Frankfurt vs Salzburg – Traum von 2019 reloaded?

20. Februar 2020 | Vorschau | BY Marius Merck

Vorschau | Die SGE aus Frankfurt begeisterte in der Saison 2018/19 mit einem famosen Lauf bis unter die letzten Vier in der Europa League. Auch in dieser Spielzeit steht die SGE in der K.O.-Runde – und hat nun mit RB Salzburg einen „Absteiger“ aus der Champions League vor der Brust. Beide Teams eint ein personeller Aderlass der jüngsten Wochen und Monate.

Neben der Prognose des Autors gibt auch noch Alice Jo Tietje (Eurosport) ihre Einschätzung zu diesem Aufeinandertreffen ab.

Anpfiff der Partie ist am Donnerstag, 18:55 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Eintracht Frankfurt: Das Gesicht der Europa League 2018/19

Der europäische Lauf der SGE in der vergangenen Spielzeit hat sich in den Vereins-Annalen verewigt. Die Hessen begeisterten in dem Wettbewerb mit erfrischendem Offensiv-Fußball und vor allem großem Kampfgeist. Das Vorstoßen unter die letzten vier Teams in der Europa League war deswegen so beeindruckend, weil Eintracht Frankfurt auf dem Weg dahin zahlreiche „Schwergewichte“ aus dem Weg räumte.

Schon die makellose Ausbeute von 18 Punkten aus sechs Spielen in der Vorrunde ließ angesichts von Gruppengegnern wie Olympique Marseille oder Lazio Rom aufhorchen. In der K.O.-Runde schaltete man dann nacheinander mit Shakhtar Donezk, Inter und SL Benfica allesamt Klubs aus, welche gemeinhin eher in der Champions League zu verorten sind.

(Photo by FILIPPO MONTEFORTE/AFP via Getty Images)

Im Halbfinale zog die Mannschaft von Trainer Adi Hütter im Elfmeterschiessen gegen Chelsea, den späteren Gewinner des Wettbewerbs, denkbar knapp den Kürzeren. Wenn man bedenkt, wie spielend leicht sich die „Blues“ im Finale von Baku gegen Arsenal durchsetzten (4:1), wirkt diese Leistung noch beeindruckender. Die anschließenden Standing Ovations der mitgereisten SGE-Fans standen symbolisch für den unglaublichen Spirit, welchen den Verein in jenen Wochen und Monaten umgab. Dabei stand der Start in die Saison 2018/19 eigentlich unter keinem allzu guten Stern…

Die Frankfurter schlossen die Spielzeit 2017/18 zwar durch den Gewinn des DFB-Pokals (3:1 über den FC Bayern) mit einem riesigen Höhepunkt ab, die Verluste von Spielern wie Lukas Hradecky (Bayer Leverkusen) oder Kevin-Prince Boateng (US Sassuolo) entrissen dem Team aber eigentlich elementare Pfeiler. Diese Abgänge wurden von dem Wechsel von Trainer Niko Kovac zum FC Bayern allerdings noch ein weiteres Mal überschattet.

Der neue Trainer Adi Hütter hatte also mit Problemen zu kämpfen, bewies aber schnell seine Klasse. Im Frühjahr hatte Eintracht Frankfurt dann sogar berechtigte Hoffnungen auf die Qualifikation für die Champions League, dieses Unterfangen scheiterte allerdings hauptsächlich wegen dem langen Verbleib und dem damit einhergehenden Kräfteverschleiß in der Europa League.

19/20: Schwerer Alltag ohne die „Big 3“

Den Lauf aus dem Vorjahr ist vor allem mit der offensiven Dreierreihe verbunden: Ante Rebic, Luka Jovic und Sebastien Hallér. Jeder dieser Angreifer zeigte sehr gute Leistungen, brachte seine Stärken ein und traf regelmäßig. Das weckte natürlich Begehrlichkeiten.

(Photo by FILIPPO MONTEFORTE/AFP via Getty Images)

Jovic, welcher im Vorjahr mit zehn Toren in der Europa League nur um einen Treffer den Titel des Torschützenkönigs verpasste, zog es zu Real Madrid, Hallér folgte dem Ruf der Premier League und schloss sich West Ham an. Rebic schoss die SGE in der ersten Pokalrunde mit einem Dreierpack in Mannheim noch weiter, dann ging es für ihn auf Leihbasis nach Mailand, wo er nach einer monatelangen Reservistenrolle nun langsam aufblüht.

Die großen Einnahmen nutzte Frankfurt vor allem für die Quantität des Kaders, dessen Fehlen sich im Vorjahr in der Endphase deutlich bemerkbar machte. So wurden die bisher ausgeliehenen Martin Hinteregger, Filip Kostic, Sebastian Rode sowie Torhüter Trapp fest verpflichtet. Die entstandenen Lücken im Angriff sollten der ehemalige Wolfsburger Bas Dost und André Silva, welcher im Gegenzug für Rebic auf Leihbasis für zwei Jahre von Milan kam, schließen.

Der Start in die laufende Saison ließ zunächst nicht auf einen Leistungsabfall schließen. Nach dem überragenden 5:1 gegen den FC Bayern sprang man zu Beginn des Novembers sogar auf den fünften Rang und sorgte ausgerechnet mit dieser Leistung für das Aus von Ex-Trainer Kovac in München. Der Kantersieg hatte jedoch genauso negative Auswirkungen für die SGE: Von den restlichen sieben Spielen in der Bundesliga verlor man gleich sechs Stück und teilte sich ein Mal die Punkte.

Hütter und sein Trainerteam schafften es aber über den Jahreswechsel die Mannschaft wieder einigermaßen auf Kurs zu bekommen, vor allem die beiden Siege gegen Leipzig stachen hervor. Das deutliche 0:4 in Dortmund am letzten Freitag trübt dieses Bild jedoch etwas. Aktuell liegt der UEFA-Pokalsieger von 1980 maßgeblich bedingt durch den schwachen Winter nur auf dem zehnten Platz, der Abstand zu den europäischen Plätzen beträgt derzeit fünf Punkte. Somit besteht für die Eintracht erneut die Chance – auch im Hinblick, dass man noch im Pokal vertreten ist – sich zum dritten Mal in Folge für Europa zu qualifizieren.

(Photo by DANIEL ROLAND/AFP via Getty Images)

Der Weg in die KO-Runde

Das Team von Adi Hütter tat sich in der Gruppenphase der Europa League durchaus schwer und kam auch dank einer gehörigen Portion Glück in die Zwischenrunde. Zunächst marschierte die Eintracht souverän durch die Qualifikation gegen den FC Flora (2:1, 2:1). In der folgenden Runde setzte sich der Bundesligist gegen den FC Vaduz (5:0, 1:0) durch. Deutlich mehr Probleme bereitete Racing Straßburg (0:1, 3:0), bevor am Ende die wiederholte Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League stand. Dort warteten in der Gruppe F Arsenal, Standard Lüttich und Vitória Guimares.

Mit drei Siegen und drei Niederlagen gelang der Sprung in die KO-Runde denkbar knapp. Das Highlight in dieser durchwachsenen Gruppenphase war dabei der 2:1-Sieg im Emirates bei Arsenal. Am letzten Spieltag machte es die Mannschaft selbst unnötig spannend: Zuhause verloren die Hessen völlig überraschend mit 2:3 gegen Guimaraes und schafften den Einzug in die nächste Runde nur, weil Lüttich selbst nicht über ein Remis gegen Arsenal hinauskam.

Schlüsselspieler: Filip Kostic

Während die Fußball-Welt im letzten Frühling vornehmlich von den drei Außergewöhnlichen im Sturm sprach, spielte der Serbe eine ebenso fantastische Runde. Bei den „Chaos-Klubs“ in Stuttgart und Hamburg stand der hochveranlagte Flügelspieler häufig in der Kritik, nach dem Absturz des HSV sicherte sich Manager Fredi Bobic seine Dienste auf Leihbasis. Unabhängig davon, ob Hütter sich für ein 3-4-3 oder ein 4-2-3-1 in taktischer Hinsicht entscheidet, Kostic bespielt im Verbund oder auch alleine den linken Flügel der Eintracht mit großem Elan.

Dabei besticht der 27-Jährige häufig gerade dann, wenn das Flutlicht scheint: Sein Führungstreffer gegen Benfica in der letzten Spielzeit ebnete das kleine Fußballwunder, auch gegen Donzek und Chelsea setzte er mit Toren und Vorlagen wichtige Akzente. Kostic befindet sich in den ersten Wochen des Jahres 2020 in absoluter Hochform, was sein Doppelpack im Pokal gegen Leipzig sowie sein Treffer gegen ebenjenen Gegner in der Liga belegen. Gegen Augsburg steuerte beim 5:0 Kantersieg außerdem gleich vier Scorerpunkte bei (zwei Tore, zwei Assists).

Kostic dürfte aktuell der formstärkste Spieler der Frankfurter sein, dementsprechend wird es gegen die Österreicher vor allem auf den Serben mit dem feinen linken Fuß ankommen.

(Photo by DANIEL ROLAND/AFP via Getty Images)

Salzburg: Das „Juve Österreichs“

Gewisse Gesetzmäßigen haben sich im internationalen Fußball in den 2010er Jahren etabliert: Der Meister in Italien ist (fast immer) Juventus, der Titelträger in Portugal kommt (fast immer) aus Lissabon und heißt Benfica – und der Ligaprimus Österreichs kommt aus der Hauptstadt des Salzburger Landes und trägt den Namen eines weltbekannten Energy-Drinks. Im internationalen Fußball treten die Salzburger zwar unter dem Namen FC Salzburg an, die Marke Red Bull ist dennoch unweigerlich mit dem Klub verbunden.

Der Status als „Ausbildungsverein“, welchen die „Bullen“ auch genauso annehmen und proklamieren und mit Spielern wie Naby Keita, Amadou Haidara, Dayot Upamecano oder Erling Håland untermauern, schadet den Salzburgern in nationaler Hinsicht keineswegs: So wanderte die Meisterschaft in der letzten Dekade gleich achtmal in die Stadt an der Salzach.

Diese Periode übertrifft damit sogar die goldenen 1990er Jahre, als der Verein (damals noch unter dem Namen Casino Salzburg) drei Meistertitel errang und 1994 bis ins Finale des EL-Vorgängers UEFA Cup vordrang, wo man allerdings Inter denkbar knapp (0:1, 0:1) unterlag. Auf dem Weg dahin schaltete man unter anderem auch die Eintracht aus Frankfurt aus – den einzigen Treffer zum Salzburger Sieg im Hinspiel erzielte ausgerechnet ein damals 24-jähriger Mittelfeldspieler mit dem Namen Adi Hütter…

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Der heutige Coach des Kontrahenten prägte dann die aktuelle Epoche als Übungsleiter mit dem Double-Gewinn in der Saison 2014/15 entscheidend mit. Die Salzburger Ikone konnte allerdings den damals existenten Königsklassen-Fluch ebenfalls nicht besiegen. Denn zur Belustigung zahlreicher Beobachter schaffte der österreichische Dauermeister nie die Qualifikation für Champions League. Dabei erwiesen sich unter anderem Vereine wie Maccabi Haifa, Hapoel Tel Aviv, Malmö FF oder HNK Rijeka als zu stark. Die Krönung dieses Scheiterns war jedoch das Aus gegen das luxemburgische „Schwergewicht“ Düdelingen in der Saison 2012/13.

Doch nach dem Gewinn des nationalen Titels unter dem heutigen Gladbacher Coach Marco Rose hatten die Salzburger einen zweiten Grund zum Feiern: Die englische Konstellation im letztjährigen Champions League-Finale garantierte dem Klub einen sicheren Startplatz in der Königsklasse – nach elf (!) gescheiterten Anläufen in der Qualifikation. Da es Rose daraufhin in die deutsche Bundesliga zog, übernahm vor der aktuellen Spielzeit Jesse Marsch als Chefcoach.

(Photo by KENZO TRIBOUILLARD/AFP via Getty Images)

Ungeahnte Sympathien & personeller Aderlass

Und so schien sich die Salzburger Serie auch 2019/20 in der Tipico Bundesliga fortzusetzen. Die ersten sieben Spiele unter Marsch wurden allesamt gewonnen, nur in zwei Spielen traf das Team während dieser Phase nicht mindestens fünf Mal. Ähnlich fulminant stellte sich der lang ersehnte Start in der Champions League dar.

Gleich im ersten Spiel in der Red Bull Arena schenkte Salzburg den Gästen aus Genk sechs Treffer ein. Dabei schoss sich ein Youngster in nahezu allen europäischen Notizbücher: Erling Braut Håland knipste bei seinem Debüt in der Königsklasse gleich drei Mal. Die Offensive um die spielstarken Takumi Minamino, Hee-chan Hwang und Dominik Szoboszlai sowie dem Norweger als Fixpunkt sorgte auch bei den nächsten Auftritten für Furore. Die 3:4 Niederlage an der Anfield Road bei Titelverteidiger Liverpool war wahrscheinlich das beste Spiel der gesamten Vorrunde – und der jungen Salzburger Mannschaft flogen auf einmal auch über die Landesgrenzen hinaus gewisse Sympathien zu.

(Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)

Angesicht der vielen Vorbehalte wegen dem Einfluss und vor allem der vereinsinternen Strukturen des über alles schwebenden Konzerns stellte diese Form der Anerkennung ein Novum dar. Trotz dieses fantastischen Auftakts erwiesen sich Liverpool und die SSC Napoli als zu stark für die junge Truppe. Den dritten Platz sicherte sich die Mannschaft von Marsch jedoch äußerst souverän: Nach dem Kantersieg im Hinspiel ließ Salzburg auch im Rückspiel Genk bei dem 4:1-Sieg nicht den Hauch einer Chance.

Durch das internationale Aufsehen rückte logischerweise auch die Youngster in den Fokus anderer Vereine. So war Håland aufgrund seiner absurden Bilanz (28 Tore in 22 Pflichtspielen, alleine acht Treffer in der Champions League) schon nach der Hälfte der Saison nicht mehr zu halten und fand dank einer Ausstiegsklausel den Weg nach Dortmund. Auch Minamino brach seine Zelte in Salzburg ab, nachdem sich Liverpool höchstpersönlich in der CL-Vorrunde von seiner sportlichen Klasse überzeugen konnte. Ebenso verließ Verteidiger Marin Pongracic (VfL Wolfsburg) den Verein im Januar in Richtung Bundesliga.

Der Wegfall dieser drei elementaren Säulen während der laufenden Runde schlug sich sogar auf die nationalen Gefilden nieder: Von den letzten fünf Spielen gewann Salzburg lediglich eine einzige Partie, was in dieser Form wohl seit Jahren nicht mehr vorgekommen ist. Am letzten Wochenende kassierte RB dabei auch die erste Pleite in der Bundesliga in dieser Runde, ausgerechnet gegen den größten Konkurrenten aus Linz. Durch die 2:3-Heimniederlage verlor man gleichzeitig erstmals in dieser Saison die Tabellenführung an den LASK.

Schlüsselspieler: Hee-chan Hwang

Einer der begehrten Youngster, den RB in Januar wenigstens halten konnte, ist der Südkoreaner. Dem Vernehmen nach zeigten die Wolverhampton Wanderers großes Interesse an Hwang, welcher 2018/19 als Leihspieler beim HSV unter Vertrag stand. Nach den Abgängen von Håland und Minamino widerstanden die Salzburger den Wolves und allen weiteren Interessenten aus der Premier League. Asiens Jungspieler des Jahres 2017 besticht vor allem durch seine Vielseitigkeit.

Hwang kann in einer offensiven Dreierreihe alle Positionen bekleiden. Mit seiner Schnelligkeit und exzellenten Technik eignet er sich für beide Flügel, sein guter Abschluss lässt ihn aber genauso eine Option für die Mitte sein. In der laufenden Runde kommt Hwang in 24 Pflichtspielen auf genauso viele Scorerpunkte (neun Tore, 15 Vorlagen). Nach den erwähnten Abgängen sowie der damit verbundenen System-Umstellung des Teams (dazu unten mehr) dürfte Angreifer in der Rückrunde zu mehr Einsätzen im Sturmzentrum kommen – und damit seine Bilanz und die Ablöse für den kommenden Sommer weiter in die Höhe treiben.

(Photo by PAUL ELLIS/AFP via Getty Images)

Expertenmeinung: Alice Jo Tietje (Eurosport)

Wie schätzt du den bisherigen Saisonverlauf der Eintracht auf nationaler sowie auf internationaler Ebene ein?

„Durchwachsen auf beiden Ebenen. Der Saisonstart war eigentlich nicht schlecht, die Saison hat für die Eintracht ja bereits im Juli mit der Europa-League-Quali begonnen. Sowohl international hat man sich durchsetzen, aber auch national hat man einen soliden Eindruck machen können. In der Europa League hat die SGE die europäischen Festspiele gleich in der Quali weitergeführt.

Die Gruppenauslosung mit Arsenal, Lüttich und Guimaraes hat zudem Jubelstürme ausgelöst, doch der Erste Dämpfer folgte mit dem Fanauschluss für die Auswärtsspiele in London und Lüttich prompt. Auch in der Liga zeigte sich mehr und mehr, dass der Abgang von Luka Jovic, Ante Rebic und Sebastian Haller nicht aufzufangen ist. Das klingt vielleicht blöd, aber ein Knackpunkt war sicherlich das 5:1 gegen den FC Bayern.

Es folgten katastrophale sieben Spiele aus denen nur ein Punkt geholt wurden. In der Europa League sorgte der Sieg in London nochmal kurz für Begeisterung und durch ganz viel Glück konnte sich das Team trotz Niederlage gegen Guimares für die Zwischenrunde qualifizieren. Es ist also nicht alles Gold was glänzt.“

In der letzten Spielzeit begeisterte die Eintracht mit einem überragenden Lauf in der Europa League: Besteht die Möglichkeit eine solche Errungenschaft (auch nur annähernd) zu wiederholen?

„Nein, ich glaube nicht, dass so etwas nochmal möglich ist, aber vielleicht ist das so auch gar nicht nötig. Das war ein Teil Frankfurter Geschichte, den wir alle miterleben konnten, das zu wiederholen wird wahnsinnig schwierig. Zumal sich der Kader nun auch geändert hat. Dieses Team aus der EL-Saison 18/19 war ein ganz besonders und die Stimmung zwischen Spielern und Fans ganz speziell.

Einen Moment hervorzuheben ist gar nicht leicht, da es so viele gab. Selbstverständlich ist das erste Bild, das einem in den Kopf kommt von Martin Hinteregger mit den Fans nach dem Halbfinal-Aus gegen Chelsea. Besser kann man diese beidseitige Hingabe nicht beschreiben. Für mich persönlich war es wahrscheinlich das Rückspiel gegen Lissabon. Die Eintracht hatte das Hinspiel 2:4 verloren und stand vor dem Aus. Ich war im Waldstadion und mit einem 2:0-Erfolg zog Frankfurt doch noch ins Halbfinale ein. Die Stimmung war magisch. Aber Gänsehaut ist eigentlich beim Gedanken an jedes dieser Spiel vorprogrammiert.“

Wie bewertest du euren Gegner, der in der Vorrunde der Königsklasse durchaus für Furore sorgen konnte, im Winter dann aber herbe Abgänge (vergleichbar zu eurem Sommer) hinnehmen musste?

„Ganz schweres Los für Frankfurt, trotz der Abgänge. In der Liga hat Salzburg erst am vergangenen Wochenende die erste Niederlage der Saison kassiert und auch die Auftritte in der Champions League haben mir trotz Aus gut gefallen. Natürlich wird das jetzt eine andere Mannschaft sein, weil auch ein Salzburg kann Abgänge wie Haaland und Minamino nicht komplett kompensieren.

Dadurch sind sie aber natürlich auch schwerer einzuschätzen. Angesichts der schwankenden Leistung der Eintracht wird das eine wirklich schwere Nummer. Kommt die SGE in Eintracht-Europa-League-Laune auf den Platz, wird es ein enges Duell. Spielen die Hessen wie gegen Dortmund wird’s übel.“ 

Die RB-Klubs wollen einen gewissen Spielstil verkörpern. Habt ihr durch eure beiden Siege gegen RBL in den letzten Wochen schon die richtige Taktik für den kommenden Gegner gefunden? 

„Naja, das Salzburger-System hat sich ja durch die Abgänge vom klassischen RB 4-4-2 etwas zum 5-3-2 verändert, daher schwer zu sagen. In den Spielen gegen Leipzig hat die Eintracht den Gegner genervt, die Räume eng gemacht und zum richtigen Zeitpunkt die Tor geschossen. Ein gutes Mittel.“

Prognose:

Durch die Abgänge im Winter hat Marsch nach dem Jahreswechsel bisher eine Abkehr von dem RB-typischen 4-4-2 zu einem 5-2-1-2 vollzogen, das neue System benötigt aber noch etwas Zeit. Es ist davon auszugehen, dass Marsch in der Commerzbank Arena dennoch zunächst diese zurückhaltende Ausrichtung wählen wird. Dabei sind vor Torhüter Cican Stankovic in der Regel in dem zentralen Dreier-Verbund Jérome Onguéné, André Ramalho und Maximilian Wöber gesetzt, dies gilt ebenso für den linken Außenverteidiger und Kapitän Andreas Ulmer.

Die Zentrale im Mittelfeld wurde im Spitzenspiel gegen Linz mit Zlatko Junuzovic, Masaya Okugawa und Enock Mwepu besetzt. Gerade die beiden Erstgenannten sind auch gegen die Eintracht in der Startelf zu erwarten, wobei Junuzovic wahrscheinlich einen defensiveren Part übernehmen und der agile Japaner als Schaltstelle für das Umschaltspiel hinter den Spitzen fungieren wird. Die Doppelspitze dürfte von dem bereits oben genannten Hwang sowie Patson Daka gebildet werden.

Die Gastgeber operieren in dieser Spielzeit meistens in einem 4-2-3-1, in welchem vor Torhüter Trapp mit großer Wahrscheinlichkeit David Abraham die Abwehr dirigieren wird, Hinteregger fehlt im Hinspiel gesperrt. Eine Doppel-Sechs bestehend aus Sebastian Rode und Stefan Ilsanker (einem weiteren ehemaligen Salzburger) soll dem Salzburger Mittelfeld entgegenwirken. In dieser Formation könnten gerade die Flügel der SGE aufgrund der dort anzunehmenden Überzahl zu einer entscheidenden Waffe werden, sollte Salzburg tatsächlich mit einer Fünfkette antreten. Vor allem der formstarke Kostic könnte die Gäste deswegen vor große Probleme stellen.

(Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Die Form spricht derzeit ebenso für die Frankfurter, welche gegen die konterstarken Gegner einen ähnlich hellwachen Auftritt hinlegen müssen, wie gegen die taktisch vergleichbaren Leipziger. Salzburg hat nämlich in der Champions League auch gegen „größere Kaliber“ bewiesen, dass man stets im Stande ist, einen eigenen Treffer auch in der Fremde zu erzielen.

Berücksichtigt man alle genannten Faktoren, so ist Frankfurt vor dieser Zwischenrunde als leichter Favorit zu erachten. Gerade mit dem fantastischen Publikum im Rücken bestehen gute Chancen, gegen aktuell nicht derart souveräne Gäste ein formidables Ergebnis zu erzielen. Schaffen es die Gastgeber durch eine hochkonzentrierte Vorstellung die Räume für die Österreicher eng zu machen und wenig Gelegenheiten zum Konterspiel zu geben, dann könnte einmal mehr eine magische Euopapokal-Nacht in der Commerzbank Arena anstehen.

Mögliche Aufstellungen

Frankfurt: Trapp – Touré, Abraham, Hasebe, N´Dicka – Ilsanker, Rode – Chandler, Sow, Kostic – Paciencia

Salzburg: Stankovic – Farkas, Onguéné, Ramalho, Wöber, Ulmer Mwepu, Junuzovic – Okugawa – Daka, Hwang

Weitere Vorschauen zur KO-Phase im Europapokal.

(Photo by Clive Mason/Getty Images)

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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