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PL-Check II: ManCity, Leicester, Bournemouth, Cardiff

8. Januar 2019 | Spotlight | BY Chris McCarthy

Halbzeit in der Premier League, zumindest knapp drüber. Da am Wochenende der Pokal auf der Agenda stand, ist das für uns ein passender Augenblick, auf die bisherigen 21 Spieltage zurückzublicken und das Geleistete mit unserer ursprünglichen Prognosen vor der Saison zu vergleichen.

Hier geht es zu Teil I: Liverpool, ManUtd, Everton, Burnley

Manchester City

2. Platz / 50 Punkte / 56:17 Tore

Prognose vor der Saison

In der Premier League ist und bleibt der Kader Manchester Citys das Maß aller Dinge und eine Art Sättigungsgefühl wird Perfektionist Guardiola selbst nach einer Rekordsaison nicht zulassen. Selbst wenn die Champions League bei den Cityzens diese Saison eine höhere Priorität genießen sollte, die Meisterschaft geht auch dieses Mal nur über den blauen Teil Manchesters.

Premier League Zwischencheck, mit Uli Hebel von DAZN, als Podcast

Zwischenanalyse:

Trotz der Investitionen des FC Liverpool würde wohl kaum einer daran zweifeln, dass der Kader der Cityzens weiterhin der beste der Liga ist. Vernachlässigt wurde die Premier League zur jetzigen Phase der Champions League ebenfalls nicht. Liegt es also am oben zitierten Sättigungsgefühl, dass Manchester City nach 21 Spieltagen bereits jetzt mehr Niederlagen auf dem Konto hat (3) als in der gesamten Saison 2017/2018 (2)?

(Photo by Lintao Zhang/Getty Images)

Zum Teil! Betrachtet man sich die Spiele der Guardiola-Elf, so stellt man schnell fest, dass der Fußball auf einem ähnlich hohen Niveau ist. Nicht auf dem selben Niveau ist dagegen die mentale Verfassung der Mannschaft. Zu oft nahm das Team den Fuß vom Gas, verschenkte durch unerklärliche Passivität und – primär in der Abwesenheit Fernandinhos – mangelnde Spielkontrolle verdiente und sicher geglaubte Punkte. 

Letzte Saison hätte sich Manchester City die ein oder andere Nachlässigkeit noch erlauben können. Doch dieses Jahr haben die Cityzens mit Liverpool einen ebenbürtigen Konkurrenten, der nur so vor Souveränität strotzt.

Fazit

Beim 2:1 im Schlüsselspiel gegen die Reds deutete Manchester City nun an, auch mental wieder auf der Höhe zu sein. Ob der Titel verteidigt werden kann, liegt jedoch nicht in den Händen der Cityzens. Alle Augen sind auf Liverpool gerichtet: Bleibt die Mannschaft von Jürgen Klopp trotz des steigenden Drucks so souverän? Pep Guardiola und sein Team sind bei vier Punkten Rückstand jedenfalls in Lauerstellung und haben einen Pluspunkt: Sie wissen, worauf es im Titelkampf ankommt.

Leicester

7. / 31 P. / 25:23 Tore

Prognose vor der Saison

Das so stabile Fundament der Foxes droht gewaltig zu bröckeln. Nach Mahrez auch Maguire mit talentierten, aber noch jungen und ungeschliffenen Nachfolgern zu ersetzen, wäre überaus fahrlässig. Es bleibt außerdem abzuwarten, ob Puel nach dem schwachen Saisonausklang der richtige Mann ist, ein neues Gerüst in Leicester zu formen. Nach potentiellen Startschwierigkeiten bahnt sich ein eher folgenloser Flirt mit der Abstiegszone an.

Zwischenanalyse:

Abwehrchef und Führungsspieler Harry Maguire konnte trotz der heftigen Abwerbungsversuche Manchester Uniteds gehalten werden. Minimale Startschwierigkeiten, die eher der fehlenden Abstimmung in der neuformierten Offensive und dem Kaliber der Gegner geschuldete waren, gab es bei Leicester trotzdem. 

Viel früher und mit mehr Erfolg als geahnt, kehrte bei den Foxes allerdings die Balance ein. Die Offensive produziert ohne den abgewanderten Riyad Mahrez zwar deutlich weniger Chancen – erzielt im Schnitt 0,3 Tore weniger pro Spiel als im Vorjahr (1,5) – dafür hat sich aber die Defensive deutlich verbessert. Im Vergleich zu den 1,6 Gegentoren pro Spiel 2017/2018 kassiert Leicester in der laufenden Spielzeit nur noch 1,1.

(Photo LINDSEY PARNABY/AFP/Getty Images)

So sehr die Mannschaft im Ballbesitz unter Puel Fortschritte macht, so sehr fehlt es an einem kreativen Endprodukt. Ohne Kontersituationen, auf die man sich bei den Siegen gegen Chelsea und Manchester City verließ, fällt es dem Team schwer, Chancen zu kreieren. Der Ansatz Mahrez‘ Produktion auf mehrere junge Schultern zu verteilen, schlug trotz der beachtlichen Entwicklung von Offensivtalent James Maddison (22; 5 Tore, 3 Assists) eher fehl. 

Fazit

Leicester wird sich im Mittelfeld der Tabelle festbeißen. Damit sogar der aktuelle Platz sieben gehalten werden kann, bedarf es an weiterer Unterstützung für Maddison, Vardy und Co. Sonst wird es schwer, gegen tief stehende Gegner genügend Tore zu erzielen.

Premier League Zwischencheck, mit Uli Hebel von DAZN, als Podcast

AFC Bournemouth

12. / 27 P. / 31:40 Tore

Prognose vor der Saison

So beachtlich der Weg von Howe auch ist -der Engländer führte seit seiner Ankunft 2009 die Cherries von der vierten in die erste Liga- es liegt ein Gefühl von Stagnation in der Luft. Die Neuzugänge müssen einschlagen, der Stamm fit bleiben, dann dürfte genügend Qualität vorhanden sein, um es bei einer Stagnation zu belassen und den Abstieg abzuwenden.

Zwischenanalyse:

Auch wenn sich die Cherries in den vergangenen Spielen etwas nach unten orientiert haben, sind sie eine der positiven Überraschungen der Saison. Abgesehen von der respektablen Punkteausbeute – 10 mehr als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr – liegt das vor allem an den Leistungen auf dem Platz. Die Neuzugänge, insbesondere Jefferson Lerma und David Brooks, sind voll eingeschlagen und bereits jetzt unangefochtene Leistungsträger.

(Photo by Dan Istitene/Getty Images)

Sie verkörpern zusammen mit Nathan Aké und Ryan Fraser (4 Tore/8 Assists) ein wildes, hungriges Bournemouth. Ein Bournemouth, das gerade im heimischen Vitality Stadium gegen jedes Kaliber der Liga mutig dagegenhält und dabei mit beachtlicher Intensität, Spielfreude aber auch taktischer Disziplin beeindruckt. Das resultierte in den Spielen gegen die Großen zwar selten in Punkte, dennoch war dies eine erfrischende Herangehensweise von Eddie Howe, die beispielsweise gegen Manchester United und Arsenal um ein Haar belohnt wurde.

So begrüßenswert dieses kraftintensive Auftreten für den Zuschauer auch ist, auf den talentierten, aber kleinen Kader der Südengländer wirkte sich das eher negativ aus. Aus den vergangenen – teilweise sehr anspruchsvollen – 10 Spielen wurden lediglich zwei gewonnen.

Fazit

Bournemouth geht nach einer intensiven Hinrunde derzeit etwas auf dem Zahnfleisch und muss jetzt im deutlich einfacheren Teil des Spielplans wieder punkten. Die Qualität und das stabile Umfeld sind vorhanden, um aus der aktuellen Negativserie herauszukommen und die Saison bequem ohne Abstiegssorgen zu beenden.

Cardiff City

Prognose vor der Saison

Betrachtet man sich den Kader der Waliser, fällt es schwer, gute Argumente für den Klassenerhalt zu finden. Beflügelt von der Euphorie des Aufstiegs und der führenden Hand eines Trainer-Routiniers neigen solche Teams erfahrungsgemäß über sich hinaus zu wachsen. Doch selbst das  wird wohl nicht genügen um den Abstieg zu vermeiden…

Zwischenanalyse:

Im Sommer noch als Zweckoptimismus genutzt, ist Cardiff City nach dem Aufstieg tatsächlich über sich hinaus gewachsen. Der Kader ist wirklich der schwächste der ersten Liga. Das Herz der Waliser dagegen könnte kaum größer sein. Dass sich die Bluebirds nach acht sieglosen Spielen zum Auftakt dennoch zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten im Abstiegskampf gemausert haben, ist der beste Beweis dafür. 

(Photo by Harry Trump/Getty Images)

Mit viel Leidenschaft, Wille, Kampf und einer disziplinierten Umsetzung der pragmatischen Vorgaben von Trainer Neil Warnock, hat sich Cardiff vorerst aus der Abstiegszone befreit. Sinnbildlich für den Pragmatismus: Der Toptorjäger des Aufsteigers ist ein gelernter Rechtsverteidiger, der als Mittelfeldspieler verpflichtet wurde und aufgrund mangelnder Alternativen im Sturm spielt: Callum Patterson, vier Saisontore.

Fazit

Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt nur drei Zähler. Darüber hinaus sind mindestens drei der vier Teams, die hinter Cardiff platziert sind, qualitativ deutlich besser aufgestellt. Lediglich das große Herz und die Euphorie machen Hoffnung auf den Klassenerhalt. Ob das genügt, darf allerdings stark bezweifelt werden.

Teil III (Tottenham, Watford, Brighton, Southampton) gibt es morgen

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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