Europa League Vorschau – Gruppe L: ManUtd, Astana, Partizan, Alkmaar

18. September 2019 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Am 19. September startet die Gruppenphase der UEFA Europa League! 48 Mannschaften haben sich für diesen Wettbewerb qualifiziert, wieder einmal herrscht eine enorme Bandbreite, große Namen sind ebenso vertreten wie kleinere, unbekannte Teams, die den Reiz dieses Wettbewerbs ausmachen. Wir stellen alle 12 Gruppen detailliert vor!

Gruppe A: Sevilla, APOEL, Qarabag, Düdelingen

Gruppe B: Dynamo Kiew, Kopenhagen, Malmö, Lugano

Gruppe C: FC Basel, Krasnodar, Getafe, Trabzonspor

Gruppe D:  Sporting CP, PSV, LASK, Rosenborg

Gruppe E: Lazio, Celtic, Rennes, Cluj

Gruppe F: Arsenal, Frankfurt, Lüttich, Vitoria SC

Gruppe G: FC Porto, Young Boys, Rangers, Feyenoord

Gruppe H: Ludogorets, ZSKA  Moskau, Ferencvaros, Espanyol

Gruppe I: VfL Wolfsburg, Saint-Etienne, KAA Gent, Olexandriya

Gruppe J: AS Rom, Gladbach, Basaksehir, Wolfsberg 

Gruppe K: Besiktas, Braga, Wolverhampton, Bratislava

Gruppe L: Man. United, Astana, Partizan, Alkmaar

Manchester United

(Letzte Saison: Viertelfinale CL)

Der englische Rekordmeister landete in der letzten Champions-League-Saison mit Juventus Turin, dem FC Valencia und Young Boys Bern in einer Gruppe. Am Ende schafften es die Engländer (noch unter Ex-Trainer José Mourinho) sich durch den zweiten Platz für das Achtelfinale zu qualifizieren. Am letzten Spieltag hätte wegen der überraschen Niederlage von Juventus in Bern noch der Sprung auf den ersten Platz gelingen können, doch diese Chance verspielte man durch einen völlig harmlosen Auftritt in Valencia (1:2)a.

So trafen die „Red Devils“ als Außenseiter unter dem neuen Coach Ole Gunnar Solskjaer auf Paris Saint-Germain. Das Hinspiel bestätigte diese Einschätzung, im Old Trafford setzte sich der französische Meister problemlos mit 2:0 durch. Eine dezimierte United-Truppe (mit zahlreichen Spielern aus der eigenen Jugend) drehte dann allerdings sensationell dieses Ergebnis in Paris (3:1) und kam doch noch weiter. In der Runde der letzten Acht erwies sich dann aber der FC Barcelona als zu stark (1:0, 3:0).

CL-Quali leichtfertig verspielt

Als die Vereinslegende Solskjaer den Verein im Dezember übernahm, betrug der Rückstand auf den vierten Platz mehr als zehn Punkte. Das Team hatte unter Mourinho in der Vorrunde zahlreiche Spiele verloren, von einer Teilnahme in der Königsklasse sprach zu jenem Zeitpunkt keiner im roten Teil von Manchester. Doch unter dem Norweger legte die Mannschaft eine furiose Aufholjagd hin und hatte dann im Frühling tatsächlich eben jene Platzierung inne. Durch diesen Lauf sowie dem nicht für möglich gehaltenen Weiterkommen gegen PSG war eine Festanstellung für den vorherigen Interimscoach in trockenen Tüchern.

Gegen diese Entscheidung sprach im März recht wenig, doch die langfristigen Auswirkungen hatte man sich im Verein sicher anders vorgestellt. Das Team verlor ausgerechnet ab da an – auch bedingt durch zahlreiche Verletzungen (alleine im Heimspiel gegen Liverpool musste Solskjaer beispielsweise in der ersten Hälfte drei (!) Mal wechseln) – völlig seine Form und gewann von den letzten neun Partien lediglich zwei Spiele.

Da auch die Konkurrenz nicht wirklich durch Konstanz bestach, bestand vor den letzten beiden Spielen gegen die bereits feststehenden Absteiger Huddersfield und Cardiff noch immer die Chance auf den vierten Platz. Dafür hätten rückblickend sechs Punkte genügt. United holt gegen die beiden heutigen Zweitligisten genau einen Zähler und darf daher verdientermaßen in diesem Jahr in der Europa League ran.

(Photo by Pakawich Damrongkiattisak/Getty Images)

Keine Balance bei den Transfers

Solskjaer kündigte während der sportlichen Misere in der Endphase der Saison 2018/19 bereits an, dass einige Spieler nicht mehr ein Teil des Kaders sein werden, wenn er „mit dem Verein Erfolg haben wird.“ Dieser Ansatz erscheint durchaus sinnvoll, tummelten sich doch noch einige Spieler aus den wenig glücklichen Amtszeiten von David Moyes, Louis Van Gaal oder José Mourinho im Verein, welche wenig Chancen auf Einsätze hatten, dafür umso eher das Gehaltsgefüge belasteten.

Allen voran ist hier Alexis Sanchez (29) zu nennen, den es auf Leihbasis zu Inter für ein Jahr zieht. Das Engagement, welches gerade einmal eineinhalb Jahre dauerte, kann man aus heutiger Perspektive getrost als den größten Flop der Premier League-Geschichte bezeichnen. Gerade einmal drei Tore erzielte der Chilene, der zu jenem Zeitpunkt der bestbezahlte Spieler der ganzen Liga war. Mit Romelu Lukaku (26) lief es sportlich zwar deutlich besser, dennoch wurden der Anhang und vor allem Solskjaer nie wirklich warm mit dem Belgier, den es ebenso wie Sanchez zu Inter zog (für 65 Millionen Euro Ablöse).

Nach zehn Jahren im Verein verließ ebenso Kapitän Antonio Valencia (33/LDU Quito/ablösefrei) die „Red Devils“ in Richtung seiner Heimat. Fast genauso lange war Chris Smalling in Verein (29/AS Roma), welcher nach seiner einjährigen Leihe jedoch zurückkommen könnte. Kein Zurück gibt es hingegen für Matteo Darmian (29/Parma Calcio/1,5 Millionen Euro), welcher aber sportlich schon länger keine Rolle mehr spielte. Umso schwerer wiegt dafür der Verlust von Publikumsliebling Ander Herrera (29/Paris Saint-Germain/ablösefrei).

Dies ist bei dem Basken vor allem der Fall, weil er im sowieso dünnen Mittelfeld eine Lücke reißt, die nicht geschlossen wurde. Zudem hat der Klub sich bereits im Winter von Marouane Fellaini (31/SD Luneng/7,5 Millionen Euro) getrennt und schon damals keinen Ersatz verpflichtet. Die Neuzugänge Harry Maguire (26/Leicester City/87 Millionen Euro) und Aaron Wan-Bissaka (21/Crystal Palace/55 Millionen Euro) verhelfen der so brüchigen Defensive zwar enorm weiter, die Lücke in der Zentrale klafft jedoch weiter. Denn sonst verpflichtete United lediglich Daniel James (21/Swansea City/17 Millionen Euro), welcher mit drei Treffern in fünf Spielen einen Traumstart in der Premier League hinlegte.

Ansonsten kehrte Axel Tuanzebe (21) von Aston Villa nach Manchester zurück, die entstandenen Lücken sollen unter anderem auch von James Garner (18), Angel Gomes (18), Tahith Chong (19) und Mason Greenwood (17) geschlossen werden, welche allesamt aus der eigenen Jugend stammen. Solskjaer führt den Umbruch auf die wohl extremste Weise durch, nach den Jahren „teurer Söldner“ könnte dies womöglich der richtige Ansatz sein, jedoch ist es keineswegs garantiert, dass der Norweger hier wie sein sportlicher Ziehvater Sir Alex Ferguson eine zweite „Class of 92“ findet. Für United-Fans könnten es zähe Monate werden, baut man allerdings ein „neues Haus“, ist es ratsam den Vorgänger bis auf das Fundament herunter zu reißen.

Dieses neue Fundament soll nach Solskajers Vorstellungen im kommenden Jahr möglichst in einem 4-2-3-1 System agieren. Schon in der vergangenen Rückrunde verwies der Übungsleiter mehrmals darauf, dass seine Spieler eigentlich nicht die entsprechende Fitness für das laufintensive Pressing besitzen. Nach der Sommer-Vorbereitung klappt zumindest dies in den ersten Spielen der Saison 2019/20 auf den ersten Blick besser. Dafür hapert es enorm im eigenen Aufbauspiel, wenn United den Ball hat und das Spiel gegen tief stehende Gegner machen muss. Dummerweise agieren die meisten Teams im Ligabetrieb eben genauso gegen die „Red Devils“.

Die Defensive um die Neuzugänge um Maguire und Wan-Bissaka, welche zumeist durch Victor Lindelöf (25) und Luke Shaw (24) komplettiert wird, verleiht dem Team bisher jedenfalls mehr Stabilität. Dahinter soll nach wie vor David De Gea (28) den Kasten sauber halten. Der mehrfach zum besten Keeper der Liga gewählte Spanier kämpft allerdings seit Monaten mit Formproblemen und griff zuletzt mehrmals daneben. In der Zentrale hat sich neben Schlüsselspieler Paul Pogba das junge Eigengewächs Scott McTominay (22) langsam aber sicher zum Stammspieler gemausert.

Auf den Flügeln sind momentan Marcus Rashford (21) und eben Neuzugang James gesetzt, während Jesse Lingard (26) mit Andreas Pereira (23) und Juan Mata (31) in der Regel um den Platz des Freigeistes hinter Anthony Martial (23) konkurriert. Mit der Entscheidung, den jungen Franzosen wieder in Sturmmitte zu ziehen (und wieder mit seiner alten Rückennummer 9 auszustatten), dürfte Solskjaer goldrichtig gelegen haben, Martial zeigte in der jungen Spielzeit, dass er aufgrund seiner herausragenden technischen Qualitäten die beste Option für diese Rolle ist. Das Fundament ist somit jung und durchaus vielversprechend, hat sich aber noch lange nicht gefunden. Der Weg in die Königsklasse dürfte äußerst schwer werden. Daher stellt sich zwangsläufig die Frage: Spielen die gerade erwähnten Spieler überhaupt eine große Rolle (zumindest in der Gruppenphase)?

Player to watch: Mason Greenwood

Aus diesen Gründen ist davon auszugehen, dass Solskjaer wenigstens in der Vorrunde viel eher den Youngstern Chancen einräumen wird – und genau daher ist an dieser Stelle der junge Stürmer zu nennen. Viele Beobachter ordnen Greenwood als das größte Talent der ruhmreichen Akademie seit Jahren sein. Der 17-Jährige erzielte in der vergangenen Saison für mehrere U-Mannschaften Uniteds in 30 Spielen 26 Treffer und bereitete acht weitere Tore vor. Folgerichtig wurde er zum „Academy Player of the Year“ gewählt.

(Photo by Lionel Ng/Getty Images)

Greenwood wurde dabei zumeist in der Sturmmitte eingesetzt, aufgrund seiner technischen Fähigkeiten ist aber ebenso auf den Flügeln eine veritable Option. Auf welcher Seite er dabei spielt ist nicht wirklich von Belang – der Angreifer ist in der Tat beidfüßig. In der Vorbereitung und in der Vorsaison konnte man beobachten, dass er Freistöße oder Eckbälle je nach Situation mit dem einen oder anderen Fuß (Andreas Brehme gefällt das) schießt. Angesichts der vermeintlich leichteren Gruppe sollte man davon ausgehen, dass Greenwood seine Einsatzzeiten bekommen wird.

Prognose

Auf den ersten Blick wirkt die Gruppe United durchaus machbar, selbst wenn man eher auf die junge Garde setzt. Alles andere als ein Gruppensieg eine herbe Enttäuschung. Darüber hinaus sollte nicht außer Acht gelassen werden: Der vierte Platz in der Liga dürfte für dieses junge Team sehr schwer zu erreichen sein. Legen die „Red Devils“ diese Saison die Priorität auf die Europa League, gehören sie zum erweiterten Favoritenkreis.

Marius Merck

FK Astana

(Letzte Saison: Gruppenphase EL)

Der FK Astana ist ein Verein aus der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan (ehemals Astana), der erst im Jahr 2009 aus einer Fusion zweier Clubs hervorging. In der Folge konnte man sich sofort im oberen Tabellendrittel etablieren und stellte ab der Saison 2014 jedes Jahr den kasachischen Meister.

In der letzten Europa-League-Saison bewies man, dass man sich trotz international unbekannter Spieler durchaus auch gegen namhafte Konkurrenz behaupten kann. In einer Gruppe mit Stade Rennes, Dynamo Kiew und dem FK Jablonec verpasste man nur knapp den Einzug in die Zwischenrunde und landete mit acht Punkten auf dem dritten Platz.

Anpassungsfähige, flexible Spielweise

Unter Trainer Roman Hryhorchuk spielt die Mannschaft zumeist in einem 4-1-4-1 mit stark einrückenden Flügelspielern. Auf diese Art und Weise sollen in zentralen, offensiven Räumen Überladungen geschaffen werden, um den Gegner unter Druck zu setzen. Der Stürmer, häufig in Person von Dorin Rotariu (24) agiert dabei nicht als klassische Spitze, sondern lässt sich häufig als „Falsche Neun“ fallen, um den einlaufenden Flügelspielern Räume zu öffnen, in die sie durch Tiefenläufe hineinstoßen können.

(Photo VIRGINIE LEFOUR/AFP/Getty Images)

Erwartet Hryhorchuk einen eher druckvoll und hoch pressenden Gegner, weicht er gelegentlich auch auf ein 4-2-3-1 aus. Aufgrund der Doppelsechs in diesem System bieten sich mehr Anspielstationen im Spielaufbau und mehr Möglichkeiten, Pressingsituationen spielerisch auf engstem Raum zu lösen. Rotariu rückt in diesem System in der Regel auf die Position hinter den Spitzen und macht Platz für einen physischen Stürmer, der im Falle eines langen Befreiungsschlags diesen festmachen und auf die nachrückenden Außenspieler ablegen kann. Hryhorchuk ist also keineswegs darauf bedacht sich nur auf das Verteidigen zu konzentrieren und versucht auch gegen mutige, vermeintlich stärkere Gegner, einen gepflegten und ansehnlichen Fußball zu spielen. Die taktische Flexibilität macht sie für die Gegner schwer ausrechenbar, zumal die Formation auch während eines Spiels gelegentlich gewechselt wird.

Gelungene Transfers, dünn besetzte Defensive

Vor der laufenden Saison verlor man den Star der Mannschaft: Patrick Twumasi (25). Der Ghanaer, der zumeist auf dem rechten Flügel eingesetzt wurde, wechselte demnach für 3 Millionen Euro zu Deportivo Alaves, wo er sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Ersetzt wurde er durch Marin Tomasov (32), der ihn sogar mehr als gleichwertig ersetzen konnte – zumal der Kroate mit einer Ablöse von 500.000 Euro ein echtes Schnäppchen war. Außerdem wurde der oben angesprochene Dorin Rotariu (24) ebenfalls erst vor der Saison verpflichtet und sofort perfekt ins System eingebunden. Mit einer Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro, die man an den FC Brügge überwies, war der Rumäne der Königstransfer Astanas.

Etwas vernachlässigt wurde in der Transferperiode jedoch die Defensive. Für die vier Positionen in der Kette hat man lediglich sechs Spieler im Kader, die diese Rolle ausfüllen können. Bedenkt man die anstehende Doppelbelastung und auch die enormen Reisestrapazen aufgrund weiter Flüge bei Auswärtsspielen in der Europa League, kann diese dünne Besetzung zu einem echten Problem für Hryhorchuk werden. Gerade gegen Mannschaften wie Manchester United, die eine enorme individuelle Klasse besitzen, kann es sehr gefährlich mit Spielern anzutreten, die kaum Erfahrung auf einer Position in der Viererkette besitzen.

Im Fokus: Marin Tomasov

Der Star dieser Mannschaft ist ohne Frage der Kroate Marin Tomasov (32). Erst vor der Saison von HNK Rijeka gekommen, schlug er sofort ein und konnte in 24 Ligaspielen zwölf Tore erzielen und weitere 14 vorbereiten. Tomasov wird im Spielsystem Astanas perfekt eingesetzt, sodass er seine Stärken besonders gut einbringen kann. Sowohl im 4-1-4-1 als auch im 4-2-3-1 kommt der Linksfuß auf dem rechten Flügel zum Einsatz, wo er durch einen enormen Zug zum Tor immer wieder Gefahr ausstrahlen kann.

Auf Tomasov, der auch eine Vergangenheit bei 1860 München hat, ruhen eine Menge Erwartungen, auch in der Europa League gegen prominentere Gegner seine Leistung abzurufen. Von seiner Performance ist maßgeblich abhängig, ob die Mannschaft es schafft, Druck vor dem gegnerischen Tor auszuüben.

(Photo JEAN-FRANCOIS MONIER/AFP/Getty Images)

Prognose

In einer Gruppe mit Manchester United, Partizan Belgrad und dem AZ Alkmaar ist die Mannschaft von Roman Hryhorchuk auf dem Papier der klare Außenseiter. In der letzten Europa-League-Saison konnte man die Konkurrenz jedoch ebenfalls überraschen und fuhr satte acht Punkte ein. Auch wenn ein Weiterkommen in dieser Gruppe eher unrealistisch ist, sollten die anderen Teams die Kasachen nicht unterschätzen. Der ein oder andere Punktgewinn würde auch in dieser Gruppe nicht überraschen.

Kilian Thullen

FK Partizan

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Der Klub aus der serbischen Hauptstadt beendete die Saison 2017/18 als Vizemeister des Landes und nahm damit an der Qualifikation für die Europa League teil. Dort musste der FK Partizan einen extrem langen Weg nehmen, welcher letztendlich nicht erfolgreich war. In den ersten beiden Runden hatte man wenig Mühe mit Rudar Pljevlja und FK Riteriai. Danach wartete der FC Nordsjaelland auf die Serben, gegen den dänischen Verein gewann Partizan beide Spiele und zog in die Final-Runde ein. Dort sollte der vierte Gegner in dieser Qualifikation Besiktas, die Türken beendeten in zwei Partien sämtliche Europapokal-Hoffnungen des Klubs.

National nur noch die zweite Geige

Die „Crno-beli“ dominierten wahrhaftig die serbische Liga in den 2000er Jahren. Insgesamt elf ihrer 27 Meisterschaften gewann der Verein seit dem Millenium – unter anderem im Jahr 2003 beispielsweise mit dem deutschen Trainer Lothar Matthäus. Besonders in der letzten Dekade konnte kaum ein anderer Verein der „Parni valjak“ das Wasser reichen, wie die Titel 2008 bis 2013 sowie 2015 und 2017 eindrucksvoll unter Beweis stellen. Dazu gesellen sich beispielsweise vier Pokalsiege in Folge von 2016 bis 2019. Allerdings hatte Partizan zuletzt zwei Mal in Folge das Nachsehen in der Super Liga gegenüber dem verhassten Stadtrivalen Roter Stern, welcher durch diesen Doppelschlag auch wieder den Status als Rekordmeister des Landes wiedererlangte.

Der Stachel dürfte vor einem Jahr aber noch aus anderen Gründen tiefer gesessen haben: Der Erzrivale besiegte in der Qualifikation für die Champions League mit einer sensationellen Aufholjagd Red Bull Salzburg und nahm somit an dem größten Wettbewerbs Europas teil. Dieses Errungenschaft erreichte Partizan das letzte Mal in der Saison 2010/11. Seitdem stand wenigstens ausnahmslos die Teilnahme an der Europa League – bis man eben auf Besiktas traf.

Auch in nationalen Gefilden hatte man 2018/19 deutlich das Nachsehen. In der Super Liga sicherte sich Roter Stern mit überwältigender Dominanz (27 Siege, drei Remis) den ersten Rang, während die „Schwarz-Weißen“ mit 30 (!) Zählern Rückstand lediglich auf dem dritten Platz landeten. In dem recht eigentümlichen System der serbischen Liga ist dies aber noch nicht das Ende der Saison: Die ersten acht Teams qualifizieren sich für die Championship Runde, wo die gesammelten Zähler halbiert werden und jede der acht Mannschaften noch genau ein Mal gegeneinander spielt.

Durch den enormen Vorsprung war die Titelverteidigung des Stadtrivalen nur noch Formsache, Partizan kam selbst in diesem System nicht über den dritten Platz hinaus und musste auch noch dem FK Radnicki den Vorrang lassen. Durch den Pokalsieg konnte man immerhin erst in der zweiten Runde der Europa League-Qualifikation für die Saison 2019/20 einsteigen. Dort setzte sich die Truppe von Trainer Savo Milosevic zunächst problemlos gegen die Connah´s Quay Nomads aus Wales (1:0, 3:0) durch. Anschließend hatten man gegen Yeni Malatyaspor (0:1, 3:2) schon größere Probleme. Letztendlich gelang nach einem Jahr Abstinenz der Einzug in die Gruppenphase, indem Partizan in zwei Spielen gegen Molde FK (2:1, 1:1) bestand.

(Photo by SVEIN OVE EKORNESVAG/AFP/Getty Images)

Zurück an die Spitze?

In diesem Jahr schwingt sich die „Parni valjak“ wieder an, den Status als beste Mannschaft des Landes zurückzuerobern. Dafür wurde die Mannschaft als zahlreichen Ecken und Enden erneuert. Der prominenteste Neuzugang dürfte dabei Takuma Asano (24/Arsenal/1 Million Euro) sein. Weiter kam mit mit Umar Sadiq (22/AS Roma) ein weiterer, durchaus bekannter Akteur für die Offensive auf Leihbasis. Den meisten neutralen Beobachtern dürfte ebenso Lazar Markovic (25/zuletzt vereinslos) ein Begriff sein, welcher sich einst von fünf Jahren in Liverpool durchsetzen wollte und damit trotz aller Vorschusslorbeeren nicht den geringsten Erfolg hatte.

Als weitere Neuzugänge gegen finanzielle Kompensation sind die Talente Petar Gigic (22/FK Macva/150.000 Euro) und Perisa Pesukic (21/Buducnost Podgorica/90.000 Euro) zu nennen. Völlig ohne Ablöse fanden Aleksandar Lutanovic (22/Rad Belgrad), Rajko Brezancic (29/FC Malaga), Bibras Natcho (31/Olympiakos Piräus) und Igor Vujacic (24/Zeta Golubovac) den Weg in die Hauptstadt der Republik Serbien. Weiter kam noch Dominik Dinga (21/Ural Ekaterinburg) per Leihe.

Für diese zahlreichen Neuankömmlinge mussten viele Spieler den Verein verlassen. Ricardo Gomes (27/Sharjah FC/3 Millionen Euro), Svetozar Markovic (19/Olympiakos Piräus/1,5 Millionen Euro) und Ognjen Ozegovic (25/Darmstadt/400.000 Euro) brachten dadurch einige finanzielle Mittel in die Kassen. Daneben ging eine zweistellige Anzahl von Kadermitgliedern in diesem Sommer ohne Ablöse: Dabei sind unter anderem Marc Valiente (31/Sporting Gijon), Armin Djerlek (19/Sivaspor) und Goran Zakaric (26/ohne Verein) hervorzuheben. Dazu beendete die Vereinslegende Sasa Ilic (41) nach neun Jahren im Verein seine Karriere. Ebenso wurde die Leihe mit dem talentierten Danilo Pantic (22/Chelsea) nicht auf eine weitere Spielzeit ausgeweitet.

Mit diesem runderneuerten Kader startete Partizan ansprechend in die neue Spielzeit. Nach sechs Partien belegt der Klub aktuell zwar nur den fünften Rang, allerdings haben die meisten Teams auf den vorderen Plätzen schon mehr Spiele bestritten. Der Bilanz von vier Siegen und zwei Unentschieden steht noch keine Niederlage gegenüber. Milosevic ließ bisher in der Regel in einem 4-2-3-1 System spielen. Dabei hat sich vor allem in der Innenverteidigung mit Strahinja Pavlovic (18) ein hochveranlagter Youngster zum Stammspieler etabliert. Auf den Doppel-Sechs sind ebenso Sasa Zdjelar (24) und Aleksandar Scekic (27) gesetzt, während Neuzugang Natcho etwas mehr Freiheiten vor den beiden Abräumern genießt.

Auf den offensiven Außenbahnen tummelt sich mit Zoran Tosic ein weiterer namhafter Akteur, während im letzten Spiel gegen FK Proleter Novi Sad sein Pendant auf der anderen Seite der eher unbekannte, blutjunge Filip Stevanovic (16) war, der mit drei Toren der bisher beste (!) Torschütze der Mannschaft im Ligabetrieb ist. Im Sturmzentrum ist aktuell der Mann Sadiq zurzeit gesetzt, die Leihgabe aus Rom traf in der Super Liga bereits ebenfalls drei Mal. Die Frischzellenkur scheint Partizan extrem gut getan zu haben, das ausgezeichnete Torverhältnis von 14:3 belegt, dass bereits einige Automatismen greifen.

Im Fokus: Lazar Markovic

An dieser Stelle könnten durchaus schon erwähnten Vereinsjuwelen Stevanovic oder Pavlovic genannt werden. Doch der Werdegang von Markovic war in den letzten fünf Jahren derart bemerkenswert (schlecht), dass hier näher auf den Offensivmann eingegangen werden soll. Um den ersten Dekadenwechsel in diesem Jahrtausend machte der heute 25-Jährige in der Jugend Partizans derart auf sich aufmerksam, dass der portugiesische Rekordmeister Benfica seine Dienste als Teenager sicherte. Nur ein Jahr später war seine Unterschrift dem FC Liverpool 25 Millionen Euro an Ablöse wert.

(Photo by Alex Livesey/Getty Images)

Markovic galt damals als eines der größten Talent auf dem ganzen Kontinent. Doch der Serbe wurde nie mit der Premier League warm, was sich auch nach Leihen zu Fenerbahce, Sporting CP, Hull City und dem RSC Anderlecht nicht änderte. Im Januar ließen die „Reds“ den einstigen Hoffnungsträger ablösefrei zu Fulham ziehen, in London wurde sein Vertrag nach dem Abstieg aus der Premier League nicht mehr verlängert. Nun geht es für Markovic „back to the roots“. Bei seinem Jugendklub Partizan könnte der dribbelstarke Flügelspieler zurück zu jener Form finden, die ihn einst in sämtliche Notizbücher Europas brachte. Allerdings sollte er diese Chance auch nutzen, aktuell steht seine Karriere an einem absoluten Scheidepunkt.

Prognose

Die Serben haben auf den ersten Blick eine durchaus annehmbare Gruppe erwischt. Auf dem Papier wirkt zunächst lediglich Manchester United, wo einst kurzzeitig Routinier Tosic unter Vertrag stand, stärker. Mit Alkmaar und Astana trifft Partizan auf zwei Teams auf Augenhöhe. Sollte die ersten Tendenzen in dieser Spielzeit bestätigt werden und das Team von Milosevic weiter zusammenwachsen, dann dürfte ein Weiterkommen im Bereich des Möglichen liegen. Dafür muss aber dann auch alles passen, die „Crno-beli“ dürfen sich keine Schwächen erlauben.

Marius Merck

AZ Alkmaar

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Der AZ Alkmaar ist zurück in der Europa League! Nachdem man seit der Saison 16/17 nicht mehr an einem internationalen Wettbewerb teilnehmen konnte, sicherte man sich in der über einen vierten Platz in der Eredivisie und einer anschließenden erfolgreichen Qualifikation die Teilnahme an der Europa League.

Auf die junge Mannschaft wartet nun mit Manchester United ein echter Hochkaräter, mit Partizan Belgrad und dem FK Astana jedoch ebenfalls Vereine, die sehr gefährlich werden können.

Neuer Trainer, alte Philosophie

Personell tat sich beim AZ Almaar in der Sommerpause einiges. Der eigentlich erfolgreiche Trainer der letzten Saison, John van der Brom, wechselte zum Saisonende zur Konkurrenz nach Utrecht. Beerbt wurde er von seinem Co-Trainer Arne Slot, der nun die Geschicke von der Bank aus leitet. Wie sein Vorgänger setzt auch er auf ein, für die Niederlande fast schon typisches, 4-3-3. Über hoch schiebende Außenverteidiger und sehr bewegliche Offensivspieler versucht man stets einen hohen Druck aufzubauen. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf einem geduldigen, flachen Aufbauspiel und flüssigen, kleinräumigen Kombinationen im Angriffsdrittel. Mit Fredrik Midtsjö (26) und Teun Koopmeiners (21) verfügt man zudem über sehr kombinationssichere Spieler, die die Offensivspieler mit punktgenauen Pässen füttern. Dani de Wit (21), als Neuzugang von Ajax Amsterdam gekommen, ergänzt das Mittelfeld perfekt, da er ein eher physischer und aggressiver Spieler ist.

(Photo BRUNO FAHY/AFP/Getty Images)

Neben dem 21-jährigen verstärke auch Jordy Clasie (28) das Mittelfeld der Niederländer. Der Spielmacher kam ablösefrei vom FC Southampton und passt mit seinem eleganten Spielstil gut in das System von Arne Slot. Das Trio der niederländischen Neuzugänge komplettiert Zakaria Aboukhlal (19), der für 2 Millionen Euro von der U21 PSV Eindhovens verpflichtet wurde. Aboukhlal gilt als großes Talent und konnte in der laufenden Saison bereits zwei Kurzeinsätze verzeichnen.

Mit diesen Neuzugängen versucht man die Abgänge von den drei zentralen Mittelfeldspielern Marko Vejinovic (29), Adam Maher (25) und Guus Til (21) zu kompensieren. Gerade der Abgang des 21-jährigen wiegt schwer, war letzte Saison doch Kapitän und spielte eine enorm starke Saison. Die 18 Millionen Euro, die sein Transfer zu Spartak Moskau in die Kassen spülte, wurden in die Jugendarbeit investiert.

Fokus auf niederländische Talente

Schon die Transfer dieses Sommers deuten auf ein verstärktes Scouting einheimischer Spieler hin, beim Blick auf den Kader von AZ Alkmaar bestätigt sich dieser Eindruck. Mit Wijndal (19), Koopmeiners (21), de Wit (21), Stengs (20) und Boadu (18) stehen gleich fünf niederländische Spieler regelmäßig in der Startelf, die 21 Jahre oder jünger sind. Das Offensivtrio um Stengs, Boadu und Idrissi (23) ist wohl der spannendste Mannschaftsteil Alkmaars. Alle drei Spieler haben ein enormes Talent und könnten bei einer guten Entwicklung einmal bei einem größeren Verein spielen.

Bei allem Lob muss jedoch ebenso angemerkt werden, dass man mit der Innenverteidigung um Stijn Wuytens (28) und Ron Vlaar (34) eine klare Schwachstelle in der Mannschaft hat. Gerade Wuytens verfügt zwar über Qualitäten im Spielaufbau, er ist jedoch nicht vergleichsweise unbeweglich und langsam. Gleiches gilt für Ron Vlaar, der zwar vieles mit seiner Erfahrung und gutem Stellungsspiel kaschieren kann, in Laufduellen aber ebenso seine Schwäche hat. Gerade gegen flexible und bewegliche Offensivreihen werden sie massive Probleme bekommen, wenn sie in Eins-gegen-Eins-Situationen müssen. Zudem findet sich im Kader der Niederländer kein gleichwertiger Ersatz, falls einer der beiden verletzt oder gesperrt ist.

Im Fokus: Myron Boadu

In einem Kader, der viele spannende Spieler bereithält ist er wohl der spannendste: Myron Boadu. Der 18-jährige ist ein Eigengewächs und steht bereits seit über einem Jahr im Kader der Profis, hatte jedoch immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. In dieser Saison ist er unangefochtener Stammspieler im Sturmzentrum und konnte in den ersten elf Pflichtspielen fünf Tore und sieben Vorlagen beisteuern – für einen 18-jährigen eine enorm starke Quote.

Boadu besticht durch eine starke Technik und Ballverarbeitung, das ihn gepaart mit seiner Dynamik zu einem unangenehmen Gegenspieler macht. Zudem lässt er sich häufiger in den Zehnerraum fallen, um mit seinem Tempo anschließend Druck auf die Kette auszuüben. Lediglich vor dem Tor trifft er gelegentlich falsche Entscheidungen, was für einen 18-jährigen jedoch keineswegs untypisch ist und sich mit zunehmender Erfahrung einstellen wird. Sollte Boadu verletzungsfrei bleiben, hat er eine große Zukunft vor sich.

(Photo THOMAS JOHANSSON/AFP/Getty Images)

Prognose

Das Ziel von AZ Alkmaar wird sicherlich das Erreichen der Zwischenphase sein. Hinter Manchester United als großem Favoriten ist diese Gruppe recht ausgeglichen und offen. Die individuelle Qualität ist jedenfalls definitiv vorhanden, um in dieser Gruppe für Furore zu sorgen. Sollte es Arne Slot gelingen, die Schwächen zu kaschieren und die eigenen Stärken hervorzuheben, ist das Ziel durchaus realistisch. Da der Mannschaft jedoch internationale Erfahrung fehlt und sie noch sehr jung ist, darf man trotz aller Qualitäten nicht zu viel von ihr erwarten.

Kilian Thullen

(Main Photo OLI SCARFF/AFP/Getty Images)


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