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Neues BVB-Sorgenkind | Quo vadis, Maxi Philipp?

30. November 2018 | Spotlight | BY David Theis

Dürftige Leistungen, zuletzt gegen Bayern und Mainz nicht im Kader: Die Saison von Maxi Philipp könnte freilich besser laufen. Dabei dachten viele, nach seinen Toren gegen Hertha BSC & Union Berlin gehe es nun bergauf. Dennoch kam der Ex-Freiburger im kompletten November auf nur 12 Spielminuten (wettbewerbsübergreifend). Nun werden erste Wechselgerüchte laut. Nimmt “Mili” zukünftig noch eine Rolle beim BVB ein – und wenn ja: Welche?

 

Der Spieler fremdelt

Philipps Dilemma ist schnell auf den Punkt gebracht: Er spielt auf der falschen Position. Zwar sei das kein Leistungshindernis, so bekräftigt er selbst, doch die Zahlenlage macht offensichtlich: Mit der Rolle im Sturmzentrum tut sich Philipp unter Lucien Favre bislang schwer.

Klar ist die Mittelstürmerrolle ungewohnt, aber das darf keine Ausrede sein. Letzte Saison habe ich auch als Stürmer Tore geschossen. Ich habe keine Erklärung dafür, warum das Spiel an mir vorbeiläuft und ich zu oft die falsche Entscheidung treffe.

– Philipp im Gespräch mit den Westfälischen Nachrichten

Seien es die Torabschlüsse, die individuellen Aktionen oder das Zusammenspiel mit den Kollegen – die Leistungsstatistik des 24-jährigen Berliners kann man sich nicht schönrechnen: Zwar verzeichnet Philipp mehr Torabschlüsse als der zuletzt bevorzugte Mario Götze (ebenfalls 2 Scorerpunkte), jedoch ist sein Pass- und Stellungsspiel weit weniger ausgereift. Götze kommt auf mehr kreierte Chancen als “Mili” – obwohl er nur halb so lange in der Bundesliga auf dem Platz stand. Super-Sub Alcacer ist Philipp dagegen in puncto Aktivität und Passspiel überlegen – jedoch trifft der wie am Fließband. Grade hier, bei der Torgefahr, liegt ohnehin derzeit Philipps großes Problem: Er trifft nicht nur nicht – er erarbeitet sich auch keine Chancen, wählt falsche Laufwege, trifft schlechte Entscheidungen. Und auch dieses “Fremdeln” mit der Position ganz vorne ist statistisch nachvollziehbar: Nur 6% seiner Torschüsse gab “Mili” in den letzten 4 Spielzeiten (die laufende mit einbezogen) von innerhalb des 5-Meter-Raums ab (Vgl. Alcacer: 20%), ganze 44% von außerhalb des 16-Meter-Raums (Vgl. Alcacer 20%). Die klassischen Stürmer-Bewegungsabläufe seine spanischen Konkurrenten muss Dortmunds Nr. 20 sich wohl noch erarbeiten…

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Persönliches Dilemma vs Kader-Dilemma

… oder er wird vom Trainer auf einer besser geeigneten Position eingesetzt. Das jedoch ist leider unwahrscheinlich, denn Coach Favre sind die Hände gebunden: Bei nur einem gelernten Stürmer (Alcacer) im Kader, der zudem bisher nur nach Einwechslungen restlos überzeugte, bleibt dem Schweizer gar nichts anderes übrig, als Philipp weiter in fremden Gefilden einzusetzen. Auch der Weg auf besser geeignete Positionen wird von Borussias Superstar Reus (hinter den Spitzen) sowie Bruun Larsen, Sancho und Pulisic (außen) versperrt. Und wieder das gleich Bild wie im Sturm: Was Philipp gut kann (hier: Schnelligkeit, starkes 1gegen1), können andere sehr gut. Dennoch: Ein Leihgeschäft mit dem VfB Stuttgart erscheint aus BVB-Sicht derzeit recht unwahrscheinlich. Favres Team, das regelmäßig mit 7-8 (!) Neuzugängen startet, ist gut beraten, sich erst einmal in der gegenwärtigen Zusammenstellung zu finden, bevor die Fluktuation in der Offensive noch weiter vorangetrieben wird. Und Philipp hat seinen größten Leistungssprung noch vor sich – anders als etwa der scheidende Kollege Kagawa (wohl ebenfalls Stuttgart).

Zudem ist die Abwesenheit eines Spezialgebietes für Philipp sowohl Fluch, als auch Segen: Dass die jungen Herren Sancho, Bruun Larsen und Pulisic den Club eine komplette Saison lang tragen können, ist zu bezweifeln. Dass Marco Reus eine komplette Saison ohne Pausen durchspielen sollte, auch. Marius Wolf kommt einerseits nicht in Gang (zuletzt mehrmals Verletzungspech) und schuldet andererseits noch den Nachweis, tatsächlich BVB-Kragenweite zu besitzen. Dann ist da noch Raphaël Guerreiro, den Favre ebenfalls auf der offensiven Außenbahn sieht – aktuell vor Philipp. Dennoch gilt der Portugiese als unbeständig und schlecht integriert. Ergo: Philipps Chancen auf den Außen (oder gar der „Zehn“) werden kommen – allein: Es werden wohl nicht allzu viele sein, wenn er sich nicht bald deutlich stärker präsentiert. 

 

Drei halbe Stürmer sind ein ganzer

Seinen Vorteil wird Dortmunds neues Sorgenkind (wie auch das alte) also weiter in der dünnen Personallage im Sturm suchen müssen. Hier wird der konterstarke Philipp seine Chance, sich als taktische Alternative zu erweisen, ebenso erhalten, wie der noch vor Wochen (medial) komplett abgeschriebene Götze. Auch eine größer werdende Konkurrenz von außen sollte “Mili” nicht im Wege stehen. Landet der BVB nicht völlig gegen die Gesetze des Marktes einen Winter-Coup, werden Philipps Ambitionen das kommende Transferfenster überdauern. Geduld, Selbstvertrauen und eine Menge Trainingseifer sollten – trotz der persönlichen Durststrecke – für einen Spieler seines Talents ausreichen, um einen Weg zurück in die Mannschaft zu finden. Sucht Philipp ein Vorbild in Sachen „Comeback unter schwierigen Vorzeichen“, so wird er ironischerweise bei einem direkten Konkurrenten fündig. 

 

David Theis

War schon ein Fußball-Nerd bevor es Laptops gab. Schläft mit einer Ausgabe von "Der Schlüssel zum Spiel" unterm Kopfkissen. Seit 2017 bei 90PLUS.


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