saison und hielt sich hartnäckig oben fest. Vor dem Clásico befanden sich die Rojiblancos auf dem zweiten Platz mit 67 Punkten. Also war das Aufeinandertreffen dieses Mal besonders reizvoll. Barcelona, das sowohl spielerisch als auch ergebnistechnisch eine kleine Krise erlebte, musste dringend gewinnen, um nicht abgehängt zu werden. Real Madrid hatte beide Erzrivalen im Nacken und konnte den FC Barcelona mehr oder weniger aus dem Titelrennen schießen. Sieben Punkte wären dahingehend schon eine kleine Vorentscheidung gewesen. Dementsprechend groß war die Vorfreude auf dieses Spiel. Der Druck war enorm hoch.

(GERARD JULIEN/AFP via Getty Images)

Aufstellungen und Statistiken

Real Madrid: Diego Lopez – Carvajal, Pepe, Sergio Ramos, Marcelo – Xabi Alonso, Modric (90./Morata), Di Maria (85./Isco) – Bale, Benzema (66./Varane), Ronaldo
Bank: Casilla, Fabio Coentrao, Nacho, Illarramendi

Trainer: Carlo Ancelotti

FC Barcelona: Victor Valdes – Dani Alves, Piqué, Mascherano, Jordi Alba – Busquets, Xavi, Fabregas (78./Sanchez), Iniesta, Neymar (69./Pedro), Messi
Bank: Pinto, Adriano, Bartra, Sergi Roberto, A. Song

Trainer: Gerardo Martino

Schiedsrichter: Undiano Mallenco

Zuschauer: 85.454 (Santiago Bernabéu)

Verlauf:

Tore: 0:1 Iniesta (7./Messi); 1:1 Benzema (20./Di Maria); 2:1 Benzema (24./Di Maria); 2:2 Messi (42.); 3:2 Ronaldo (55./Elfm.); 3:3 Messi (65./Elfm.); 3:4 Messi (84./Elfm.)

Gelbe Karten: Pepe, Modric, Alonso, Di Maria, Ronaldo – Busquets, Fabregas

Rote Karten: Ramos

Zum Spiel: Furioser Beginn

Die Partie war so intensiv wie man es sich erhoffte. Letztendlich sogar noch spektakulärer als erwartet. Aber erstmal der Reihe nach. Barcelona und Madrid schenkten sich von Anfang an nichts und wollten beide zu Beginn der Partie das Zepter in die Hand nehmen. Nach einem wilden Start in den Clásico folgte schon nach sieben Minuten die Führung für die Gäste aus Katalonien. Lionel Messi stürmte mit dem Ball auf die letzte Verteidigungsreihe der Madrilenen zu und hatte das Auge für den mitlaufenden Andrés Iniesta. Dieser erhielt einen präzisen Pass links im Strafraum und platzierte den Ball dann unter der Latte. Keine Chance für Diego Lopez. Ein Start ganz nach dem Geschmack der Gäste. Wie reagierte Real Madrid? Die Ancelotti-Elf schüttelte sich nur ganz kurz und suchte dann den Weg nach vorne. Angetrieben von einem starken Angel Di Maria erhöhten sie den Druck und wären fast schnell zum Ausgleich gekommen. Di Maria nahm die Verteidigung Barcelonas per Dribbling auseinander und spielte von links auf Stürmer Karim Benzema, der dann freistehend aus wenigen Metern über das Tor schoss. Nicht viel besser machte es Messi als er wiederum wenige Minuten später nach einem herausragenden Pass von Cesc Fabregas frei vorm Tor auftauchte, den Ball jedoch nicht richtig traf und ihn neben das Gehäuse setzte.

Wie machte sich sein großer Rivale CR7? Vom Portugiesen war nicht viel zu sehen. In der 18. Minute ließ er einen harmlosen Distanzschuss ab. Die größte Gefahr ging von einem anderen Duo der Madrilenen aus: Di Maria und Benzema. Sie rissen die Partie immer mehr an sich und in der 20. Minute besorgten die beiden den verdienten Ausgleich. Eine präzise Flanke vom Argentinier wuchtete der Franzose aufs Tor. Valdes war mit den Fingerspitzen noch dran, aber konnte den Ball nicht entscheidend abwehren. Vom Innenpfosten prallte er schließlich über die Linie. Barcelona war nun vollkommen von der Rolle und offensichtlich überfordert mit der Offensive Real Madrids. Nur drei Minuten später konnte sich Di Maria erneut gegen mehrere Barça-Akteure durchsetzen und spielte wieder Benzema an. Der Stürmer nahm den Ball mit dem Oberschenkel an, traf ihn per Direktabnahme perfekt in der Luft und versenkte ihn im langen Eck. Mascherano sah zuvor aufgrund eines Stellungsfehlers alles andere als gut aus. 2:1 für die Gastgeber und Ekstase im Bernabeu.

(DANI POZO/AFP via Getty Images)

Real Madrid macht Druck, Barcelona den Treffer

Alle im Stadion spürten, dass die Katalanen nun extrem angeschlagen waren und Real Madrid wollte dies ausnutzen. Es sollte die Vorentscheidung her. Ein Konter über Ronaldo, der zu Di Maria spielte, der zum wiederholten Male Benzema fand, hätte fast das dritte Tor innerhalb von sechs Minuten gebracht. Den Schuss des Stürmers konnte Piqué gerade so auf der Linie klären. Barcelona wankte, aber konnte sich danach etwas stabilisieren. Es folgte eine längere Phase, in der sich die Mannschaften etwas neutralisierten. Vermutlich mussten auch beide nach dem intensiven Beginn etwas verschnaufen. Erst kurz vor der Pause wurde es wieder vor einem Tor gefährlich. Und wie. Messi dribbelte sich durch das Mittelfeld und spielte einen Pass auf Fabregas, der am Strafraum mit dem Rücken zum Tor stand. Er ließ für den Argentinier klatschen, der sofort einen Pass zu Neymar initiierte. Der Brasilianer, der bis hier noch absolut gar keine Rolle spielte, verlor das Spielgerät sofort wieder. Messi sprintete auf den freiliegenden Ball zu und schloss direkt flach in die rechte Ecke ab. Keine Chance für Lopez. 2:2.

Nach dem Tor folgte eine erste Rudelbildung. Fabregas streifte beim Jubeln nach dem Ausgleich Innenverteidiger Pepe. Dieser fand das alles andere lustig und ging auf den Spanier los. Beide gerieten mit ihren Köpfen aneinander und ließen sich danach theatralisch fallen. Schiedsrichter Alberto Undiano Mallenco zeigte beiden die Gelbe Karte. Nun war endgültig richtig Hitze in der Partie und dies war nur der Anfang. In der Nachspielzeit kam Real Madrid nochmal gefährlich vor das Tor, aber Benzema setzte seinen Kopfball knapp am Tor vorbei. Der Franzose hatte jetzt schon Chancen für vier Tore. So ging es, aus der Sicht der Gastgeber, nur mit einem 2:2 in die Pause.

Zweite Halbzeit: Schiedsrichter im Fokus

Nach Wiederanpfiff machte Real Madrid einfach weiter und war von Beginn an wieder überlegen. Rekordneuzugang Bale spielte Benzema frei, der an Valdes scheiterte. Langsam wurde aus einem potenziellen Matchwinner eine tragische Figur. Zwei Minuten später der erste riesige Aufreger der Partie. In der 54. Minute dribbelte Ronaldo auf Dani Alves zu, kam vorbei, doch der Brasilianer stellte ihm ein Bein. Der Portugiese nahm dies dankbar an und ging unnötig spektakulär zu Boden. Elfmeter für die Gastgeber. Alves war furios und wollte nicht glauben, dass es für dieses Foul einen Elfmeter gab. Und der Rechtsverteidiger hatte Recht. Den Straftoß hätte es nicht geben dürfen. Er berührte Ronaldo deutlich vor dem Strafraum. Krasse Fehlentscheidung. War dem Superstar von Real Madrid egal, der souverän verwandelte. Die erneute Führung für die Königlichen.

(PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP via Getty Images)

Kurz danach hätte Bale das vierte machen könnten, scheiterte jeodoch nach Zuspiel von Benzema aus spitzem Winkel an Valdes. Real Madrid war eindeutig am Drücker und die bessere Mannschaft. Doch dann wendete sich das Blatt spektakulär und sorgte für eine hitzige Stimmung im Stadion. Messi spielte einen herausragenden Pass auf Neymar, der frei vor Lopez auftauchte. Plötzlich fiel der Brasilianer äußerst spektakulär und niemand wusste so richtig warum. Daraufhin zeigte der Schiedsrichter Real-Kapitän Sergio Ramos die Rote Karte und gab Barcelona einen Elfmeter. Die Madrilenen konnten es nicht fassen und waren mächtig angefressen. War es denn die richtige Entscheidung? So wie Neymar abhob, kann man definitiv davon ausgehen, dass er genau das wollte, aber nach mehreren Wiederholen sieht man wie Ramos ihn unten am linken Bein berührte. Das reicht bei diesem Tempo, um einen Spieler aus dem Tritt zu bringen. Trotzdem verständlich, dass sich Madrid unfair behandelt fühlte. Es war wirklich kaum zu sehen.

Messi entscheidet das Spiel und sorgt für Rekord

Lionel Messi übernahm die Verantwortung und verwandelte den Elfmeter souverän. Nach dem Ausgleich brachte Ancelotti Varane für Benzema. Ihm war klar, dass es noch unangenehme 25 Minuten in Unterzahl werden würden und wollte die Defensive verstärken. Barcelona wollte nun Ruhe in die Partie bringen und Madrid in Ruhe ausspielen. Viele große Chancen folgten allerdings nicht. Dani Alves traf in der 74. Minute per Distanzschuss den Pfosten, aber davon abgesehen wirkten die Katalanen nicht so richtig gefährlich. Dann kam die 83. Spielminute. Xavi mit einem Pass auf Iniesta, der sich in den Zwischenräumen bewegte. Der Spanier leitete den Ball direkt zu Pedro weiter, der klatschen ließ. Iniesta drang daraufhin in den Strafraum ein und wollte zwischen Xabi Alonso und Dani Carvajal Richtung Tor ziehen. Beide machten zu und erwischten den Mittelfeldspieler deutlich. Erneut gab es Elfmeter für den FC Barcelona. Die Stimmung kochte nun endgültig und die Madrilenen luden ihre Wut am Schiedsrichter ab. Den interessierte dies allerdings nur wenig. Lionel Messi ohnehin nicht, der den Elfmeter anschließend in den Winkel jagte.

Das 4:3 für die Katalanen sollte letztendlich auch der Endstand sein, denn in den Schlussminuten ließen sie clever den Ball laufen und dem Gegner keine Chance. Matchwinner war Lionel Messi, der einen Dreierpack erzielte und das erste Tor auch noch auflegte. Mit 21 Clásico-Treffern knackte er den Rekord von Real-Legende Alfredo Di Stéfano (18 Tore). So mancher Fan der Königlichen sah dies vermutlich anders und kürte den Schiedsrichter zum Matchwinner. Aber letztendlich war die klarste Fehlentscheidung der Elfmeter von Ronaldo.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Restsaison: Atlético und Real: Madrid triumphiert

Sowohl Real Madrid als auch der FC Barcelona konnten danach in der Liga nicht konstant Leistung abrufen. Die Ancelotti-Elf verlor am darauffolgenden Spieltag sofort wieder (1:2 in Sevilla) und stürzte vom ersten Platz. Die Tabellenspitze konnte man nicht mehr zurückerobern. Der FC Barcelona stolperte im Endspurt auch noch des Öfteren bedenklich. Gegen die Kellerkinder Granada, Getafe und Elche holte man lediglich zwei Punkte. Am letzten Spieltag empfing man Tabellenführer Atlético Madrid und musste siegen, um die Meisterschaft zu gewinnen. Doch dies gelang nicht (Die Geschichte dieses Spiels könnt ihr HIER lesen!).

Für Real Madrid lief der Saisonendspurt deutlich besser als für den Erzrivalen. Barcelona schied Anfang April im Viertelfinale der Champions League gegen Atlético Madrid aus und eine Woche nach dem Rückspiel folgte eine bittere Pleite im Copa-del-Rey-Finale gegen Real Madrid (1:2). Es sollte nicht der letzte Titel der Ancelotti-Elf bleiben. In der Champions League bezwang man nach dem FC Schalke auch noch Borussia Dortmund und den FC Bayern München auf dem Weg ins Finale. Dort besiegte man auf den allerletzten Drücker Stadtrivalen und Meister Atlético Madrid (4:1 n.V.). Es war der zehnte Europapokaltitel. Mit „la Décima“ erfüllten sich die größten Träume der Madrilenen. Die Saison 2013/14 gehörte definitiv der spanischen Hauptstadt. Atlético und Real hatten viel zu feiern, während Barcelona erneut ein frustrierendes Ende erleben musste.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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