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Isco: Unzufrieden, wenig Spielzeit – Was bedeutet das für die Zukunft?

4. Februar 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Schon während seiner Zeit beim FC Malaga versprühte Offensivspieler Isco Alarcon Spielfreude pur, begeisterte die Zuschauer mit seinen Ideen, seiner Kreativiät, seiner Finesse. Nach dem Wechsel zu Real Madrid entwickelte sich seine Karriere positiv – bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Nun steht seine Zukunft bei den „Königlichen“ in den Sternen. Warum eigentlich?

Effizienz, Raffinesse und sukzessive mehr Verantwortung

Schon seine Debütsaison bei Real Madrid 2013/14 war beeindruckend. Isco durfte von Beginn an häufig spielen, war schnell ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft und sammelte über 3000 Spielminuten, war insgesamt an 20 Treffern beteiligt. Seine Vielseitigkeit war ein Pluspunkt, Isco konnte in jeder Ausrichtung und auf verschiedenen Positionen eingesetzt werden. Auch wenn er kein Tempodribbler ist, kann er auf der Außenbahn eingesetzt werden, löst dort enge Situationen mit Raffinesse, einer guten Übersicht und einem sicheren Passspiel.


(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Auch wenn er 2013/14 nur selten auf der Außenbahn spielte, zeigte er keine Anpassungsschwierigkeiten. 2014/15 erhielt er noch mehr Spielzeit, übernahm mehr Verantwortung, wurde noch mehr in das Spiel eingebunden und legte mit 19 Torbeteiligungen erneut eine gute Quote hin. Es schien als würde Isco die Mauer zwischen einem guten Spieler und einem Schlüsselspieler leicht überwinden und den nächsten Schritt machen. Doch es kam ein wenig anders.

Leistungsdelle und Zinedine Zidane

In der ersten Hälfte der Saison 2015/16 schwankten die Leistungen von Isco erstmals deutlich. Unter dem neuen Trainer Rafael Benitez spielte Real Madrid keinen beeindruckenden Fußball, patzte schon an den ersten 6 Spieltagen gegen Gijon und Malaga. Der Offensivmotor stockte zu häufig, die Automatismen waren nicht vorhanden. Als Zinedine Zidane im Januar 2016 übernahm, änderte sich im Spiel von Real Madrid einiges, es waren wieder mehr Strukturen erkennbar, die Mannschaft wirkte zielstrebiger. Ein Faktor, von dem auch die Einzelspieler in der Offensive profitierten.

Das Trio aus Kroos, Modric und Casemiro etablierte sich im Mittelfeldzentrum, während offensiv Bale, Benzema und Ronaldo den Ton angaben. Isco und James Rodriguez waren in diesem Fall die Leidtragenden, was sich auch in den darauffolgenden Saisons zeigen sollte. Zwar spielten beide weiterhin häufig, in den großen, wichtigen Spielen wurden aber – sofern alle zur Verfügung standen – diese 6 Spieler eingesetzt. In Zahlen: In der K.O.-Phase der Champions League 2015/16 spielte Isco nur 206 Minuten – von 660 möglichen.

(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

Man kann Zinedine Zidane keinen Vorwurf machen, wahrscheinlich nicht einmal Isco selbst. Denn er rief seine Fähigkeiten weiterhin ab, entlastete die Spitzenspieler einer der besten Vereine der Welt und war spanischer Nationalspieler. Doch er musste erkennen, dass Zidane, wenn es darauf ankommt, eine andere Ausrichtung bevorzugt. Das war 2016 genauso der Fall wie 2017 und 2018, als Real Madrid dreimal in Folge die Champions League gewinnen konnte. Dabei soll nicht der Eindruck entstehen, Isco sei außen vor gewesen: In jeder der drei Spielzeiten sammelte er deutlich mehr als 2000 Spielminuten, lediglich der Sprung zum absoluten Stammspieler gelang nicht.

Aufbruch unter den neuen Trainern? Mitnichten!

Sommer 2018: Zinedine Zidane tritt zurück, Julen Lopetegui übernimmt, Cristiano Ronaldo verlässt den Verein, die großen Neuverpflichtungen in der Offensive bleiben aus. Die Folge: Isco hofft auf mehr Spielzeit. Der Stand Anfang Februar sagt etwas anderes aus. Isco spielte bis zum jetzigen Zeitpunkt lediglich knapp 1200 Minuten, vor allem als die „Königlichen“ in der Offensive mit Verletzungssorgen zu kämpfen hatten, wurde Isco nur selten in der ersten Elf berücksichtigt. Auch der Trainerwechsel von Lopetegui zu Santiago Solari hatte keinen positiven Effekt. Im Gegenteil. Das letzte Ligaspiel in der Startelf absolvierte Isco Ende Oktober gegen den FC Barcelona – unter Lopetegui.

Für Isco muss diese Situation, die schon vor Santiago Solari nicht zufriedenstellend war, sehr frustrierend sein. Der Spieler scheint für den Trainer kaum existent zu sein, diverse Offensivakteure werden ihm regelmäßig vorgezogen. Und Besserung ist nicht in Sicht. Gerade der junge Brasilianer Vinicius Junior liefert derzeit sehr gute Spiele ab, hinzu kommen Asensio, Bale, Vazquez und zahlreiche Optionen im Mittelfeld. Die Frage, die sich vor allem der Spieler selbst stellen muss, ist die nach der Zukunft. Und diese hängt von mehreren Faktoren ab.

Neuer Trainer? Trotzdem offene Fragen!

Ein Faktor ist natürlich der Spieler selbst. Als Außenstehender ist es natürlich nicht möglich die Trainingsleistungen seriös zu bewerten. Aber in der Vergangenheit gab es Stimmen in der Mannschaft, die mitgeteilt haben wie wichtig der Spieler noch werden, dass man Isco noch benötigen wird. Ein wichtiger Faktor ist der Trainer, denn dieser stellt die Mannschaft nun einmal auf. Ob Santiago Solari in Madrid eine langfristige Zukunft hat, weiß zurzeit niemand. Ja, in der Liga befindet man sich noch einigermaßen in Schlagdistanz, in Champions League und Copa del Rey ist einiges möglich, aber bei Real Madrid bahnen sich auch im Kader größere Umbaumaßnahmen an. Will man diesen Umbau mit Solari vollziehen? Ein neuer Trainer im Sommer ist zumindest denkbar.

Doch was passiert, wenn sich früh abzeichnet, dass Isco auch unter einem neuen Coach keine Rolle spielt? Dass weitere Offensivspieler verpflichtet werden, ist kein Geheimnis. Eden Hazard steht auf der Liste der „Könglichen“, ein sogenannter Blockbuster-Transfer könnte natürlich auch Auswirkungen auf Isco haben. Spätestens dann muss er über einen Abgang aus Madrid nachdenken. Die Eckdaten lauten wie folgt: Isco ist am Saisonende 27 Jahre alt, besitzt noch einen Vertrag bis 2022, der eine Ausstiegsklausel in Höhe von 700 Millionen Euro enthält. Für eine Schnäppchensumme ist der Spanier also nicht auf dem Markt.

Existiert DER passende Verein überhaupt?

Um den Kreis der möglichen Ziele des Spaniers festzulegen, muss man sich die Frage stellen, welche Klubs die Ablöse für Isco überhaupt stemmen könnten. Neben dem Rivalen aus Barcelona kommen nicht viele Vereine in Frage, darunter Juventus Turin, der FC Bayern, PSG und der ein oder andere Topklub aus England.

. (Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

Die Qualitäten eines Isco kann man in jedem Team gebrauchen, ein Isco in Topform kann jeder Mannschaft etwas Besonderes verleihen. Doch welche Mannschaft hat Bedarf an genau diesen Qualitäten, die der Spanier mitbringt? Welche Mannschaft wäre bereit eine solche Ablöse zu investieren, für einen Spieler, der bei Real kein Stammspieler war, zuletzt auch immer mal wieder Formschwankungen hatte? Und welche Vereine spielen für Isco selbst eine Rolle?

Die potenziellen Ziele werden, wenn man diese Fragen zu beantworten versucht, immer weniger. Es existiert wohl nicht die Kombination aus Isco und einem Topverein, die auf den ersten Blick zu 100 % passen würde. Die Klubs, die einen größeren Umbruch vollziehen, beispielsweise der FC Bayern, scheiden aus den zuletzt genannten Gründen wohl aus. Auch Vereine, die finanziell mit Problemen zu kämpfen haben und auf das Financial Fairplay achten müssen, werden einen Transfer dieser Größenordnung nur tätigen, wenn ein absoluter Volltreffer zu erwarten ist. Und das kann man bei Isco zurzeit nicht erwarten. Die Karriere des genialen 26-jährigen stockt – und die Wahrscheinlichkeit, dass das auch zu Beginn der kommenden Saison der Fall ist, ist zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht gering.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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