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Mohamed Ihattaren – Ein Ausnahmetalent

16. November 2019 | Spotlight | BY Damian Ozako

Spotlight | Die Niederlande hat ihr sportliches Tief eindrucksvoll überwunden und verfügt mittlerweile wieder über einen starken Kader. Bald wird ein weiteres vielversprechendes Talent für die Elftal auflaufen: Mohamed Ihattaren. Ein Ausnahmetalent.

Harter Kampf um Ihattaren

Anfang des Monats gab es große Erleichterung beim niederländischen Fußballverband (KNVB), denn der 17-Jährige Ihattaren entschied sich dafür in Zukunft weiterhin das Trikot der Oranje überzustreifen. Der offensive Mittelfeldspieler durchlief zwar die Jugendmannschaften der Niederländer und wurde 2018 U17-Europameister, hätte sich allerdings aufgrund seiner Wurzeln auch für die A-Mannschaft Marokkos entscheiden können. Die Niederländer wollten nicht schon wieder einen großartigen Spieler verlieren, wie es schon z. B. bei Hakim Ziyech der Fall war. Den Kampf um Ihattaren gewann der KNVB.

Ist der 17-Jährige diese Aufregung überhaupt wert? Definitiv. Ihattaren, der 2002 in Utrecht geboren wurde, ist das vielleicht größte Talent, das die Niederlande vorzuweisen hat. Seine noch extrem junge Karriere ist ein Versprechen für die Zukunft. Ihattaren wechselte 2010 in die Jugend von PSV Eindhoven und durchlief alle Jugendauswahlen sehr zügig. Mit 15 spielte er in der U17, mit 16 in der U19 und kurz vor seinem 17. Geburtstag feierte er sein Profidebüt unter Mark van Bommel. Mitten im Meisterschaftskampf erspielte sich Ihattaren einen Platz in der Mannschaft. Häufig fungierte er als Joker, aber ab und zu durfte er auch von Beginn an ran. Bei der Zweitvertretung Eindhovens konnte er in der zweiten Liga seine ersten Scorerpunkte sammeln. Man war gespannt, wie er sich in der neuen Saison anstellen würde.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Ihattaren: Stammkraft in Eindhoven

Sehr gut, wie man nun im November feststellen kann. In den meisten Spielen steht er in der Startelf und läuft hinter Stürmer Donyell Malen (20) im offensiven Mittelfeld auf. Zusammen mit den Flügelspielern Steven Bergwijn (22) und Bruma (25) kurbelt er das Spiel an und ist dabei bereits sehr einflussreich. Er ist ein Allrounder und kann seiner Mannschaft sehr viel geben. Mit seinen Läufen in die Tiefe sorgt er für Unruhe in den gegnerischen Abwehrreihen. Um sich seinen Gegenspielern zu entziehen, weicht er oft auf die Flügel aus. Sehr gerne auch auf den rechten, um dann mit seinem starken linken Fuß in die Mitte zu ziehen und den Abschluss zu suchen.

Mit seinem hohen Tempo kann er dem Gegner auf dem Flügel das Leben sehr schwer machen. Dazu kommt noch, dass er äußerst trickreich ist und sich im Eins-gegen-Eins oft durchsetzt. Ihattaren vernünftig zu verteidigen, ist absurd schwierig, da er extrem kleine Schritte macht und dementsprechend viele Lösungswege im Dribbling schnell umsetzen kann.

Lob von van Bommel und van Nistelrooy

Der Niederländer verlässt sich allerdings nicht nur auf seine Dribbelkünste, sondern lässt sich gerne ins Mittelfeld zurückfallen, sodass er das Spiel aus der Tiefe heraus aufziehen kann. Ob er dann selbst den Ball ins letzte Drittel verschleppt oder seine Mitspieler mit Pässen sucht, ist nicht vorhersehbar. Seine Entscheidungsfindung und sein Abschluss könnten noch ein wenig besser werden, aber er ist erst 17 Jahre alt. Dass er noch lange nicht sein volles Potenzial erschöpft hat, ist logisch. Für einen 17-Jährigen hat er eine außerordentliche Reife und Ausstrahlung. Dass er in den kommenden Jahren bei einem internationalen Topklub landet, ist quasi gesichert, wenn nichts außergewöhnliches passiert und er gesund bleibt.

(Photo by Andreas Schaad/Getty Images)

In Eindhoven lobt man das Talent in den höchsten Tönen. Stürmerlegende Ruud van Nistelrooy, der dort die U19 trainiert, teilte „Goal“ mit, dass Ihattarens Entwicklung „spektakulär“ sei. Er war jünger als alle seine Mitspieler. Und besser. Seinem Schützling teilte van Nistelrooy mit, dass er vorhabe ihn so zu entwickeln, dass er es bei den Profis schafft und er ihn nie wieder im Jugendbereich sieht. Ein halbes Jahr später feierte er sein Debüt in der Eredivisie.

Sein Trainer Mark van Bommel ist froh darüber, dass er hochgezogen wurde. Der ehemalige Bayern-Spieler nennt seine Qualitäten am Ball „außergewöhnlich“ und denkt, dass er bei den Profis besser aufgehoben ist. Dort könnte er zumindest noch was lernen. Ihattaren selbst ist sehr zufrieden mit seiner jetzigen Situationen. Mit PSV will er einige Titel gewinnen und den Fans Spaß bereiten. Sein Vertrag läuft noch bis 2022. Dass er irgendwann zu einem international großen Verein will, hat er bereits offen mitgeteilt. Doch das wird noch etwas dauern. In Eindhoven findet er derzeit optimale Bedingungen vor, um sich stetig weiterzuentwickeln.

In 18 Pflichtspielen erzielte er fünf Tore und bereitete sieben Treffer vor. Es ist seine erste richtige Profisaison und es wirkt teilweise schon so, als sei er seit Jahren dabei. Sein Potenzial ist riesig und wenn man über die größten Talente im Weltfußball spricht, muss Ihattaren definitiv auch genannt werden. Vielleicht deutet er sein Potenzial im kommenden Sommer auch bei der EM an.

(Photo by Ricardo Nascimento/Getty Images)

Damian Ozako

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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