Löw spricht nach EM-Aus: „Ich übernehme die Verantwortung“

30. Juni 2021 | Global News | BY Yannick Lassmann

News | Deutschland verabschiedete sich am Dienstagabend von der EM 2021. Mit einer 0:2-Niederlage gegen England endete die Ära von Joachim Löw, der am Tag darauf gemeinsam mit Oliver Bierhoff resümierte. 

Löw: „Die Cleverness und Coolness hat gefehlt“

Deutschland spielte eine durchwachsene Europameisterschaft, die gestern mit einer Niederlage im Achtelfinale gegen England ein Ende fand. Infolge der Rückkehr ins Camp nach Herzogenaurach stellten sich der scheidende Joachim Löw (61), der eine Ansprache an die Mannschaft und den gesamten Staff hielt, und DFB-Manager Oliver Bierhoff (53) den Berichterstattern. Für Löw endete eine 15 Jahre andauernde Zeit als Bundestrainer. Der Abschied verlief jedoch nicht so, wie „wir uns alle das vorgestellt haben.“ Die Enttäuschung sitze „sehr, sehr tief.“

Löw fügte an: „Es waren viereinhalb sehr intensive Wochen. Ich hatte immer das absolute Vertrauen in diese Mannschaft und habe an sie geglaubt. Es tut mir leid, dass wir unsere Fans enttäuscht haben. Wir haben nicht diese Begeisterung ausgelöst, die wir uns vorgestellt haben. Ich übernehme die Verantwortung für dieses Ausscheiden.“

 

Jetzt ins Detail zu gehen, mache für ihn allerdings wenig Sinn. Bierhoff schlug in die gleiche Kerbe. Zudem sah er England als „schlagbar“ an. Aber am Ende stehe das Ergebnis. Grundsätzlich könnte die Mannschaft nach Ansicht des Übungsleiters auch von der Niederlage profitieren: „Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass es manchmal zwei, drei Turniere braucht, bis Spieler mit Stresssituationen in so einem Turnier umgehen können. Ich glaube, dass einige Spieler noch nicht an diesem Limit sind. Das Aus wird ihnen dabei helfen.“

Die „Cleverness“ und „Coolness“ habe gefehlt. Doch der Wille sei da gewesen. Daher glaubt Löw, dass der Kader und viele Spieler „eine wirklich sehr, sehr gute Zukunft vor sich hat. Sie können diesen Erfolg erreichen, den sie sich auch vorstellen.“

„Das was bleiben wird, ist der Weg, den ich mit den Menschen gegangen bin“

Er selbst wird die Begegnungen der Auswahl dann als Zuschauer verfolgen. „Mein Herz schlägt weiter Schwarz-Rot-Gold“, so Löw, der auf seine insgesamt 17 Jahre Tätigkeit beim DFB zurückblickte. „Es gibt viele Dinge, die ich erlebt habe. Die WM im eigenen Land, in Südafrika, Brasilien, Russland… Viele Spiele. Manches werde sich vielleicht mit etwas Abstand relativieren. Vielleicht käme es dann auf „die ein ein oder andere Niederlage“ auch gar nicht mehr so an. Eine andere Komponente werde dagegen dauerhaft bestehen bleiben:„Das was bleiben wird, ist der Weg, den ich mit den Menschen gegangen bin.“ Löw führte aus: „Die menschliche Seite wird bleiben. Das ist schön, dafür bin ich wahnsinnig dankbar, dass ich all das erleben konnte. Dafür ist man gerne Trainer.“

Nun sei er nach 15 Jahren an vorderster Front froh, dass er sich etwas zurückziehen könne, da es sicherlich auch „etwas Zeichen brauchen wird, um alle Emotionen, die schönen und enttäuschenden Momente zu verarbeiten.“ Mit Hans-Dieter Flick (56) übernimmt ein alter Bekannter die Lkw-Nachfolge. Er arbeitete von 2006 bis 2015 an seiner Seite. Schon im September warten auf ihn den Ex-Bayern-Trainer die ersten Prüfungen. In der WM-Qualifikation geht es als Zweitplatzierter in die Begegnungen mit Liechtenstein, Armenien und Island. Daher warnte Bierhoff: „Ihm bleibt letztlich wenig Zeit.“ Die rund zwei Monate bis dahin sollen sinnvoll genutzt werden. Der Manager werde sich mit Flick in den kommenden Tagen zusammensetzen.

Umbruch im Kader?

Wie der Kader dann aussehen soll, ist noch unbekannt. Bislang stellte noch kein langjähriger Nationalspieler seinen Rücktritt in Aussicht, was auch Bierhoff erkannte: „Ich habe gestern von keinem älteren Spieler so etwas in die Richtung gehört. Insofern ist es immer gut, etwas Zeit verstreichen zu lassen. Es ist auch gut, wenn Hansi Flick zunächst mit diesen Spielern spricht.“ Doch für den DFB gehe es auch darum, in Zukunft junge Spieler einzubauen. „Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr U-21-Spieler einbauen können. Aber von den 2017er Europameistern der U 21 hatten wir mit Serge Gnabry nur einen Spieler“, wies der Verantwortliche auf die Probleme in der Nachwuchsarbeit hin. „Wir schauen mit Besorgnis darauf. Wir müssen schaffen, dass auch in der Bundesliga mehr gute deutsche Spieler zum Einsatz kommen.“

Mit Flick sei nun ein Trainer am Steuer, der „gerne auch mal junge Spieler“ einbaue. Wie das konkret aussehe, wisse Bierhoff allerdings noch nicht: „Dafür werden wir bald Gelegenheit haben und ihn bitten, das mal vorzustellen.“ Schlussendlich habe Deutschland den Anspruch, immer vorne mitzuspielen. „Wir haben gute Spieler, die müssen sicherlich noch Erfahrungen sammeln und ihren Vereinen in verantwortungsvolle Rollen zu kommen“, meinte der insgesamt optimistisch in die Zukunft schauende Manager.

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(Photo: Imago)

Yannick Lassmann

Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.


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