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Europareise: Fliegende Fäuste, Fairplay von Bielsa, enge Titelrennen und internationale Spektakel

3. Mai 2019 | Spotlight | BY Damian Ozako

Spotlight | In manchen Ligen sind bereits die ersten Entscheidungen gefallen, während sich in anderen große Dramen anbahnen. Die internationalen Wettbewerbe sind spektakulär wie schon lange nicht mehr und in den vergangenen Wochen gab es einige abstruse Ereignisse. Der April hatte einiges zu bieten, wie unsere 90PLUS-Europareise zeigt.

BVB mit katastrophalen Auftritten

Der April sollte für den BVB der Monat werden, in dem man die entscheidenden Schritte zum Meistertitel macht, doch es wurde zu einem Albtraum für den Klub. Man ging nach dem späten Sieg gegen Wolfsburg als Tabellenführer in das Spitzenspiel gegen den FC Bayern München. Es war kein Gipfeltreffen, sondern eine Machtdemonstration des Rekordmeisters. Man gewann souverän mit 5:0 gegen desolate Borussen. Schon zur Halbzeit stand es 4:0. Man erholte sich von der Niederlage mit Siegen gegen Mainz und Freiburg, um dann letztendlich die nächste Katastrophe zu erleben: Vor eigenem Publikum verlor man das Derby gegen den FC Schalke 04 mit 2:4. Dabei leisteten sich Marco Reus (29) und Marius Wolf (23) direkt zwei Spieler einen Platzverweis. Der Kapitän darf am letzten Spieltag nochmal ran, für Wolf ist die Saison hingegen beendet. Noch ist die Meisterschaft nicht endgültig verloren, aber eine hervorragende Ausgangslage wurde verspielt und Patzer der Münchener wurden nicht ausgenutzt. Ein schwieriger Monat für jeden, der es mit der Borussia hält.

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

PSG: Schlechte Stimmung beim Meister

Paris Saint-Germain wollte nach dem Aus in der Champions League sich schnell die ungefährdete Meisterschaft sichern und im Pokalfinale gegen Rennes das Double feiern. Allerdings schwächelte die Tuchel-Elf bedenklich in den letzten Wochen. Von sechs Pflichtspielen konnte sie nur eines gewinnen (3:1 gegen Monaco. Gegen Straßburg spielte man nur 2:2 und Choupo-Moting (30) sorgte wohl für den Fehlschuss des Jahres, als er den Ball, der sich schon auf der Linie befand, nicht im Tor unterbringen konnte. Gegen Nantes (2:3), Lille (1:5) und Montpellier (2:3) folgten teils herbe Pleiten, die zeigten, dass der Mannschaft ein wenig die Gier abhanden gekommen ist. Im Endspiel des „Coupe De France“ rächte sich dies: Die Mannschaft verspielte eine 2:0-Führung und verlor das Spiel letztendlich nach Elfmeterschießen. Zuletzt gewann PSG den Pokalwettbewerb viermal in Folge. Dementsprechend schlecht ist die Stimmung derzeit beim französischen Meister.

Neymar und Joey Barton schlagen zu

Dass die Nerven teilweise blank liegen, konnte man gut an Neymar feststellen. Nicht nur kritisierte er Teile der Mannschaft öffentlich, er wurde sogar handgreiflich. Als die Spieler nach dem Finale die Tribüne hochgingen, ließ sich Neymar von einem Fan provozieren und schlug ihm ins Gesicht. Ob und wie lange der Brasilianer gesperrt wird, steht noch nicht fest. Mitspieler Dani Alves (34) und Trainer Thomas Tuchel verurteilten die Aktion öffentlich.

Doch Neymar war nicht der einzige, der mit einem solchen Fehlverhalten aufgefallen ist: Joey Barton, der mittlerweile Trainer von Drittligist Fleetwood Town ist, soll angeblich Ex-Hannover-Trainer Daniel Stendel nach dem 0:0 gegen Barnsley angegriffen und dabei sogar Zähne ausgeschlagen haben. Danach wollte er vom Gelände flüchten, wurde aber noch von der Polizei abgefangen. Barton bestreitet die Vorwürfe.

(Photo by Getty Images/Getty Images)

Championship: Norwich steigt auf und Fairplay-Geste von Bielsa

Norwich City ist in die Premier League aufgestiegen. Die Mannschaft vom deutschen Trainer Daniel Falke gewann am vorletzten Spieltag mit 2:1 gegen die Blackburn Rovers und sind damit nicht mehr von einem direkten Aufstiegsplatz zu verdrängen. Zuvor spielte Norwich viermal in Folge Remis und wirkte kurz vorm Saisonende nicht mehr allzu griffig. Nun haben sie es doch geschafft und brauchen am letzten Spieltag nur einen Punkt, um auch als Meister in die Premier League aufzusteigen. Sie liegen drei Punkte vor Sheffield United, das ebenfalls direkt aufsteigen wird.

Deren Aufstieg stand nach dem 1:1 zwischen Leeds United und Aston Villa fest, die beide in den Championship-Playoffs antreten werden. Beim Duell zwischen den beiden Vereinen kam es zu einer kuriosen Szene: Villa-Spieler Kodjia (29) lag verletzt am Boden und es sah so aus als würde Leeds den Ball ins Seitenaus spielen. Die Gäste hörten dann auf zu spielen und Leeds bestrafte das passive Verhalten sofort mit einem Gegentreffer. Danach kam es zu einer Rudelbildung, die in einem Platzverweis für El Ghazi (24) resultierte. Die Spieler und Verantwortlichen von Aston Villa fühlten sich ungerecht behandelt und sahen eine große Unsportlichkeit in der Situation. Leeds-Trainer Marcelo Bielsa war ihrer Meinung und teilte seiner Mannschaft mit, dass sie unmittelbar nach dem Anstoß einen Gegentreffer zulassen sollten. Albert Adomah konnte dann ohne große Schwierigkeiten auf das Tor zulaufen und einschieben. Große Geste von Bielsa und seinem Team!

(Photo by Bryn Lennon/Getty Images)

Meisterschaften im Endspurt

Das Rennen um die Meisterschaften geht in die entscheidende Phase und die ersten Entscheidungen sind bereits gefallen. Der FC Barcelona hat souverän den Titel gefeiert, PSG hat die Ligue 1 mit ein bisschen Verspätung, aber letztendlich ohne einen Hauch von Spannung gewonnen und Juventus Turin hat die achte Meisterschaft in Folge feiern können. In anderen Ländern bleibt es hingegen wohl bis zum Ende spannend. Der FC Bayern und Borussia Dortmund patzen sich regelrecht dem Saisonende entgegen und liegen drei Spieltage vor Schluss nur zwei Punkte auseinander. Das qualitative Gegenteil ist wohl der Titelkampf in England. Dort liefern sich Liverpool und Manchester City ein atemberaubendes Meisterschaftsrennen. Gut möglich, dass Liverpool am Saisonende mit 97 Punkten nur Zweiter wird und City einen Punkt mehr sammeln wird. Beeindruckende Konstanz beider Teams. Der FC Porto hat am vergangenen Spieltag gepatzt und nur 2:2 gegen Rio Ave gespielt. Jetzt liegt Benfica drei Spiele vor Schluss zwei Punkte vorne. In den Niederlanden ist es sogar noch enger, denn dort trennt nur noch das Torverhältnis Ajax und PSV Eindhoven. In Amsterdam sehnt man sich dem 34. Ligatitel und dem ersten seit fünf Jahren entgegen.

Spektakel in der Champions League und die SGE träumt weiter

Doch nicht nur in der Liga befindet sich Ajax auf der Überholspur. In der Champions League konnte nach dem Überraschungserfolg gegen Real Madrid auch Juventus Turin erfolgreich bezwungen werden. Es waren zwei spektakuläre Aufeinandertreffen und mittlerweile dürfte sich halb Europa in den Fußball der ten Hag-Elf verliebt haben. Im Halbfinale müssen sie sich gegen Tottenham durchsetzen, das Manchester City in einem spektakulären Rückspiel besiegte. Nach elf Minuten stand es bereits 2:2 und hatte noch viele weitere Highlights. Strittig war darüber das Tor zum 4:3-Endstand, weil Fernando Llorente (34) den Ball mit der Hand berührte. In der Nachspielzeit erzielte Sterling (24) den vermeintlichen und viel umjubelten Treffer zum 5:3, der City ins Halbfinale gebracht hätte. Der VAR überprüfte das Tor und fand eine Abseitssituation vor. Die Unglücksserie von Guardiola und den Citizens in der Champions League geht also weiter.

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Für Eintracht Frankfurt lebt der Traum von der Europa League weiter. Als letzter deutscher Klub kämpft die SGE um einen europäischen Titel und kämpfte Benfica Lissabon mit viel Leidenschaft nieder. Nach einer 2:4-Pleite in Portugal schossen Kostic (26) und Rode (28) zu einem 2:0-Erfolg in Frankfurt und aufgrund der Auswärtstorregel kann sich die Hütter-Elf im Halbfinale mit dem FC Chelsea messen.

Und sonst so: Der FC Bayern München ist ins DFB-Pokal-Finale eingezogen. Das Viertelfinale gegen Heidenheim wäre dem Rekordmeister fast zum Verhängnis geworden. Mit 5:4 schlug man den Zweitligisten und hätte sich nicht über eine Niederlage wundern dürfen. Defensiv eine indiskutable Leistung, auch wenn man lange Zeit in Unterzahl agierte. – Shane Long (32) hat den schnellsten Treffer der Premier-League-Geschichte erzielt! Nach genau 7,69 Sekunden erzielte er die Führung für Southampton gegen Watford. In der 90. Minute folgte der Ausgleich.. – Köln und Hamburg leiden im Schlussspurt. Der „Effzeh“ hat April nur zwei von möglichen zwölf Punkten holen können und feuerte Trainer Markus Anfang. Der direkte Aufstieg ist angesichts von sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang weiterhin sehr wahrscheinlich. Beim HSV sieht es da schon deutlich schlimmer aus. Die Wolf-Elf konnte zuletzt sechsmal in Folge nicht gewinnen und ist auf den vierten Rang abgestürzt. Ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga ist alles andere als unwahrscheinlich.

(MARCO BERTORELLO/AFP/Getty Images)

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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