La Liga Vorschau Teil 5: FC Barcelona, Granada, FC Getafe, Rayo Vallecano

12. August 2021 | La Liga | BY Steffen Gronwald

Am 13. August startet La Liga, in die neue Saison. Atletico ist Meister, die anderen Topklubs haben sich viel vorgenommen. Im fünften und letzten Teil unserer Vorschau auf die Saison 2021/22 stellen wir den FC Barcelona, die FC Granada, den FC Getafe und Rayo Vallecano vor. 

  • FC Barcelona: Startschuss für eine neue Ära!
  • FC Getafe: Neue Spielidee in Madrids Vorort?
  • Rayo Vallecano: Comeback in Spaniens höchster Spielklasse!

FC Barcelona (Letzte Saison: 3. La Liga)

In der vergangenen Saison kämpfte der FC Barcelona erneut in weiten Teilen mit sich selbst. Vereinsinterne Streitigkeiten, Schuldenberge, permanente Unruhen, ein Wechsel im Präsidium und ein erster sportlicher Umbruch. Die Saison stand insgesamt unter keinem guten Stern. Mit Trainer Ronald Koeman (58) kam ein Übungsleiter, der das Umfeld der Katalanen bereits kannte und der die Blaugrana möglichst glimpflich in den bereits abgesprochenen Umbruch lenken sollte. Und der Niederländer bekam mitunter reichlich Gegenwind zu spüren, obwohl die Leistungen nicht immer Anlass dafür boten.

Am Ende dieser ersten Saison unter Koeman landete Barca auf dem dritten Rang in La Liga. Damit verfehlte man die erhoffte Meisterschaft zum zweiten Mal in Folge. Den Umständen entsprechend recht deutlich und konnte auch in der Champions League abermals keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Immerhin gelang den Katalanen der Triumph in der Copa del Rey. Nach einem zuvor titellosen Jahr war dies ein Anlass gebührend feiern zu können. Es sollte allerdings der einzige Anlass bleiben.

Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass der FC Barcelona unter Koeman wesentlich variabler agierte. Der Niederländer schaffte es, seine Mannschaft ein wenig vom fest integrierten 4-3-3 zu lösen und schob immer wieder ein variables 4-4-2 oder gar ein 3-5-2 mit häufigen Rotationen ein. Dies gelang phasenweise auch sehr gut, doch man merkte der Mannschaft immer wieder eine Art des „Verkrampfens“ an. Daraus resultierte, dass das Team die Spielzüge nicht sauber zu Ende spielten und so wichtige Punkte liegen gelassen haben. Eine Tatsache, die am Ende dafür verantwortlich war, dass die Patzer der Konkurrenz nicht genutzt wurden und damit der Meistertitel verspielt worden ist.

Hier geht zu La-Liga-Vorschau I: Real Sociedad, Villarreal, Osasuna, Deportivo Alaves

Kein Messi, aber viele Sorgen – Startschuss für eine neue Ära?

Die Wechsel-Saga um Lionel Messi (34) hat ein Ende gefunden. Mit emotionalen Abschiedsworten verabschiedete sich der Argentinier aus seiner langjährigen Wahlheimat Barcelona in Richtung Paris. Dieser Umstand lässt nicht nur den einen oder anderen Fan verstummen, sondern schlägt auch ein riesiges Loch in den Kader der Blaugrana. Bis zuletzt sind die Offiziellen davon ausgegangen, dass der mehrmalige Weltfußballer einen neuen Vertrag bei den Katalanen unterzeichnen wird, ebenso wie der Spieler selbst. Die Lücke, die Messi hinterlassen wird, ist natürlich nicht ansatzweise zu ersetzen, nun wird die Verantwortung nun auf mehrere Schultern verteilt. Dies bietet wiederum auch die Chance, dass vermeintliche Leistungsträger im Kollektiv diese Lücken füllen.

Neben dem schmerzhaften Abgang von Messi konnte Barca jedoch auch eine Reihe von namhafte Neuzugängen verpflichten. Emerson (22/Betis) verstärkt die rechte Abwehrseite. Mit Eric Garcia (20/ManCity) kam ein zusätzlicher Innenverteidiger. Sergio Agüero (33/ManCity) und Memphis Depay (27/Lyon) sollen ihre Treffsicherheit auch in La Liga unter Beweis stellen. Abgegeben wurden daneben Außenverteidiger Junior Firpo (24) und leihweise auch Trincao (21). Der Kader hat sich in der Breite damit sogar durchaus verstärkt. Dies muss aber schlicht und ergreifend in Relation mit dem Messi-Abgang gesetzt werden. Und hier bleibt festzuhalten, dass die Qualität der Mannschaft insgesamt massiv gelitten hat.

Doch in einem gewissen Zwangsoptimimus darf auch gesagt werden, dass der FC Barcelona vor einem spannenden Jahr steht. Keiner weiß so recht, wie Barca einzuordnen ist. Die Vorbereitung konnte sich insgesamt ganz gut sehen lassen. Die lehrreiche Niederlage gegen RB Salzburg dürfte hilfreich für die Entwicklung und Spielidee gewesen sein. Die Siege gegen Juventus und den VfB Stuttgart gaben den Akteuren Selbstvertrauen. Depay schoss sich sich mehrmals warm und auch die Spieler aus der zweiten Mannschaft Barcas gaben richtig Gas. So ist der FC Barcelona durchaus als eine Art Wundertüte zu bezeichnen, bei der man erst einmal abwarten muss, in welche Richtung sich die nun startende Spielzeit entwickelt. Doch die taktische Entwicklung und Variabilität durch Koeman bietet eine gewisse Grundlage, durch welche die Anhänger auf einen Start in neue, natürlich völlig andere Ära hoffen dürfen.

Messi La Liga

Photo by Imago

Player to watch: Ansu Fati

Nach seinem Meniskuseinriss im November letzten Jahres hieß es zuerst, dass Shooting-Star Ansu Fati (18) „nur“ wenige Monate ausfallen wird. Aus dieser Zeitangabe wurde letztlich jedoch ein 3/4 Jahr. Und noch immer befindet sich der Spanier im Aufbautraining. Umso spannender wird es zu beobachten sein, wie der Flügelspieler auf das Grün zurückkehren wird. Die Hoffnungen sind immens – immerhin ist Fati der jüngste Torschütze des FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft. Doch kann er diesen auch wieder gerecht werden?

Der Youngster bringt jedenfalls Qualitäten auf das Spielfeld, die nicht viele Akteure besitzen. Seine Schnelligkeit, der Torabschluss, die Abgezockheit – all das wird kombiniert mit einem unfassbaren Talent. Gelingt es Fati fit und gesund zurückzukehren, kann er einen immens wichtigen Baustein im Angriff der Katalanen abgeben. Mehr Variabilität, mehr Unvorhersehbares und reichlich Tempo. Dies sind Bausteine, die Barca momentan sehr gut gebrauchen kann.

Prognose La Liga

Der FC Barcelona ist für die kommende Spielzeit schwer einzuschätzen, sollte aufgrund der dennoch vorhandenen Qualität einen Platz unter den Top-3 sicher haben. Auch das Abschneiden der direkten Konkurrenz ist längst nicht in Stein gemeißelt, sodass es Kampf um die Krone erneut spannend werden kann. Doch nüchtern betrachtet, müssen sich die Anhänger der Blaugrana wohl auf ein titelloses Jahr vorbereiten. Die Chancen auf eine Trophäe sind nach dem Abgang Messis einfach deutlich gesunken. Hinzu kommen die nahezu permanenten Unruhen in und im den Verein herum. Kurzum, es wird eine schwierige Saison werden, geprägt von einigen Auf und Abs.

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FC Granada (Letzte Saison: 9. La Liga)

Nach seiner Saison als Aufsteiger konnte sich der FC Granada ebenso in dem sogenannten „verflixten“ zweiten Jahr in La Liga behaupten. Die Andalusier holten am Ende 46 Punkte, gewannen 13 Partien, spielten sieben Mal Remis und verloren 18 Partien. Bemerkenswert dabei ist, dass die Südspanier sich vor allem als sehr heimstark präsentierten und im heimischen Estadio Nuevo Los Cármenes 31 der insgesamt 46 Zähler holten. Trotz Doppelbelastung durch die Europa League spielte Granada eine wirklich ordentliche Runde und darf sich am Ende über einen verdienten neunten Platz freuen.

Im bereits angesprochenen internationalen Wettbewerb zeigte sich Granada auch sehr erfolgreich. Als tendenzieller Außenseiter setzten sich die Andalusier nicht nur in der Gruppenphase durch, sondern kamen über die Stationen Napoli und Molde sogar bis ins Viertelfinale. Dort musste man sich schließlich dem späteren Finalisten Manchester United geschlagen geben. Dennoch bleibt festzuhalten, dass es die Truppe geschafft hat, als geschlossene Einheit aufzutreten und für kleine Überraschungen zu sorgen.

Festsetzen im Mittelfeld von La Liga

Nach der guten Saison im Vorjahr möchte der FC Granada auch in dieser Spielzeit wieder einen Platz im Mittelfeld belegen. Im Idealfall darf hierbei der Blick wieder ein wenig nach oben gehen. Mit dem Abstiegskampf möchte man so wenig wie nur irgendwie möglich zu tun haben. Und die Vorzeichen hierfür sind durchaus vielversprechend. Die Andalusier verstärkten sich lediglich in mehreren Bereichen. Mit Luis Abram (25) kam ein gestandener Innenverteidiger aus Argentinien, mit Monchu (21) ein vielversprechendes Talent aus Barcelona und mit Carlos Bacca (34) ein erfahrener Torjäger. Letztgenannter ersetzt den nach Levante gezogenen Roberto Soldado (36). Zudem verließen Torhüter Rui Silva (27) und die beiden Leihgaben Kenedy (25) und Jesus Vallejo (24) den Verein. Allesamt durchaus Säulen in der Mannschaft, die es nun aufzufangen gilt. Mit den genannten Neuzugängen kann dies aber durchaus gelingen.

Erfolgstrainer Diego Martinez (40) wird auch in der neuen Saison den Anspruch haben, seine Mannschaft in das Tabellenmittelfeld zu führen. Dabei wird Granada in der Regel in einem 4-2-3-1 agieren. Mit einer soliden defensiven Kompaktheit soll den Gegnern das Leben schwer gemacht werden, ein schnelles und gezieltes Umschaltspiel zu Chancen führen. Doch Martinez zeigt sich in seiner Aufstellung durchaus variabel, streut zu gegebenen Anlässen gerne eine Drei-, beziehungsweise Fünferkette in der Defensive ein. So gelang es auch unter anderem den FC Barcelona im Camp Nou mit 2:1 zu besiegen.

Mit dieser Variabilität, der Leidenschaft und einer geschlossenen Mannschaftsleistung ist Granada dazu in der Lage, vielen Mannschaften ein Bein zu stellen. Die Südspanier bringen einiges mit, um in der höchsten Spielklasse des Landes erfolgreich zu sein. Doch mittlerweile sind die Gegner ein Stück weit gewarnt. Granada darf sich nicht darauf verlassen weiterhin unterschätzt zu werden. Die vergangenen beiden Jahre haben gezeigt, wie gut die Mannschaft von Diego Martinez harmonieren kann, wenn man sie denn lässt. Für den ganz großen Schritt reicht es letztendlich nicht, aber um sich im Mittelfeld festsetzen zu können, bringt die Truppe einiges mit.

Granada La Liga

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Player to watch: Luis Suarez

Luis Suarez (23) ist einer der spannendsten Spieler im Kader des FC Granada. Der Kolumbianer agiert in der Offensive sehr variabel. Er kann sowohl als Mittelstürmer, als auch auf den Außenpositionen eingesetzt werden. In der vergangenen Saison gelangen dem 23-Jährigen in 27 Spielen in La Liga fünf Tore und eine Vorlage. Diese Ausbeute ist definitiv ausbaubedürftig. Entschuldigend sei hier aber gesagt, dass Suarez erst im Oktober 2020 aus Watford nach Granada wechselte und somit die wichtige Sommervorbereitung verpasste. Zudem musste der Stürmer zwischendurch mit einer Muskelverletzung für zwei Monate pausieren.

Bleibt der Kolumbianer diesmal fit, kann er ein wichtiger Baustein in der Mannschaft von Trainer Diego Martinez werden. Sein Spielverständnis, seine Variabilität und sein Talent passen in Spaniens höchste Spielklasse und sollten dazu beitragen können, dass der FC Granada seine sportlichen Ziele ein weiteres mal erreicht.

Prognose La Liga

Nimmt man sich die vergangenen beiden Jahre als Maßstab, sollte der FC Granada auch in dieser Saison eine solide bis gute Spielzeit vor sich haben. Die Anzeichen scheinen zu stimmen, sodass auch in diesem Jahr mit den Andalusiern zu rechnen sein kann. Für den großen Wurf nach oben zu den internationalen Plätzen wird es vermutlich nicht reichen, für einen Platz im gesicherten Mittelfeld sollte es im Normalfall aber reichen.

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FC Getafe (Letzte Saison: 15. La Liga)

Der FC Getafe spielte in der abgelaufenen Saison eine für eigene Verhältnisse enttäuschende Saison. Die Mannschaft von nun Ex-Trainer José Bordalas (57) fiel nach zuvor drei einstelligen Platzierungen auf den 15. Tabellenplatz und entkam dem Abstieg nur relativ knapp. Das aggressive und intensive Spiel, welches Jahrelang die DNA der erfolgreichen Spielzeiten war, kam zuletzt nicht mehr so gut zum Zug und setzte sich aufgrund individueller Fehler, Ungenauigkeiten und einen negativen Trend nicht mehr nachhaltig durch.

So stand Getafe zwar man Ende mit der siebtbesten Defensive (43 Gegentreffer) da, die 28 erzielten Tore waren jedoch der schlechteste Wert in der abgelaufenen Saison. Kein Klub war vor dem gegnerischen Gehäuse derart ungefährlich. Dementsprechend war es kein Wunder, dass der FC Getafe nicht so recht aus dem Keller kam und insgesamt verhältnismäßig magere 38 Pünktchen sammelte.

Barca Getafe La Liga

Photo: Imago

Neue Identität mit frischem Wind an der Seitenlinie?

Am Ende der abgelaufenen Spielzeit kamen die Offiziellen zu dem Entschluss sich von dem einstigen Erfolgstrainer Bordalas zu trennen. Als neuer Übungsleiter wurde dabei ein alter Bekannter vorgestellt. Von nun an steht wieder Michel (58) an der Seitenlinie. Der in Madrid geborene Trainer kehrt damit an eine alte Wirkungsstätte zurück, stand bereits zwischen 2009 und 2011 in der Coaching-Zone des FC Getafe. Michel agiert in der Regel in einem 4-4-2, oder aber in einem 4-2-3-1 System und spielt einen offensiven Fußball. Spiele ohne Torerfolge gab und gibt es bei Michel nur selten. So sind Partien, in denen Michels Mannschaften entweder drei Tore erzielen, oder aber kassieren keine Seltenheit. Ein 4:3 Sieg scheint den Übungsleiter zufriedener zu stimmen, als ein 1:0 Erfolg. Doch ebendiese Tatsache könnte den Fans das Lachen zurückbringen, immerhin waren solche Torerfolge in der vergangenen Spielzeit eine absolute Seltenheit.

Doch auf neues Personal auf dem Spielfeld müssen, beziehungsweise dürfen sich die Anhänger nicht einstellen. Getafe agierte auf dem Transfermarkt bislang sehr zurückhaltend. So wurde zwar Mittelfeldakteur Charles Alena (23) fest verpflichtet und mit Sandro Ramirez (26) und Stefan Mitrovic (31) zwei gestandene Profis geholt. Somit fand ein große Umbruch nicht wirklich statt. Wenigstens wurde der Kader insgesamt verjüngt, da mit Portillo (31), Rodriguez (34) und Etxeita (33) drei Spieler abgegeben wurden, welche die 30 bereits überschritten haben. Ob dieser Kader jedoch ausreicht um die erhofften Ziele zu erreichen, bleibt zunächst abzuwarten.

Hier geht zu La-Liga-Vorschau III: Atletico, Real Betis, FC Cadiz, RCD Espanyol

Player to watch: Marc Cucurella

Marc Cucurella (23) kommt über den Status des „Ewigen Talents“ nicht so recht hinweg. Der ehemalige Spieler des FC Barcelona spielt bereits seit zwei Jahren als unangefochtener Stammspieler beim FC Getafe, ohne aber den nächsten größeren Schritt zu absolvieren. Für einen linken Mittelfeldspieler ist der Spanier meist zu torungefährlich, die Zahl der Torvorlagen ist nur geringfügig höher. Die Erwartungen an einen ehemaligen Akteur des großen FC Barcelona sind natürlich weitaus höher, doch in der Realität ist Cucurella noch nicht der entscheidende Faktor entsprechend seinen Fähigkeiten. Hervorheben muss man hier allerdings auch seine herausragende Fitness. Der 23-Jährige ist nahezu in jedem Spiel verfügbar und sehr verletzungsresistent – eine heutzutage nicht häufig vorkommende Eigenschaft.

Unter dem neuen Trainer ist es auch für Cucurella eine neue Chance, sein Können unter Beweis zu stellen. Mit einer offensiveren Spielidee könnte der Flügelspieler noch häufiger zu Torgelegenheiten kommen, um seine Bilanz aufzubessern. So stehen die Chancen auf dem Papier ganz gut, um den nächsten Schritt zu machen und sich nun auch mit gesteigerter Scorer-Ausbeute in La Liga zu zeigen.

Prognose La Liga

Getafe hat insgesamt eine ordentliche Ausgangslage, um eine deutlich verbesserte Saison als im Vorjahr zu spielen. Der Kader ist etwas verjüngt worden, zudem kam mit Michel ein Trainer, der offensiver agieren lässt als sein Vorgänger. Inwieweit dieses Konzept jedoch auch aufgeht, bleibt zunächst abzuwarten. So ist Getafe durchaus in der Lage zu überraschen – jedoch positiv, wie negativ…

Rayo Vallecano (Letzte Saison: 6. LaLiga 2)

Rayo Vallecano hat in der abgelaufenen Spielzeit den sechsten Platz in Spaniens Unterhaus belegt. Dabei spielten die Madrilenen eine Saison, in welcher der Aufstieg letztlich unerwartet kam. Mit 67 Punkten lag man nach den 42 regulären Spieltagen vier Punkte hinter deutlich Girona. Doch dies schien die Akteure in den entscheidenden Spielen nicht zu stören – im Gegenteil. Rayo Vallecano, während des Ligabetriebs weder durch eine besonders solide Defensive, noch durch einen überragenden Angriff aufgefallen, spielte hervorragende Playoff-Spiele und setzte sich zunächst deutlich gegen Leganes und anschließend denkbar knapp gegen Girona durch. Somit war der unerwartete Aufstieg perfekt.

Hier geht es zu La-Liga-Vorschau IV: Real Madrid, Athletic, Levante, Mallorca

Stabilität beim La Liga-Comeback?

Gefeierter Mann war beim angesprochenen Aufstiegs-Traum der Trainer. Andoni Iraola (39) schaffte es in seiner Premierensaison bei den Madrilenen auf Anhieb erfolgreich zu sein – trotz einer Saison, die keine klassische Aufstiegsbilanz vorzuweisen hat. Doch in den entscheidenden Partien konnte der Spanier seine Mannschaft so einstellen, dass sie nun mal erfolgreich ist. Dies gelang dem 39-jährigen zumeist in einem unspektakulären 4-2-3-1 System. Der Fußball von Iraola ist eng und umkämpft, die Partien enden in der Regel knapp mit nur einem Tor Unterschied. Die Mannschaft lebt von einem immensen Zusammenhalt, bei dem jeder für jeden agiert. Es wird leidenschaftlich um jeden Ball gekämpft, die vermeintlichen Grundtugenden sollen auf das Grün gebracht werden.

Um nun auch in La Liga bestehen zu können, wurde sich den Verhältnissen entsprechend ordentlich verstärkt und Geld in die Hand genommen. Aus der Jugendabteilung von Real Madrid wurde Linksverteidiger Fran Garcia (21) fest verpflichtet. Aus Spaniens Unterhaus kamen zudem noch Rechtsverteidiger Ivan Balliu (29) und die beiden zentralen Mittelfeldspieler Randy Nteka (23) sowie Pathé Ciss (27). Zudem wurde Martin Merquelanz (26) von San Sebastian ausgeliehen. Für diese Akteure nahmen die Madrilenen mehr als vier Millionen Euro in die Hand – eine Summe, die für einen solch kleinen Verein durchaus beachtlich ist, erst recht aufgrund der Pandemie-Situation. Diese Transfers wurden aber mitunter durch die Einnahmen des Transfers von Luis Advincula (31) finanziert. Den Rechtsverteidiger zog es für 2,2 Millionen Euro nach Südamerika.

Der Kader von Rayo wurde dementsprechend nur geringfügig verändert. Der Kern zu Mannschaft ist unverändert und willig, die Sensation mit dem erhofften Klassenerhalt zu erzielen. Dafür bedarf es jedoch einen immensen Aufwand in jeder einzelnen Minute dieser Saison. In einer Saison in der die Madrilenen in jeder Partie die Rolle des (krassen) Außenseiters innehaben werden. Es bleibt die Frage, ob sich Rayo wie zwischen 2011 und 2016 in La Liga etablieren kann oder ob es wie in der Saison 2018/2019 ein kurzes Gastspiel in Spaniens Oberhaus sein wird.

Player to watch: Isi Palazon

Isi Palazon (26) war einer der absoluten Leistungsträger in der Aufstiegssaison. Der rechte Flügelspieler sorgte in 39 Ligaspielen für neun Tore und vier Torvorlagen. Eine Bilanz, die sonst kein anderer Akteur vorweisen konnte. Zudem erzielte er in den Aufstiegsspielen das letztlich so wichtige Heimtor im Final-Hinspiel gegen Girona. Der kleine und flinke Spanier sorgte oftmals für Verwirrung in den gegnerischen Hälften, kann auch auf der linken Seite für Gefahr sorgen und ist für das Team von Trainer Iraola ein unangefochtener Stammspieler und Leistungsträger.

Ob er seine Performance aus der letzten Saison auch in seiner Debütsaison in La Liga wiederholen kann, ist alles andere als gesichert. Doch seine Spielweise kann der einen oder anderen Defensivreihe durchaus Probleme bereiten, sodass die Hoffnungen natürlich in der Regel auf ihm liegen. Schafft er es, dieser Verantwortung gerecht zu werden?

Prognose La Liga

Rayo Vallecano geht als eindeutiger Außenseiter in die Saison. Der Aufsteiger wird in jeder Partie der klare Underdog sein und jeder Punkt könnte am Ende enorm wichtig sein, um sich im Oberhaus behaupten zu können. Mit der einen oder anderen kleinen Überraschung dürfte dabei zu rechnen sein, ein Klassenerhalt scheint derzeit jedoch eher unwahrscheinlich.

Photo: AFP/Imago

Steffen Gronwald

Steffen verfolgt primär den Vereinsfußball, fühlt sich im deutschen Ober- und Unterhaus zu Hause - verfolgt zugleich aber auch La Liga und die Premier League intensiv. Ob Offensivspektakel oder "park the Bus", fesseln tut ihn beides, zudem steht bei ihm auch der Schiedsrichter im Fokus. Seit 2016 bei 90PLUS.


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