Alexis Sanchez – Das schlampige Genie, das Manchester United noch fehlte?

5. Februar 2018 | Nachspielzeit | BY Chris McCarthy

Bei seinem Liga-Debüt gegen Huddersfield war für Alexis Sanchez alles beim Alten. Gleiche Trikotfarbe, gleiche Rückennummer 7 und vor allem die gleiche Spielweise. Der Unterschied? Sorgte seine risikobereite Herangehensweise beim FC Arsenal zuletzt für Frustrationen, ist sie bei Manchester United womöglich eine willkommene Abwechslung…

 

Schlampiges Spiel

Ganze 32 Mal verlor Alexis Sanchez beim 2:0 Manchester Uniteds über Huddersfield das Spielgerät. Für den Chilenen keine Ausnahme, denn seine risikobehaftete Spielweise sorgte bei den Gunners in der letzen Jahren zunehmend für Frustrationen.

Den Höhepunkt erreichte der Missmut über die ständigen Ballverluste in dieser Hinrunde, als Sanchez seiner Form aus der Vorsaison mächtig hinterherhinkte. In einer persönlichen Krise angekommen, versuchte der quirlige Angreifer die plötzlich ausbleibenden Erfolgserlebnisse und Geniestreiche immer wieder zu erzwingen. Konnte man 2016/2017 bei 24 Toren und 11 Assists (o,92 Scorerpunkte pro Spiel) noch über die bekannten negativen Aspekte seines Spiels hinweg sehen, blieb nun auch noch das Endprodukt aus (o,5 Scorerpunkte p.Sp.).

Die Folge: Noch mehr schlampige Ballverluste, unvollendete Angriffe und sogar eine erhebliche Einschränkung des gesamten Offensiv-Flusses des FC Arsenal.

Im Januar trennten sich die Nordlondoner letztendlich von Sanchez. Sein Vertrag wäre im Sommer ausgelaufen und die Gehaltswünsche des zweifachen FA-Cup-Siegers waren nicht zu realisieren. Nicht einmal die wohlerhabenen Cityzens konnten, bzw. wollten sich das Gesamtpaket aus Ablöse und Gehalt leisten und so landete der 29-Jährige beim Höchstbietenden im Old Trafford.

(Photo by Dan Mullan/Getty Images)

 

Neue Wirkungsstätte, alte Spielweise

Ganze 32 Mal verlor Alexis Sanchez beim 2:0 Manchester Uniteds über Huddersfield wie gesagt das Spielgerät – übrigens mehr als jeder seiner neuen Mannschaftskollegen in einem Spiel in der laufenden Saison… und trotzdem war er der Mann des Spiels!

Das Energiebündel verleiht Manchester United nämlich drei ganz schmerzlich vermisste Komponenten, die gerade gegen passive Teams wie z.B. Huddersfield am Samstag den Unterschied machen können: Pure Energie, Genialität und Risikobereitschaft.

Sanchez ergriff immer wieder die Initiative, schnappte sich oftmals in der eigenen Hälfte den Ball, suchte das Dribbling und leitete durch seine Dynamik viele Angriffe seines Teams quasi im Alleingang ein. Viele Risiken eingehen heißt auch, dass man das ein oder andere Mal belohnt werden kann!

(Photo by Dan Mullan/Getty Images)

 

Willkommene Risikobereitschaft?

Drei Chancen leitete Sanchez durch seinen Spielstil am Samstag ein und steht dadurch in der Saison bei 2,52 pro Partie. Zum Vergleich, Paul Pogba war mit 1,88 eingeleiteten Tormöglichkeiten pro 90 Minuten bisher noch der kreativste Akteur der Red Devils.

Wie wichtig das für die United Offensive sein könnte, demonstriert auch der folgende Wert. Das Team von José Mourinho erspielt sich im Schnitt 10,35 Gelegenheiten pro Spiel – die wenigstens der Top-6 der Premier League und ganze zwei weniger als der Fünftplatzierte dieser Kategorie: Der FC Arsenal.

Bei der 1:0 Führung durch Romelu Lukaku war Sanchez übrigens nicht direkt involviert. Hier leistete Juan Mata die Vorarbeit. Nichts desto trotz dürften alleine seine Präsenz, Dynamik und Energie die Hintermannschaft der Gäste zuvor ausreichend beschäftigt haben, um Kraft und dadurch Konzentration zu rauben.

 

Schlampiges Genie

Das 2:0 fiel dann ganz im Stil eines schlampigen Genies. Der Neuzugang wurde im Strafraum gefoult, trat zum Elfmeter selbst an. Der Schuss, eher ein halbherzig und unkonzentriert ausgeführtes Schüsschen, konnte Lössel relativ mühelos parieren. Der Abpraller landete allerdings genau vor den Füßen des Schützen, der wie so oft instinktiv als Erster reagierte und zum 2:0 Endstand einschob.

Bremste Sanchez bis zuletzt eher den freien und von wenig Ballkontakten geprägten Offensivfluss der Gunners, könnten seine Einzelaktionen und Dynamik der etwas statischen United-Offensive neues Leben einhauchen.

Der neue Top-Verdiener der Premier League wird durch seine vielen schlampigen Ballverluste auch im Old Trafford für Frustrationen sorgen, seine genialen Momente und vor allem seine Risikobereitschaft bieten Manchester United aber auch neue, bisher vermisste Komponenten im Angriffsspiel.

(Photo by Dan Mullan/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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