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Shinji Kagawa – Der Abschied vom BVB naht

11. Dezember 2018 | Spotlight | BY Julius Eid

Shinji Kagawa ist einer der sagenumwobenen Heimkehrer. Einer aus der Generation Klopp, der sein Glück im Ausland versuchte und dann doch den Weg zurück in den Signal Iduna Park fand. Doch diese Geschichte scheint nun ein Ende zu nehmen.

Keine Einsatzzeit, keine Perspektive

Schon vor dem Saisonstart war es vielen klar: Wenn der BVB-Kader ein Problem hat, dann die enorme Größe. Es schien von vorne herein nicht möglich allen Spielern die gewünschte Einsatzzeit zu gewährleisten. Etwas, was auch Sportdirektor Michael Zorc betonte. Im Idealfall sei ein Kader etwas kleiner, hieß es dann. Die am meisten von dieser Problematik betroffenen Positionen finden sich eindeutig im zentralen Mittelfeld, defensiv so wie offensiv. Das schlichte Überangebot auf diesen Positionen wird deutlich, wenn man sich nur ein paar Namen ins Gedächtnis ruft: Götze, Kagawa, Delaney, Witsel, Weigl, Dahoud oder Rode. Nun hat sich unter Favre aber auch noch Marco Reus auf der 10 festgespielt, Maxi Philipp wurde im Spiel gegen Freiburg für ihn eingewechselt. Zwei weitere Konkurrenten also für Kagawa auf der einzigen Planstelle im 4-2-3-1-System, auf der er sein ganzes Potenzial abrufen könnte. Das Resultat: Einsätze für die 2. Mannschaft und Tribünendauergast bei den Profis. Und dies scheint sich auch erstmal nicht zu ändern.

Fehlende Flexibilität

Denn das größte Problem des Japaners, der nach sehnsüchtigem Willen der Fans nach seinem Wechsel zu Manchester United zurück nach Dortmund geholt wurde, liegt in seiner fehlenden Flexibilität. Während Mario Götze sich nach schwerem Saisonstart einen Teilzeitstammplatz als falsche Neun erarbeiten konnte, bleibt Kagawa diese Möglichkeit verwehrt. So lange die 10er-Position unter Favre besetzt ist, gibt es keinen Platz für ihn. Er ist weder in der Lage so wie Götze, ebenfalls einer dieser Heimkehrer, in die Spitze auszuweichen, noch kann er, wie zum Beispiel Philipp, adäquat als Flügelspieler eingesetzt werden. Die Optionen für Favre Kagawa Spielzeit zu gewähren, sind also quasi nicht vorhanden. 

Der logische Abgang

Auch wenn der BVB in den letzten Jahren gezeigt hat, dass er verdienten Spielern der Klopp-Ära immer die Möglichkeit zur Rückkehr gibt, hat unweigerlich ein Umdenken stattgefunden. Die Rückkehrer haben meist nicht wieder vollumfänglich überzeugen können, andernorts begann man bereits über diese Art der Dortmunder Transferpolitik zu spotten. In den letzten Jahren verließen dann verdiente Spieler den Verein: Großkreutz, Kuba, Subotic, und vor allem auch Ur-Borusse und Rückkehrer Sahin. Die Zeit der blinden Treue ist auch bei der „echten Liebe“ endgültig vorbei. Dazu kommt, dass Kagawa im Gegensatz zu anderen Spielern, die es gerade schwer unter Favre haben, ein höheres Alter und deshalb wenig Entwicklungspotenzial vorweisen kann. Dahoud und Philipp sind jung, haben immer wieder die Momente, in denen aufblitzt, was noch möglich ist in Zukunft und das sollte die Bosse von einem kurzfristigen Verkauf abhalten. Julian Weigl betrifft dies auch, dazu kommt noch, dass der junge 6er noch im Sommer vereinsintern als eines der Gesichter des neuen BVB gehandelt wurde. Ein Verkauf fällt also ungleich schwerer. Wenn man also auf den überbesetzten Positionen jemanden verkaufen will, bleibt Kagawa die logische Lösung.

Sevilla oder Stuttgart

Ein letzter zu beachtender Punkt ist folgender: Kagawa hat einen gewissen Markt. Trotz seiner minimalen Einsatzzeit besitzt der Japaner unbestritten eine gewisse Klasse, die anderen Vereinen durchaus gut zu Gesicht stünde. Im Gegensatz zu Sebastian Rode, der ebenfalls abgegeben werden soll, kann man mit dem japanischen Nationalspieler also einen Erlös erzielen und ihn deutlich einfacher an den Mann bringen. Kagawa selbst sprach von seinem Wunsch in die spanische Liga zu wechseln und schon im Sommer soll Interesse aus Sevilla bekundet worden sein. Eine wohl gern gesehene Lösung für den Spieler und auch der spanische Fußball könnte dem Meister von 2011 und 2012 entgegenkommen. Sollte es nicht zu solch einem Wechsel kommen, scheint sich zudem der Bundesligist aus Stuttgart ernsthaft mit dem 10er zu befassen. 

Es scheint beschlossen

Zu all diesen guten Gründen für einen Wechsel gesellen sich nun in letzter Zeit immer mehr Indizien, dass es im Winter soweit sein wird. Kagawa selbst spricht offen über das Wunschziel eines Wechsels. Nicht zuletzt die Tatsache, dass der Spieler auch heute gegen Monaco nicht einmal im Kader steht, obwohl fast alle Stammspieler geschont werden, sollte der letzte Beweis sein: Die Zeichen stehen auf Abschied. Kagawa konnte nämlich bei Einsätzen für die zweite Mannschaft und in Testspielen durchaus überzeugen. Warum also die Nichtberücksichtigung? Man plant mit einem Wechsel und will keine Verletzung des Spielers mehr riskieren. Auf seine Stimmung muss man durch etwas Spielzeit auch nicht mehr achten. Es wird also Zeit für alle Dortmunder sich von einem weiteren Heimkehrer erneut zu verabschieden.

Photo by Maja Hitij / Bongarts

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


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