Europa League Vorschau – Gruppe G: Porto, Young Boys, Rangers, Feyenoord

13. September 2019 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Am 19. September startet die Gruppenphase der UEFA Europa League! 48 Mannschaften haben sich für diesen Wettbewerb qualifiziert, wieder einmal herrscht eine enorme Bandbreite, große Namen sind ebenso vertreten wie kleinere, unbekannte Teams, die den Reiz dieses Wettbewerbs ausmachen. Wir stellen alle 12 Gruppen detailliert vor!

Gruppe A: Sevilla, APOEL, Qarabag, Düdelingen

Gruppe B: Dynamo Kiew, Kopenhagen, Malmö, Lugano

Gruppe C: FC Basel, Krasnodar, Getafe, Trabzonspor

Gruppe D:  Sporting CP, PSV, LASK, Rosenborg

Gruppe E: Lazio, Celtic, Rennes, Cluj

Gruppe F: Arsenal, Frankfurt, Lüttich, Vitoria SC

Gruppe G: FC Porto, Young Boys, Rangers, Feyenoord

FC Porto

(Letzte Saison: Viertelfinale CL)

In der Gruppenphase der Saison 2018/19 in der Champions League hatte der FC  Porto eine machbare Gruppe. Mit Schalke 04, Lokomotiv Moskau und Galatasaray hatten die Portugiesen keine  Probleme und gewannen die Gruppe mit starken 16 Punkten. Im Achtelfinale traf der FC Porto auf die Roma, setzte sich nach Hin- und Rückspiel in der Verlängerung durch. Im Viertelfinale traf man dann auf den  FC Liverpool – und hatte keine Chance. Nach einer 0:2-Niederlage im Hinspiel verlor man auch im Rückspiel klar mit 1:4. Die Reise im Europapokal endete also für den FC Porto. 

Saisonstart mit Hindernissen

Der FC Porto gilt in Portugal immer als absoluter Titelkandidat. Der Sprung in die Champions League ist dementsprechend auch nur noch Formsache für den Klub, allerdings war das in dieser Spielzeit etwas anders. In der Qualifikation für die Königsklasse gewann man das Hinspiel in Krasnodar mit 1:0, verlor aber das Rückspiel vor heimischer Kulisse mit 2:3. Das war ein großer Rückschlag für den Klub, der sich nun mit der Europa League anfreunden muss. Auch in der Liga war der Auftakt alles andere als gut, gegen Gil Vicente verlor man mit 1:2. Die weiteren drei Spiele konnten aber siegreich gestaltet werden, vor allem das 2:0 gegen Benfica sorgte für Begeisterung. 

Der Transfersommer sorgte wieder einmal dafür, dass viel Qualität abgegeben wurde. Während Spieler wie Galeno (21), José Sa (26) oder Mikel Agu (26) eher zu den Ergänzungsspielern gehörten, sind die Abgänge von Eder Militao (21, Real Madrid), Felipe (30, Atletico), Yacine Brahimi (29, Al Rayyan), Oliver Torres (24, Sevilla) und Hector Herrera (29, Atletico) nur schwer zu kompensieren. 

(Photo by MIGUEL RIOPA / AFP)

Die Neuzugänge sind wieder einmal eher in die Kategorie „kreativ“ einzuordnen. Nun gut, Ivan Marcano (32) kennt man in Porto sehr gut, seine Rückkehr aus Rom war ein so genannter „No-Brainer“. Aber wer kannte Renzo Saravia (26, Racing Club), Luis Diaz (22, Junior FC), Mamadou Loum (22, Braga) oder Agustin Marchesin (31, America), die insgesamt für fast 30 Millionen Euro verpflichtet wurden? Auch Shoya Nakajima (24, Al Duhail), der für 12 Millionen Euro nach Porto wechselte, ist nicht jedem Fußballfan ein  Begriff. Zudem wurde Ze Luis (28) von Spartak verpflichtet, Mateus Uribe (28)  kam vom CF America. Und die Einbindung dieser Spieler dauert natürlich seine Zeit. 

Starke Außenverteidiger, wuchtige Stürmer 

Der ganz große Glanz fehlt beim FC Porto mittlerweile vielleicht, dennoch ist der Kader auf einigen Positionen herausragend besetzt. In der Innenverteidigung stehen mit Pepe (36) und Marcano (32) zwei sehr erfahrene Innenverteidiger zur Verfügung, der junge Diogo Leite (20) gilt als großes Talent. Der Fokus liegt beim Blick auf die Defensive aber auf den Außenverteidigerpositionen. Links steht mit Alex Telles (26) ein hervorragender Akteur im Aufgebot. Der Brasilianer könnte der nächste Spieler sein, der den FC Porto für viel Geld verlässt. 

(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Auf der anderen Seite stehen mit Neuzugang Saravia (26) und Wilson Manafa (25) zwei sehr gut ausbalancierte Spieler im Kader, vor allem gegen Gegner, gegen die der FC Porto das Spiel machen muss, hat sich aber längst Jesus  Corona (26) als Lösung erwiesen. Der gelernte Offensivspieler treibt das Spiel der Portugiesen über die rechte Seite an, kombiniert gut mit  dem Spieler vor ihm, der  entweder Shoya Nakajima oder Romario Baro (19) heißt. Eben jener Baro könnte in dieser Saison eines der Talente sein, das einen großen Sprung nach vorne macht.

Im Mittelfeldzentrum dominiert defensiv natürlich Danilo Pereira. Der 27-jährige ist sehr umtriebig, agiert defensiv sehr vorausschauend und verfügt über ein solides Passspiel. Neben ihm sorgte Hector Herrera immer wieder für Ideen im Spiel nach vorne. Diese müssen nun von anderen Spielern entwickelt werden und das muss sich erst noch einspielen. Im Offensivbereich ruht der Fokus vor allem auf Otavio (24), der im Zentrum als Spielmacher, aber  auch von der Außenbahn als technisch starker, ballsicherer Spieler agieren kann. Im Sturmzentrum ist vor allem viel Physis und Wucht vorhanden. Marega (28), Aboubakar (27) und auch Tiquinho Soares (28) verkörpern diese Elemente. 

Im Fokus: Otavio

Wie bereits angesprochen ist der Brasilianer, der 2014 von Internacional nach Porto wechselte, ein sehr kreativer Spieler. Nach seiner Leihe zu Guimaraes von 2015-2016 blühte Otavio regelrecht auf und steigerte seine Leistungen sukzessive. Bis 2021 steht der 24-jährige noch beim FC Porto unter Vertrag, seine Ausstiegsklausel liegt bei 60 Millionen Euro. Die kommende Saison wird für Otavio enorm wichtig sein, denn mit guten Leistungen kann er entweder einen lukrativen neuen Vertrag aushandeln oder aber für zahlreiche Topklubs ein interessantes Transferziel darstellen.

Prognose

Beim FC Porto funktioniert längst noch nicht alles und die ein oder andere Frage im Kader ist noch offen. Die Favoritenrolle hat die Mannschaft, die sich eher in der Champions League sieht, in dieser Gruppe aber definitiv inne. Es ist davon auszugehen, dass Trainer Conceicao dem ein oder anderen Youngster eine Chance geben wird, der Gruppensieg ist dennoch zu erwarten.

Manuel Behlert

Young Boys

(Letzte Saison: Gruppenphase CL)

Glanzstunde bei Champions League-Premiere

Die erste Meisterschaft nach 32 Jahren wurde beim BSC Young Boys im Sommer 2018 ausgiebig gefeiert – und gab Auftrieb: Auch im Folgejahr wurde man mit 20 Punkten Vorsprung deutlich vor dem FC Basel Meister.  
Die Euphorie nahm man schon zu Beginn der Spielzeit 2018/19 mit, gegen Dinamo Zagreb gelang in den Play-Offs die erstmalige Qualifikation für die Gruppenphase Champions League.

Dort war der Berner Sportclub in einer Gruppe mit Juventus Turin, Manchester United und dem FC Valencia größter Außenseiter und tat sich erwartungsgemäß schwer. Nach fünf Spielen war man mit nur einem Punkt bereits ausgeschieden, aber dann folgte eine ganz besonderes Erlebnis: Im eigenen Stadion wurde der große Favorit Juventus Turin mit 2:1 bezwungen. Es war ein versöhnlicher Abschluss des kurzen Champions-League-Abenteuers.  

Starabgänge und Stotterstart  

Zu Beginn dieser Spielzeit misslang die Qualifikation für die Champions League. Wegen der Auswärtstor-Regel reichten zwei Unentschieden gegen Roter Stern Belgrad nicht für die Gruppenphase, sodass der Schweizer Meister in der Europa League startet. In der Liga läuft es etwas besser, die Bilanz von vier Siegen und zwei Remis nach sechs Partien ist zwar gut, momentan steht man aber einen Punkt hinter dem FC Basel auf Rang zwei. Zum Vergleich: Die vergangene Saison verbrachte Bern ab dem zweiten Spieltag durchgehend an der Spitze.

Ein Grund für die noch nicht optimale Ausbeute: Im Sommer gingen mit Djibril Sow (22) und Kevin Mbabu (24) zwei Stützen der ersten Elf. Sow war im zentralen Mittelfeld gesetzt, verließ den Club für neun Millionen Euro zu Europa-League-Konkurrent Eintracht Frankfurt. Dort trifft er auf Berns Ex-Trainer Adi Hütter, der 2018 die vielumjubelte Meisterschaft einfuhr. Auch Kevin Mbabu wechselte für rund neun Millionen Euro in die Bundesliga, spielt nun hinten links beim VfL Wolfsburg, der ebenfalls in der Europa League startet.

Die Abwehr wurde im Gegenzug mit Cédric Zesiger (21) von den Grasshoppers Zürich verstärkt. Fabian Lustenberger (31) kam aus der Bundesliga von Hertha BSC, genauso wie Frederik Sörensen (27) auf Lehbasis vom 1. FC Köln. Beide Bundesliga-Neuzugänge sind in der Innenverteidigung derzeit Stammspieler, Lustenberger führte das Team bereits als Kapitän auf den Platz. Im Mittelfeld kamen die jungen Talente Martins Perreira (22) von Olympique Lyon und Marvin Spielmann (23) vom FC Thun, beide kosteten jeweils zwei Millionen Euro. Ein weiterer Neuzugang aus der Bundesliga ist Vincent Sierro (23) vom SC Freiburg. Der Schweizer kostete 1,5 Millionen Euro und ist im defensiven Mittelfeldzentrum bereits gesetzt.  

(Photo by Srdjan Stevanovic/Getty Images)

Nachdem die Young Boys in der Meistersaison meist im 4-4-2 spielten, sind sie, was die Formation angeht, scheinbar flexibler geworden. Mit dem 4-3-3 und schnellen Außenstürmern ist eine offensivere Variante hinzugekommen. Bern-Coach Gerardo Seoane lässt auch ab und zu im 4-2-3-1 spielen. Beide Systeme sind innerhalb eines Spiels anwendbar, können je nach Situation wechseln. 
Betrachtet man den Trend der gespielten Formationen in der Liga, wird Bern künftig im 4-3-3 spielen und immer wieder ins etwas defensivere 4-2-3-1-System rotieren. Schnelle Außenstürmer wie der kleine, wendige und torgefährliche Roger Assalé (25), sind für diese Formation eine Grundvoraussetzung.

Im Fokus: Jean-Pierre Nsame

Der Mittelstürmer ist die Anspielstation für die Außenstürmer, und fühlt sich im aktuellen System offensichtlich wohl: In sechs Ligaspielen erzielte der Kameruner sechs Treffer und legte einen weiteren auf.  

Auffällig: All seine Tore erzielte er in den vergangenen vier Partien, als Seoane im neuen System mit zwei Außenstürmern spielen ließ. Nsame profitiert von deren Vorlagen und schaltet sich auch ins Kombinationsspiel ein. Mit 1,88 Meter Körpergröße ist er zudem ein willkommenes Ziel für Flanken. Bereits vergangene Saison hatte der 26-Jährige mit 15 Ligatoren und sechs Vorlagen großen Anteil am Titel.  

Prognose

Die Young Boys sind auch in dieser Spielzeit gut aufgestellt, aber noch fehlt ihnen die Konstanz. Der FC Porto ist Favorit der Gruppe, im Kräftemessen mit den Glasgow Rangers und Feyenoord ist das Weiterkommen aber das Ziel. Der Berner Sport Club hat mit attraktivem Offensiv-Fußball die Voraussetzungen, die Gruppenphase meistern. Auch danach könnten die Schweizer mit viel Power überraschen. 

Piet Bosse

Rangers

(Letzte Saison: Gruppenphase EL)

Nachdem die Qualifikation für die Europa League in der letzten Saison gelang, hatten die Glasgow Rangers eine durchaus komplizierte Gruppe zu bewältigen. Am Ende landeten die Schotten trotz einiger guter Auftritte nur auf Platz 3 und konnten nicht im Europapokal überwintern.

Neue Saison, neues Glück

Doch für die Mannschaft von Trainer Steven Gerrard waren die Erfahrungen dennoch sehr wichtig. Die Rangers hatten und haben noch immer einige junge Spieler im Kader, die Veränderungen in der Zusammenstellung der Mannschaft laufen weiter. Entsprechend hoch war die Fluktuation auf dem Transfermarkt. Spieler wie Daniel Candeias (31), Lee Wallace (31), Lee Hudson (27), Kyle Lafferty (31) oder Gareth McAuley (39) haben den Klub verlassen, einige neue Spieler wurden verpflichtet. 

Andy King (30) wurde von Leicester City ausgeliehen und soll das Mittelfeldzentrum stärken. Linksaußen Brandon Barker (22) kam von der U23 von Manchester City,  einige Spieler wie Steven Davis (34, Southampton)  oder  Jordan Jones (24, Kilmarnock) kamen ablösefrei. Die zwei Toptransfers für Steven Gerrard waren sicher Filip Helander (26, Boologna, 3,9 Mio.) und Ryan Kent (22, Liverpool, 7,5 Mio.). Beide erhöhen die individuelle Qualität enorm, Kent spielte zudem schon in der Vorsaison auf Leihbasis für den Klub.

(Photo by Ian MacNicol/Getty Images

Der Saisonauftakt lief für die Rangers insgesamt nach Plan, drei Spiele konnte man in der Liga gewinnen, lediglich das wichtige „Old Firm“ gegen Celtic verlor man mit 0:2. In der Qualifikation zur Europa League spielte man sehr souverän. Gegen St. Joseph’s (4:0, 6:0) hatte man keine Probleme, gegen Niederkorn (2:0, 0:0) ebenfalls nicht. Auch die Dänen aus Midtjylland (4:2, 3:1) wurden souverän bezwungen, lediglich gegen Legia Warschau (0:0, 1:0) musste man lange zittern. Nun unternimmt die Gerrard-Elf in der neuen Saison einen erneuten Anlauf,  um in die K.O.-Runde einzuziehen. 

Mehr Qualität, mehr Möglichkeiten

Steven Gerrard lässt seine Mannschaft gerne in einem 4-3-3-System spielen, aber auch ein 4-4-2 oder eine Art 4-1-4-1 hat man bei den Rangers im Repertoire. Mit 29 Spielern im Kader und einer homogen zusammengestellten Mannschaft sind genügend Möglichkeiten vorhanden, um auf verschiedene Spielsituationen reagieren zu können. Gerrard hat sich bisher zwar noch nicht als genialer Taktikfuchs erwiesen, durchläuft aber ebenso wie seine Mannschaft eine kontinuierliche Entwicklung und lernt mit zunehmender Dauer an der Seitenlinie.

Die Innenverteidigung erlebt durch den Schweden Hellender einen frischen Impuls. Connor Goldson (26) und auch der junge Nikola Katic (22) sind ebenfalls sehr robuste zentrale Verteidiger. Diese Zweikampfstärke und die enorme Physis von Defensivspielern gehört in Schottland einfach dazu, solche Spieler sind grundsätzlich als Publikumslieblinge zu bezeichnen. Führungsspieler in der Defensive ist natürlich Kapitän Tavernier (27), der als Rechtsverteidiger eingesetzt wird. Auch er ist zweikampfstark, schaltet sich aber auch häufig ins Spiel nach vorne ein, schlägt gute Flanken.

(Photo by Mark Runnacles/Getty Images)

Im Mittelfeldzentrum ist vor allem viel Erfahrung vorhanden. Einen klassischen Spielmacher gibt es im System von Gerrard nicht,  aber vor allem Scott Arfield (30) bringt viel Dynamik mit und initiiert zahlreiche Angriffe. Vor allem aber ist das Mittelfeld sehr laufstark. Auf den Flügeln stehen mit dem bereits  angesprochenen Rückkehrer Kent und Sheyi Ojo (22) zwei schnelle, dribbelstarke Spieler im Kader, die den Mittelstürmer einsetzen sollen. Das ist zumeist Alfredo Morelos (23), der gleichermaßen torgefährlich und ein Risikofaktor ist. Denn Morelos ist, vorsichtig formuliert, ein echter Hitzkopf und steht häufig nicht vor vor einem Platzverweis, sondern kassiert diesen auch. 

Im Fokus: Jermain Defoe

Neben Alfredo Morelos ist Jermain Defoe der zweite hochkarätige Mittelstürmer.  Ja, Defoe ist mittlerweile schon 36 Jahre alt, aber er kann noch immer das, was er im Verlauf seiner Karriere stets am besten konnte: Tore erzielen. Die Leihgabe vom AFC Bournemouth zeigte schon zu Beginn der Saison, wie wichtig er sein kann. Defoe war in 9 Pflichtspielen an 6 Treffern direkt beteiligt,  erzielte in der Liga drei Treffer in 151 Minuten. Sein Torriecher und seine Erfahrung werden der Mannschaft weiterhelfen. 

Prognose

Die Glasgow Rangers sind in der Gruppe G kein Favorit, haben ihre Qualität aber erhöhen können und wollen zeigen, dass sie eine Entwicklung durchlaufen haben. Interessant werden die Spiele in der Gruppenphase definitiv und wenn defensiv die nötige Stabilität hergestellt werden kann, ist das Schielen auf Platz 2 durchaus realistisch.

Manuel Behlert

Feyenoord

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Die letzte Saison begann mit einer dicken Überraschung: In der Europa League-Qualifikation scheiterte der Meister von 2017 am slowakischen Erstligisten AS Trencin. Auf eine krachende 0:4-Pleite im Hinspiel folgte im heimischen „de Kuip“ nur ein 1:1. Nachdem man im Vorjahr noch in der Champions-League-Gruppenphase vertreten war, mussten die Niederländer 2018/19 auf internationalen Fußball verzichten.  

In der Liga lief es etwas besser. Dank weitestgehend konstanter Leistungen erreichte man am Ende den dritten Rang, erreichte somit wieder die Europa League-Quali. Trotz der guter Bilanz gab es am Saisonende eine Überraschung: Meistertrainer Giovanni van Bronckhorst (44) verließ den Club nach vier insgesamt erfolgreichen Jahren. So steht Feyenoord nun am Beginn einer neuen Ära.

Feyenoord: Neuer Trainer, altes System

Auf Giovanni van Bronckhorst folgte Jaap Stam (47). Der frühere Innenverteidiger von Manchester United und AC Mailand war zuvor beim Ligakonkurrenten PEC Zwolle tätig.  
Die erste Hürde meisterte der Neu-Coach. Anders als im Vorjahr überstand Feyenoord die Qualifikation zur Europa League und setzte sich gegen Dinamo Tiflis aus Georgien sowie das israelische Hapoel Beer Sheva durch. Der Ligastart verlief durchwachsen, nach drei Remis zum Start folgte im vierten Spiel der erste Sieg.  

Der holprige Start hat gute Gründe: Mit Jeremiah St. Juste (22) und Tony Vilhena (24) verließen zwei Stammkräfte den Verein. Während der französische Innenverteidiger St. Juste zum FSV Mainz 05 ging, schloss sich Vilhenja dem FK Krasnodar an. Beide waren in Rotterdam gesetzt und in ihrem jungen Alter noch entwicklungsfähig, stellen sportlich also einen deutlichen Verlust da. Der Trost: Beide brachten jeweils neun Millionen Euro ein.   
Der Königstransfer gelang Feyenoord kurz vor der Deadline: Als St. Juste-Ersatz konnte der Argentinier Marcos Senesi (22) verpflichtet werden. Der Argentinier kommt für sieben Millionen Euro von San Lorenzo. Die Verteidigung wurde zudem durch den ausgeliehenen Rick Karsdorp (24) und Edgar Ié (25) verstärkt, beide sind bereits unter Stam gesetzt.  

Die vielversprechendste Offensiverstärkung ist Luciano Narsingh (28), der Rechtsaußen kommt ablösefrei von Swansea aus der zweiten englischen Liga. Der Niederländer kam bislang in allen acht Pflichtspielen zum Einsatz, steuerte ein Tor und einen Assist bei. Narsingh ist gelernte Außenstürmer, flexibel und spielte zuletzt im Sturm.

(Photo by TOM BODE/AFP/Getty Images)

Taktisch hält Stam am altbewährten 4-3-3 fest, Feyenoord soll über die schnellen Außenbahnspieler in das letzte Drittel kommen und die Situationen spielerisch lösen. Das wichtigste Element ist also das Tempospiel, unter Giovanni van Bronckhorst gab es einen ähnlichen Plan.

Das einzige Problem: Stam hat seine Stammelf noch nicht gefunden, rotiert bisher in allen Mannschaftsteilen. Im Angriff kristallisieren sich mit Luciano Narsingh, Luis Sinisterra (20), Steven Berghuis (27), Sam Larsson (26) und Orkan Kökcü (18) einige Spieler heraus, die auf den Positionen wechseln. Taktische Variabilität schlägt sich bei Feyenoord also auch auf das Positionsspiel nieder.  

Player to watch: Orkun Kökcü

Dass der junge Mittelfeldspieler Feyenoord viel Freude bereiten kann, wurde schon im Dezember 2018 deutlich, als der damals 17-Jährige zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde und in 45 Minuten ein Tor erzielte sowie ein weiteres vorbereitete. Fortan kam der Türke in der vergangenen Saison in zehn weiteren Ligaspielen zum Einsatz, erzielte zwei Tore und gab drei Vorlagen. In der aktuellen Spielzeit kommt er unter Jaap Stam bislang regelmäßig zum Einsatz.  

Mit seinen erst 18 Jahren ist er schon ein fester Bestandteil der Mannschaft und im Zentrum an vielen Offensivaktionen beteiligt. In der Europa-League-Qualifikation und in einigen Ligapartien spielte er im offensiven Mittelfeld hinter den drei Stürmern. Im Play-Off-Spiel gegen Haopel Beer Sheva erzielte er ein Tor. Mit seiner Unbekümmertheit und dem Mut für besondere Aktionen wird er das Angriffsspiel in Zukunft beleben.

Prognose

Feyenoord setzt auf die Jugend, der aktuelle Kader ist im Schnitt jünger als 25. Im Team steckt viel Potential, gerade im Angriff ist Rotterdam sehr flexibel. Das derzeit größte Manko ist die mangelnde Erfahrung. Der FC Porto ist in der Gruppe klarer Favorit. Gemeinsam mit Young Boys Bern und den Glasgow Rangers duelliert sich Feyenoord um Platz zwei, was ein schwieriges Unterfangen werden dürfte.

Piet Bosse

(Main Photo MIGUEL RIOPA/AFP/Getty Images)


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