Der englische Favorit und die französische Überraschung – Manchester City gegen Olympique Lyon

15. August 2020 | Vorschau | BY Julius Eid

Vorschau | Manchester City könnte in diesem Jahr endlich den langersehnten Henkelpott gewinnen. Doch der Weg bis ins Finale ist steinig. Im Viertelfinale wartet die Überraschung aus Lyon.

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 21:00 Uhr, Live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

  • Manchester City will die Saison in der CL retten
  • Lyon sorgte gegen Juventus für DIE Überraschung
  • Favoritenrolle liegt klar bei den Engländern

Manchester City: Favorit mit Wacklern

Zwei Tatsachen konnte man in den letzten Jahren gepflegt auf Wiedervorlage legen, wenn es um Teams von Trainer Pep Guardiola (49) ging. Riesige Dominanz in den heimischen Wettbewerben, vor allem der jeweiligen Liga, und ein Scheitern in der Champions League. Diese Tatsachen könnten in diesem Jahr tatsächlich umgestoßen werden. Auf nationaler Ebene holte ManCity nur den EFL Cup. Eine ernüchternde Bilanz für den ambitionierten Klub. Zum Glück gibt es aber noch die Champions League.

Die Königsklasse ist, gemeinhin bekannt, das große Ziel der Besitzer der Skyblues und der langersehnte europäische Erfolg hätte definitiv das Potential die komplette Einschätzung der Saison 2019/2020 aus Sicht der Cityzens zu drehen. Nach der Unterbrechung erfolgte der erste Schritt Richtung Henkelpott ausgerechnet gegen Real Madrid. Der Rekordsieger der Champions League war in beiden Partien unterlegen und schied verdient aus. City konnte weite Strecken des Duells beherrschen und schlug immer dann zu, wenn es nötig war. Dass es im Rückspiel dann teilweise doch noch spannend anmutete, war allerdings kein Zufall. Schon über die gesamte Saison hat der englische Ex-Meister mit Aussetzern in der Defensive zu kämpfen.

(Photo by FRANK AUGSTEIN/POOL/AFP via Getty Images)

Dass die Verteidigung nach horrenden Investitionen in diesen Teil der Mannschaft weiterhin die Achillesferse des Teams ist, kann und muss kritisch erwähnt werden. Im vergangenen Sommer unterschätzte man zudem den Abschied von Kapitän Vincent Kompany (34). Als sich dann noch Schlüsselspieler Aymeric Laporte (26) verletzte, war City deutlich zu anfällig, um mit Liverpool mitzuhalten. Der Franzose ist mittlerweile zurück und Kernstück der Defensive, dennoch wackelt Manchester City des Öfteren. Schwächen bei schnellen Gegenstößen, Standards und auch immer wieder Ungenauigkeiten bei der, vom Trainer geforderten, tiefen Spieleröffnung öfters zu beobachten. Auch hier untypisch, dass Pep Guardiola noch immer keine Lösung gefunden zu haben scheint.

Trotz der Wackler zählt City zu den großen Favoriten auf den europäischen Titel. Dies liegt natürlich auch in dem, herausragend besetzten, Mittelfeld der Mannschaft begründet. Mit Kevin de Bruyne (29) wird dieser vom vielleicht besten Spieler der vergangenen Saison angeführt. Der Belgier zeigt in nahezu jedem Duell seine Weltklasse, dirigiert, setzt seine Teamkollegen brillant in Szene und sorgt im flexiblen Angriffsspiel der Cityzens auch selber für Gefahr. Der Führungsspieler wirkt hochmotiviert, seinen Verein nicht ohne Titel aus dieser Saison zu entlassen. Spieler wie Bernardo Silva (26), Ryad Mahrez (29), Ilkay Gündogan (29), Rodri (24) und Co. bilden dazu einen Rahmen um de Bruyne, der Titelfantasien rechtfertigt.

(Photo SERGEI SUPINSKY/AFP/Getty Images)

Manchester City: Kein Aguero – Druck auf Jesus

Lyon ist bereit, dies zeigte man gegen Juventus Turin nachdrücklich, dem Gegner eine Abwehrschlacht zu liefern. Neben einer stabilen Defensive wird vor allem die Effektivität Citys ein Schlüssel zum Weiterkommen sein. Selbst in verlorenen Spielen dominierten die Skyblues meist, konnten die Feldüberlegenheit aber des Öfteren nicht in zählbares ummünzen. Dass mit Sergio Aguero (32) nun vor dem Viertelfinale einer der zielstrebigsten Stürmer unserer Zeit fehlen wird, kann für Sorgenfalten bei den Anhängern Citys sorgen. Neben den produktiven Mittelfeldspielern dürfte es also auch auf Gabriel Jesus (23) ankommen.

Oftmals wirkt die Nummer 9 noch unglücklich in Abschluss und Entscheidungsfindung. An einem guten Tag dürfte Jesus in der Lage sein den Ausfall Agueros zu kompensieren, doch mit dieser Aussage ist natürlich auch Druck verbunden. Ob der brasilianische Angreifer die große Bühne nutzen kann, um die letzten Zweifel wegzuwischen, könnte auch über ein Weiterkommen der Engländer entscheiden. Gegen Real Madrid legte er einen guten Auftritt hin.

Olympique Lyon: Der Underdog

Im letzten Jahr verzauberte Ajax die Zuschauer der Champions League. Nun, nach dem Aus von Atalanta, ruht die Hoffnung auf einen überraschenden Durchmarsch vor allem auf Olympique Lyon. Die Franzosen verpassten es, sich in dieser Saison erneut für Europa zu qualifizieren, bewiesen aber gegen Juventus Turin, dass sie definitiv dorthin gehören.

Vor dem Rückspiel gegen den italienischen Serienmeister sprach vor allem eines für den französischen Underdog: Das Hinspielergebnis. Ansonsten gab es nicht viele Gründe, auf ein Weiterkommen von OL zu setzen. Doch ein frühes Elfmetertor durch Kapitän Memphis Depay (26) reichte am Ende, um für die, bis jetzt, größte Überraschung der Champions-League-Saison zu sorgen. Mit einem couragierten Auftritt in der Defensive kämpfte und biss sich der Außenseiter ins Viertelfinale.

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

Lyon verfügt über große Talente und spannende Spieler, doch die unvermeidliche Überlegenheit des italienischen Rekordmeisters verlangte eben am Ende vor allem Durchhaltewillen ab. Und auch in diesem Bereich überzeugte man. Neben den Offensiv-Talenten wurde eine unterschätzte Qualität von OL sichtbar: die sehr erfahrene Verteidigung, angeführt vom Verteidigungsveteranen Marcelo (33).

Spätestens nach diesem Achtelfinalrückspiel dürfte OL sich also zumindest den Ruf eines sehr unangenehmen Gegners erarbeitet haben. Dabei war der Auftritt gegen Juventus das erste Pflichtspiel seit langer Zeit. Der fehlende Rhythmus könnte gegen Manchester City zu einem größeren Problem werden, als er es gegen ein am Ende enttäuschendes Turin war. Trainer Rudi Garcia (56) wird dennoch mit einer hochmotivierten Truppe rechnen, immerhin steht Lyon erstmals seit der Saison 2009/2010 wieder im Viertelfinale der Königsklasse.

(Photo by VALERY HACHE/AFP/Getty Images)

Olympique Lyon: Ein Funken Genialität

Die Defensive bildet natürlich die Grundlage für einen möglichen Erfolg gegen Manchester City. Doch auch in der Offensive wird man bei Lyon auf eigene Akzente angewiesen sein. Das Potential der Mannschaft ist groß und ein Funken Genialität könnte für ein kleines Fußballwunder sorgen. Spieler wie Memphis Depay, Houssem Aouar (22) und Maxwell Cornet (23) können diesen Funken durchaus entzünden und auch schwer überwindbare Abwehrketten überraschen. Mit Moussa Dembele (24) verfügt man zudem auch über eine gewisse Wucht in der vordersten Reihe. Die Kombination und Balance passt bei Olympique.

Dennoch steht am Ende außer Frage, wer in diesem Duell als Favorit antritt. Das ist auch OL bewusst und könnte natürlich für eine gewisse Vorsicht sorgen, wenn der Anpfiff ertönt. Diese Vorsicht muss nicht unbedingt hilfreich sein. Gerade gegen Manchester City können in dieser Saison immer wieder Wackler provoziert werden, aber dafür ist Mut gefragt. Wenn dieser Mut gezeigt wird, ist die Überraschung nicht ausgeschlossen.

Uli Hebel: ManCity „mindestens eine Nummer zu groß“ für Lyon

Uli Hebel ist Moderator bei DAZN und hat seine Meinung zum Spiel für uns beigesteuert.

Lyon hat mit dem Weiterkommen gegen Juventus Turin für eine Überraschung gesorgt. Traust du den Franzosen eine weitere zu? Ich traue ihnen zu, dass sie ManCity ein schwieriges Spiel geben. Aber City hat nicht die Hypothek, die Juventus hatte. Und für flüssiger halte ich sie auch. Ich denke also, dass im Viertelfinale für für OL Schluss sein wird.

Manchester City und Pep Guardiola – beide wollen unbedingt den Champions-League-Titel. Wie hoch ist der Druck auf die Cityzens nach einer, national, enttäuschenden Saison? Unsäglich hoch. Zum einen von den Besitzern, zum anderen – und der dürfte ungleich höher sein – von Guardiola selbst. Er ist obsessiv, was den Gewinn der Champions League betrifft. Insbesondere in einem Jahr, wie diesem.

Citys Schlüsselspieler in dieser Saison heißt Kevin de Bruyne. Wer ist deiner Meinung nach bei Lyon zu nennen? Die offensichtliche Nennung wäre Memphis Depay. Ich denke aber, bei diesem aktuellen Konstrukt wäre es falsch, einen Namen zu nennen. Das zentrale Mittelfeld wird von hoher Bedeutung sein. Hier sind zwei Spieler hervorzuheben: Maxcence Caqueret war bemerkenswert gegen Juve und mit Bruno Guimaraes, Zitat Rudi Garcia, ist „OL ein besseres OL.“

Zum Abschluss deine Prognose: Manchester City packt das erste Champions-League-Halbfinale unter Pep Guardiola. Der Sieg ist eingepreist – es geht mir vor allem um die Art und Weise des Siegens. Sie sind mindestens eine Nummer zu groß für Lyon. Natürlich kann in einem Spiel immer alles passieren und OL ist der wohl denkbar nervigste Gegner. Aber nichts, was ManCity nicht schon kennt. Außerdem verfügen sie weder über flüssigen, noch qualitativ ausreichenden Fußball in der Offensive. City gewinnt solide und unangefochten.

Unsere Prognose

City ist klarer Favorit und es würde an ein Wunder grenzen, wenn sie dieser Rolle nicht gerecht werden würden. Sieg für Manchester.

Mögliche Aufstellung:

Manchester City: Ederson, Walker, Fernandinho, Laporte, Cancelo, De Bruyne, Rodrigo, Gundogan, Mahrez, Jesus, Sterling

Olympique Lyon: Lopes, Denayer, Marcelo, Marcal, Dubois, Caqueret, Guimaraes, Aouar, Cornet, Dembele, Depay

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(Photo by FRANK AUGSTEIN/POOL/AFP via Getty Images)

Julius Eid

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


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