Champions League | Kein „Holla die Waldfee“ nach vorne – Der Showdown zwischen dem FC Bayern und Liverpool

13. März 2019 | Vorschau | BY Nico Scheck

Alles auf null: Der FC Bayern empfängt im eigenen Wohnzimmer den FC Liverpool zum Champions-League-Achtelfinalrückspiel und auf beiden Seiten stellt man sich die Frage: Ist das 0:0 aus dem Hinspiel ein gutes Ergebnis gewesen?

Anpfiff der Partie ist am Mittwoch (13. März) um 21 Uhr, live auf Sky.

FC Bayern: Das Defensivbollwerk im Hinspiel – Segen oder Fluch?

Ein gutes, aber eben kein sehr gutes Resultat. Bei der Bewertung des 0:0 im Hinspiel an der Anfield Road war man sich im Münchner Lager schnell einig. Die Warnung: Eine Auswärtspartie ohne eigenen Treffer birgt Gefahren. Manuel Neuer benannte es etwas skeptischer: „Die Ausgangslage ist nicht ganz so schlecht. Es hätte besser laufen können, aber das ist schon okay.“ An der Säbener Straße sind sich alle Beteiligten bewusst: Die Spielweise in Liverpool war schön und gut, in der Allianz Arena muss aber mehr Offensivfußball her. Denn sonst wird das wohl nix mit dem Einzug ins Viertelfinale.

Wie passend also für den FCB, dass sich die „Reds“ aktuell in ihrer wohl schlechtesten Phase in dieser Saison befinden und man selbst in der möglicherweise besten. Zwei Kantersiege in der Bundesliga in Folge, das 5:1 sogar auswärts bei Borussia Mönchengladbach. Ja, der FC Bayern hat den Karren wohl aus dem Dreck gezogen, wie man so schön sagt. Das Problem an der Sache: Das Fußballgeschäft ist schnelllebig. Eine Niederlage gegen Jürgen Klopp und seine Mannen und schon kann sich der Himmel über München wieder verdunkeln.

(Photo credit should read CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images)

Gegen Liverpool braucht es nun eine Leistungssteigerung in der Offensive beziehungsweise überhaupt mehr Fußball in Richtung des gegnerischen Tores. Im Gegenzug soll aber bitteschön die Defensive ja weiter so stabil bleiben wie im Hinspiel. Gegen Liverpool. Die wohl beste Kontermannschaft der Welt. Na Prost Mahlzeit! Auf Kovac wartet ein Balance-Akt. Wie er den bewältigen möchte? Jedenfalls nicht mit „Holla die Waldfee“ nach vorne rennen, wie er es so schön auf der Pressekonferenz ausdrückte.

Gut für ihn, dass wohl Kingsley Coman und David Alaba wieder mit von der Partie sein werden. Schlecht für ihn, dass Joshua Kimmich gelbgesperrt fehlt. Für ihn dürfte Rafinha in die Startelf rutschen. Und dann wäre da ja noch dieser Thomas Müller, der sich in dieser Saison viel anhören musste. Über sein Alter und seine schwachen Leistungen. Aussortiert vom Bundes-Jogi höchstpersönlich, muss er auch im Rückspiel wegen einer Sperre zuschauen. Schade eigentlich, war er gegen Gladbach und gegen den VfL Wolfsburg doch einer der besten auf dem Feld.

Vielleicht dann wieder im Viertelfinale. Sofern Kovac mit seiner Mannschaft den Balance-Akt deichselt.

FC Liverpool: Wieder mehr Tempo, bitte!

Auf Seiten des FC Liverpool wusste man mit diesem 0:0 irgendwie nichts anzufangen. War das nun gut, war es schlecht? Jürgen Klopp betonte zwischendurch: „Je näher das Rückspiel kommt, umso schlechter werden die Münchner das Ergebnis finden.“ Denn „Kloppo“ ist klar: Jedes Remis reicht den „Reds“, für jedes Tor, was Liverpool erzielt, braucht Bayern zwei. Also vielleicht doch kein so verkehrtes Ergebnis. Dass man der eigenen Form aus der Hinrunde nach wie vor ein Stück weit hinterherläuft, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Im Dezember noch auf Meisterschaftskurs, sieht die Tendenz im Jahr 2019 nicht mehr ganz so gut aus. Zehn Spiele in der Premier League, vier Remis, eine Niederlage und fünf Siege: Zu wenig, um Manchester City in Schach zu halten. Natürlich ist der Abstand zur Tabellenspitze mit nur einem Zähler nahezu nicht erwähnenswert, die derzeitige Form ist es jedoch nicht. Die Offensive um das „Trio infernale“ Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino lahmt, dem Mittelfeld fehlt es an Kreativität und auch hinten ist längst nicht mehr alles niet- und nagelfest.

(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

So kommt es gerade gelegen, dass Virgil van Dijk nach seiner abgesessenen Sperre im Rückspiel wieder mitwirken darf. Seine Präsenz und seine Qualitäten dürften dem Liverpooler Selbstverständnis einen enormen Schub für die schwere Aufgabe in München geben. Dass der FC Bayern wohl offensiver agieren wird, kommt dem Team von Klopp mit ihrem gefürchteten Umschaltspiel natürlich entgegen. Denn klar ist: Die „Reds“ werden mehr Räume vorfinden als noch im Hinspiel. Klar ist aber auch: Der FC Bayern wird deutlich mehr Druck auf Liverpools Defensive ausüben. Auch auf Klopp wartet ein Balance-Akt.

Prognose

Um den Phrasenmäher zu bedienen: Alles beginnt bei Null, im wahrsten Sinne des Wortes. Bayern wird offensiver agieren, Liverpool mehr Räume bekommen, gleichzeitig aber auch hinten mehr aufräumen müssen. Möglicherweise ist der deutsche Rekordmeister aufgrund der aktuellen Formkurven beider Teams ein My im Vorteil, doch am Ende wird wohl die Tagesform entscheiden. Wie bereits erwähnt: Auf Kovac und Klopp wartet ein Balance-Akt. Vielleicht schütteln sie sich dann nach dem Schlusspfiff auch zeitig die Hände.

Mögliche Aufstellung

FC Bayern München: Neuer – Rafinha, Süle, Hummels, Alaba – Martinéz, Thiago – Gnabry, James, Coman – Lewandowski

Sperre droht: —

FC Liverpool: Alisson – Alexander-Arnold, van Dijk, Matip, Robertson – Henderson, Fabinho, Wijnaldum – Salah, Firmino, Mané

Sperre droht: Robertson (2 gelbe Karten)

(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

Nico Scheck

Aufgewachsen mit Elber, verzaubert von Ronaldinho. Talent reichte nur für die Kreisliga, also ging es in den Journalismus. Seit 2017: 90PLUS. Manchmal: SEO. Immer: Fußball. Joga Bonito statt Catenaccio.


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