Europa League Vorschau – Gruppe F: Arsenal, Frankfurt, Lüttich, Vitoria

12. September 2019 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Am 19. September startet die Gruppenphase der UEFA Europa League! 48 Mannschaften haben sich für diesen Wettbewerb qualifiziert, wieder einmal herrscht eine enorme Bandbreite, große Namen sind ebenso vertreten wie kleinere, unbekannte Teams, die den Reiz dieses Wettbewerbs ausmachen. Wir stellen alle 12 Gruppen detailliert vor!

Gruppe A: Sevilla, APOEL, Qarabag, Düdelingen

Gruppe B: Dynamo Kiew, Kopenhagen, Malmö, Lugano

Gruppe C: FC Basel, Krasnodar, Getafe, Trabzonspor

Gruppe D:  Sporting CP, PSV, LASK, Rosenborg

Gruppe E: Lazio, Celtic, Rennes, Cluj

Gruppe F: Arsenal, Frankfurt, Lüttich, Vitoria SC

FC Arsenal

(Letzte Saison: Finale EL)

Gescheiterter Umweg

Nach dem Halbfinal-Aus in der ersten Europa-League-Saison seit 17 Jahren 2017/2018, sollte der dreifache Sieger des Wettbewerbs, Unai Emery, den stagnierenden FC Arsenal 2018/2019 über diesen Umweg wieder in die Champions League führen.

Die Gunners erreichten zwar das Finale, implodierten dort allerdings und scheiterte aufgrund der gewohnt löchrigen Defensive sowie dem einfallslosem Offensivspiel mit 1:4 an Chelsea. Da Arsenal auch in der Liga die Puste ausging, folgt 2019/2020 nun der dritte Anlauf in Folge, wobei man diesen Umweg zur Königsklasse am liebsten gar nicht mehr benötigen würde…

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Vielversprechender Sommer

In einem vielversprechenden Transfer-Sommer wurde der Kader signifikant aufgewertet. Der aus Preis-Leistungs-Sicht verständliche Abgang Aaron Ramseys (28; Juventus; ablösefrei) wird durch den spielstarken Dani Ceballos (22; Real Madrid, Leihe) sowie dem aufstrebenden Nachwuchstalent Joe Willock (20) abgefedert, systemtechnisch sogar optimiert. Zusammen mit dem stark aufspielendem Mattéo Guendouzi (20) und Lucas Torreira (23) ist man in der Schaltzentrale des 4-2-3-1/4-3-3 plötzlich sehr gut besetzt. Unsicherheitsfaktor Granit Xhaka (26), bei all seinen Stärken im Spielaufbau, dürfte beispielsweise schon bald um seinen Platz bangen.

Verstärkt wird die Befürchtung des Schweizers durch die Verpflichtung von „Übergangslösung“ David Luiz (32). Der Brasilianer war im erfolglosen Rennen um einen Top-Innenverteidiger wie Dayot Upamecano nur Plan B, stellt allerdings eine Verstärkung zu Shkodran Mustafi (27) sowie eine weitere spielstarke Komponente im Aufbau dar. Sobald Rechtsverteidiger Hector Bellerin (24), Innenverteidiger Rob Holding (23) nach ihren Kreuzbandrissen sowie der neue Linksverteidiger Kieran Tierney (Hüftverletzung; 22; Celtic; etwa 25 Millionen Euro) wieder fit sind, könnte im Vergleich zum Finalauftritt gegen Chelsea bald eine komplett neue und damit bessere Viererkette auf dem Platz stehen.

Der Königstransfer des Sommers fand jedoch in der Offensive statt. Mit Nicolas Pépé (24; Lille; 80 Millionen Euro) steht Arsenal endlich eine torgefährliche Komponente auf dem Flügel zur Verfügung, die das zuweilen statische Offensivspiel um die Top-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang (30) und Alexandre Lacazette (28) deutlich dynamischer und facettenreicher macht.

Eine Frage der Priorität?

Obwohl die Defensive im Zentrum weiterhin suspekt ist, dürften sich die Chancen auf die Top-Four in der Premier League aufgrund der ebenfalls nicht zu leugnenden Probleme von Tottenham, Manchester United und Chelsea durchaus verbessert haben. Letzte Saison fehlte immerhin nur ein Zähler und das unter schlechteren Voraussetzungen.

Sollte sich die Mannschaft also wie erhofft steigern und der Kader weitestgehend von Verletzungen verschont bleiben, könnte Emery in der heißen Phase der Europa League vor einer entscheidenden Frage stehen. Schenkt er beiden Wettbewerben die gleiche Aufmerksamkeit und riskiert dabei, dass den Gunners erneut die Luft ausgeht, oder gibt er (im Idealfall der Premier League) den Vorrang, wenn die Ermüdungserscheinungen und Verletzungen sich häufen? Sich über den Umweg des europäische Wettbewerbs für die Champions League zu qualifizieren, hat sich in den letzten Jahren nämlich nicht gerade als „einfacher“ erwiesen.

Einfach wird das in der Premier League sicherlich ebenfalls nicht, nichtsdestotrotz ist die Frage der Wettbewerbs-Priorisierung sicherlich eine, die man sich im Norden Londons herbeisehnt. Es würde bedeuten, dass man in der Liga endlich wieder einen Platz in den Top-Four beansprucht.

So sehr Emery gerne die Schmach des letztjährigen Final in „seinem“ Wettbewerb vergessen machen würde, die Rückkehr in die Champions League bleibt das übergeordnete Saisonziel, egal wie.

Im Fokus: Reis Nelson

Unabhängig vom Saisonverlauf und so ernst Emery den Wettbewerb auch nimmt, bei über 50 Pflichtspielen werden die Gunners speziell in der Gruppenphase nicht drum herumkommen, des Öfteren zu Rotieren.

Spieler mit hohem Potential, die namhafte Konkurrenz haben, dürften folglich in der Europa League die Chance erhalten, sich auf gutem Niveau zu empfehlen. Das gilt in dieser Saison nicht nur für relativ unerfahrene Talente wie Joe Willock (20), Emile Smith Rowe (19), Bukayo Saka (18) oder Gabriel Martinelli (20), sondern auch für Reiss Nelson (19). Der Engländer zeigte während seiner Leihe bei der TSG Hoffenheim über welch großes Potential er verfügt, hatte aber mit Konstanz-Problemen zu kämpfen. Mit immer noch erst 19 Jahren ist das natürlich völlig normal.

Um sein großes Ziel, Stammspieler bei Arsenal zu sein, schon jetzt zu erfüllen, muss er sich dahingehend allerdings steigern. In der Europa League hat er nun die Chance, auf einer europäischen Bühne zu zeigen, dass er soweit ist und es die Verpflichtung eines namhaften Konkurrenten wie Nicolas Pépé aus seiner Sicht womöglich gar nicht gebraucht hätte.

(Photo by Alex Pantling/Getty Images)

Prognose

Der FC Arsenal ist auch 2019/2020 einer der großen Favoriten auf den Titel. Die Gruppe sollte trotz den unangenehmen Auswärtsspielen in Frankfurt sowie Lüttich kein Problem darstellen. Bleibt der Kader der Gunners von schweren Verletzungen verschont, sollte das Halbfinale eigentlich Pflicht sein.

Chris McCarthy

Eintracht Frankfurt

(Letzte Saison: Halbfinale EL)

Ganz Fußball Deutschland blickte in der letzten Spielzeit auf die Europa-Reise Eintracht Frankfurts, als das Team von Adi Hütter sich von Runde zu Runde weiter kämpfte, Rückstände aufholte und dabei namhafte Teams wie Inter Mailand und Benfica Lissabon aus dem Wettbewerb warf. Erst im Halbfinale gegen den späteren Sieger Chelsea war Schluss und das denkbar knapp. Nachdem sowohl das Hinspiel als auch das Rückspiel in der regulären Spielzeit keinen Sieger hervorbrachte, ging es an der Stamford Bridge ins Elfmeterschießen, dass die „Bues“ schließlich mit 4:3 für sich entscheiden konnten.

Transferpolitik mit Hand und Fuß

In der Bundesliga erreichten die „Adler“ knapp den siebten Tabellenplatz, der zur erneuten Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation berechtigt. Dort setzte sich das Team von Trainer Adi Hütter souverän mit vier Siegen gegen Flora Tallinn (2:1, 2:1) und den FC Vaduz (5:0, 1:0) durch, bevor im Play-Off-Hinspiel gegen RC Strasbourg die erste Niederlage erfolgte (1:0). Im eigenen Stadion konnte die SGE dies aber wieder egalisieren und schlug die Franzosen deutlich mit 3:0. 

In der Transferphase hat sich bei Frankfurt einiges getan. Die „Büffelherde“ aus Luka Jovic (21, für 60 Millionen zu Real Madrid), Sebastien Haller (25, für bis zu 50 Millionen zu West Ham) und Ante Rebic (25, auf Leihbasis zu AC Milan) hat dem Verein den Rücken gekehrt. Bittere Verluste für die Eintracht, die sicher nicht eins-zu-eins zu ersetzen sind. Auf der anderen Seite wurden mit allen drei Leistungsträgern gute Geschäfte gemacht, die viel Geld in die Kassen des Vereins spülten.

(Photo by Clive Mason/Getty Images)

Im Rahmen der Möglichkeiten wurden die Abgänge daher auch durchaus gut kompensiert. Mit Bas Dost (30, 7 Millionen Euro, Sporting) wurde ein alter Bekannter der Bundesliga verpflichtet, der bereits zu Wolfsburger Zeiten seinen Torriecher unter Beweis stellte. Bei seinem Debut für die Eintracht traf der 1,96-Meter-Mann bereits nach zwölf Minuten. Mit André Silva (23) wurde im Tausch gegen Ante Rebic ein ähnlicher Spielertyp wie Dost geholt, der genau wie der Niederländer über seine Physis und seinen starken Abschluss kommt. Auch dieser feierte einen erfolgreichen Einstand bei seinem neuen Klub, im Testspiel gegen Chemie Leipzig traf der Portugiese zwei Mal und bereitete zwei weitere Treffer vor. Gerade im Zusammenspiel mit „Flankenkönig“ Filip Kostic (26) könnten sich diese Verpflichtungen bewähren. 

Darüber hinaus haben die Verantwortlichen rund um Fredi Bobic es geschafft, viele der Leistungsträger, die in der vergangenen Saison auf Leihbasis bei den Hessen spielten, fest unter Vertrag zu nehmen. So konnten neben Torwart Kevin Trapp (29, PSG) auch Martin Hinteregger (26, Augsburg), Sebastian Rode (28, BVB) und vor allem Filip Kostic (HSV) , für den die Eintracht nur sechs Millionen gezahlt hat, gehalten werden. Mit Djibril Sow (22, Young Boys Bern) und Dominik Kohr (25, Leverkusen) wurden zudem weitere Verstärkungen für die Zentrale verpflichtet. Stürmer Dejan Joveljic (19, Roter Stern Belgrad) stellt eine weitere Option und vor allem Perspektive für den Angriff dar. 

Alles in Allem stehen den Einnahmen von über 100 Millionen Euro knappe 70 Millionen Ausgaben gegenüber. Alle Transfers wirken sehr überlegt und sinnvoll, die Einnahmen wurden gut investiert.

Im Fokus: Filip Kostic

Kostic ist endlich der große Durchbruch gelungen. Bereits 2014 holte Fredi Bobic den Serben in die Bundesliga, damals jedoch zum VFB Stuttgart. Sowohl mit den Schwaben als auch mit dem HSV stieg er in die zweite Liga ab.

Zu Beginn der vergangenen Saison holte Bobic den Linksfuß dann erneut in seine Reihen, dieses Mal zur Frankfurter Eintracht. Dort schlug der Linksaußen dann voll ein, verpasste kein einziges Ligaspiel und trug mit zehn Treffern und 13 Vorlagen in der Bundesliga und der Europa League maßgeblich zur erfolgreichen Saison der Hessen bei.

Kostic ist auf dem linken Flügel zu Hause und zeichnet sich vor allem durch seine Geschwindigkeit, Flexibilität und Zielstrebigkeit aus. Der 26-Jährige beackert die Außenbahn rauf und runter, arbeitet unermüdlich und hat einen starken Zug zum Tor. Darüber hinaus schlug er in der vergangenen Saison mit 157 Flanken die meisten Hereingaben aller Bundesligaspieler, wodurch er für konstante Gefahr im gegnerischen Strafraum sorgte. Durch seine körperliche Fitness und Verletzungsfreiheit ist auf Kostic immer Verlass, was ihn zu einem enorm wichtigen Bestandteil in der Mannschaft von Adi Hütter macht.

(Photo by Emilio Andreoli/Getty Images)

Prognose

Der Eintracht ist auch in dieser Europa-League-Saison vieles zuzutrauen. Ob man den großartigen Lauf des letzten Jahres wiederholen kann, darf angesichts der namhaften Abgänge allerdings bezweifelt werden. Die Gruppenphase sollten die Hessen als zweites Team neben Arsenal aber überstehen. Danach hängt vieles vom Losglück ab, wobei die „Adler“ bereits gezeigt haben, dass sie auch vor den vermeintlich größeren Gegnern nicht zurückschrecken.

Jasper Glänzer

Standard Lüttich

(Letzte Saison: Gruppenphase EL)

Nachdem Standard Lüttich in den vergangenen Jahren gegenüber der nationalen Konkurrenz eher das Nachsehen hatte, möchte man unter Trainer Michel Preud’homme Europa daran erinnern, dass Belgien mehr zu bieten hat als nur den RSC Anderlecht oder den FC Brügge. Die nationalen Erfolge 2017/2018, Vizemeisterschaft und Pokalsieg, konnten 2018/2019 in Europa jedoch nicht fortgesetzt werden. In der Qualifikation zur Champions League scheiterte man am späteren Halbfinalisten Ajax Amsterdam und musste somit in die Europa League. Dort hatte man in einer starken Gruppe mit Krasnodar und dem FC Sevilla ebenfalls keinen Erfolg.

Zumindest in der Liga erreichte man in den Playoffs Platz drei. In die damit verbundene Qualifikation zur Europa League musste Lüttich trotzdem nicht. Pokalsieger KV Mechelen wurde aufgrund von Manipulationsvorwürfen aus dem Wettbewerb geworfen und durch den Drittplatzierten der Liga ersetzt. Leichter gemacht wurde es Standard Lüttich damit nicht unbedingt. Mit dem FC Arsenal und Eintracht Frankfurt haben die Belgier zwei schwere Gegner zugelost bekommen.

(Photo JASPER JACOBS/AFP/Getty Images)

Baustelle Defensive

Ebenfalls erschwert wurde die europäische Mission durch zwei Rückschläge auf dem Transfermarkt. Mit Moussa Djenepo (21; 15 Millionen Euro, Southampton) und Razvan Marin (23; 13 Millionen Euro, Ajax) verließen zwei absolute Leistungsträger den Verein. Ihre Produktivität in der Offensive, insgesamt 21 Tore und 15 Vorlagen, wurde jedoch scheinbar gut kompensiert.

Eine große Rolle spielt dabei Neuzugang Selim Amallah (22, 1,5 Millionen Euro, Royal Excel Mouscron). Der Spielmacher verleiht der individuell gut besetzten Offensive in Preud’hommes präferiertem 4-3-3 frische Impulse. Nach sechs Spieltagen ist der Dreier-Angriff des Tabellenführers der Jupiler Pro League in Frühform. Stürmer und Kapitän Renaud Emond (27) hat bereits vier Tore auf dem Konto. Mehdi Carcela-González (30; vier Vorlagen) und Linksaußen Maxime Lestienne (27; drei Tore, eine Vorlage) flankieren den 27-Jährigen und setzen ihn in Szene. Auf der Bank lauern darüber hinaus talentierte Männer wie Nantes-Leihgabe Anthony Limbombe (25), Neuzugang Aleksandar Boljevic (23; Waasland-Beveren) oder einer der Topscorer des Vorjahrs, Paul-José Mpoku (26, acht Tore und fünf Vorlagen 2018/2019).

Nachdem erst vor einem Jahr die Defensive mit Erfolg umgebaut wurde, folgten dort auch diesen Sommer einige Veränderungen. Hinter der eingespielten Doppelsechs um Gojko Cimirot und Samuel Bastien finden sich gleich zwei neue Stamm-Außenverteidiger. Nicolas Gavory (24) kam für drei Millionen Euro aus Utrecht und Mërgim Vojvoda (24) für 1,2 Millionen Euro von Royal Excel Mouscron. Die große Baustelle stellt jedoch die Zentrale dar. Hoffnungsträger und Rückkehrer Zinho Vanheusden (20) hat sich erneut am Knie verletzt und fällt mindestens bis Oktober aus. Da Christian Luyindama (25, 5 Millionen Euro, Galatasaray) sowie Milos Kosanovic (29, Al Jazira) den Klub verlassen haben und Neuzugang Noë Dussenne (27, Mouscron) sich direkt das Kreuzband gerissen hat, muss Preud’homme improvisieren. Aktuell versucht sich Mittelfeldspieler Merveille Bokadi (23) an der Seite von Konstantinos Laifis (27).

Zwischen den Pfosten gibt es ebenfalls eine Neuerung. Guillermo Ochoa (34) ist zu CF America nach Mexico zurückgekehrt. Seinen Platz nimmt mit Arnaud Bodart (21) ein talentierter, allerdings unerfahrener Mann aus der eigenen Jugend ein.

Im Fokus: Zinho Vanheusden

Er sollte nach Vincent Kompany, Jan Vertonghen oder Toby Alderweireld der nächste große Innenverteidiger Belgiens werden. Das war schon in der Jugend von Standard Lüttich zu erahnen, womit auch der ambitionierte Wechsel zu Inter Mailand als 16-Jähriger zu erklären ist.

Dass Vanheusden heute nicht in einem Atemzug mit den eben erwähnten Top-Verteidigern des Landes genannt wird, liegt vor allem an seinen Knien. 2017 riss er sich das Kreuzband und kehrte auf der Suche nach Spielpraxis leihweise nach Lüttich zurück. In der Heimat demonstrierter er postwendend, über welch großes Potential er verfügt. Im Mai folgte allerdings die nächste Knieverletzung, die einen Einsatz vor Oktober nicht möglich macht. Für Standard hatte das sogar etwas Positives, der Klub nutzte die Gelegenheit und machte den verlorenen Sohn für 13 Millionen Euro kurzerhand zum teuersten Neuzugang in der Geschichte der Jupiler Pro League. Ganz aufgegeben hat Inter den groß gewachsenen Abwehrchef allerdings nicht. Die Italiener sicherten sich eine Rückkaufoption in Höhe von 18 Millionen Euro.

Sollte die Knie des 20-Jährigen endlich von Problemen verschont werden, dürfte Vanheusden in der kommenden Europa-League-Saison nicht nur im Visier der Italiener landen.

Prognose

Standard Lüttich könnte durch attraktiven Offensivfußball überraschen und es den Favoriten der Gruppe, Arsenal und Eintracht Frankfurt, insbesondere im Hexenkessel des Maurice Dufrasne Stadions schwer machen. Die Defensive lässt daran Zweifel aufkommen, ist sie nach den Veränderung weder ideal besetzt, noch eingespielt oder erfahren. Acht Jahre nach dem letztmaligen Erreichen der K.O.-Phase müssen sich die Belgier wohl mit dem undankbaren dritten Platz begnügen.

Chris McCarthy

Vitoria SC

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Vitoria SC spielte eine solide Saison 2018/19, die mit Platz fünf im Vergleich zum Vorjahr (Rang zehn) auch ein gutes Ende fand. Das Erreichen der Europa League rundete die Spielzeit dabei besonders ab. Dass die Portugiesen in diesem Jahr allerdings überhaupt in einem europäischen Wettbewerb vertreten sind, hat der Klub einem Ligakonkurrenten zu verdanken: Sporting Lissabon konnte in der vergangenen Saison den portugiesischen Pokal gewinnen, wodurch sich der Verein automatisch für die Europa League qualifizierte. Da der Tabellendritte aber aufgrund der des Abschneidens in der Liga sowieso europäisch gespielt hätte, erhielt die Liga NOS einen weiteren Startplatz für die Qualifikation der Europa League. Nutznießer dessen war der Tabellenfünfte, Vitoria SC.

Nach Ablauf der Saison kehrte Trainer Luis Castro dem Verein nach nur einem Jahr im Amt den Rücken, um beim ukrainischen Meister Shakhtar Donetsk eine neue Herausforderung zu suchen. Auf ihn folgte sein portugiesischer Landsmann Ivo Vieira. Der 43-Jährige setzte sich mich seinem Team in der der Qualifikation zunächst deutlich gegen Jeunesse Esch aus Luxemburg (5:0) und FK Ventspils aus Österreich (9:0) durch, bevor man in den Play-Offs auf Steaua Bukarest traf. Nach einem 0:0 im Hinspiel vor heimischer Kulisse konnten die Portugiesen das Rückspiel in Rumänien mit 1:0 für sich entscheiden und schafften so den Einzug in die Gruppenphase. Dass man nach diesem langen und kräftezehrenden Weg in einer Gruppe mit dem FC Arsenal und Eintracht Frankfurt landete, lässt sich wohl als das Gegenteil von Losglück bezeichnen. 

(Photo MIGUEL RIOPA/AFP/Getty Images)

Viele Optionen in der Offensive

Auf dem Transfermarkt investierte Vitoria im Vergleich zu den letzten Jahren eher wenig und holte hauptsächlich vertragsfreie- bzw. Leihspieler ins Team, die besonders die Offensive neu beleben sollen. Die Kassen wurden in diesem Jahr allerdings auch nicht gerade gefüllt, nur für einen einzigen Spieler erhielten die Portugiesen eine Ablöse. Dieser war zumindest ein gutes Geschäft für den Verein: Tyler Boyd (Linksaußen, 24) wechselte für 2,4 Millionen Euro zu Besiktas Istanbul. Der Amerikaner war 2015 ablösefrei zu den Portugiesen gestoßen und die letzten zwei Jahre größtenteils an andere Vereine verliehen. Schmerzen wird dagegen vor allem der Abgang von Tozé (26), der den Verein nach Ablauf seines Vertrags in Richtung Dubai verlassen hat. Der offensive Mittelfeldakteur gehörte in der vergangenen Saison zum absoluten Stammpersonal und war mit neun Treffern der zweitbeste Torschütze der Portugiesen.

Als Ausgleich für die Abgänge im Angriff verpflichtete Vitoria einige Neuzugänge. Teuerster Transfer in diesem Sommer war dabei Mittelstürmer Bruno Duarte, der für 600.000 Euro von FK Lviv aus der Ukraine geholt wurde. Der 23-jährige Brasilianer hat insgesamt erst 36 Profieinsätze zu verzeichnen, kam aber gleich in den beiden Play-Off-Partien gegen Bukarest zum Einsatz. Mit Leo Bonatini (25, Mittelsturm, Wolverhampton Wanderers), Andre Pereira (24, Mittelsturm, FC Porto) und Lucas Evangelista (24, Offensives Mittelfeld, FC Nantes) wurden darüber hinaus drei weitere Offensivspieler auf Leihbasis geholt, die viel internationale Erfahrung in die Mannschaft bringen.

Der Kader wurde also gerade im Angriff stark verbreitert, was Trainer Ivo Viera für sein bevorzugtes 4-3-3-System einige neue Optionen bietet. 

Im Fokus: Davidson

Davidson (28) ist der wohl wichtigste Akteur in der Offensive von Vitoria. In den vergangenen beiden Spielzeiten verpasste der Linksaußen kein einziges Ligaspiel und hatte im letzten Jahr mit acht Toren und weiteren acht Vorlagen erheblichen Anteil daran, dass sein Klub am Ende auf Rang fünf stand.

(Photo MIGUEL RIOPA/AFP/Getty Images)

Auch in der Europa-League-Qualifikation stach er hervor, stand in allen sechs Partien auf dem Feld und bereitete neben zwei eigenen Treffern auch noch fünf weitere vor. Der Brasilianer überzeugt vor allem durch seine Dribblings sowie seine Geschwindigkeit und ist neben seiner bevorzugten Position auf der linken Außenbahn auch flexibel im offensiven Mittelfeld oder auf der rechten Seite einsetzbar.

Davidson hat einen gut ausgeprägten Torriecher, gleichzeitig aber auch das Auge für den Mitspieler und glänzt daher immer wieder auch als Vorbereiter. 

Prognose

Mit Arsenal und Frankfurt geht es gegen einen Finalisten und einen Halbfinalisten der vergangenen Saison, von denen zumindest die Londoner auch in diesem Jahr zum engen Kreis der Titelanwärter gezählt werden können. Die Portugiesen haben ihren Willen in der langen Qualifikation gezeigt und sollten nicht unterschätzt werden, ein Weiterkommen wären dennoch überraschend.

Jasper Glänzer

(Main Photo by Alex Grimm/Getty Images)


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