U21: Deutschland krönt sich zum Europameister!

30. Juni 2017 | News | BY Manuel Behlert

Am heutigen Freitagabend fand das Finale der U21-EM in Polen statt. Mit Spanien und Deutschland standen zwei der Favoriten auf den Titel im Endspiel. Spanien zeigte im Turnierverlauf insgesamt die stabileren Leistungen, beeindruckte insgesamt etwas mehr. Die DFB-Elf hat sich gut präsentiert und vor allem gegen England im Halbfinale nach einer verschlafenen Anfangsphase gut funktioniert, sich viele Chancen herausgespielt.

Die spanische Elf ging als Favorit in das Spiel, hat ihre bestmögliche Mannschaft dabei, während Deutschland auf namhafte Spieler verzichten musste, unter anderem wegen Verletzungen oder der Tatsache, dass diese Akteure beim Confed-Cup in Russland verweilen. Ein Duell zwischen dieser spanischen Topelf und einer deutschen Mannschaft mit Brandt, Goretzka, Sane, Süle, Henrichs oder Kimmich wäre noch einmal spannender, noch einmal hochklassiger geworden.

Deutschland 1:0 Spanien

1:0 Weiser 40.

Deutschland: Pollersbeck, Toljan, Kempf, Stark, Gerhardt, Arnold, Haberer (83. Kohr), Meyer, Weiser, Gnabry (81. Amiri), Philipp (87. Öztunali)

Spanien: Kepa, Bellerin, Mere, Vallejo, Jonny (51. Gaya), Llorente (83. Mayoral), Ceballos, Saul, Asensio, Deulofeu, Sandro (71. Inaki)

Intensive Anfangsphase

Nach der Seitenwahl der Kapitäne Arnold und Deulofeu wird das Spiel vom französischen Schiedsrichter angepfiffen, das Finale in Krakau hatte begonnen. Die Spanier versuchten den deutschen Aufbau früh zu stören, möglichst viele Passwege zuzustellen, um so für Unruhe zu sorgen. Der deutschen Mannschaft war von Beginn an klar, dass dieses Spiel nur erfolgreich gestaltet werden kann, wenn man körperlich dagegen hält, Spanien den Spielrhythmus nimmt. Die Iberer hatten sofort mehr Ballbesitz, versuchten den Ball und den Gegner laufen zu lassen. In der 6. Minute musste der spanische Torhüter Kepa erstmals eingreifen, als er von Weiser getestet wurde. Nur eine Minute später hatte Max Meyer die erste richtig gute Chance für Deutschland, als er mit einem Kopfball den linken Pfosten traf. Deutschland zeigte sich in der Offensive!

Den nächsten Abschluss hatte Arnold in der 9. Minute. Sein Distanzschuss ging knapp vorbei, wäre aber wohl sichere Beute für den spanischen Torhüter gewesen. Nach 12 Minuten hatte Spanien seine erste nennenswerte Chance, als Bellerin einen Kopfball nur knapp neben das Tor setzte. Beide Mannschaften begegneten sich auf einem hohen Niveau, die Intensität war hoch, beide Offensivreihen bewegten sich viel. Gnabry tauchte mal in der Mitte auf, entlastete Meyer, wollte mit seiner Dynamik und Antrittsschnelligkeit für überraschende Momente sorgen. Die anfängliche Dominanz der Spanier war etwas dahin, Deutschland hatte sogar mehr Ballbesitz und kam durch Gnabry in der 16. Minute zum nächsten Abschluss. Der Flügelspieler nahm eine Hereingabe von Gerhardt sehr gut mit und traf aus spitzem Winkel das Außennetz.

Hohes Niveau, 1:0-Führung

Gnabry musste sich nach einem schwachen Halbfinale steigern – und tat dies auch. Mit seiner Geschwindigkeit hatte Spanien Probleme, vor allem, wenn er nicht direkt gegen den ebenfalls schnellen Bellerin antrat, sondern gegen Llorente oder einen der Innenverteidiger. Die nächste Chance in der 21. Minute gehörte erneut dem Mann mit der Rückennummer 11, der von Werder Bremen zum FC Bayern wechselt. Nach einem ruhenden Ball kam er zum Abschluss, der erste Versuch wurde geblockt, der zweite von Kepa entschärft. In der 25. Minute verlor die DFB-Auswahl den Ball in der Vorwärtsbewegung, aber das Umschaltspiel funktionierte hervorragend, Spanien kam nicht schnell genug in die Angriffsbewegung und Deutschland konnte viele Spieler hinter dem Ball positionieren.

KRAKOW, POLAND – JUNE 30: Maximilian Arnold of Germany is shown a yellow card during the UEFA European Under-21 Championship Final between Germany and Spain at Krakow Stadium on June 30, 2017 in Krakow, Poland. (Photo by Nils Petter Nilsson/Ombrello/Getty Images)

In der Folge wurde Spanien besser, zwang die deutsche Mannschaft zu Fehlern und hatte einige gute Ansätze. Aber Stark, Kempf & co. bereinigten die gefährlichen Situationen, mal mit mehr, mal mit weniger Mühe. Spanien lauerte und zeigte punktuell seine technische und individuelle Klasse. Das Spiel war also wieder ausgeglichener, Torchancen waren zwischen der 30. und 39. Minute Mangelware. Beide Mannschaften hatten großen Respekt voreinander, Spanien fand mittlerweile die Mittel, um Deutschland besser zu kontrollieren. In der 40. Minute flankte Toljan in Richtung Mitchell Weiser und der Spieler von Hertha BSC köpfte den Ball über Torhüter Kepa ins lange Eck, Deutschland ging mit 1:0 in Führung! Diese Führung nahm die deutsche Mannschaft auch mit in die Halbzeit – und sie war nicht unverdient!

Spanien wird stärker, Deutschland fängt sich

Die zweite Halbzeit begann ohne personelle Wechsel. Deutschland wollte die spanische Mannschaft gleich zu Beginn wieder gut zustellen und stellte potenzielle Passwege zu. Haberer und Arnold holten sich in der Anfangsphase beide die gelbe Karte ab, was durchaus eine unglückliche Situation darstellte. Spanien wechselte nach 50 Minuten zum ersten Mal – und zwar auf der Position des Linksverteidigers. Der offensivstarke Gaya wurde für Jonny eingewechselt. Nach 52 Minuten sah auch noch Niklas Stark die gelbe Karte, der französische Referee entschied insgesamt nach dem Seitenwechsel etwas kleinlich, auch wenn er keine großen Fehler produzierte. Das Spiel wurde insgesamt zweikampflastiger, ruppiger, Spanien intensivierte die offensiven Bemühungen, die deutsche Mannschaft musste mitunter zu Fouls greifen.

(Photo by Nils Petter Nilsson/Ombrello/Getty Images)

In der 58. Minute testete Saul Niguez den deutschen Torhüter Pollersbeck, der seinen Schuss aber zum Eckball abwehren konnte. Spanien übernahm die Kontrolle, Deutschland stand zu weit in der Defensive, hatte Probleme, die nötige Entlastung zu finden. Serge Gnabry spielte unterdessen als zweiter Linksverteidiger. In der 60. Minute endlich Entlastung! Weiser tankte sich hervorragend durch, Meyer kam zum Schuss, der geblockt wurde. Auch der Nachschuss von Arnold fand nicht den Weg auf das Tor. Nur eine Minute später bediente Meyer Gnabry, der an Kepa scheiterte. Die anschließende Ecke köpfte Marc-Oliver Kempf, der ein überragendes Spiel ablieferte, nur knapp vorbei. Eigentlich hätte es sogar noch einen weiteren Eckball für das deutsche Team geben müssen. Gnabry, Meyer und Weiser hatten im Durcheinander nach 65 Minuten weitere Gelegenheiten, der Torerfolg blieb aber aus.

Viele Wechsel, wenig Ertrag

Nach 70 Minuten brachten die Spanier Inaki Williams für Sandro. Inaki ist ein sehr schneller, technisch gut ausgebildeter Spieler, der im Angriff für neuen Wirbel sorgen sollte. Das Spiel verlief mittlerweile wieder augeglichener, in Sachen Torchancen hatte Deutschland in den letzten Minuten sogar Vorteile, bis Ceballos in der 72. Minute einen gefährlichen Schuss aus knapp 20 Metern abfeuerte, der nur sehr knapp am Tor der deutschen Mannschaft vorbei ging. Das Schussverhältnis lag zu diesem Zeitpunkt bei 17:8 für das deutsche Team. In der 76. Minute zog Deulofeu in die Mitte und versuchte sich an einem Abschluss, aber der Ball wurde zur Ecke abgefälscht. Spanien erhöhte logischerweise den Druck, die Angriffe wurden gefährlicher, Deutschland ließ sich mitunter zu sehr in die Defensive drängen.

Mit Amiri für Gnabry brachte Kuntz neue Entlastung in der Offensive. Man merkte deutlich, dass die Kräfte bei einigen Spielern langsam nachlassen. Kurz darauf wurde Spanien offensiver, brachte Borja Mayoral für den defensiven Llorente. Deutschland wechselte ebenfalls in der 83. Minute, brachte den defensiven Kohr für Haberer. Mit Öztunali für Philipp brachte Stefan Kuntz erneut einen schnellen, dynamischen Spieler, der die Defensivreihe der Spanier weiter unter Druck setzen und vielleicht für Entlastung sorgen sollte. In einer zerfahrenen Schlussphase zeigte der französische Referee eine Nachspielzeit von 4 Minuten an. In diesen 4 Minuten konnten die Spanier nichts mehr nach vorne entwickeln, Deutschland gewann das Spiel mit 1:0 und wurde – durchaus verdient – Europameister!!

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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