Rose & Gladbach: Ein Projekt mit abruptem Ende

Spotlight | Marco Rose kehrt an diesem Wochenende zu seiner alten Wirkungsstätte in Gladbach zurück. Sein Abgang wird bis heute kritisch gesehen, bietet aber vor allem ein Lehrbeispiel über den modernen Fußball.
Rose, Gladbach und Projekte
Marco Rose (44) war schon nach seiner Zeit bei RB Salzburg ein gefragter Mann auf dem Trainermark. So soll unter anderem der BVB soll den Coach damals sehr geschätzt haben. Doch die erste Trainer-Station des ehemaligen Mainzers wurde eine andere Borussia. Rose schloss sich 2019 Gladbach an. Und dort, gemeinsam mit Sportdirektor Max Eberl (48), konnte er erst einmal seinen hervorragenden Ruf untermauern. Mit den Fohlen schaffte er den Einzug in die Champions League, überstand dort eine Gruppe mit Real Madrid und Inter Mailand. Doch spätestens nachdem Gladbach den kommenden Wechsel ihres Cheftrainers publik machte, begann eine enorme Negativspirale. Der bevorstehende Abgang Roses ist hier sicher nicht der einzige Grund, aber außer Acht lassen darf man ihn sicherlich auch nicht.
Denn die Geschichte rund um den Bruch in Gladbachs Mannschaft ist auch ein Lehrbeispiel dafür, wie der moderne Fußball und vor allem eine Teamdynamik funktionieren. In den seltensten Fällen haben Spieler oder Trainer wirklich eine emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber. Der Antrieb ist nicht, die Menschen einer Region besonders glücklich zu machen. Erfolg, vor allem der eigene, ist der Motivationsfaktor Nummer 1. Und genau deshalb ist es auch so passend, dass in der Branche immer wieder von „Projekten“ gesprochen wird. Ein Trainer mit einer Spielidee, ein Kader, der nach seinen Wünschen angepasst wird. Für nahezu alle Vereine dieser Welt sind das am Ende eher kurzfristig angelegte Projekte. Denn wenn im besten Falle der Erfolg einsetzt, kann man die Erfolgreichen nicht länger halten. Diese Erfahrung mussten beide Borussias in der Vergangenheit machen.
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Vertrauensverlust über Rose hinaus
Es wäre unsinnig so zu tun, als hätte der geplante Abschied von Rose keinen Keil zwischen ihn und seine Mannschaft getrieben. Zu deutlich waren Spieler-Aussagen vor und nach der öffentlichen Bestätigung. Zu vehement die Berichte über großen Unmut in der Kabine und sogar eilig einberufene Sondersitzungen mit dem Mannschaftsrat. Rose hatte den Mitgliedern in seinem „Projekt Gladbach“ Erfolge in Aussicht gestellt und dann, und das musste er nicht einmal mehr aussprechen, gezeigt, dass er an das „Projekt BVB“ mehr glaubte. Es geht hier nicht um Fußballromantik, sondern darum, dass sich in Gladbach eine Mannschaft aus der Überzeugung geformt hatte, dass man gemeinsam etwas erreichen kann. Mit der Gewissheit ging auch die Form verloren.
Adi Hütter (51) konnte den Glauben an das Projekt noch nicht wiederherstellen. Es sei zumindest einmal nebenbei erwähnt, dass sein ehemaliger Klub Eintracht Frankfurt in einer ähnlichen Situation steckt. Am Ende zeigen die schwachen Ergebnisse Gladbachs seit der Presseerklärung zu Roses Zukunft nicht auf, dass der abgewanderte Coach selbst dieses Team ganz alleine in diese Situation gebracht hat. Aber es wird deutlich, dass Fußball bei allem Individualismus, bei allem Geld und bei allem Taktieren schlichtweg ein Mannschaftssport bleibt. Und unabhängig davon, ob man das Ganze am Ende „Projekt“ nennt. Egal, wie egozentrisch die Beweggründe der einzelnen Team-Mitglieder sind. Am Ende kann man nur erfolgreich sein, wenn man an einem Strang zieht und Vertrauen in das gesamte Umfeld und deren Können da ist.
Das ist fast schon wieder romantisch.
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