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90PLUS-Jahresawards 2020 | Kategorie 7: Verlierer des Jahres!

26. Dezember 2020 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Das Fußballjahr 2020 neigt sich dem Ende zu und traditionell werden in dieser Phase wieder die 90PLUS-Jahresawards verliehen. Natürlich gibt es nicht nur positive Aspekte, sondern immer auch Verlierer. Nominiert sind: Der FC Schalke 04, der DFB respektive Joachim Löw und Jürgen Klinsmann.

  • Schalke 04: Unglaubliche Negativ-Serie
  • Joachim Löw und der DFB geben ein unglückliches Bild ab
  • Jürgen Klinsmann: Mission Hertha BSC gescheitert

Es kann in einem Fußballjahr nicht nur Gewinner geben, das ist immer der Fall. In diesem Jahr haben wir insbesondere aufgrund der außergewöhnlichen Situation darauf verzichtet, einen „Flop-Transfer“ zu nominieren, auch in dieser Kategorie taten wir uns durchaus schwer. Allerdings sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es bestimmte Entwicklungen auch unabhängig der Pandemie-Auswirkungen so oder so ähnlich gegeben hätte. Hier sind also unsere Nominierungen für den „Verlierer des Jahres“!

Kategorie 1: Transfer des Jahres!

Die zweite Kategorie ist das Gerücht des Jahres

Hier geht es zum Tor des Jahres

Kategorie 4: Spieler des Jahres

Hier wird der Trainer des Jahres gewählt

Kategorie 6: Mannschaft des Jahres

FC Schalke 04

Was soll man noch zum FC Schalke 04 sagen? Die Königsblauen erlebten ein historisch schlechtes Kalenderjahr, das im kommenden Januar mit der Einstellung des Negativ-Rekords von Tasmania Berlin abgerundet werden könnte. Seit 29 Bundesligaspielen wartet S04 auf einen Sieg. Zuletzt gelang den Schalkern am 17.01.2020 ein solches Kunststück. Mit 2:0 schlugen die Knappen Borussia Mönchengladbach und träumten von der Teilnahme an der Champions League. Es folgte die schlechteste Rückrunde der Vereinsgeschichte und trotz aller Alarmsignale ging der Verein mit David Wagner (49) in die neue Saison. Nach zwei Spieltagen war Schluss und Manuel Baum (41) übernahm. Dieser musste wiederum nach zehn weiteren sieglosen Ligapartien gehen. Nicht einmal die Rückkehr von Huub Stevens (67) konnte die Serie stoppen. 

Wer der neue Trainer von Schalke wird, steht noch nicht fest. Der Trainerposten wird allerdings auch immer uninteressanter, da er potenziell Karrieren beschädigen könnte. Wie soll ein Coach auf Schalke für eine positive Wende sorgen? Es gibt kaum etwas zu gewinnen, aber viel zu verlieren. Der Verein befindet sich seit Jahren in einer Abwärtsspirale, die in dieser Saison tatsächlich zum Abstieg führen könnte. Der Glaube an Erfolge ist weg, bei Fans, Spielern und auch den Verantwortlichen. So zumindest der Eindruck. Schalke ist ein Verein, der in diesem Jahr sehr viel Chaos kreierte und auch aushalten musste. Die Skandale rund um Clemens Tönnies, Spieler, die durch Disziplinlosigkeiten auffielen und mit Jochen Schneider einen Sportvorstand, der maßlos überfordert ist. Der FC Schalke 04 ist auf dem besten Wege, sich in die zweite Liga zu begeben und das ist seit mehreren Monaten ersichtlich. 

Foto: Imago

Wie schlimm es um den Verein steht, wird einem vor allem dann bewusst, wenn sich die Reaktionen anderer Fanlager angeguckt werden: Wenn aus Spott und Häme langsam Mitleid werden, ist die Situation extrem prekär. Der FC Schalke 04 ein derart großer Verlierer des Jahres 2020, dass genau dies eingetroffen ist.

Damian Ozako

Jürgen Klinsmann

Eine der kuriosesten und meistdiskutierten Aktionen in diesem Jahr legte zweifelsohne Jürgen Klinsmann (56) mit seinem Abgang bei Hertha BSC hin. Via Facebook verkündete der ehemalige deutsche Nationaltrainer seinen Rücktritt von der Trainerposition bei Hertha. Danach plante er, in seine ursprüngliche Position als Mitglieds des Aufsichtsrats der Hertha zurückzukehren. In dieser Position wollte den 56-Jährigen bei Hertha aber auch niemand mehr sehen. Grund hierfür waren gleich mehrere Verfehlungen, die Klinsmann sich im Zuge seines Abgangs leistete.

(Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Unmittelbar nach seinem Abgang wurde publik, dass auch die Vereinsverantwortlichen von dem Rücktritt durch die sozialen Medien mitbekamen. Das war allerdings nicht mal das Schlimmste an der Art und Weise seines Abgangs. Denn die Sportbild veröffentlichte ein Dokument Klinsmanns, indem er mit mehreren Abteilungen des Vereins abrechnete. Sowohl die sportliche Leitung um Michael Preetz (53) als auch die übrige Geschäftsleitung wurden scharf kritisiert. Zudem wurde öffentlich, wie Klinsmann jeden einzelnen Spieler beurteilte. Bei einigen Spielern hieß es sie besäßen sportlich gesehen „keinen Mehrwert“.

Preetz verurteilte diese Vorwürfe auf das Schärfste. Der Verein behielt sich aufgrund dieser üblen Art und Weise des Nachtretens sogar rechtliche Schritte gegen Klinsmann vor. Die Spieler konnten die teils auch gegen sie gerichtete Kritik wenigstens mit Humor nehmen. Torwart Thomas Kraft (32) beispielsweise: In einem Training konnte er sich, nachdem er für eine Parade gelobt wurde ein. „Ich muss doch den Mehrwert steigern“ nicht verkneifen. Die Aussage sorgte für reichlich Gelächter auf dem Trainingsplatz.

Die Trennung hatte allerdings nicht nur für Hertha negative Folgen, sondern auch für Klinsmann selbst. Die Art und Weise seines Abgangs und die verbrannte Erde, die er hinterließ, sorgte überall für Kopfschütteln. Aufgrund dieser Aktionen scheint es kaum vorstellbar, dass Klinsmann nochmal als Trainer – zumindest in Deutschland – einen Job erhalten wird. Aus diesem Grund reiht Klinsmann sich an dieser Stelle bei den Verlierern des Jahres 2020 ein.

Gero Lange

DFB & Joachim Löw

Die deutsche Nationalmannschaft und ihre Leistungen im Kalenderjahr 2020 sind ein Thema, das viel diskutiert wurde. Zunächst einmal lässt sich festhalten, dass genau ein Spiel in diesem Jahr verloren wurde. So oder so ähnlich könnten die Verantwortlichen argumentieren, wenn sie zurückblicken. Die Realität ist aber eine andere. Es konnten nämlich auch nur drei Spiele gewonnen werden. Zwei davon gegen die Ukraine, eines gegen Tschechien.

In der Nations League gab es frustrierende Auftritte wie beim 3:3 zuhause gegen die Schweiz. Zudem verlor die Nationalmannschaft mit 0:6 in Spanien, wirkte rat- und hilflos. Und völlig überfordert. In der Kritik steht dabei nicht selten der Trainer. Joachim Löw (60) hat sich bereits zuvor frühzeitig dafür entschieden, den Weg in der Nationalmannschaft nicht mehr mit Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels zu bestreiten. Schaut man auf deren Leistungen 2020 und setzt die Leistungen der Nationalmannschaft in Relation, grenzt das Verhalten des Bundestrainers in dieser Personaldebatte bereits an Sturheit. 

(Photo by Fran Santiago/Getty Images)

Und ohnehin sind es nicht nur die Resultate, die für Frust sorgen. Eine deutsche Nationalmannschaft, die über einen Talentepool mit Spielern wie Serge Gnabry, Kai Havertz, Julian Brandt, Leroy Sane, Timo Werner & co. verfügt, spielt überwiegend mit drei Innenverteidigern, reagiert nur, anstatt das Spiel selbst in die Hand zu nehmen. Das Defensivverhalten ist dabei nicht einmal sehr gut, 16 Gegentore in acht Spielen sprechen eine klare Sprache. 

Joachim Löw hat sich mit seinen Entscheidungen angreifbar gemacht. Aber er ist nicht das alleinige Problem. Der DFB als Verband hat ebenfalls vieles falsch gemacht. Die Kommunikation war schwammig, die Pressekonferenz von Oliver Bierhoff (52) enthielt eine peinliche Aussage nach der anderen. Und die Argumentation, man sei mit einer jungen Mannschaft auf einem guten Weg, kann eigentlich nur jemand glauben, der weder den Kader noch ein Spiel dieser Mannschaft gesehen hat. Ob es 2021 besser wird? Derzeit darf dies angezweifelt werden. Dass insgesamt die Vorfreude auf Länderspiele und große Turniere eher einer Ernüchterung weicht, hat auch mit den Geschehnissen rund um die Nationalmannschaft zu tun. Und das spricht für sich. 

Manuel Behlert

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