Bundesliga | Frankfurter Trance, Handspielregel ad absurdum und Pizarro als Held

5. Mai 2019 | News | BY Manuel Behlert

Awards | Die Bundesliga biegt in die Zielgerade ein und am 32. Spieltag war in der Liga wieder einiges los. Der Kampf um die Europapokalplätze tobt weiterhin, gleichzeitig fielen im Abstiegskampf weitere Entscheidungen und auch im Titelkampf könnte dieses Wochenende zumindest vorentscheidend gewesen sein. Wir blicken zurück!

Freitagsspektakel: Mainz gegen Leipzig

Im letzten Freitagsspiel der Woche wollten der bereits gerettete FSV Mainz 05 und RB Leipzig offenbar noch einmal so richtig Werbung für diese Spiele machen. Denn von Beginn an entwickelte sich ein mitreißendes Spiel, in dem beide Mannschaften fröhlich nach vorne spielten. RB Leipzig sah lange wie der sichere Sieger aus, führte bis in die Schlussphase hinein mit 3:1, doch die Mainzer zeigten sehr gute Moral und nutzten die ungewohnten Abwehrfehler der Gäste eiskalt aus. Niakhate und Mateta sorgten mit ihren Treffern in der Schlussphase des Spiels dafür, dass Mainz 05 am Ende ein 3:3 einfahren konnte!

„Alles mitnehmen“: Jonathas in München

Zur Halbzeit stand es im Spiel zwischen dem FC Bayern München und Hannover 96 2:0 für den Rekordmeister. Hannover wollte zumindest noch den ein oder anderen Akzent setzen und wechselte zur 2. Halbzeit Angreifer Jonathas ein. Und der hatte sich offenbar einiges vorgenommen, war sofort präsent. Nur 5 Minuten nach seiner Einwechslung nutzte Jonathas die Chance, die sich ihm nach einem sehr umstrittenen Elfmeterpfiff bot und sorgte für den Anschluss der Gäste (51.). Sichtlich euphorisiert von seinem Treffer sorgte er, als er den Ball aus dem Netz holen wollte, für eine mittelschwere Rangelei und erhielt vollkommen zurecht die gelbe Karte (52.). Nur kurze Zeit später traf der Arm von Jonathas Bayern-Verteidiger Kimmich am Kopf, wofür der Brasilianer die gelb-rote Karte erhielt. Zwar kann man sicher über diese Entscheidung diskutieren, wenngleich man auch berücksichtigen muss, dass Jonathas Kimmich vorher sieht und genau weiß, was er tut. Tor, Gelb, Gelb-Rot – alles in 10 Minuten. Sauber!

Handspielregel ad absurdum

Die Handspielregel beschäftigt Spieler, Trainer, Fans und Schiedsrichter in dieser Saison regelmäßig. Weil es nicht ganz klar und einheitlich geregelt ist, wann ein Handspiel strafbar ist und wann nicht. Auch an diesem Wochenende gab es wieder Gesprächsbedarf ohne Ende. In München drehte sich Boateng mit angelegtem Arm vom Ball weg, bekam diesen aus kurzer Distanz an selbigen geschossen und es wurde vollkommen überraschend Elfmeter gepfiffen. In Bremen hätte Werder nach einem Götze-Handspiel, vor allem wenn man die „soften“ Richtlinien des Boateng-Handspiels zugrunde legt, einen Elfmeter zugesprochen bekommen können, während Hertha-Verteidiger Rekik den Ball gegen den VfB aus der Gefahrenzone boxte. Sein Handspiel wurde nicht geahndet, nicht einmal der VAR sah dieses Vergehen. Eine Verbesserung oder zumindest Verdeutlichung dieser Regel ist unabdingbar.

Totgesagte leben länger: Josip Drmic

Die Bilanz von Angreifer Josip Drmic bei Borussia Mönchengladbach las sich vor dem Spiel gegen die TSG Hoffenheim verheerend: 31 Pflichtspielminuten, 0 Tore. der Schweizer wird die Borussia im Sommer nach Ablauf seines Vertrags verlassen, doch am Samstag wurde Drmic gegen die TSG kurz vor dem Ende eingewechselt, um noch einmal einen neuen Impuls zu setzen. Und es kam, wie es kommen musste. In einem Spiel, in dem die Borussia eigentlich keinen Punkt verdient hatte, traf ausgerechnet Drmic kurz vor dem Ende zum 2:2 und hielt die Träume von Europa weiterhin am Leben.

„Einer von uns“ – Claudio Pizarro

Am Samstagnachmittag legte der FC Bayern München im Titelkampf mit einem nicht gerade glanzvollen, aber souveränen Sieg gegen Hannover 96 vor. Am Abend musste Borussia Dortmund dann bei Werder Bremen ran – und lange Zeit lief es sehr gut für die Borussia. Durch Tore von Pulisic und Alcacer führte der BVB mit 2:0, kontrollierte das Spiel über weite Strecken und hätte durch Diallo sogar noch das 3:0 erzielen müssen. Doch im Laufe der 2. Halbzeit kippte das Spiel plötzlich. Begünstigt durch einen Bürki-Fehler kam Werder zum 1:2 – und war plötzlich mittendrin im Spiel. Kurze Zeit später stibitzte Augustinsson den Ball von Akanji, der ihn ins Aus gehen lassen wollte und Pizarro erzielte das 2:2. Ausgerechnet Pizarro, der eine Bayern-Vergangenheit hat. Nach dem Spiel freute sich der Peruaner im Interview nicht nur über seinen eigenen Treffer, sondern auch darüber dem FC Bayern geholfen zu haben.

Einschlafmittel: Schalke gegen Augsburg

Das komplette Gegenteil zu den Spielen in Mainz oder auch in Bremen stellte das Aufeinandertreffen zwischen dem FC Schalke 04 und dem FC Augsburg am Sonntagmittag dar. Die Ausgangslage war klar: Dem FC Schalke 04 fehlte rein rechnerisch noch ein Zähler für den fixen Klassenerhalt, der FC Augsburg war nach den Ergebnissen am Samstag gerettet. Frei aufspielen? Wollte offenbar niemand. Das Spiel endete nicht nur 0:0, es war ein mehr als typisches 0:0. Die Mannschaften neutralisierten sich nicht einmal, denn es gab schlichtweg nichts zu neutralisieren. Matthias Sammer teilte nach dem Spiel bei „Eurosport“ mit: „Das 0:0 war noch zu hoch.“ Passende Analyse.

45 Minuten Trance: Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurt musste zwischen den beiden Spielen in der Europa League bei Bayer 04 Leverkusen ran – und erlebte beim 1:6 ein Debakel. Alle Gegentore fielen in der ersten Halbzeit, die SGE befand sich in einer Art Trance, kam immer einen Schritt zu spät und wirkte komplett überfordert. Möglicherweise hat die Eintracht am Mittag das Spiel auf Schalke verfolgt und wirkte deswegen schläfrig, die Wahrheit ist aber eher in der kräftezehrenden Saison und der Gesamtsituation zu finden. Ein Rückschlag, auch hinsichtlich der Ambitionen in der Bundesliga Platz 4 zu erreichen, war dieses Spiel für die Hessen aber dennoch. Und Leverkusen zeigte, dass man es Ernst meint im Kampf um die Champions League. Die „Werkself“ ist nun punktgleich mit der SGE.

(Photo by PATRIK STOLLARZ / AFP)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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