Chelsea vs Tottenham – Gejagter gegen Jäger

22. Februar 2020 | Vorschau | BY Victor Catalina

Vorschau | Noch am vorletzten Spieltag saß José Mourinho in der Allianz Arena und beobachtete mit RB Leipzig seinen kommenden Gegner in der Champions League. Jetzt ist er selbst zu Gast, wenn der FC Chelsea gegen Tottenham seine Generalprobe für die Königsklasse bestreitet. Dabei trifft er – wieder mal – auf einen alten Bekannten.

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 13:30 Uhr, live bei Sky.

 Chelsea auf der Suche nach der Form

Es ist kein Geheimnis, dass die beiden Trainer sich über die Maßen schätzen. Mitte der 2000er machte José Mourinho – damals selbst noch beim FC Chelsea in Amt und Würden – Frank Lampard zum Chef im Mittelfeld und absoluten Schlüsselspieler der Blues. Nun stehen sie sich als Trainer gegenüber und bislang gab der Schüler in beiden Versuchen seinem Lehrmeister das Nachsehen. Zuletzt Ende Dezember, am 18. Spieltag, als Willian beim 2:0 im Tottenham Hotspur Stadium doppelt traf.

Die Stimmung bei den Blues könnte besser sein. Von den letzten fünf Pflichtspielen konnte Chelsea nur zwei gewinnen, zuletzt gab es ein 0:2 vor eigenem Publikum gegen Manchester United. Was nicht nur, aber vor allem in diesem Spiel auffiel: Chelsea hat Probleme mit der Effizienz. Sie unterbieten ihren xG-Wert in der Liga um 0,3 Tore pro Spiel. Dafür kassiert Chelsea 0,2 Tore mehr, als ursprünglich berechnet – 19 in der Liga ab der 60. Minute. Ein bedenklicher Wert.

Unter anderem deswegen hat man die Top 3 aus den Augen verloren. Während man Anfang der Saison mit Manchester City und Leicester City noch relativ gut Schritt halten konnte, ist der Vorsprung auf den aktuellen Tabellenfünften Sheffield United inzwischen auf magere zwei Punkte geschmolzen. Dazu fallen wichtige Akteure zum Teil längerfristig aus. N’Golo Kanté und Andreas Christensen mussten gegen Manchester United ausgewechselt werden. Zumindest der Ex-Gladbacher kann trotz eines Nasenbeinbruchs mit Maske spielen, bei Kanté rechnet man mit einer Rückkehr in etwa drei Wochen. Zudem wird für das Spiel gegen Tottenham Christian Pulisic nicht zur Verfügung stehen. Gute Nachrichten gibt es derweil von Tammy Abraham und Ruben Loftus-Cheek. Letzterer wird nach seiner im Mai erlittenen Achillessehnenverletzung erstmals wieder im Kader stehen, Tammy Abraham, so Frank Lampard auf der Pressekonferenz, soll im Training bei 70 Prozent gewesen sein. Ob es für einen Einsatz reicht, wird er kurzfristig entscheiden.

Im Hinspiel hat Frank Lampard mit einer Dreierkette überrascht. Das 3-4-3, in dem Chelsea damals spielte, hat Tottenhams Angriff nahezu komplett schachmatt gesetzt. Ob er wieder auf dasselbe System zurückgreifen wird, ließ Lampard auf der Pressekonferenz offen: „Es kann kleinere Korrekturen geben, es kann größere geben – wie gegen Tottenham (am 18. Spieltag, Anm. d. Red.), jedes Spiel ist anders. Als wir bei Tottenham gespielt haben, haben sie etwas anders gespielt als jetzt. Das ist eins der Dinge, über die du dich als Trainer freust. In der Premier League gibt es alle möglichen Spielstile. Du spielst gegen Brighton und sie haben einen Stil, du spielst gegen Burnley und sie haben einen eigenen Stil und wenn du gegen Tottenham spielst, ist das nochmal ein anderer Stil. Die Premier League ist dafür die beste Liga der Welt.“

Tottenham: Vom Tabellenkeller in die Champions League?

0:1 unterlag die Mannschaft von José Mourinho am Mittwoch RB Leipzig – die Niederlage hätte durchaus auch höher ausfallen können. Ein starker Giovani Lo Celso war nicht genug, um etwas Zählbares gegen den Tabellenzweiten der Bundesliga zu holen. Mourinho brachte es bei BT Sport bezüglich der Personallage auf den Punkt: „Wir sind mit einer Pistole ohne Kugeln in den Kampf gegangen.“ Im Moment fallen bei den Spurs Harry Kane, Heung-Min Son und Moussa Sissoko längerfristig aus. Verteidiger Juan Foyth befindet sich nach einer Leistenverletzung auf dem Weg der Besserung, wird gegen Chelsea aber ebenfalls fehlen.

Bei den übrigen Spielern dauerte es eine Weile, bis sie sich an den neuen, eher defensiveren Spielstil gewöhnt haben. Zu Beginn des neuen Jahres hatte Tottenham einen Durchhänger mit vier sieglosen Pflichtspielen in Folge, ist dann aber mehr als einen Monat ungeschlagen geblieben – bis Mittwoch. Trotzdem erscheint eine erneute Teilnahme an der Champions League nicht unrealistisch. Erst recht nicht, sollte die Sperre für Manchester City bestätigt werden und auch ein 5. Platz ausreichen. „The Special One“ ist eben immer noch special.

Auf der Spieltagspressekonferenz machte José Mourinho einen gewohnt gelassenen Eindruck und erinnerte an die Tabellenkonstellation bei seiner Ankunft: „Als ich hier angekommen bin, war das erste, was ich ihnen (den Spielern, Anm. d. Red.) gesagt habe: Schaut nicht auf die Tabelle, vergesst, dass ihr 12 Punkte hinter dem 4. Platz seid, setzt euch keine Ziele, sagt nicht, ‘Wir wollen unbedingt in die Top 6‘. Wir wollen ein Spiel nach dem anderen spielen und dann sehen, wo uns das hinbringt. Vor drei Monaten waren wir noch nahe an den Abstiegsplätzen – was nie wirklich ein Thema war – und jetzt sind wir einen Punkt hinter den Top 4. Und jetzt, wo wir in dieser Position sind, haben wir uns das Recht verdient, auch um einen dieser Plätze zu kämpfen.“

Mourinho will mit Tottenham angreifen – und er ist im Begriff, die Spurs neu zu erfinden. Mit der festen Verpflichtung von Giovani Lo Celso, der als legitimer Thronfolger von Christian Eriksen gilt, sowie den Transfers von Steven Bergwijn und Gedson Fernandes hat er angefangen, an seiner „football heritage“ zu basteln. Man darf gespannt sein, wo es hingeht.

Prognose

Beide haben Personalsorgen, beide konnten in den vergangenen Wochen und Monaten nicht komplett überzeugen – allerdings müssten auch beide gewinnen, um die Saisonziele nicht zu gefährden. Klingt nach 50:50-Spiel – und einem Unentschieden.

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Mögliche Aufstellungen:

Chelsea FC: Caballero – R. James, Rüdiger, Zouma, Azpilicueta – Jorginho, Kovacic, Mount – Pedro, Willian, Batshuayi

Tottenham Hotspur: Lloris, Aurier, D. Sanchez, Alderweireld, B. Davies – Gedson, Lo Celso, Winks, Bergwijn – Alli, Lucas Moura

(Photo by Marc Atkins/Getty Images)

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Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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