U21: Der Traum von Gastgeber Polen
10. Juni 2017 | News | BY Manuel Behlert
Erstmals seit 1996 ist die polnische U21 für eine Europameisterschaft qualifiziert, zugegebenermaßen vor allem deswegen, weil man Gastgeber ist. Die Polen wollen sich vor dem eigenen Publikum sehr gut präsentieren, spüren den Rückhalt der heimischen Fans, haben aber dennoch einen gewissen Druck, der auf der Mannschaft lastet. Das Trainergespann Marcin Dorna und Piotr Swierczewski hat mit einer definitiv recht talentierten Mannschaft einiges vor, zuletzt viel ausprobiert und große Ziele.
Der neue Modus mit 12 Teilnehmern in drei Gruppen erschwert den Polen aber ein wenig das Weiterkommen. Trotz der Aufstockung wird nach der Gruppenphase sofort das Halbfinale gespielt, es kommen nur die drei Gruppensieger weiter, außerdem der beste Tabellenzweite. In einer Gruppe mit der Slowakei, Schweden und England ist es aber nicht ausgeschlossen, dass die Fans in Polen etwas länger Freude an ihrer Mannschaft haben. Die polnischen Anhänger träumen davon, ihre Mannschaft im eigenen Land zumindest bis ins Halbfinale zu peitschen.
Positive Entwicklung
Die Nachwuchsförderung des polnischen Fußballverbandes ist in den letzten Jahren definitiv besser geworden. Das hat sich auch auf das Niveau der A-Nationalmannschaft ausgewirkt. Auch wenn es wenige, in der Breite sehr gute Jahrgänge gab, konnten in den vergangenen Jahren mit Kaminski, Bereszynski, Goralski, Zielinski, Wolski oder Milik zahlreiche Spieler integriert werden, die 25 Jahre alt oder jünger sind. Einige Spieler aus dem derzeitigen Nachwuchskader besitzen überdies Erfahrungen in der A-Nationalmannschaft. Die beiden Testspiele im März wurden verloren, allerdings wurde einiges getestet, die Gegner waren mit Tschechien und Italien durchaus namhaft.
Das Testspieljahr 2016 hingegen war sehr erfolgreich. In 6 Spielen gab es 5 Siege und ein Remis, unter anderem schlug man Deutschland mit 1:0, Weißrussland mit 3:0 und Montenegro gar mit 6:0. Dabei wurden zahlreiche Spielsysteme ausprobiert, man variierte zwischen einem 4-2-3-1, einem 4-1-4-1 und einem 4-3-3. Die Polen wollen nun im Turnier zeigen, dass diese Ergebnisse kein Zufall waren. Die Entwicklung muss natürlich weiter vorangetrieben werden, aber erste positive Ansätze sind sichtbar. Ziel des polnischen Verbandes muss es sein, dass sich in der Zukunft wieder mehr Juniorenauswahlmannschaften für die großen Turniere qualifizieren. Die A-Nationalmannschaft wird davon profitieren, wenn sich die Junioren bereits regelmäßig mit der bestmöglichen Konkurrenz messen können.
Talentierte Mannschaft
Die Mannschaft der Polen bei dieser EM ist auf jeden Fall ambitioniert. In jedem Mannschaftsteil finden sich gute, talentierte Spieler, die auf sich aufmerksam machen wollen. Das beginnt bereits im Tor. Bartlomiej Dragowski (19) steht beim AC Florenz unter Vertrag, kam vor der Saison aus der polnischen Liga, von Bialystok. Bei der Fiorentina spielte er nur einmal in der Serie A, die Zukunft könnte ihm aber gehören. In der Abwehr sollte man vor allem Kapitän Thomas Kedziora von Lech Posen hervorheben. Der Rechtsverteidiger ist unangefochtener Stammspieler in der Ekstraklasa und in der Nationalmannschaft absoluter Führungsspieler. Außerdem ist Krystian Bielik vom FC Arsenal zu nennen, der in der Rückrunde an Birmingham City verliehen war. Bielik, der früher auch im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kam, könnte ein elementarer Faktor werden.
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.